Letzten Monat war ich auf dem Weg vom STAM (= Genter Stadtmuseum) zum Bahnhof Sint-Pietersstation, um die nächste Belgische Stadt zu erkunden. Da ich keinen Zeitdruck hatte und die tadellosen Züge alle paar Minuten fahren - und ich auch an keiner Kirche vorbeigehen kann - sah ich mir auch noch die Sint-Pauluskerk auf der Strecke an.
Als ich das Gotteshaus betrete, spielt eine an Lebensjahren reiche Dame auf einem Klavier vor dem Altar und hört sofort damit auf, als sie mich wahrnimmt. Da ich, als das personifizierte schlechte Gewissen, nicht sicher bin, ob fotografieren vielleicht verboten ist, nähere ich mich vorsichtig und trotz meiner bekannt schüchternen Art ergibt sich ein Gespräch.
Es stellt sich heraus, dass besagte, betagte Dame sehr gut Deutsch spricht, weil sie aus der Schweiz stammt und sie erzählt voller Stolz, dass sie die Witwe eines US-Jazz-Musikers sei.
Jazz ist nun tatsächlich jene Musikrichtung, bei der ich lieber schreiende Babys ertragen würde, die auf einer Schultafel kratzen, aber da kenne ich doch jemanden aus diesem Forum.....
Nun, als professionell misstrauischer Mensch suche ich sofort den genannten Namen '
Steve Lacy' auf Wikipedia und lese ihn laut vor. Meine Gesprächspartnerin ist hin und weg und bestätigt jeden Absatz. Der Artikel endet mit der Zeile 'Lacy hinterließ seine Ehefrau und enge Mitarbeiterin, die Schweizer Sängerin und Cellistin
Irène Aebi.' Ich lese auch diesen Eintrag über sie vor.
Sie bekommt große Augen und ist ganz gerührt, weil sie weder Internet nutzt, noch ein Smartphone besitzt. Noch mehr freut sie sich über meine Frage, ob ich von ihr ein paar Fotos machen darf - immerhin scheint sie ein Star zu sein - und genehmigt gerne die Veröffentlichung.
Es versteht sich von selbst, dass ich ihr die Prints am Postweg bereits zukommen habe lassen.
Um die ganze Story zu einem Ende zu bringen: Keine Ahnung, wie bekannt die beiden wirklich waren/sind, aber natürlich ist bei Jazz der Gedanke an
@jazzmasterphoto nicht fern und diese Widmung geht an Sven.