Suermel schrieb:
Ich will ja nicht drauf rumreiten, sondern es nur verstehen.
Die Lichtstärke ist ein geometrischer Wert, der sich aus der Brennweite dividiert durch die Eintrittspupille errechnet. Die Eintrittspupille ist der Durchmesser eines parallelen Lichtbündels, dass durch das Objektiv in Unendlichstellung bei voll geöffneter Blende eintreten kann. Näherungsweise der Durchmesser des hellen Flecks, den du siehst, wenn du das Objektiv (ohne Kamera) mit geöffneter Blende vor einen hellen Hintergrund hältst und aus größerer Entfernung (unendlich geht schwer) von vorne drauf siehst. Wenn du dieses Spiel mit einem Zoom machst, wird sich die Größe der Eintrittspupille ändern, wenn du die Brennweite änderst. Das Verhältnis Brennweite/Eintrittspupille (also die Lichtstärke) wird dabei konstant bleiben oder es wird variieren. Je nach Konstruktion des Objektivs. Bei einer Festbrennweite ist die Brennweite fest, wie der Name richtigerweise vermuten lässt. Also ändert sich auch die Lichtstärke nicht. Irgendwo habe ich übrigens ein paar Beispielfotos dazu, falls es zum Verständnis nötig sein sollte.
Bei starren (festbrennweitigen) Objektiven mit Schneckengang, also solchen, die beim Scharfstellen vorne raus wachsen, ergibt sich durch die Auszugsverlängerung eine leichte Vergrößerung des projizierten Bildes und damit eine Abnahme der Leuchtdichte am Sensor. Dies ist aber bei normalen Objektiven ohne extreme Naheinstellung so gering, dass es echt keine Sau interessiert. Erst im stärkeren Nahbereich nimmt dieser Lichtverlust dann ziemlich rasch zu. Dabei ist zu berücksichtigen, das dies im wesentlichen von der Auszugsverlängerung abhängt, egal ob durch Fokussierung, Zwischenring, Balgengerät oder Kombinationen davon. Dies gilt GENAU SO für Nicht-Makro-Objektive gleicher Brennweite, wenn diese mittels zusätzlicher Auszugsverlängerung in den Makrobereich gebracht werden. Bei Objektiven, welche die Brennweite beim Fokussieren verkürzen ist dies nicht oder nicht in diesem Ausmaß der Fall.
Wir haben es also nicht einer Änderung der Lichststärke zu tun, sondern mit einer erforderlichen Belichtungskorrektur.
Tiefenschärfe gewinnst du damit übrigens nicht, im Gegenteil, die Tiefenschärfe nimmt mit steigenden Abbildungsmaßstab rapide ab. Gleichzeitig nimmt die (physikalisch bedingte) Beugungsunschärfe zu. Bei sehr starken Vergrößerungen jenseits von 1:1 landest du bei einer relativ weit offenen Blende (wegen der Beugung), bei einer Tiefenschärfe im Bereich von Millimeterbruchteilen und bei einer starken Belichtungskorrektur, die es erforderlich macht, kräftig künstliches Licht auf das Objekt zu knallen, um noch einigermaßen brauchbare Belichtungsverhältnisse zu haben. Heisst entweder Kaltlichtquelle oder Makroblitz mit Einstelllicht, um bei einem saumäßig dunklen Sucherbild überhaupt noch fokussieren zu können.