Alaska! - 3: Durch die Wrangell - St. Elias Mountains

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assiliisoq

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Hi there!

Hier kommt nun der 3. und letzte Teil meiner Alaska-Trilogie.

Prolog.

Nachdem ich die Bären am Brooks River besucht habe und im Valley of Ten Thousand Smokes gewandert bin, geht es nun in den Wrangell-St.Elias NP.
Dieser ist sechsmal so groß wie der Yellowsone NP! 20,000 mi² Wildnis ohne Wege, Gipfelkreuze und Sessellifte
Hier findet man 9 der 16 höchsten Berge und die größte Gletscherkonzentration der USA.
Auch der höchste Berg Kanadas, Mt. Logan, steht hier "gleich um die Ecke".
Nicht, dass nachher jemand denkt, Alaska sieht aus wie eine riesengroße Wüste mit Vulkanen rundherum.


(Diese Karte habe ich abfotografiert von dem Reifen eines Buschfliegers - natürlich ohne die Punkte, Striche und Namen)


In diesem Nationalpark befinden sich ausnahmsweise zwei bewohnte Orte - denn sie sind älter als der NP.
Sie sind entstanden, als 1900 hier eines der reichsten Kupfervorkommen entdeckt wurde.
Zuerst entstand die Minensiedlung Kennicott, sie versorgte die Arbeiter mit Lebensmitteln, Kleidung, Krankenhaus, Schule, Tanz und Unterhaltung.
Gleichzeitig wuchs das wenige Kilometer entfernte Settlement McCarthy, ehemals Shushana Junction, ebenfalls zu einem Städtchen, das die Miner und Railroaders, rund 800 Menschen, mit Restaurants, Billard Halls, Hotels, Saloons, Newspapers, Shops, ... versorgte - sogar einen Photography shop gab es!
Für den Abtransport des Kupfererzes wurde eigens eine Bahntrasse gebaut. Sie führte 196 miles in den Küstenort Cordova.

Kiboko :hallo:

1938 musste die Mine geschlossen werden, da sie bei fallenden Kupferpreisen nicht mehr konkurrenzfähig war. Auch der Bahnverkehr wurde eingestellt.

Heute leben ganzjährig rund 20 Menschen in dieser Gegend.
Im Sommer ist hier ein wenig mehr Betrieb, wenn einige Touristen sich hierher verirren.

Man erreicht McCarthy heute über die McCarthy Road, eine Dirt Road, die in wechselhaftem Zustand ist. Autovermieter erlauben das Befahren dieser Straße in der Regel nicht. Rechts und links neben der Straße ragen ab und zu Eisenteile der alten Bahnanlagen in die Luft. Manchmal auch mitten in der Straße, da die Fahrbahndecke zum Teil einfach über die Trasse gekippt worden ist. Es wird sehr dringend empfohlen, Ersatzreifen mitzuführen!
Ein Politikum. Einige Einwohner setzen sich für das Asphaltieren der Straße ein, andere wehren sich dagegen - sie wollen ihre Ruhe behalten.

Um kurz nach 8 morgens holt mich John, unser Guide für die Tour, in Anchorage ab. Wir sammeln Sue und Wayne (beide aus Colorado) und Carine und Jan (aus Belgien) ein. Zu sechst machen wir uns auf den Weg in die Berge.
8 Stunden Fahrt, davon gefühlt die Hälfte auf den 58 mi /98 km der McCarthy Road.

Ein paar erste Bilder durch die Windschutzscheibe:








Dip netting in einem großen Fluss






Old Railway Bridge



Für eine Nacht quartieren wir uns in der Kennicott River Lodge ein.

Blick von der Lodge zur Old Mine



und zum Kennicott Glacier



Nach letzten Ausrüstungs-Checks gehen wir nach McCarthy hinüber zum Abendessen.
Die Straße endet am Kennicott River.
Mit dem Auto kann man nicht in das Dorf fahren (außer mit Sondergenehmigung), wir nehmen die Foot Bridge.
Ich komme mir vor wie in einem Western. Die Leute üblicherweise mit Cowboyhut oder undefinierbaren Kopfbedeckungen, unter denen lange, wilde Haare herausquellen. Statt Cowboystiefeln trägt man in Alaska allerdings praktischerweise Gummistiefel.
(Kein MR -> kein Bild hier. Von meinen Mitwanderern habe ich die ausdrückliche Erlaubnis, Bilder zu zeigen.)


