Wie geht "gute" Bildkritik?

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luckyshot

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Ich würde hier gerne mal darüber diskutieren, wie sich die Allgemeinheit eine "gute" Bildkritik vorstellt…

Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto anonym einstellt und um Kritik bittet?
Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto einstellt ohne um Kritik zu bitten?
Erwartet Ihr von anderen, die Euere Bilder kritisieren, etwas anderes, als Ihr selbst schreibt?

Reicht ein – wie auch immer formuliertes – "find´ich gut" oder "find´ich nicht gut"?
Wird im Stillen ein Lob erwartet und bei Kritik oder Verbesserungsvorschlägen ist man enttäuscht?
Will man ehrliche Meinungen, oder liebevoll formulierte Lobhudelei?
Darf Kritik schonungslos offen und knallhart sein?
Wo endet das, wo beginnt Unhöflichkeit?
Ist die Wortwahl wichtig?
Gibt es Bilder, die für den Betrachter keinerlei positiven Aspekte haben, obwohl sie der Bildautor selbst vllt. gar nicht schlecht findet?
Sind Verbesserungsvorschläge ein wichtiges Element von Bildkritik?
Muss ein Verbesserungsvorschlag vom Bildautor angenommen werden?
Kann man über Bilder diskutieren, ohne emotional zu werden?
usw.

Ich selbst bin Kritik seit meiner Ausbildung gewohnt. Während der Ausbildung von Dozenten, Kommilitonen und Prüfungskommissionen, später von den Fotografen für die ich gearbeitet habe und immer wieder von meinen Kunden. Ich habe jede Form von Kritik erfahren und habe gelernt, damit umzugehen. Ich habe aber auch meine eigene Meinung entwickelt, wie gute Bildkritik auszusehen hat.

Aber dazu später, jetzt freue ich mich auf erstmal Euere Ansichten… ;)
 
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Die "schönste Kritik" welche ich je bekommen habe für ein Bild war:

"Sam, das kannst Du besser ..."

Ansonsten - auch wenn ich negativ Kritik wenig erhalte, bin ich für eine offene und ehrliche Kritik. Am schönsten ist es immer noch, wenn jemand sagt, wie er es anders gemacht hätte und warum.

Das Bild von Helmut im Thread "Andacht" finde ich ein gutes Niveau von "Diskussion" ...

Und im Übrigen merke ich aber auch immer wieder, dass zwar viel über Farbe, Schärfe, Kontrast usw. diskutiert wird. Wenig aber über die Bildgestaltung ... Und das wäre ja für mich ein zentraler Punkt in der Fotografie, auch in der Malerei ...:)
 
Kommentar
"gute" Bildkritik wird von jedem Fotografen und Betrachter anders empfunden....

1. Für mich ist es wichtig klar und direkt zu sein! (verträgt aber nicht jeder)

2. Jeder Vorschlag an Änderungen sollte genau begründet werden.

3. Wichtig ist es nicht nur die "Fehler" zu erklären, sondern auch die Punkte, die "richtig" sind...nur so kann der Lernprozess auch stattfinden.

Grüße,
Jan
 
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(Video nicht mehr verfügbar)


Gilt sinngemäß auch für Bildkritik … :cool:



Sam hat ja schon den wichtigen Aspekt Bildgestaltung genannt,
Jan die Wege der Vermittlung …

Ich ergänze um das (für mich) Wesentliche: Emotionen …, die
im Zweifel technische und gestalterische Mängel heilen.
 
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Moin

spätestens seit dem Internet...und entsprechendne Fotoforen....
kann es KEINE ordentliche Bildkritik mehr geben :cool:

ich habe bekanntlich ausgebildet und ich hatte über 100 Schulkpraktikanten,
die alle>>> noch nicht "fotografieversaut" waren...

aber fast alle sofort verstanden das Bilder/Kiritk nie demokratisch sein kann :up:

in allen Fällen haben wir es mit Weicheiern bis zu harten Knochen zu tun....
dazu mit völlig unterschiedlichen Vorbildungen und Absichten und Ansprüchen...

da ist es nur logisch das 10 Kritiker gleich mit 30 Meinungen daher kommen :p

wenn es dann ständig darum geht> Regeln zu brechen die gar nicht vorhanden sind....oder
noch schöner, man sich selbst neue Regeln auferlegt, obwohl das Forum Regeln vorgibt(schönste Portraits!)
dann kann da nur noch Eintopf rauskommen :heul:

