Tour des Glaciers de la Vanoise

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

assiliisoq

Sehr aktives NF Mitglied
Registriert
Bonjour zusammen!

Nachdem ich also aus Kirgistan wieder in Norddeutschland gelandet bin, hatte ich noch etwas Zeit. Da mir immer noch der Sinn nach Bergen stand, ich immer noch Lust zum Wandern hatte, setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Frankreich. Ein Freund arbeitete gerade in Tignes. So besuchte ich ihn und lieh mir seine Wanderkarten aus.
Von Tignes kann man in einem Tag hochsteigen zu einer einwöchigen Rundwanderung um die Gletscherberge des Nationalparks Vanoise.
Mein Freund sagte, Ende August brauche ich die Hütten nicht mehr vorbuchen, die Hauptreisezeit der Franzosen sei vorüber, die Lage im Lager entspannter. Zelten ist im Nationalpark nicht erlaubt.

Am nächsten Morgen ziehen wir beide los. Das Wetter ist ok. Einheitlich bedeckt, nichts für Fotos, zum Wandern aber ganz gut.Es ist auch nicht ganz einfach all die Liftanlagen, Downhill-Strecken und FunPark-Anlagen um Tignes herum zu ignorieren.
Immerhin sehen wir einige Murmeltiere, die der Trubel scheinbar nicht abschreckt.

Ich komme ordentlich ins Schwitzen. Es geht ziemlich zügig 700 Hm hinauf. Hinter dem ersten Pass haben wir die Spaß-Industrie hinter uns.
An einer Berghütte auf halber Strecke trinken wir noch einen Cafe zusammen, dann steigt mein Freund wieder ins Tal ab, er muss morgen arbeiten.
Ich ziehe nun alleine weiter. 700 Hm wieder runter, dann 500 Hm wieder rauf ...

Der Himmel wird klarer. Ich fotografiere ein paar Blümchen. Ich habe noch nie so viel Arnika gesehen. Überhaupt ist die Flora hier sehr üppig.​



Wir haben Vormittags getrödelt. Jetzt muss ich zusehen, dass ich zum allgemeinen Abendessen auf der Hütte bin.

Ich steige also gerade die letzten Höhenmeter der Bergflanke hoch und bin auf den Weg konzentriert, als es vor mir klickert. Nicht wie Wanderstöcke. Sondern wie ...

Ich blicke auf und geradewegs einem Steinbock in die Augen! Oder besser gesagt einer Steinböckin, einer Steingeiß!​


Sie ist weniger überrascht, wahrscheinlich hat sie mich schon lange gesehen.
Sie steht mitten auf meinem Weg, vielleicht 10-15 m vor mir! Und macht keine Anstalten zu gehen, scheint sich an meiner Anwesenheit gar nicht zu stören.​







Dann kommen sogar noch zwei weitere den Hang hinauf.
Tele-Objektiv? Nicht nötig!​








Ich schaue auf die Uhr und - Mist, ich muss zu dieser Hütte!
Die drei Steinböcke ziehen langsam weiter. In meine Richtung. Also folge ich ihnen.

Wenn ihr Lust habt, kommt mit!​
 
Anzeigen
Weit komme ich nicht. Die drei gehören zu einer größeren Gruppe von Steinböcken, die leicht verstreut grasen. Ich zähle so um die 20 Tiere. Keiner trägt so richtig lange Hörner. Daher vermute ich, dass es eine Gruppe von Weibchen mit Jungtieren ist und die Männchen einzelgängerisch umherziehen.

Auch diese Tiere stören sich überhaupt nicht an meiner Anwesenheit.​












Niederstarren​




Gewonnen​








Kitz (leider?) im Gegenlicht​



Nun wird es aber Zeit, ich muss endlich weiter zu dieser Hütte. Sonst gibt es für mich kein Abendessen mehr ...
Gar nicht einfach sich hier loszureißen.


Versprochen, es gibt hier nicht nur Steinböcke.​
 
Kommentar
........
Tele-Objektiv? Nicht nötig!.....

Klasse Bilder :up:

Seit im Alpenraum nur noch in wenigen Gebieten eine Bejagung stattfindet sind die Tiere recht zutraulich geworden. So nahe dass ich kein leichtes Tele gebraucht hätte bin ich ihnen allerdings noch nicht gekommen. Zum letzten mal am Monte Rosa. Da waren allerdings meine 50mm an APS-C zu wenig.
 