Kennicott River


In McCarthy

Hotel


Outdoor-Laden



Airline Office



Saloon






Hier essen wir zu Abend (natürlich Salmon Burger ) und besprechen die bevorstehende Tour bei ein (oder zwei ...) Home Brew.

Sehr netter Laden, bei dem wir am Ende der Tour noch viel Spaß haben werden.

Morgen geht es in die Berge!
 
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Sehr interessant :up:. Und wieder so ganz anders als die beiden ersten Teile. Vielen, vielen Dank fürs Mitnehmen auf Deine Tour. :up:

Grüße Thomas
 
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Auf den Bericht und natürlich die Bilder freue ich mich sehr, da ich diese Gegend von Alaska leider nicht kennengelernt habe.
 
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Nach einem guten Frühstück finden wir uns am Flugplatz ein.
Er besteht aus einer Gravel-Piste, rechts und links davon parken einige Busch-Flieger.
Mit 6 Leuten und den Rucksäcken brauchen wir 2 Maschinen, um uns mitten in den Bergen absetzen zu lassen.
Ich fliege zuerst mit Wayne und den Rucksäcken in einem 4-Sitzer (= Pilot + 3).




Unsere Bear Spray Dosen werden sicherheitshalber außen ans Flugzeug getaped, wir bekommen große Kopfhörer mit Mikrofonen, um uns zu verständigen.
Letzte Anweisungen von John, was wir dort oben machen sollen, und vom Piloten, dann geht es los.
Ich mag diese kleinen Flugzeuge echt gerne!






Der Pilot benennt uns Berge und Flüsse, zeigt uns Seen und Gletscher, wir fliegen durch Schneewolken und um neblige Felsgipfel.
Leider sind die 20 Flugminuten viel zu schnell vorbei und wir setzen in einem Bergtal wieder auf.
Schnell entladen wir den Flieger, denn er muss wieder abheben, bevor der zweite kommt. Zwischen Bergen und Büschen ist nur Platz für ein Flugzeug.







Nun aber die Rucksäcke aufgesetzt und zurecht geschüttelt!
Endlich geht es los!
Weit ist unsere Strecke heute nicht.
Es geht durch einen Gürtel dichten Buschwerkes hinaus ins Reich der Beeren. Crowberries, Bear Berries, Blueberries - alle sind sie reif! Herrlich!
Dann geht es ein wenig im Geröll und Schutt weiter.




Schließlich erreichen wir einen wunderschönen See, umgeben von hohen Felsen auf der einen Seite und ein wenig Grün auf der anderen. Hier schlagen wir unsere Zelte auf.




Es ist noch recht früh, die Tage sind lang. Ich mache mich alleine noch ein wenig auf, um den See zu erkunden, und steige auf einen dieser Schuttberge.
Von hier oben habe ich einen schönen Blick hinunter auf unseren grünen See. Man muss schon sehr genau hinsehen, um die 4 Zelte dort unten zu erkennen.




Hier oben finde ich einen weiteren kleinen, grünen See. Im Hintergrund kann man schwach die vergletscherten Chugach Mountains erkennen.

 
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Am nächsten Morgen erklimmen wir bald den höchsten Punkt unserer Route.
Ich nehme meinen Rucksack als Stativ und mache ein Gipfelfoto.







Was mich hier zu Hause am Bildschirm erstaunt hat:
Wenn man mich gefragt hätte, wie denn das Wetter gewesen sei, hätte ich ganz klar geantwortet, wir hätten nur Sonne gehabt!
Auf den Bilder jedoch stelle ich fest, dass es doch überwiegend eine leichte, hohe Wolkenschicht gab, durch die die Sonne meist so gerade eben noch durchscheinen konnte. Zum Wandern war es sehr angenehm. Aber zum Fotografieren ist diese leichte Wolkendecke echt schwierig. Sie wirkt ziemlich grell, ist leicht ausgefressen, und der Kontrast zu den oft fast schwarzen Felsen ist enorm.
(Später brauchte ich dann doch noch meine Sonnencreme.)

Auf der anderen Seite des Passes ging es steil über Schutt und Blockfelder bergab.