Ich selbst bin Kritik seit meiner Ausbildung gewohnt. Während der Ausbildung von Dozenten, Kommilitonen und Prüfungskommissionen, später von den Fotografen für die ich gearbeitet habe und immer wieder von meinen Kunden. Ich habe jede Form von Kritik erfahren und habe gelernt, damit umzugehen. Ich habe aber auch meine eigene Meinung entwickelt, wie gute Bildkritik auszusehen hat.

hier bin ich klar bei Bernd...habe ja einen fast gleichen Werdegang, bin ganz andere Kritik gewohnt....
konnte aber auch feststellen das mancher Kritiker(Kunde)....
"ohne Frühstück" nur dummes Zeugs von sich gab...nach dem Frühstück, die Fahne anders wehen lies...:fahne:

es unterscheidet sich also die Bildpraxis, also die Realität im richtigem Leben....
erheblich von ausgelatschten Forenkulturen....

wenn man die Leute hier kennt...vom Stammtisch....kann man ganz anders damit umgehen und reagieren :up:

weil das nun so ist...liebe ich nach wie vor die ARTE TV Serie Masterclass mit O.Toscani....
der hat immer Klartext geredet, die jungen Wilden erstmal einen Kopf kleiner gemacht und>>>
ganz wichtig, sie neu aufgebaut :up::D:cool:

das aber wollen sich viele(die meisten) hier nicht antun...Konflikte sind vorprogrammiert :p
Mfg gpo
 
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Ich halte mich (ungern, aber regelmässig) zurück. Ein "gut gesehen" oder "tolles Photo" ist vollkommen belanglos und bringt nix. Ein "hässlich" oder "was soll das?" wird oft nicht zugelassen, weil man negativen Meinungen keinen Ausdruck verleihen darf - es könnte sich ja Jemand verletzt fühlen.

Wenn Du keine negative Kritik verträgst, stell deine Bilder halt nicht zur Schau!

Was erwarten die Leute? Automatischen Kniefall, egal wie wenig ansprechend ihr Bild ist? Maximal Anregungen für zarte Veränderungen oder "Alternativvorschläge" weil es ja nix zu verbessern gibt? Weil der Begriff "verbessern" schon beinhaltet, dass etwas subobtimal oder womöglich schlecht ist?

Die Gepflogenheiten des Forums erzwingen bei einer vernünftigen Bildkritik Worte mit vielen Silben und sehr lange Sätze. Das ist mir kaum ein Bild Wert. Und ausserdem bin ich auch selten kompetent genug, um qualifiziert zu urteilen. Persönlich kann ich mit Kritik umgehen, die verständlich formuliert ist und auf einen erkennbaren Punkt hinweist. Das ist natürlich noch unbewiesen, weil alle meine Bilder perfekt sind und daher keinerlei Kritik bedürfen.

Ich bin ein totales Genie, und Alles was ich mache und sage ist so dermassen weise und seiner Zeit voraus, dass ich es manchmal selbst nicht verstehe.
 
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Ich bin ja totaler Neuling bei der Fotografie (und hier) und geb' mal meine Meinung dazu ab, weil ich gerne interessiert lese, was andere über Fotos Anderer so loslassen. :D

Ein Foto besteht immer aus zwei Teilen: einem künstlerischen/kreativen Teil; der Ersteller hat sich irgendwas dabei gedacht oder findet ein Motiv schön - daran ist nichts zu kritisieren, denn über Geschmack läßt sich nicht streiten!

Der andere Teil ist der handwerkliche Bereich: Darstellung, Farben, Motivauswahl, Schnitt usw.

...Reicht ein – wie auch immer formuliertes – "find´ich gut" oder "find´ich nicht gut"?
Ja, wenn es sich um ein einfaches Zeigen handelt. Dann kann man sich daran erfreuen, daß andere den eigenen Geschmack teilen.

Auf keinen Fall, wenn jemand explizit um Kritik bittet - dann hilft ein einfaches "find' ich gut'" wenig und man muß auf andere kritische Meinungen warten.

...Wird im Stillen ein Lob erwartet und bei Kritik oder Verbesserungsvorschlägen ist man enttäuscht?
Will man ehrliche Meinungen, oder liebevoll formulierte Lobhudelei?
Das kann nur derjenige beantworten, der ein Foto einstellt!

Darf Kritik schonungslos offen und knallhart sein? Wo endet das, wo beginnt Unhöflichkeit? Ist die Wortwahl wichtig?
Kritik darf mM. nach schon direkt und offen sein. Allerdings muß es nicht persönlich werden und hier spielt die Wortwahl selbstverständlich eine Rolle.

"Wie kannst Du nur so blöd sein, das Foto so einzustellen? Das sieht doch jeder Idiot, daß es nicht ausgerichtet ist!" ist sicherlich fehl am Platz. Schließlich möchte niemand öffentlich niedergemacht werden, sondern erfahren, was gut ist und was man besser machen kann.

Ich würde vorschlagen, einem "kritischen" Foto ggfs. zusätzliche Informationen zur Intention hinzufügen, weil man dann erfährt, was das Foto aussagen soll.

Ein typisches Beispiel wäre das hier: anonymes Bild Nr. 371

Hier kann man handwerklich evtl. auf das eine oder andere hinweisen, aber das Motiv an sich ist mE. erklärungswürdig!
 
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Vielen Dank für das Eröffnen dieses Threads! Das Thema liegt mir sehr am Herzen.

Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto anonym einstellt und um Kritik bittet?
Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto einstellt ohne um Kritik zu bitten?

Das macht für mich persönlich keinen Unterschied. Gleichwohl finde ich es gut, dass es hier die Möglichkeit gibt, Bilder anonym zur Kritik zu stellen, um die eventuellen persönlichen Zu- oder Abneigungen der Kritiker zum Fotografen auszuschließen.

Ich freue mich immer über Kritik an meinen Bildern, denn sie hat mich in meiner Fotografie sehr weitergebracht - und ich bin noch lange, lange, nicht am Ende der Lernkurve angelangt.

In jedem Falle freue ich mich über eine Kritik, der ich anmerke, dass der Kritiker sich mit meinem Bild beschäftigt hat. Egal, wie der Kommentar ausfällt: für die Zeit, die jemand aufgebracht hat, mein Bild zu betrachten und seine Kritik in Worte zu fassen, bin ich dankbar. Und solche Kritik kann ich auch gut annehmen. Besser jedenfalls als sowohl ein schnell hingewischtes "gehört in den Papierkorb" als auch genauso ein "WOW-tolles Bild!!!"

Erwartet Ihr von anderen, die Euere Bilder kritisieren, etwas anderes, als Ihr selbst schreibt?

Nein. Ich erwarte grundsätzlich nichts. Sonst müsste ich die Kritiker ja einzeln durch einen Qualitätsprozess filtern und diejenigen auswählen, die die Ehre haben, mein Bild kritisieren zu dürfen - das geht ja mal gar nicht! :eek:

Jeder Kritiker schreibt auf Grundlage seiner Kenntnisse und Fähigkeiten. Manch einer ist hier und da ungeübt, z.B. im kritisieren oder im formulieren. Chapeau, wenn er sich dennoch die Zeit nimmt und sich traut! Andere haben das schon 100mal gemacht und machen sich trotzdem weiter die Mühe. Das plus die Tatsache, dass uns in der Internetkommunikation wichtige Signale wie Mimik und Gestik zum Gesamteindruck fehlen, lässt mich eine Kritik grundsätzlich zweimal lesen. Ich versuche zu erfassen, welcher Inhalt rübergebracht werden soll, unabhängig von der Form. Das ist manchmal einfach, manchmal nicht. Aber eben bitte jeder so, wie er kann. Und umso schöner, wenn sich daraus ein Dialog entwickelt.

Die anderen Fragen auch noch aus meiner persönlichen Sicht beantwortet, aber jetzt werden die Sätze kürzer, versprochen ;)

Reicht ein – wie auch immer formuliertes – "find´ich gut" oder "find´ich nicht gut"?
Nein. Ohne Begründung kann ich nichts lernen. Für solche knappen Aussagen reicht mir auch die Thanks-Funktion.

Wird im Stillen ein Lob erwartet und bei Kritik oder Verbesserungsvorschlägen ist man enttäuscht?
Nein.

Will man ehrliche Meinungen, oder liebevoll formulierte Lobhudelei?
Ich möchte ehrliche Meinungen.

Darf Kritik schonungslos offen und knallhart sein?
Darf schon. Ich finde es allerdings geschickt, wenn es einem gegeben ist, klar und deutlich zu antworten, ohne Ohrfeigen zu verteilen. Die Akzeptanz beim Bildautoren ist dann einfach höher. Mancher Kritiker dürfte sich gelegentlich schon mal fragen, welches Ziel er eigentlich hat: zur Eigendarstellung möglichst knallhart rüberzukommen oder dem Bildautoren konstruktive Kritik zu geben.

