Nach mehr als 3 Wochen und ca. 5.600 gefahrenen Kilometern war es soweit: Wir erreichten den Grenzort Bazargan und damit den Iran. Ohne Unfall (abgesehen von dem Kratzer bei Stuttgart), ohne Krankheiten, ohne Panne! Nicht zu übersehen ist die Erleichterung im Gesicht unserer Mutter. Die Grenzformalitäten dauerten eine gewisse Zeit. Sowieso habe ich in Erinnerung, dass mit jedem weiteren Grenzübertritt Richtung Südosten die Dauer des Prozederes zunahm. Wer weiß, wie lange es ohne die Tipps des Opas gedauert hätte. Als Regierungsdirektor in Bonn hatte er vielfältige Kontakte zu Diplomaten in aller Welt und uns zuvor den Kontakt zu einer Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Ankara vermittelt, die uns wichtige Papiere - die überwiegend unsere Fahrzeuge betrafen - ausstellen ließ.
(Beim Stichwort "Bazargan" komme ich nicht umhin, den Namen Mehdi Bazargan zu nennen. 1979 ernannte Ajatollah Khomeini ihn, einen Intellektuellen und moderaten islamischen Gelehrten, der schon unter Mossadegh wichtige Regierungsämter bekleidet hatte und unter Mohammad Reza Pahlawi mehrmals inhaftiert wurde, zum Premierminister einer Übergangsregierung. Im Zuge der Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Tehran legte er sein Amt nieder, da seiner Ansicht nach radikale Kleriker seine Regierung untergruben. Hinweisen möchte ich noch auf sein lesenswertes auch in deutscher Sprache mit einer Einleitung von Navid Kermani erhältliches Buch "Und Jesus ist sein Prophet. Der Koran und die Christen".)
Unser erstes Teilstück im Iran betrug nur ca. 20 Kilometer. Ich weiß noch, wie ich dachte: "Hier sieht es auch nicht anders aus als in der Ost-Türkei." Aber das betraf nur die Landschaft. Krass war der Wechsel von üblen Schotterpisten auf gut ausgebaute und neu asphaltierte Straßen. Auch die Ortschaften wirkten nicht mehr so ärmlich und auf uns nach den Tagen in Ostanatolien richtig modern. Im Städtchen Maku bezogen wir komfortable Zimmer in einem Tourist Inn, das noch heute existiert.
Unvergessen bleibt der erste Kontakt mit der persischen Küche ...................... nun ja, ........gewöhnungsbedürftig. Wahrscheinlich bestellten unsere Eltern aufs Geratewohl, da sie ja selbst auch keine Ahnung hatten. Eine hervorstechende Eigenheit dieser Küche ist, dass weniger mit Gewürzen, dafür mehr mit pikanten Kräutern gewürzt wird. Und so schmeckte uns Kindern das servierte "Kuku sabzi", eine Art Omelette mit vielen herben Kräutern, überhaupt nicht. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und seit langem wird in unserer Familie oft persisch gekocht, wenn wir uns wieder treffen. Jetzt sind wir Fans dieser Küche.