Ich hab ca. 13 Jahre lang auf meinem jeweiligen Heim-PC Linux gefahren und Windows nur in äussersten Notfällen benutzt. In der Zeit hat sich natürlich viel getan, was Benutzer- und Bedienungsfreundlichkeit angeht. Andererseits habe ich in der Anfangszeit soviel über Linux gelernt, dass ich mittlerweile im u.a. Linux/Unix-Bereich mein Geld verdiene - aber das nur am Rand.
Willst du Linux auf einem Desktop einsetzen, sollte die meiste Hardware ohne Probleme laufen. Leider gibt es Hardware-Hersteller (meistens von Peripheriegeräten), die keine Treiber für Linux entwickeln und auch nicht bereit sind, ihre Spezifikationen an die Linux-Entwickler freizugeben. Da gibt es dann oft nur nur rudimentäre Treiber, die nur eine eingeschränkte Funktionalität (im Vergleich zur Windows-Version) anbieten. Bei etwas gezielten Kauf ist das Problem aber nicht soo groß.
Allerdings gibt es trotzdem ein paar Einschränkungen - und sei es nur, dass du eine neue Frau kennenlernst und sie unbedingt über MSN mit dir chatten will. Da kommst du erstmal ganz schön ins schwitzen, bis du einen halbwegs kompatiblen Client gefunden und installiert hast, der auch die meisten aktuellen Features unterstützt. Aber es geht und mit ein wenig Biss (es ist ja für den guten Zweck und man ist auf der Seite der Guten
) bekommt man auch fast alles hin.
Anders sieht es im Notebook-Bereich aus. Dort hängt vieles von den passenden Treibern für die meist spezielle Notebook-Hardware ab. So gibt es kaum Notebooks, mit denen du unter Linux Suspend-to-RAM (Sleep-Modus) hinbekommst. Auch die WLAN-Anbindung kann manchmal zu einem Puzzle- und Geduldsspiel werden - besonders, wenn man sich in ein neues Netz einbuchen will. Das ist oft mehr als nervig.
Irgendwann ist mir das ganze Gefrickel mit Linux auf dem Notebook einfach auf den Geist gegangen und ich habe mir in einer spontanen Lustkaufaktion ein Apple MacBook Pro gekauft, d.h. ich habe Linux teilweise den Rücken gekehrt. Aber den Kauf habe ich nie bereut, da Mac OS einfach Spaß macht, die Soft- und Hardware einfach perfekt aufeinander abgestimmt sind und ich Programme nutzen kann (z.B. Lightroom und PS), die es für Linux einfach nicht gibt. Allerdings wäre ich nie umgestiegen, wenn nicht auch Mac OS auf ein - sagen wir - linuxähnliches Betriebssystem aufbauen würde. D.h., ich habe immer noch meine Kommandozeile und kann viele meiner Scripte, die ich unter Linux geschrieben habe, weiterbenutzen, ohne sie groß anzupassen. Perfekt :up:
Und bevor hier alle Linux-Nutzer entsetzt aufschreien: keine Sorge, ich habe zuhause noch mein altes Notebook unter Linux laufen und setze dieses als File-, Print-, Mail- und Web-Server ein. Was besseres gibt es einfach nicht.
Zusammengefasst: probier Linux aus, aber setz dir nicht gleich als Ziel, zu 100% umzusteigen. Linux ist in vielen Bereichen sicher besser als Windows, aber leider wird es von HW- und SW-Herstellern bei weitem nicht so unterstützt wie Windows. Und da kann man noch so viel
und die Welt ungerecht finden - irgendwann nervt es einfach. Und es ist auf Dauer dann doch anstrengend als besserer Mensch und Missionar durch die verdorbene Windows-Welt zu laufen und sich immer wieder mitleidig anlächeln zu lassen, weil irgendwas unter Linux nicht so läuft wie unter Windows. Und da hilft auch kein langer Vortrag, dass das nicht der Fehler von Linux ist, sondern der ungerechten Welt schuldet - für die meisten ist es ein K.O.-Kriterium gegen Linux.