Kommentar
Ich verabschiede mich also schweren Herzens von den herrlichen Tieren, die mich so freundlich fotografieren ließen.

Und treffe hinter der nächsten Kurve eine Großfamilie Murmeltiere.

Die sind nicht ganz so zutraulich. Ich erwische nur noch eines der neugierigen Kinder. Zu spät, jetzt noch schnell das Tele anzuschrauben.​



Ich beeile mich weiterzukommen. Es kann nicht mehr weit sein.​



Und werde gleich wieder aufgehalten!
Eine Gruppe Gämsen kreuzt meinen Weg.
Auch die sind bei weitem nicht so besucherfreundlich wie die Steinböcke.​




Dafür professionell posend im Gegenlicht​







Nun wird es aber allerhöchste Zeit!

(Versprochen, ab morgen - oder besser übermorgen - gibt es auch Landschaft :) )​
 
Kommentar
Hallo!

Supertolle Fotos!
Danke für das Zeigen hier im Forum.
Ich habe auch schon die Kirgisien-Reise aufmerksam verfolgt.


lg
Dirk
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Danke Sylvia, dass Du für mich den Berg hoch bist, das Kitz (warum leider) im Gegenlicht gefällt mir sehr gut. Ich freue mich auf weitere Bilder!
 
Kommentar
Ich habe in der "Hütte", ziemlich groß und modern, tatsächlich noch Abendessen bekommen und eine Matratze.
Was vom "alten Hüttencharakter" geblieben ist, ist dass man an großen Tischen große Schüsseln mit Essen bekommt, aus denen dann meist so um die 10 Leute schöpfen. Und dass man hier noch richtig in Lagern schläft. Ich mag das ;) (Ohrstöpsel nicht vergessen.)

Die Mademoiselle von der Rezeption meint jedoch, auch wenn es zum Saisonende entspannter wird, wäre es nett, wenn ich vorher auf den Hütten vorbuche, damit sie wissen, wie viel Essen sie kochen sollen. Das erledige ich die nächsten Morgende dann jeweils für die kommende Nacht vom Hüttentelefon aus.

Angesagt war für den kommenden Tag Regen. Den ganzen Tag lang. Aber danach Wetterbesserung. Ich drehe meine Tour um. Statt gegen den Uhrzeigersinn laufe ich nun wie die Uhr, denn so verspricht der Regentag eine leicht zu laufende, wenn auch recht weite Strecke. (Ansonsten wäre es viel Fels und viele steile Höhenmeter gewesen.)

Nach dem Frühstück laufe ich los. Ein Stück des Weges zurück, das ich gestern gekommen bin, etwa bis dort, wo die Steinböcke waren. Heute Morgen sind aber weder Gämsen noch Murmeltiere noch Steinböcke zu sehen. Bald beginnt es tatsächlich zu regnen und ich ziehe Regenhose und Jacke über. Es wird den Tag auch nicht mehr aufhören. Dazu ist es ziemlich nebelig. Der Weg ist aber immer sehr gut zu laufen.
Ein einziges Bild knipse ich, als kurz ein wenig Sicht ist.​


Wenn man was sehen würde, wäre das wahrscheinlich ziemlich schön.

Als ich auf der nächsten Hütte ankomme, hängt der Trockenraum schon ziemlich voller nasser Klamotten. Ich hänge meine dazu.
Es ist noch recht früh am Nachmittag. Wenn man nichts sieht von der Landschaft und nicht fotografieren kann, ist man eben ziemlich schnell am Ziel.
So hole ich mein Buch hervor, setze mich in die Gaststube und verbringe den Nachmittag mit Lesen.

Am kommenden Morgen ist die Welt draußen zwar noch triefend nass und nebelig, doch es regnet nicht mehr.
Der Wetterbericht ist optimistisch, dass es aufklart.
Also Rucksack packen und weiter.

Der hier und dort etwas aufreißende Nebel gibt manchmal interessante Stimmungen frei.


Bis zum Mittag laufe ich eher durch dicke Suppe. Dann heben sich auf einmal die Wolken!​







Ich treffe auf eine weitere Spezies der Bergbewohner.​












Eine riesige Schafherde steuert auf mich zu. Es müssen mehrere hundert Tiere sein. Davor wird gewarnt. Nicht vor den Schafen, aber vor den Hunden, die sie begleiten. Denn es ist kein Schäfer dabei, die Hunde machen ihren Job alleine. Man soll einen weiten Bogen um die Schafherden machen. Und alle möglichen Verhaltensregeln den Hunden gegenüber, damit sie einen nicht fressen.