Mich hat das Schneefeld angezogen. Eine Isomatte der alten Sorte ist ein großartiger Schlitten!

Unten laufen wir noch eine ganze Strecke durch dieses schöne, grüne Tal des Monahan Creek, immer auf der Suche nach der optimalen Route zwischen Geröll, Sumpf und dichtem Gebüsch.
Um uns herum pfeifen Murmeltiere.




Dort, wo der Ptarmigan Creek in den Monahan Creek mündet, schlagen wir unser Camp auf.
Da wir in Bärenland nicht in der Nähe der Zelte kochen, haben wir ein Kochzelt dabei, das wir bei ungemütlichem Wetter aufbauen können. Es hat keinen Boden, in der Mitte wird es von zwei zusammengebundenen Trekkingstöcken hochgehalten.
Heute schlagen wir es das erste Mal auf, denn es weht ein echt kalter Wind.
Das Tipi ist allerdings recht klein, und so kochen John und ich trotzdem draußen, solange es nicht regnet.
Die blauen Tonnen sind Bear Resistant Containers. Sie beinhalten alles, was die Bären interessieren könnte, und werden nachts noch einmal weiter weg in einer Felsspalte verstaut, zusammen mit Töpfen und anderen Küchenutensilien.




Allerdings gibt es hier Raubtiere ganz anderer Art:




Die lassen sich nicht so leicht austricksen.
Sie lieben Gummi, Stoff und Plastik und alles, wo Salz/Schweiß dran zu finden ist. Ein Innenzelt wurde unvorsichtigerweise nicht ganz geschlossen (nicht meines) - die kleinen Monster haben während unseres Kochens die Griffe der Trekkingstöcke und das Schweißband einer Kappe weggeknabbert und sich dann auf den Schlafsack gestürzt. Hier wurden sie glücklicherweise gestört und mussten ohne Nachtisch gehen...
 
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Endlich der dritte Teil! Einfach traumhaft

Ich hoere den Schrei des Reisepasses :winkgrin:

Und jetzt ab! Buch einen neuen Flug

Gruss

Martin
 
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Weiter geht es durch Bäche und Weidengebüsch und vorbei an vielen Beerensträuchern, deren Früchte zu einem nicht unerheblichen Teil meinen Vitaminbedarf gedeckt haben.




Lange sind wir über der Buschgrenze durch Blockfelder gewandert.
Wenn man das einmal raus hat, macht es richtig Spaß! Ich mochte das in Skandinavien schon immer gerne.








Wir gelangen auf einem Sattel in eine irgendwie surreal wirkende Landschaft.







Wir machen Pause und Carine und ich verschwinden mit unseren Kameras, um Bilder zu suchen.

Dieses über dem Wasser schwebende Schneefeld gefiel mir.

 
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@ Sylvia :

"Sehr netter Laden, bei dem wir am Ende der Tour noch viel Spaß haben werden."

Nicht zu fassen: Da waren wir auch und haben mit den Straßenbauarbeitern zusammen gesessen und Erfahrungen ausgetauscht. Irgendwo müssen noch (analoge - ist schon etwas her) Fotos sein, wie versucht wurde, einen LKW zu bergen, der auf der Straße im Graben gelandet war. Damals war die Fußgängerbrücke neu, eine Autobrücke gab es nicht und die Autos wurden im Winter übergesetzt, wenn der Fluss zugefroren war und die Eisdecke dick genug war. Wir standen mit dem Wohnmobil vor der Brücke.

Aber Du bist dran - mach bitte weiter - TOLL - DANKE !!!
 
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Nun haben wir zwei lange Tage vor uns und hoffen sehr auf gutes Wetter.

Es geht hinab zum Bremner Glacier.




Nebel zieht auf über dem kalten Gletscher.
Das verspricht eine zeitraubende und schwierige Navigation.
Über diesen Gletscher müssen wir hinüber.







Doch wir haben Glück!
Die Sonne ist stärker als die Kälte und löst die Bodenwolke auf, als wir am Eis ankommen.







Mich faszinieren immer wieder diese scheinbar bodenlosen, leuchtend blauen Wasserlöcher im Eis.




Wir erreichen die Randkluft und suchen uns einen Weg zwischen Berg, Geröll und Eis.




Sicher 80-100 m hoch sind hier die Eiswände an der Seite des Gletschers.
Es will sich leider niemand meiner Mitwanderer als Größenvergleich dort hinstellen ...




