Vom Winde verweht ...

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Hallo Martin,

mir geht es ähnlich.

Ich bin Mediziner und liebe meinen Beruf leidenschaftlich. Wenn ich privat von Menschen in ein Fachgespräch womöglich mit ratschlägen einbezogen werde kann ich es häufig nicht ganz vermeiden dass ich lieber über anderes sprechen möchte. Freizeit ist Ausgleich.

Ein guter Freund ist Profifotograf. Leider geht es ihm ahnlich wie mir. Er spricht gerne über Ferienmotive etc. Technische Fragen beantwortet er nicht so gerne. Ws geht es ihm ähnlich.

Danke für Deinen Beitrag. Ich verstehe das jetzt etwas besser.

Zum Fachsimpeln gibt es zum Glück noch das Forum mit Gleichgesinnten.

Beste Grüsse
Peter
 
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MartinR schrieb:
Aber nochmal kurz zusammenfassend:
Ich habe lediglich gesagt, dass ich weiß, dass wenn ich fotografiere,
ich zitiere mich selbst:
"Ich weiß mit ziemlicher Sicherheit,
dass wenn ich ein neues Thema anfange, diese Fotos ziemlich
gut werden"

Ich wollte absichtlich das Wort "großartig" vermeiden und nahm deshalb "gut" , weil ich mir schond dachte, dass man das überheblich findet.
Ich sage ja nicht, ich bin der beste Fotograf der Welt oder "es gibt niemanden
der besser ist als ich". Aber in meinem Alter denke ich, dass ich behaupten
kann, dass ich sehr sehr gut bin. Das ist eine Selbsteinschätzung und vielleicht
ist sie ja auch falsch. Bescheidenheit war noch nie meine Stärke. Und ich bin sicher, es gibt viele die noch besser sind und das auch meine Bilder verbesserungswürdig sind, weil ich ja auch gerade erst anfange.

Und wenn ich sage, dass ich mit ziemlicher Sicherheit weiß, dass
die Fotos die ich mache bei einem Thema "gut" werden (um wieder
das Wort großartig zu vermeiden), dann sag ich das deshalb, weil sich
das bei all meinen letzten Arbeiten so herauskristallisiert hab.
Andere Leute die fotografen haben immer Selbstzweifel (ohje, ich kann
das nicht, das wird nichts, meine Fotos werden nicht gut genug).
Das hab ich nicht und das hilft mir auch, die Anerkennung meiner
Fähigkeiten durch mich selbst ist eine große Hilfe für mich und wenn
andere Leute das Hybris nennen, meinetwegen, das interessiert mich
nicht.
Was ich aber Schade finde, und ich glaube das ist typisch Deutsch,
dass man immer Bescheiden ist und seine eigenen Fähigkeiten unter
den Scheffel stellt. In Italien ist das ganz anders.
"Ich bin größter Koch in ganz Italia!" oder wenn man zum Friseur geht
heißt es "Willkommen! Ich bin der größte und beste Friseur der ganzen
Stadt" usw

Aber in Deutschland muss man Bescheiden sein, das ist doch langweilig.
In sofern; ein hoch auf die "Hybris" !

Ach gottchen, da bringst Du aber einiges durcheinander:
Der Koch oder Frisör in Italien meint das nicht ernst, das weiß jeder, Du scheinst Dein Eigenlob aber 'super'ernst zu meinen.
Ausserdem, der Koch oder Frisör in Italien ruft so etwas seinen Kunden zu, um für sich zu werben. Hier im Forum bist Du aber unter Profis und Amateuren, hier findest Du keine Kunden.
Und, mit Verlaub, unter Kollegen zu prahlen, man sei supergut, ist nicht mal Hybris, sondern nur ein bisschen peinlich. :rolleyes:
Nichts für ungut, ich (als Hobbyfotografierer) finde Dein Threadthema ansonsten, von diesen Entgleisungen abgesehen, sehr interessant.
Gruß, Dirk
 
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Hallo an alle, ich kann mich dem Text von Frankyboy nur 1:1 anschließen.
Der Suchtfaktor für die Fotografie ist stark ausgeprägt.
Mfg karin
 
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MartinR schrieb:
Was ich gemerkt habe, dass mir solche Dinge total abhanden gekommen sind.
Jetzt mal ein Versuch, den Karren ganz sachte aus dem schon wieder drohenden Sumpf zu dirigieren:

Ja, alter Mann. Du sitzt auf der Parkbank und beobachtest die spielenden Kinder. Und denkst dir wehmütig "mein Gott, was bin ich doch herum getollt in dem Alter...". Ist aber nicht mehr. Du bist erwachsen und hast die Dinge gefälligst anzugehen wie ein Erwachsener.

Ob du jemals wieder Kind sein wirst? Na so nicht. Auch wenn du dir jetzt eine neue D40 kaufst, wirst du nicht den Häuserblock gegenüber fotografieren und dich freuen wie ein Kind, wenn du am Computer noch einzelne Dachschindeln erkennen kannst. Wenn du deine erwachsene Kamera in deine erwachsenen Hände nimmst, werden automatisch vordefinierte Programme abgerufen. Da ist jeder Finger an richtigen Rad und weiss, was er zu tun hat.

Wenn du wieder Kind sein willst, dann such dir was zum Spielen. Die erste Kamera, mit der ich je gefilmt habe, war die CP16 von Cinema Products. Das klobige schwarze Ding aus "Blair Witch Project". Die Älteren unter uns erinnern sich. Die zweite Kamera, mit der ich gefilmt habe, war die Arri 16ST. Die BL war erst später dran. Die dritte Kamera mit der ich gefilmt habe, war die Agfa Family. Eine der letzten Super-8 Kameras, die auf den - damals schon sterbenden - Markt gekommen ist. Schwarzes rundes Plastikding mit orangen Auslöseknopf. Festbrennweitiges Fixfocusobjektiv. 18 B/s. Finito. Meine Freundin hat sich das Ding gekauft, aber gefilmt habe meist nur ich. Mein Gott, habe ich dieses entzückende Ding geliebt (beide, die Kamera und die Freundin, in dieser Reihenfolge). Muss den ganzen verrückten Kram endlich mal auf Video überspielen lassen, wenn ich ihn noch wo finde.

Mag schon sein, dass ich etwas anders durch den Sucher geblickt habe, als die durchschnittliche Zielgruppe von dem Ding. Aber die Gefahr, dass dabei etwas "professionelles" raus kommen würde, war von vorneherein nicht gegeben. Das nimmt schon mal Einiges an Erfolgsdruck von der Sache. Vielleicht auch einer der Gründe, warum der von mir hoch verehrte Derek Jarman seine Musikvideos gerne in Super-8 gedreht hat. Die waren auch nicht professionell. Oder sie waren es gerade deshalb.

Was ich damit sagen will:

Wenn sich Herr Schumacher in einen knallroten Ferrari setzt, wird sein Händchen nicht aufgeregt zittern. Wenn sich der Profifotograf eine neue Kamera kauft, wird er nicht den ganzen Tag verliebt damit rumspielen. Wenn sich Herr Schumacher eine Kamera zulegt und dafür den Fotografen einen Tag mit seinem Ferrari rumkurven lässt, dann kann das vielleicht für beide ein interessanter Tag werden.
 
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tengris schrieb:
Jetzt mal ein Versuch, den Karren ganz sachte aus dem schon wieder drohenden Sumpf zu dirigieren:

.

Was ich damit sagen will:

Wenn sich Herr Schumacher in einen knallroten Ferrari setzt, wird sein Händchen nicht aufgeregt zittern. Wenn sich der Profifotograf eine neue Kamera kauft, wird er nicht den ganzen Tag verliebt damit rumspielen. Wenn sich Herr Schumacher eine Kamera zulegt und dafür den Fotografen einen Tag mit seinem Ferrari rumkurven lässt, dann kann das vielleicht für beide ein interessanter Tag werden.

Du sagst etwas ähnliches - Eine gewisse Wahrheit hat dies.

Wenn ich im Wald Bäume zersäge bin ich auch aufgeregter als der Fortswart und spreche die halbe Woche davon.


Beste Grüsse
Peter
 
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MartinR schrieb:
[...]Ich wage zu behaupten, wenn einige von Euch keine
D200 oder D2x hätten sondern eine 0 8 15 Digiknipse aus dem RTL Shop
für 134 Euro (zuzgl. Versand), dann würden sie vielleicht mit dem Fotografieren aufhören.
[...]

Hi,

da kann ich gleich die Hand heben. Okay, ich würde das Fotografieren vielleicht nicht ganz lassen, aber hätte weit weniger Spaß daran.

Für mich macht der Umgang mit der Technik einen wesentlichen Teil der Faszination des Hobbies "Fotografie" aus. Natürlich zählt primär das Ergebnis, aber den Umgang mit minderwertiger Technik habe ich schon im Büro (Beispiel Windows), da brauche ich das in meiner Freizeit nicht auch noch. Und mir Bilder entgehen zu lassen, weil die Kamera X gerade den AF nicht auf die Reihe bekommt, würde mich maßlos ärgern. Ich gebe eine Menge Geld aus, am Ende selbst schuld zu sein, und nicht die Technik verantwortlich machen zu können. Und ich habe Spaß daran, die für mich optimale Ausrüstung nutzen zu können. Natürlich ist letztlich eine Kamera nur das Werkzeug, aber auch da gibt es enorme Unterschiede, wie jeder Handwerker bestätigen kann.

Macht es mich zu einem schlechteren Fotografen, weil ich keine unscharfen / verwackelten / verwischten Bilder mag ? Ich glaube nicht. Dass es Bilder gibt, deren Aussage trotz formaler und technischer Mängel überzeugt, ist vollkommen unbestritten. Das gilt aber nicht für jedes Bild ... Und den Umgang mit der Technik nicht zu beherrschen, ist kein Zeichen von Kreativität, sondern von Ignoranz.

Ich bin Hobbyfotograf und froh über diese Tatsache. Quasi "auf Kommando" Bilder machen zu müssen, die den Erwartungen anderer entsprechen, wäre mir ein Graus. Ich geniesse das Privileg, dass meine Bilder nur mir gefallen müssen. Und dass ich auch nach einem Fotoausflug ohne "einzigartige Ergebnisse" zurückkommen kann, trotzdem einen schönen Tag hatte und meine Miete auch im nächsten Monat noch gesichert ist.

Gut, dass es Menschen gibt, die das anders sehen - ich gehöre aber nicht dazu, und dafür brauche ich mich auch nicht zu entschuldigen. Ich bin auch nicht beleidigt, wenn ein hochbeschäftiger, superprofessioneller Meisterfotograf gerade keine Zeit hat, auf meine Threads zu antworten. Obwohl das selten vorkommt ...

Meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, ist schon schwierig genug. Wenn ich mir die Bilder anschaue, die heute in vielen Publikationen erscheinen, könnte ich mit meinen Ergebnissen zufrieden sein. Bin ich aber nicht, denn: mein bestes Bild ist immer das nächste.

Grüße

Mattes
 
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