Da kommt diese Herde also schnurstracks auf mich zu. Ich finde Schafe toll! Echt! Ich hocke mich also einfach auf den Weg und warte ab. Wie ihr merkt, bin ich noch nicht gefressen :)











Mittendrin kam auch einer der Hütehunde an mir vorbei. Guckte kurz. Und ging mit den Schafen weiter. Er sah aus wie ein kleiner Eisbär.

Später kam ich noch an einer anderen Herde vorbei. Da lag der Hund herum und döste, guckte einmal kurz auf und legte sich wieder hin ...

Immer wieder flogen einzelne Wölkchen vom Tal herauf.​




Und wechselten sich mit blauem Himmel ab.
Der Fels sieht aus wie eine Riesen-Echse, die den Hang hinauf kriecht.​






Zum Abschluss erwischte ich noch so eben ein Murmeltier, bevor ich auf der nächsten Hütte eintraf.​



Die Murmels waren echt sehr zahlreich, aber ich habe es nicht geschafft, gute Bilder von ihnen zu machen.
 
Kommentar
Auf dieser netten, kleinen, urigen Hütte bleibe ich zwei Nächte.
An dem Tag dazwischen steige ich hinauf zum Pointe de l´Observatoire und habe von hier einen Blick auf die Gegend, durch die ich noch laufen werde.
Der Himmel bleibt nun die folgenden Tage nahezu wolkenlos. Tagsüber brennt die Sonne ganz schön heiß, nachts jedoch habe ich ein paar Tage lang Nachtfrost.​
















Nachmittags steige ich noch zum Lac de Genepi hinauf. Auf dem Weg hoch kommen mir einige Wanderer entgegen. Es geht auch schon auf die 16°° zu. Prima, denke ich, dann habe ich den See für mich alleine. Die steigen jetzt alle ins Tal ab.


Der Lac ist dann nicht so wahnsinnig spektakulär. Aber schön ist es hier. Die 2-3 Leute, die noch hier sind, machen sich tatsächlich auch bald auf den Weg.

Dann bewegt sich etwas hinter mir.​





[










Um den See herum tauchen auf einmal überall weitere Steinböcke auf!
Wie am ersten Tag alles Kurz-Horn-Steinböcke, also wahrscheinlich Weibchen und Junge.
Nun kommen dummerweise auch wieder Wanderer hier an. Aber zum Glück sind die vernünftig, setzen sich ganz ruhig hin und beobachten ebenfalls fasziniert die Tiere.
Die wiederum stört unsere Anwesenheit offensichtlich gar nicht. Sie laufen bis auf ein paar Meter einfach an uns vorbei. Sogar Mütter mit Kindern, von denen ich die größte Vorsicht = den größten Abstand erwarten würde.
Wieder mal ein tolles Erlebnis!

(Vorsicht, jetzt kommen ganz viele Steinbock-Bilder. Und ich habe schon sooo viele weggelassen.)​

[

















Steinböcke stehen besonders gerne im Gegenlicht ...​







Auch Steinböcke bekommen ungern nasse Füsse und nutzen die Trittsteine zur Bachquerung.​




















Längst waren die anderen Leute wieder gegangen, als auch die Steinböcke sich vom See zurückzogen.
Ich habe wohl ein ziemliches Glück gehabt, die Tiere aus solcher Nähe beobachten zu können, und das gleich zweimal! Auch wenn es nicht die alten Langhörner waren.
Ich war jedenfalls glücklich und fand es wunderschön!​
 
Kommentar
die Bilder sind der Hammer. Da kommt Neid auf.

Leider hat es heute nur noch für einen Daumen gereicht. Daher :up::up::up::up::up:
 
Kommentar
Super Fotos, ein Genuss die Tour mitzuerleben.
Ich bin auch Steinbock und laut miner Frau manchmal ganz schön bockig.
 
Kommentar
Hallo Sylvia, ein toller Reisebericht. Man wird richtig mit hineingezogen in diese Bergwelt. Die vielen Steinbock-Bilder, ich kann mich nicht langweilen. Klasse. :)
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten