gerne, ich hoffe ich hole jetzt nicht zu weit aus: Die Brennweite wird ja meist als Brennweite im Kleinbild-Format angegeben. Ist der Sensor kleiner als dieses KB-Format, erhält man quasi lediglich einen Bildausschnitt. Dieser Auschnitt entspricht, wiederum umgerechnet auf KB, einer Brennweitenverlängerung (Crop-Faktor). Möchte ich mit einem kleineren Sensor ein Bildbereich erfassen, der z.B. 50mm bei KB entspricht, so muss ich die Brennweite entsprechend reduzieren. Ich denke, soweit erzähle ich nichts Neues.
Bei reduzierter Brennweite erhöht sich jedoch die Tiefenschärfe. Jeder kennt das - beim Weitwinkel ist meist von vorne bis hinten alles scharf, beim Tele ist der Schärfebereich reduziert.
Dieses Phänomen bleibt sensorgrößenunabhängig erhalten (jedenfalls zum Teil, dazu später mehr). Umgerechnet auf die Sensorgröße der Nikon 1 braucht man ein 18,5mm Objektiv, um KB-Äquivalente 50mm zu erreichen. Leider erhält man aber auch nur einen Tiefenschärfebereich eines 18,5mm Objektivs, also eine größere Tiefenschärfe. Genau wie man die Brennweite mit dem Cropfaktor (hier 2.7) multiplizieren muss, um auf KB-Äquivalenz zu kommen, kann man auch die Blende mit dem Cropfaktor multiplizieren, also 1.8 * 2.7 entspricht tiefenschärfemäßig einer Blende von 4.86.
Diese Werte sind allerdings nur ungefähre Anhaltspunkte, denn der Bereich absoluter Schärfe ist im Bild unendlich klein. Es gibt nur einen Punkt (bzw. eine Linie) im Bild, die scharf abgebildet wird. Ausgehend von dieser Linie bildet sich davor und dahinter ein Unschärfeverlauf. Bei kleinen Brennweiten ist der Verlauf flach ansteigend, bei größeren Brennweiten stärker ansteigend. Dass man real einen weitaus größeren Bereich als nur diese eine Linie als scharf wahrnimmt, hängt mit dem Betrachtungsabstand und der Auflösung des Auges zusammen.
Wenn man da jetzt ein wenig drauf rumdenkt kommt man schnell zu dem Schluss, dass die Tiefenschärfe eigentlich kleiner werden müsste wenn ich einen Bildauschnitt betrachte (also quasi reinzoome). Das ist auch der Fall, aber die Gegebenheit, eine kleinere Brennweite (und damit einen flacheren Verlauf der Unschärfe) wählen zu müssen, wiegt stärker als die eben genannte Tatsache, dass man einen Auschnitt, und damit auch die Unschärfekreise, vergrößert betrachtet.
Viele Grüße
Weide