Wo endet das, wo beginnt Unhöflichkeit? Ist die Wortwahl wichtig?
Die Wortwahl ist wichtig. Unhöflichkeit lässt sich vermeiden, wenn ich als Kritiker auch sprachlich klar mache, dass das meine Meinung (eine von vielen) ist. Also nicht: "Dein Bild ist ja sowas von Mist. Wie konntest Du das nur aufnehmen?" Sondern "Ich finde Dein Bild grottenschlecht, weil ...."
Persönliche Angriffe müssen natürlich vermieden werden. Sowohl Kritiker als auch Bildautor müssen sich imho immer darüber im Klaren sein, dass hier das Bild kritisiert wird und nicht der Fotograf.

Gibt es Bilder, die für den Betrachter keinerlei positiven Aspekte haben, obwohl sie der Bildautor selbst vllt. gar nicht schlecht findet?
Ja, solche hab ich schon gesehen.

Sind Verbesserungsvorschläge ein wichtiges Element von Bildkritik?
Unbedingt!

Muss ein Verbesserungsvorschlag vom Bildautor angenommen werden?
Nein! Es ist ein Vorschlag, der bedacht und angenommen oder verworfen werden kann.

Kann man über Bilder diskutieren, ohne emotional zu werden?

Emotional im Sinne von in der Wortwahl ausfallend werden: ja, das kann man einfach lassen.
Emotional im Sinne der Beurteilung des Bildes: nein, wenn das Bild Emotionen auslöst. Die meisten Bilder tun mir das an ;) Deswegen ist meine Kritik in dem Part, in dem es darum geht, wie das Bild in seiner Gesamtheit auf mich wirkt, natürlich emotional.

Ich freue mich auf die weitere Diskussion! Und wenn ich jetzt nicht aufhöre zu schreiben, bin ich morgen früh noch dran :)
 
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Nauterlich freu ich mich über:
hey cool, oder tolles Foto.
Aber bringts mir was.
Neulich sagte mir ein Fotograf in einer Situation:
ja sehr gut so.
Meine Reaktion drauf war:
"Ist ja langweilig. Nix zu meckern?"
Warum?
Weil mir das sonst nix bringt.

Auch hier gibts, wenn auch wie ich finde viel zu selten, ein
"Was soll das?" bei meinen Bildern.
Ich muss ja noch nicht mal mit dem Kritiker einer Meinung sein.
Aber es zeigt mir doch auf, dass man es anders sehen kann.

Andererseits hab ich Hemmung bei nem Scheissfoto auch "Scheissfoto" zu sagen. Man will ja irgendwie keinem richtig auf die Füße treten.
Zumindest will ich das bei den meisten Mitspielern hier nicht.

Also, wenn jemand was an meinen Fotos zu "meckern" hat, ruhig raus mit der Sprache.

Gruß
Jürgen
 
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Ich gehöre ja zu den Wenige-Fotos-ins-Forum-Stellern, aber trotzdem darf und soll Kritik an meinen Fotos offen und ehrlich sein. Wenn ich es für notwendig halte, kann ich mich doch immer noch wehren oder rechtfertigen.
 
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Gerne würde ich noch etwas weiter ausholen, auch wenn ich mich vermutlich dann in die Nessel setze:

Selbst seit Jahren als Ausbildner tätig - nicht im fotografischen Geschäft - aber in Führungs-, Team- und Konfliktbereich in der Erwachsenenbildung. Gleichzeitig bin ich aber auch tätig im Einzel- wie im Gruppencoaching und in der Kaderausbildung.

Wir haben es hier, im Forum wie auch in der Fotografie wie auch überall sonst mit verschiedenen Ebenen zu tun. Alles über einen Zaun brechen dient der Sache nicht. Ich spreche im Folgenden von mir und meinen Erfahrungen und meiner Fotografie.

1. Sehen und Sehgewohnheiten
Die Welt um mich bietet rein physikalisch schon wesentlich mehr Pixel als ich es rein biologisch wahrnehmen kann (Netzhaut). Somit ist mein Sehen bereits - objektiv betrachtet - nicht mehr objektiv.
Meine Sehgewohnheiten sind nebst dem biologischen Faktor aber auch abhängig von meinen mir antrainierten Sehgewohnheiten. Diese können bewusst aber auch oft sehr unbewusst sein.

2. Fotografie
Fotografie wie auch die bildende Kunst aber auch die musikalische Kunst setzt Dinge voraus. Barock war Barock, eine Sinfonie hatte aus drei Sätzen zu bestehen und all' das hielt, bis es sich änderte. Der Knatsch ob in Opern und Oratorien mit Rezitativen gearbeitet wird oder nicht dauerte Jahrzehnte.
Fotografie setzt auch Regeln oder vielmehr vorgaben, welche sich einerseits auf die biologischen Gegebenheiten des Menschen stützt, andererseits aber auch auf die "gesellschaftliche Akzeptanz".