Kein Wunder. Ständig brechen Türme in sich zusammen oder Teile stürzen herunter. Es ist ein ständiges Knirschen und Knallen und Krachen.











(Foto: John)


Es ist wirklich sehr schwer, sich hier loszureißen und weiterzulaufen. Zu großartig ist es, einige Kilometer an dieser Eisfront entlang zu laufen.
Schließlich müssen wir jedoch in ein Seitental abbiegen.
 
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Wow! Ihr seid tatsächlich über den Gletscher - hattet ihr einen Führer dabei (John)? Sieht sehr eindrücklich aus! Lass den Schlussteil deiner Trilogie nicht zu schnell enden. :up:
Warum hattet ihr eigentlich Gamaschen an, gab es dort Schlangen, oder eher wegen dem Matsch?
 
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"Sehr netter Laden, bei dem wir am Ende der Tour noch viel Spaß haben werden."

Nicht zu fassen: Da waren wir auch ... Irgendwo müssen noch (analoge - ist schon etwas her) Fotos sein, ...

Wenn du die findest, Kay, die würden mich interessieren!
Kannst sie gerne mit hier reinwerfen oder mal zum Stammtisch mitbringen.



Danke, Daniel!
Ja, John war unser Guide.
Ich hatte mich für diesen Teil meiner Alaska-Reise über Expeditions Alaska einer kleinen Gruppe angeschlossen. Ausschlaggebend war u.a., dass ich zu wenig Erfahrungen habe in Gletscher-Dingen. Ich wollte aber in die Gletscher-Regionen.
Ich trage Gamaschen, weil ich nicht richtig laufen kann. Wenn ich keine lange Hose trage, die über die Schuhe reicht, dann schaufel ich mir bei jedem Schritt Steinchen hinten in die Stiefel. Das ist extrem lästig.
Außerdem läuft man hier sehr viel durch diese Zwerg-Bäumchen, kriechende Weiden und Birken. Die kratzen mit ihren harten Stämmchen ziemlich an den Beinen. Aber der Hauptgrund sind die Steinchen in den Schuhen.
Zecken habe ich keine gesehen.
 
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Während nach dem Kochen die anderen in ihren Zelten untertauchen, mache ich mich mit John noch einmal auf zu einer Erkundungstour.
Während wir unterwegs sind, kündigt sich ein wunderschöner Sonnenuntergang an.




Wir suchen uns einen sehr großen Felsen über einem Gletschersee, klettern hinauf, machen es uns gemütlich und genießen.
Hier oben dauern Sonnenuntergänge so schön lange!










 
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Am nächsten Morgen weckt mich die aufgehende Sonne und ich klettere, bevor die anderen aufstehen, noch einmal über eine andere Moräne.




Ich finde den Fluss, in den der Gletschersee entwässert, und eine wunderschöne Gletscherfront!
Ich hoffe und warte, dass irgendein Sonnenstrahl sie trifft.

 
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Ein interessanter Bericht mit tollen Bildern. :up: :up: :up:
Danke, dass du uns mit in diese schöne Gegend nimmst.
 
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Wieder liegt eine weitere Strecke vor uns.
Wieder haben wir so ein Glück mit dem Wetter!
Über grüne Wiesen geht es los.
Die sehen leichter zu laufen aus als sie für manchen sind.
Es ist sehr sumpfig und man muss konzentriert von Grasbüschel zu Grasbüschel, von einem trockenen Hügelchen zum nächsten steigen.
Wenn man einmal im Rhythmus ist, macht das richtig Spaß und man kann kaum anhalten. Genau wie in diesen riesigen Blockfeldern.
Flow nennt man das wohl.




Den Fluss dort unten haben wir als ersten von dreien heute schon gequert. Er war der Tiefste der Tour.
Alles bis zur Unterwäsche ausziehen und wasserdicht verpacken.
In Dreier-Teams durch das eisige Wasser.
Definitiv keine Möglichkeit zwischendurch ein Foto zu machen.




Richtig nass wurde ich jedoch erst, als ich immer wieder auf dem Bauch lag um dieses Cottongrass zu fotografieren.
Ich mag diese puscheligen Wollgräser zu gerne und kann einfach nicht an ihnen vorbeilaufen, ohne Bilder zu machen.
Auch wenn das Licht nicht immer so passt.










