Auf die Fragen gehe ich etwas später ein, ich möchte nun erstmal die versprochene
Empfehlung(en) für einen möglichen Einstieg in die Astrofotografie darstellen.
Wie ich weiter oben bereits ausgeführt hatte reicht es idealisiert aus nur eine einzige Drehachse zu haben, so man es schafft diese so exakt wie möglich zum Pol auszurichten. Man könnte also viel Gewicht und Komplexität sparen, wenn man sich auf eine exakt Poljustierte Achse konzentriert und diese möglichst gleichmäßig antreibt.
Es gab da in der Hobby-Astronomen-Szene sehr interessante Konstruktionen, die beliebteste nannte sich: Barndoor (Scheunentor) Montierung. Stark vereinfacht werden zwei Holzbretter mit einem Scharnier verbunden, zwischen die beiden anderen Enden kommt eine Gewindestange. Diese Gewindestange treibt nun motorisch (als Motoren kamen gern auch Eieruhren zum Einsatz) die beiden Bretter auseinander. Hat man die Drehgeschwindigkeit des Motors nun perfekt auf die Gewindesteigung und die Brettlängen abgestimmt sind durchaus überraschend hohe Nachführgenauigkeiten möglich.
Prinzipiell nutzte ein englisches Start-Up genau jenes Verfahren und brachte die Astro-Trac auf den Markt.
Sie ist recht klein, mit 1,6kg relativ leicht und die drei Teile auf dem Foto, also die Astro-Trac selber, eine Stromversorgung, hier mit Eneloops und der Polsucher sind -fast- alles was man braucht. Natürlich braucht man auch ein Stativ und eine Möglichkeit, die Astro-Trac in dem Winkel des jeweiligen Breitengrades anbringen zu können. Das kann eine sogenannte Polhöhenwiege -im Grunde ein sehr stabiler 2-Wege-Neiger-, oder wie in meinem Fall ein stinknormaler 3-Wege Getriebekopf sein.
Ein Kugelkopf oder ein frei klemmbarer 3-Wege-Kopf eignen sich allerdings wenig bis gar nicht, da die Poljustage sehr feinfühlig erfolgen muß, was erfahrungsgemäß mit freien Achsen, die man dann klemmen muß nicht klappt.
Bei mir paßt die Astro-Trac inkl. des Zubehörs zusammen mit Kamera, dem 100er, dem 400er, Fernauslöser, Akkus, der Kugelkopf der nachher auf die AT kommt und sonstigem Kleinkram komplett in einen mittelgroßen Koffer.
Das war besonders, wenn ich auf Dienstreisen in nächtlich dunklere Gefilde mache superpraktisch, einfach den Koffer und das Staitv samt Kopf ins Auto und ich bin Ready to Go. Fertig aufgebaut sieht das Ganze dann so aus:
Gut zu sehen ist der außermittig angebrachte Polsucher, auf die Art kann man die Poljustage bei aufgesattelter Kamera machen, womit verhindert wird, daß bei der Kameramontage die Poljustierung wieder flöten geht. Ist man fertig für die Aufnahme nimmt man den Polsucher einfach ab und tut ihn wieder in den Koffer.
Das ursprüngliche Barndoor-Prinzip kann man hier ganz gut erkennen.
Der untere Arm steht fest, der obere wird durch die Gewindestange nach links bewegt und der auf dem beweglichen Arm befestigte Kugelkopf wird dadurch in eine Drehbewegung versetzt. Mit den Knöpfen kann man dann noch die verschiedenen Geschwindigkeiten (Sonne, Mond, Sterne) einstellen, bzw. "zurückspulen". Nach etwa 2h ist das Ende der Gewindestange erreicht und man muß wieder von vorn beginnen. Das war bei mir bisher aber noch nie ein Problem. Aufgrund der Hebelwirkung reicht zum Antrieb ein Minimotörchen aus, sodaß der Akku-Verbrauch nur minimal ist. Ich habe inziwschen nur noch Reserve-Akkus für die Kamera dabei, lade ich die Eneloops vor der Abfahrt auf halten die immer bis zum Ende der Tour durch.
Ich hatte es an anderer Stelle schomal geschrieben: Ohne die Astro-Trac hätte ich das Hobby wohl schon an den Nagel gehängt, da beim Fotografieren mit der großen Ausrüstung einfach viel zu oft irgendetwas schief lief. Da kam ich dann nach einer langen, kalten Nacht hundemüde ins Haus, schaute nur kurz auf die Speicherkarte und fand nur Müll, weil ich mal wieder irgendeine Kleinigkeit übersehen hatte. Die AT lies ich nun einfach mitlaufen und wenn es "nur" ein paar schöne Milchstrassenaufnahmen waren, so hatte ich brauchbare Bilder im Kasten und fand auch wieder den Ansporn mich mit dem großen Equipment zu befassen. Da ist es halt wie immer, der Fehler liegt meist am Bediener, nicht am Material.
Für mich ist die Astro-Trac also eine klare Einsteiger-Empfehlung -so man die finanziellen Mittel dafür hat-. Denn leider ist der Spaß nicht ganz billig. Die AT allein kostet derzeit 599,- der unverzichtbare Polsucher nochmals 149,- das ist eine ganze Stange Geld, es gibt sogar ein "Astrofotokomplettset" inkl.Stativ, Deklinationseinheit, Gegengewichten und allem PiPaPo, womit man angeblich sogar mit 15kg Equipment noch fotografieren kann, da legt man dann aber auch 2K hin.