3. Emotionen
Emotionen sind immer stärker als der Verstand. Das war schon immer so, so sind wir gebaut. Emotionen werden dem Menschen aber nicht in die Wiege gelegt - bis auf ein paar "Uremotionen", sondern sind das Produkt des eigenen Erleben und die Verarbeitung daraus. Oft bewusst, oft unbewusst. In der "Traumatologie" sieht man das schön. So kann ein Bild oder eine Musik oder ein Satz eine längst vergangene Emotion auslösen und sie vom Empfinden her so greifbar machen, als fände sie erneut statt. Ich habe - nicht in dieser Intensität oder Dramatik - bei meinen Bildern aus Amerika oder Neuseeland solche Erfahrungen gemacht.

4. Meine Fotografie und das Forum
Fotografieren tue ich freiwillig. Ich habe als in keinem "Markt" zu bestehen. In meinem Beruf bin ich aber auch denselben "Zwängen" resp. "Erwartungen" ausgesetzt wie jeder andere auch. Dabei versuche ich das Beste zu geben, plädiere aber auch immer mir selbst gegenüber wie dem Umfeld auch, die 80/20 Regel zu proklamieren: 80% läuft gut, 20% wäre Ausbau fähig. :)
Fotografie ist für mich seid Jahren nur noch eine emotionale Angelegenheit. Mittlerweile bin ich vermutlich soweit, dass ich vor dem Eiffelturm stehen könnte und von ihm kein Bild machen, wenn er mich nicht berühren würde (auf irgend welche Weise).
Wenn ich aber fotografieren würde, um viele Thanks und viel Zuneigung hier abzuholen, dann könnte ich das auch nicht. Jede Kritik freut mich, jeder Daumen oder Sterne oder was auch immer.

5. Fotografie und Öffentlichkeit
Wenn ich also professionell fotografiere, also mein Produkt Fotografie verkaufen muss, dann unterliege ich andern Gesetzmäßigkeiten. Selbst dann, wenn ich es als "Kunst" vermarkte (möchte noch hinzufügen, dass ich noch keinen roten Heller für eins meiner Bilder verlangt habe oder bekommen habe ...:)). Hier gehört es zum Job, dass ich mich positioniere. Eine Auftraggeberin hat mir einmal gesagt, dass sie mich nicht bezahlen würde für das was ich nicht könne. Aber sie würde mich schaurig gerne bezahlen, für das was ich ausgezeichnet könne.
Wenn ich also hier ein Bild einstelle, seien Bilder von Reisen oder Naturbilder oder was auch immer, dann "spielen" wir hier in einer andern Liga. Dann geht es weniger darum die "professionelle Latte" zu setzen als vielmehr mit der Grundlage welche gefragt ist. Ich würde zum Beispiel kaum Auftragsfotografie machen können. Da kommt mir mein Quergeist gehörig in den Weg...:)

6 Fotografie und Persönlichkeit
Letztlich sind es trotzdem nur Menschen, welche hinter der Kamera stehen. Eine "eigene Bildsprache" hat letztlich jeder, aber nicht jeder hat dieselbe Intension sich dessen bewusst zu machen oder sie zu optimieren. Oft ist es aber auch so, dass der Hobbygärtner mehr Dünger unter sein Gemüse mischt als der Gemüsebauer, welcher davon lebt.

7. Emotion und Bild
Grundsätzlich sind wir von Musik und Bildern komplett überfordert. Musik rieselt überall, Bilder sehen wir überall. Licht und Schatten sehe wir Tag und Nacht und im Grunde genommen wird es zunehmend schwieriger für den Menschen mit all den äusseren Reizen umzugehen. Es fällt schwer sich in Themen einzugeben, oder zumindest freiwillig, weil wir tagsüber schon dermassen gefordert werden.
Ob ein Bild auf mich emotional wirkt, oder bei mir Emotionen auslöst hängt stark von meinem Hintergrund ab, so wie ich ihn in Punkt 3 beschrieben habe. In meiner Beratertätigkeit muss ich aber aber soweit gehen können, dass Erlebtes welches mir fremd ist, auch emotional und/oder belastend sein kann. Das muss ich hier nicht. Hier im Forum muss ich das nicht. Wenn mich ein Bild nicht berührt, weil ich es emotional nach voll ziehen kann oder bei mir Emotionen auslöst, kann ich es stehen lassen als ein "technisch gutes oder schlechtes" Bild. Ehrlicher wäre dann zu sagen, es gefällt mir einfach nicht oder ich kann nichts damit anfangen.

8. Ich und das Forum
Ich bin nicht der Meinung, dass Kritik hier im Forum oder generell im Internet nicht möglich ist. Aber ich glaube auch dass es sehr schwer ist, "Kritik" angemessen und Adressaten gerecht zu formulieren. Das hat nicht nur mit dem Kritikgeber zu tun sondern auch mit dem Kritikempfänger. Dass es hier und anderswo immer etwas oberflächlicher zu und her geht liegt meiner Meinung nach in der Sache der Natur.
Ich schätze daher einige vertiefte Kontakte zu verschiedenen Usern von Euch. Hie und da eine PN über ein Bild, ein Nachfragen, etwas persönliches, das klärt schon viel. Es macht mein Bild nicht besser und nicht schlechter, aber es ermöglicht allenfalls für mich ein Weiterkommen.
Das Bild neulich von Johannes, "Bodyguards", hat mich emotional erwischt. Und ich hatte, wider seinem Titel, eine komplett andere Assoziation zu diesem Bild. Sie war sofort da, ich musst nicht lange studieren. Es dauerte einfach eine Weile, bis ich es formulieren konnte.

9. Zusammenfassung
Es wäre wohl zu ambitiös mittels eines Forums zu einem "Künstler" zu werden. Dennoch glaube ich nach wie vor, dass es gerade das NF über all die Jahre - und damit meine ich die User - geschafft hat, ein stabiles doch recht hohes Niveau an Fotografie zu halten. Es wäre vermessen und irrtümlich zu glauben, das NF (viele Foren) zu einer Kunstgalerie zu machen mit seitenlangen wortgewaltigen Exzessen über Bild und Kunst. Das meine ich, ist ja weder das Ziel noch die Absicht hier.
Entsprechend dem ist Kritik oder die Kritikfähigkeit von und an Usern auch in Relation dazu zu setzen. Dennoch bin ich überzeugt, dass man hier sehr viel lernen kann, dass die vielfältigen und vielseitigen Sichtweisen hier sehr inspirierend sind und oft hoch spannend. Aber nebst dem ist es eben auch oft entspannend und amüsant. Und vor allem eines ist es ganz bestimmt: menschlich und wenig abgehoben ... und das ist doch schon sehr erholsam nebst der anspruchsvollen Arbeitswelt ...:)
 
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Ich gehöre ja zu den Wenige-Fotos-ins-Forum-Stellern, aber trotzdem darf und soll Kritik an meinen Fotos offen und ehrlich sein. Wenn ich es für notwendig halte, kann ich mich doch immer noch wehren oder rechtfertigen.

Stimmt schon, Rolf. Aber ich finde, das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, sollte keiner haben. Es geht ja nicht darum, einen allgemeingültigen Konsens zu finden. Man darf aber guten Gewissens und ganz locker sagen: "Mit Deiner Kritik kann ich nichts anfangen, weil..." oder "Danke für Deine Kritik. Ich nehme Deinen Vorschlag aber nicht an, weil ..."
 
Kommentar
wenn Jemand Bilder einstellt und noch dazu frägt "gibt es was dazu zu sagen". Dann gebe ich meine ehrliche Meinung dazu. Nach 40 jährige Zugehörigkeit eines Foto Klubs und etliche Jurierungen habe ich aus diese Erfahrungen gelernt, was wichtig ist für "Gute u. Aussagekräftige Bilder". Selbstverständlich sollte Thema u. Zweck schon vor der Aufnahme geklärt sein. Manchmal kommt Kritik HART AN. In der Regel ist diese Kritik nicht PERSÖNLICH gemeint. Wir sprechen hier über das BILD. Auch ich hatte nach harter Kritik ein langes Gesicht gemacht. Aber nachdenken warum hat derjenige das gesagt, brachte mir die Erkenntnis, er hat recht.


Gruß Warner
 
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Gute Bildkritik unterscheide ich nicht von den Anforderungen an Kritik im Leben überhaupt.

Hier im Forum ist ein Unterschied - wie Gerd (gpox) schrieb - insofern, dass man sich oft nicht/nicht richtig kennt. Ob man sich am Stammtisch richtig kennt, ist eine Frage, die ich hier nicht diskutieren will, man kann aber mit Frozeleien besser umgehen, kann Mimik und Gestik deuten.
 
