Spielt es lichttechnisch eine Rolle ob ich ein teures oder billiges Objektiv habe (gleiche Blende vorausgesetzt)?
Zur Vermeidung von Missverständnissen:
Der "lichttechnische" Zweck eines Objektivs ist
überhaupt nicht der, die
insgesamt in seine vordere Öffnung eintretende Lichtenergie möglichst verlustfrei zur Film-/Sensorebene durchzulassen.
Der "lichttechnische" Zweck eines Objektivs ist vielmehr der, die von jedem
einzelnen Punkt der Gegenstandsebene ausgehende Lichtenergie wieder möglichst verlustfrei
in genau dem einen mit dem Gegenstandspunkt korrespondierenden Bildpunkt zu vereinen.
Also kommt es in Bezug auf die "Lichtstärke" eines Objektivs in praktischer Hinsicht streng genommen
überhaupt nicht darauf an, ob und in welchem Maße die
Gesamtmenge der in seine vordere Öffnung eintretenden Lichtenergie gleich oder ungleich der
Gesamtmenge der in der Bildebene eintreffenden Lichtenergie ist, sondern ob und in welchem Maße die
Verteilung der in der Bildebene eintreffenden Lichtenergie gleich oder ungleich der
Verteilung der von der Gegenstandsebene ausgehenden Lichtenergie ist.
Und da sich Objektive in der Art und Weise unterscheiden, wie und in welchem Maße ihre Konstrukteure die Vielzahl der einer solchen 1:1
Verteilung der Lichtenergie im Weg stehenden Hindernisse (von denen die im engeren Sinne "Transmissionshindernisse" ja nur ein kleiner Teil sind) meistern, können sie sich in
dieser "lichttechnischen" Hinsicht einer den Gegenstandspunkten entsprechenden
Verteilung der Lichtenergie auf die korrespondierenden Bildpunkte natürlich gegebenenfalls
sehr deutlich voneinander unterscheiden.
So hat sich ja zum Beispiel die nominal große Anfangsöffnung (also kleine Blendenzahl) des ein oder anderen frühen "Lichtriesen", der zwar
insgesamt vergleichsweise viel Lichtenergie zur Film/Sensorebene durchlässt, es dabei aber leider mit ihrer
Verteilung auf die mit den Gegendstandspunkten korrespondierenden Bildpunkte nicht ganz so genau nimmt, das Etikett der "Renommierblende" eingehandelt.
Der praktische fotografische Nutzen einer größeren Anfangsöffnung hängt also ganz maßgeblich davon ab, ein wie großer Teil der die größere Öffnung passierenden Lichtenergie auch zum Zwecke
der Abbildung genutzt wird, und ein wie großer Teil davon zwar in der Bildebene landet, aber sich dort leider nicht am
Abbilden beteiligt.
Übrigens versteht man ja auch unter dem Begriff einer handwerklich "korrekten" Belichtung "lichttechnisch" diejenige, bei welcher
die Verteilung der auf dem Film/Sensor eintreffenden Lichtenergie bestmöglich (im Sinne der jeweiligen Bildintention) "aufgenommen" wird.