Ich habe eine recht frühe (Seriennummer 800 und ein paar kaputte), das Ding nicht geschont und trotzdem läuft sie noch prima, man könnte also durchaus mal in Astroforen nach einer gebrauchten suchen, allerdings findet man sie nicht so arg häufig.
Offensichtlich hatte die Astro-Trac genau die richtige Antwort auf das Probem: Mit Kamera und Fotoobjektiv Astro-Fotos ohne Monsteraufwand machen gegeben. In der Folgezeit kamen von diversen anderen Astro-Herstellern auch Systeme die auf dei D-SLR Fotografie optimiert waren auf den Markt. Der chinesische Marktführer Skywatcher ließ sich relativ viel Zeit doch inzwischen gibt es auch von denen etwas brauchbares: Den Star-Adventurer
Die kommen aus dem Bereich der normalen äquatorialen Montierungen und haben nicht das Barndoor-Prinzip genommen, sondern einfach bei einer EQ-Montierung eine Drehachse weggelassen. Dafür ist das Ganze nochmals transportabler, denn montiert man die beiden Deckel wiedrr drauf besteht die gesamte Nachführung tatsächlich nur aus einem Teil, da auch die Akkus und der Polsucher ins Gehäuse integriert sind. Montiert bleibt also nur noch das Kabel zum Fernauslöser übrig (theoretisch hat sie sogar einen eingebauten Timer-Auslöser, allerdings hat der fixe Zeiten)
Der Star-Adventurer ist im Vergleich zur Astr-Trac zwar etwas "dicklich" wiegt aber in Realitas mit 1200gr inkl. Akkus sogar noch etwas weniger. Er paßt wunderbar in die meisten meiner Foto-Rucksäcke. Im Gegensatz zur AT hat er nicht nur rein astronomische Nachführgeschwindigkeiten, sondern kann auf bis zu 12-fache Sterngeschwindigkeit eingestellt werden, womit er sich auch Prima für Schwenks bei Zeitrafferraufnahmen eignet. Allerdings dreht er dabei erst 10 min in die eine Richtung, dreht dann um und läuft weitere 60min.
Im Vergleich zur Astro-Trac hat der Star-Adventurer aus meiner Sicht nur zwei kleine Nachteile. Da ist erstmal der fest verbaute Polsucher. Eigentlich super praktisch, da man ihn nicht verlegen oder runterfallen lassen kann, bei einem Aufbau wie von mir hier gezeigt aber leider nicht so toll, da man die Poljustage vor der Montage der Kamera machen muß. Da reicht oft schon das Gewicht der Kamera mit Optik, das z. B. das Stativ etwas weiter einsinkt, oder der Kopf leicht nachgibt und schon werden die Sterne nicht mehr so rund wie sie sein sollen.
Es gibt zwar eine sogenannte Deklinationseinheit, damit bekommt man die Kamera aus der Mitte und kann aufgesattelt einnorden, aber dies belastet natürlich die Motoren und Getriebe ungemein mehr. Im Gegensatz zur Astro-Trac mit ihren Monsterhebeln, die fast keine Kräfte zurück auf den Motor bringen ist beim Star-Adventurer der Motor viel näher an der Drehachse. Man sieht das auch leicht an den Prospektangaben zur Traglast, hier wird für den Star-Adventurer nur 1/3 des Gewichtes der AT angegeben.
Der Kernvorteil des Star-Adventurer ist und bleibt aber sein Peis. Mit 280,- für ein komplettes Start-Set wie oben auf dem Foto, kostet er nichtmal die Hälfte einer "nackten" Astro-Trac.
Jetzt könnte man natürlich hergehen und einfach postulieren: Was labert der Typ da, der Star Adventurer ist flexibler, leichter und kostet nur die Hälfte, was gibt es denn da noch zu überlegen?
Theoretisch richtig, praktisch ist aber die Kernaufgabe einer astronomischen Foto-Nachführung möglichst lange Belichtungszeiten sicher nachzuführen und hier erlaubt mir die Astro-Trac in beiden Richtungen eine Verdopplung. Ich kann also z. B. anstatt 300mm KB auf der SA nun 600mm für 2min nachführen und bekomme immer noch runde Sterne. Oder ich kann bei gleicher Brennweite nun 4 statt 2min laufen lassen. Ich will nicht ausschliessen, das es da auch wieder zu User-Errors gekmmen ist, aber da ich nunmal beide schon mehrfach parallel habe laufen lassen und das Verhalten immer wieder reproduzieren kann scheint es zumindest bei meinen beiden Montierungen so zu sein, das sich die Astro-Trac präziser einnorden läßt und/oder etwas "runder" läuft.
Für mich bin ich zum Schluß gekommen, das ich an meiner DX auf der Star-Adventurer bis max 200mm gehe und das 400er nur noch auf die Astro-Trac packe. Für den Einstieg, gerade wenn man z. B. Milchstrassenaufnahmen machen möchte reichen aber auch locker WW-Brennweiten und da liefern beide ausreichend mögliche Belichtungszeiten.
Beide eignen sich zum "Hereinschnuppern" perfekt, man muß halt für sich selbst im Grunde abwegen: Höhere Präzision für höheren Preis. Das schöne bei beiden: Sie lassen sich mit relativ geringen Verlusten über die Astro-Foren wieder an den Mann/Frau bringen, so einem das Ganze denn doch nicht zusagt.
Es gibt auch noch diverse andere ähnliche reine Foto-Tracker, (z. B.iOptron Sky-Tracker, Lacerta Photo-Robot, Vixen Polarie, ... ) zu denen muß ich allerdings passen, da ich sie weder besitze, noch jemals ausprobiert habe.