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Interessantes Thema, Bernd! Das wie ich finde, zu selten hier angesprochen wird...
Ich habe den Eindruck, dass es in diesem Forum eine Art Tabu ist, in Reisethreads, etc. zu kritisieren. Dort gibt es Thanks, Däumchen und wohlwollende Kommentare. Bitte versteht mich nicht falsch, ich freue mich über jeden Bericht und Kommentare ungemein (sei es im eigenen oder von jemand anderem), aber die ein oder andere Kritik würde ich gern lesen - es traut sich bloß kaum jemand, da die Forenregeln hier anderes meinen. Im DSLR-Forum ist Kritik in jedem Thread erwünscht und wird häufig angebracht.
Aus diesem Grund finde ich Flickr, FC und Co. auch total langweilig. Außer "supershot" und "awesome" erhalte ich keinerlei Input.

Insofern wünsche ich mir mehr Kritik und bringe sie auch gern im Bilderforum an, weiß aber oft nicht, ob es dem ein oder anderen auf den Keks geht?

Ich bin dabei vielleicht mein größter Kritiker - es gibt wohl kein Bild, das mir bis ins Letzte gefällt - es gibt immer etwas zu feilen und verbessern, und seien es Nuancen. Und ich bin mir sicher, dass man durch konstruktive Kritik am besten lernt... denn die lässt sich immer anbringen, an jedem Bild. ;)
 
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Ich bin dabei vielleicht mein größter Kritiker - es gibt wohl kein Bild, das mir bis ins Letzte gefällt - es gibt immer etwas zu feilen und verbessern, und seien es Nuancen. Und ich bin mir sicher, dass man durch konstruktive Kritik am besten lernt... denn die lässt sich immer anbringen, an jedem Bild. ;)

Grundsätzlich einverstanden, Daniel. Aber ist es nicht so, dass ich auch einfach geniessen darf. Ohne Kritik, ohne mich gedrängt zu fühlen auf Nuancen hinweisen zu müssen...? Kann ich - und gerade bei deinen fantastischen "Reisethreads" einfach die Bilder geniessen und mir zu sagen, sie sind so perfekt wie sie sind ... oder bin dann erst dann ein "gutes Gegenüber", wenn ich ein "Haar in der Suppe" finde ...:). Mir genügt das, gerade weil ich nicht sehr viel - aus verschiedenen Gründen - reisen kann.

Kann ich mich der Musik nicht einfach hingeben und sagen, das war wunderbar. Punkt. Der Musiker würde vielleicht sagen, bei Takt 24 hat die Klarinette nicht sauber eingesetzt usw.... Mir als Zuhörer, höre das nicht. Und ich hatte trotzdem einen wunderbaren Abend ... ;):)
 
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Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto anonym einstellt und um Kritik bittet?

Erst einmal würde ich mir wünschen, dass Leute, die zu dem Bild nichts zu sagen haben, sich Kommentare wie "Toll" oder "Mist, kann in die Tonne" ersparen. Bringt niemandem was, wenn es nicht begründet ist. Dann würde ich mir natürlich wünschen, dass User etwas zu dem Bild sagen, die in der Thematik zuhause sind. Das schließt alle anderen, die eine begründete Meinung haben, nicht aus. Aber wenn Du mich fragst, was ich lesen wollen würde, dann gerne Meinungen von Kennern auf dem Gebiet. Ich bin wissbegierig, aber muss auch gestehen, dass ich eine Tendenz dazu habe, Kritik von "Vorbildern" eher anzunehmen.

Was würdet Ihr erwarten, was würdet Ihr lesen wollen, wenn Ihr ein eigenes Foto einstellt ohne um Kritik zu bitten?
Wenn ich nicht ausdrücklich um Kritik bitte, dann soll das Photo im Kontext des Threads behandelt werden. Hier hat meiner Meinung nach der Threadstarter die Hoheit darüber, wie Bilder in seinem Thema behandelt werden sollen. Schade finde ich z.B. wie die Threads "Zeigt her Eure schönsten..." dazu verkommt, tausende von durchschnittlichen Bildern aus den genannten Themengebieten zu sammeln. Da schließe ich mich selbst nicht aus, aber es fehlt halt jemand, der auf die Einhaltung definierter Qualitätsstandards achtet.

Erwartet Ihr von anderen, die Euere Bilder kritisieren, etwas anderes, als Ihr selbst schreibt?
Ich erwarte nichts, wünsche mir aber fundierte und begründete Kommentare. Umgekehrt versuche ich das genauso zu leisten.

Reicht ein – wie auch immer formuliertes – "find´ich gut" oder "find´ich nicht gut"?
Nö, dazu gips die Däumchen und Thanks.