 
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Es ist ein herrlicher Tag und wir genießen ihn.
Liegen in der Sonne herum oder bouldern ein wenig.




Wir wandern an weiteren Gletschern vorbei.




Easy walking zwischen Moräne und Wiese.




Aussicht, Wetter, Leben genießen.




Blumen und Gletscher!










Und schließlich, oben in einer Bergmulde, zwischen Bach, See, Felsen und Schneefeldern, finden wir einen großartigen Platz für unsere vier Zelte!
Was für ein Ausblick!







Wir sehen auf Randausläufer des Bagley Icefield /Bagley Ice Valley, neben den Polgebieten das größte zusammenhängende Gletschereis-Gebiet der Welt, heißt es.
(Grönland scheint aus irgendeinem Grund nicht zu zählen, vielleicht weil es nicht alles Gletschergebiet ist.)
Der Mt. Hawkins gegenüber ist 3137 m hoch. Der Mount Saint Elias, 100 km nach OSO auf der Grenze zu Kanada, ist 5489 m hoch.
Damit ist er der zweithöchste Berg sowohl von Kanada als auch der USA.
Sein Gipfel ist nur 10 km (vertikal) von der Küste entfernt. Mit seinen Nachbarn bildet er die höchste Küstengebirgskette der Welt.
Das muss vom Meer aus großartig aussehen!
 
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Wenn du die findest, Kay, die würden mich interessieren!
Kannst sie gerne mit hier reinwerfen oder mal zum Stammtisch mitbringen. ...

Nur mal so :

"Euer" Hotel 2014:




Ma Johnson´s in 1998 (Die "Amerikanische" Pizza war riesig und legga):





Die Stühle stehen noch immer unverändert - die Straße blieb auch gleich !


Du machst weiter !
 
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Auf den letzten Bilder sieht man es schon: Eine dunkle Wolkenwand zieht über dem Bagley Icefield auf.
Am nächsten Tag regnet es. Es schüttet, es kübelt, es plästert.
Wir haben es nicht mehr weit. Unsere letzte Etappe sind noch einmal 3 Stunden bis in die Nähe des Air Strips, wo wir am nächsten Mittag mit den Buschpiloten verabredet sind.
Allerdings müssen wir noch einmal einen Gletscherarm queren, was bei dem Wetter nicht ganz so schön ist.

Die Gruppe beschließt, erst einmal abzuwarten, evtl. erst morgen früh zu gehen.
Ich mache mich trotz des Regens zu einer Tagestour auf. Dazu nehme ich allerdings nichts mit, nicht einmal den Fotoapparat. Das will schon was heißen.

Ich finde phantastische, trotz des Regens türkis leuchtende Seen, laufe über Schneefelder, klettere einen Geröllberg hoch, ... genieße den Tag trotzdem.

Am Nachmittag beschließen wir demokratisch, dass wir doch noch die Strecke laufen wollen. Das Wetter scheint sich nicht bessern zu wollen. Bei dem Regen werden die Gletscherpassagen, die sonst eigentlich sehr griffig sind, immer rutschiger. Die Bäche, durch die wir noch waten müssen, werden weiter steigen. Wer weiß, wie lange wir für den Weg dann tatsächlich brauchen werden.
Die Entscheidung war gut! Schon werden einige Passagen schwierig zu gehen, die Bäche werden mächtiger. Wasser steht in der Landschaft. Bald haben fast alle nasse Füße. Einige machen sich schon nicht mehr die Mühe auf Steinen über die Bäche zu springen, sie laufen einfach durch´s Wasser.

Am Ende sind wir alle froh, ohne Unfälle in der Nähe des Air Strips ankommen zu sein, und suchen Plätze für die Zelte. Es regnet immer noch. Am nächsten Morgen steht mein Zelt in einem kleinen See. Aber innen ist es trocken, soweit es mir gelungen ist, meine nassen Klamotten nicht ins Innenzelt tropfen zu lassen.

Können die Buschpiloten bei diesem Wetter überhaupt fliegen?
Wir haben Glück, dass die Wolkendecke hoch genug hängt, dass die Sicht darunter gut genug ist.
Eine Verbindung zum Piloten haben wir nicht. Verabredet ist at noon.
Eine halbe Stunde Fußmarsch ist es noch zur Landepiste.
Wir packen gerade in nur noch dollem Nieselregen unsere letzen Sachen zusammen, wollen auf jeden Fall rechtzeitig sein, da hört John einen Flugzeugmotor durch die Luft brummen, kurz darauf sehen wir die Maschine, die über uns hinweg fliegt. Es ist noch nicht einmal 10 Uhr! Ohne Rücksicht, wem was gehört, schnappen wir uns alles, was noch herumliegt, und rennen so gut es geht Richtung Landebahn. Ob er so früh kommt, weil er vielleicht später nicht mehr fliegen kann? John weiß, wenn man nicht pünktlich dort ist, und dann das Fliegen zu gefährlich wird, dann fliegt der auch einfach ohne uns wieder weg. Also Beine in die Hand genommen!

In Rekordzeit erreichen wir die Maschine. Eine kleine Gruppe Leute entlädt gerade ihr Gepäck. Sie wollen mal eine Nacht in den Bergen verbringen.

Der Pilot ist beeindruckt von unserem Tempo. Aber eigentlich kam er nur so früh, weil er noch eine kleine Wanderung zum nächsten Gletscher machen wollte ... Uff.



Dieser Flieger ist etwas größer, wir passen alle samt Gepäck hinein, wenn einer auf den Rucksäcken sitzt.

Richtung Tal wird das Wetter immer besser, in McCarthy ist es trocken.
Ohne Umwege überfallen wir das Roadside Potatohead. Eine große Portion, bitte!
Wie so viele Roadside Läden (Essen, Souvenirs, flea market, ...) besteht die Bude aus einem alten LKW, um den herum ein paar Bretterwände gestellt wurden.
Nach 10 Tagen Tütensuppe mit a) Couscous oder b) Kartoffelpü ist es immer eine nette Abwechslung, etwas anderes zu bekommen.
Aber, ganz ehrlich, auf Dauer könnte ich mit dieser amerikanischen Diät aus Pommes und Burgern (selbst in Restaurants) auch nicht glücklich werden.






Den Nachmittag verbringen wir damit, vor unserer Lodge unsere nassen Sachen zu trocknen, vor allem die Zelte.




Nebenbei spielen wir horseshoe throwing, bis um 6 die Bar in McCarthy öffnet.

Eigentlich wollte ich noch nach Kennicott, mir die alte Minenstadt ansehen, aber dazu komme ich gar nicht.
Nach dem Abendessen in McCarthy kommt es irgendwie, dass ich noch mit John im Office der Lodge sitze. Jamie und John beginnen Gitarre zu spielen. Brad erzählt, dass später noch im Saloon open music night sei. Da kann jeder Musik machen, der Lust hat. Zu viert röhren wir also noch mit seinem Quad nach McCarthy zurück und verbringen einen großen Teil der Nacht dort. Herrlich! Ein ziemlich zerzauster Kerl in Gummistiefeln macht mit seiner Gitarre und seinen Liedern ordentlich Stimmung. Eines der Mädels von der Bar wird überredet zu singen - was für eine gewaltige Stimme! Auch John spielt, alle singen mit! Es sind fast nur Einheimische hier, eine Bombenstimmung.
Leider habe ich die Kamera nicht dabei. Oder ist das gut so? Ich bin mittendrin, nicht Zuschauer.

Am nächsten Morgen müssen wir uns schweren Herzens auf den Rückweg nach Anchorage machen.

Ich bin mir ziemlich sicher: Das war nicht mein letzter Besuch in Alaska!




Ich habe eine großartige Zeit in Alaska verbringen dürfen!
Ich konnte sehr unterschiedliche Regionen kennen lernen.
Ich habe so viele wunderbare Menschen getroffen und einige sind zu Freunden geworden. Ich habe Einladungen im Winter wie im Sommer wiederzukommen - und möchte das auch unbedingt wahrnehmen!

An dieser Stelle einen ganz besonders herzlichen Dank auch an meine kleines Trekking-Team und besonders an John! Es hat sehr viel Spaß gemacht mit euch in den Bergen unterwegs zu sein!

Ich hoffe, mit meinen Bildern und Texten konnte ich euch einen kleinen Einblick geben in einen kleinen Teil von Alaska.

Vielen Dank für´s Anschauen!

Sylvia
 
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