Wird im Stillen ein Lob erwartet und bei Kritik oder Verbesserungsvorschlägen ist man enttäuscht?
Erwartet würde ich nicht sagen, aber Lob fühlt sich besser an als Kritik.

Will man ehrliche Meinungen, oder liebevoll formulierte Lobhudelei?
Ehrliche Meinungen sind mir lieber unter den o.g. Voraussetzungen.

Darf Kritik schonungslos offen und knallhart sein?
Das sehe ich in einem Forum kritisch. Wie Kay (oder Hugo?) schon schrieb, fehlt der Kontext und es kommt schnell zu Fehlinterpretationen. Ich kann nur schwer differenzieren, ob mich jemand mit seiner Kritik fordert oder angreift, wenn ich die Person nicht sehe oder höre. Im Dialog kann ich nachfragen und die Interpretation des Gehörten fällt leichter. Zudem ist es ja bekannt, dass einige Forenten das anonyme Netz nutzen, um mal richtig einen vom Leder zu lassen, was sie sich im normalen Leben nicht trauen würden.

Daher gibt es für mich eine Grenze, wie hart ich Kritik in schriftlicher Form formulieren kann.

Wo endet das, wo beginnt Unhöflichkeit?
Beleidigungen oder Angriffe haben bei so einer Kritik nichts zu suchen.

Ist die Wortwahl wichtig?
Ja, mehr als in der Realität! (s.o.)

Gibt es Bilder, die für den Betrachter keinerlei positiven Aspekte haben, obwohl sie der Bildautor selbst vllt. gar nicht schlecht findet?
Ja, ich denke, dass das umso häufiger passiert, je weiter die Erfahrungshorizonte der Beteiligten auseinander liegen.

Sind Verbesserungsvorschläge ein wichtiges Element von Bildkritik?
Absolut!

Muss ein Verbesserungsvorschlag vom Bildautor angenommen werden?
Nein, es ist immerhin seine Sichtweise und sein Bild. Allerdings sollte er darüber nachdenken, warum der Vorschlag gemacht wurde.

Kann man über Bilder diskutieren, ohne emotional zu werden? usw.
Wenn beide Seiten diszipliniert genug sind, ja.
 
Kommentar
...Kann ich...einfach die Bilder geniessen und mir zu sagen, sie sind so perfekt wie sie sind ... oder bin dann erst dann ein "gutes Gegenüber", wenn ich ein "Haar in der Suppe" finde ...:). Mir genügt das, gerade weil ich nicht sehr viel - aus verschiedenen Gründen - reisen kann.
...
Kann ich mich der Musik nicht einfach hingeben und sagen, das war wunderbar...

Ja, da hast du wohl Recht!
Das liegt vielleicht in unseren verschiedenen Sicht- und Fotoweisen begründet?
Du bist ein ausgesprochener Künstler, der durchweg sinnlich und sinngeleitet fotografiert - ich ein Pedant auf der Jagd nach der "perfekten" Aufnahme...? ;)


Und ich möchte nocheinmal betonen: mir geht es nicht darum, das Haar in der Suppe zu finden, sondern mit anderen in konstruktive Diskussionen zu treten, die letztlich Bilder verbessern (können). Das kommt mir persönlich etwas zu kurz.
 
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Bilder kritisieren finde ich oft schwierig, weil oft die, die um Kritik bitten, im Prinzip keine hören wollen. So wird man hin und wieder schon mal per PN gebeten, die Kritik nicht öffentlich zu machen oder gleich ganz zu unterlassen.
Im Profil der/desjenigen steht dann oft "ich freue mich auf ein konstruktives Miteinander" - konstruktiv also solange Lob wie warmer Honig fließt :)
Ich versuche immer die positiven Seiten eines Bildes herauszustellen und schreibe dann, was mir nicht gefällt, fehlt, oder was ich vielleicht anders machen würde. Oft kontert der Bildautor dann sofort mit dem Klassiker "Das ist ja letztenendes Geschmacksache" Zum Thema Geschmacksache finde ich die Ausführungen eines Fotokollegen recht passend: http://www.micha-foto.de/artikel_geschmack.html

Ganz problematisch wird es aber, wenn ein Bild nichts, aber auch überhaupt nicht hat, was es zeigenswert macht. Eine unscharfe, fehlbelichtete Knipserei, die jedes Handy zustande bringt. Was macht man dann? Am besten schweigen. Aber der Autor wollte doch Kritik - schreibt er zumindest.
Also dann wirklich schonungslos? An der Stelle wird es wirklich schwer...

Kein einfaches Thema also...

Viele Grüße
Quincy
 
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