These: mittige Komposition ist nicht notwendig langweilig

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Tinker

Guest
Meine These ist:

"Eine mittige Komposition ist nicht notwendig langweilig. Manchmal ist sie geeignet, den Charakter des Motiv am besten herauszuarbeiten."

Bei den Foto-Diskussionen hier im Forum habe ich oft den Eindruck von Stereotypen. Viele Kritikbeiträge schlagen alle Bilder über einen Leisten. Es scheint nur eine einzige Art von Motivauffassung und Komposition zu geben und diese "NF-kompatible Patentkomposition" gilt verbindlich für alle Arten von Fotos, Motiven und Situationen. Zu den beliebtesten Fertig-Ratschlägen scheint mir die Weisheit zu gehören: "Ein mittiges Motiv ist langweilig, bitte mehr Spannung! Versuchs mal mit dem Goldenen Schnitt!" Ich kann es bald nicht mehr hören. Diese vorgestanzten "Goldenen NF-Regeln" führen mMn zu einem Einheitsbrei, der gerade durch seine Abgedroschenheit Langeweile erzeugt.

Eine mittige Komposition kann z. B. Ruhe, Stabilität, Zuverlässigkeit, enge Verbundenheit, Konzentration. Entspannung usw. ausdrücken. Warum darf ein Fotograf solche - allesamt nicht langweiligen - Gefühle nicht zu erregen versuchen? Vielleicht wecken in einer unruhigen Welt voller Action Bilder mit solchem Ausdruck sogar mehr Anteilnahme als immer nur "Spannung".

Mit dem beiligenden Bild versuche ich meine These zu belegen, sie trifft aber mMn auf manche anderen Fotos von mir und anderen ebenfalls zu. Kann natürlich sein, dass es mir hier nicht gelingt zu überzeugen, aber ich versuch's einfach mal.



So dass musste jetzt endlich mal raus!

Tinker

Edit: Das Foto ist nicht gestellt oder irgendwie montiert oder manipuliert.
 
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das hast du sehr treffend formuliert. Natürlich gibt es Motive die durch mittige Darstellung gewinnen. Aber eben nicht alle. Und wenn man sieht, das das AF Feld die Bildkomposition bestimmt hat...
 
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Ein sehr guter, intelligenter und nützlicher Beitrag Tinkers, zu dem nichts hinzugefügt werden muss.

Danke dafür!
 
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Eine mittige Komposition kann z. B. Ruhe, Stabilität, Zuverlässigkeit, enge Verbundenheit, Konzentration. Entspannung usw. ausdrücken. Warum darf ein Fotograf solche - allesamt nicht langweiligen - Gefühle nicht zu erregen versuchen?
Er darf. Er darf auch in Falschfarben und Infrarot. Dürfen ist nicht das Problem.

Abgedroschenheit, genauer: bildgewordene mangelnde Auseinandersetzung mit einem Motiv ist mMn DAS treibende Argument für die Verteufelung der Mittigkeit.
Diese Hexenjagd wird, so mein Eindruck, in der fc noch viel stärker kultiviert als hier.

Ich stimme Dir gerne zu, daß mittige Kompositionen für bestimmte Themen ideal sind und bin sowieso gegen jede Art der Pauschalisierung von Betrachtungsweisen.
Dein Bildbeispiel finde ich allerdings nicht so umwerfend, daß ich darin eine Untermauerung Deiner These erkenne. Das ändert aber nichts an meiner Sympathie für Deinen Gedankengang.

Beste Grüße,
Thomas
 
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Deinem Text würde ich so folgen. Eine bewußte mittige Anwendung ist ein Stilmittel. Stereotype Kritiken finde ich eh nicht so toll, da spielt der Herdentrieb mehr eine Rolle als die bewußte Auseinandersetzung mit dem zu kritisierenden Bild.

Mit dem von Dir präsentierten Mittig-Bild kann ich allerdings nichts anfangen, wenn du mir diese freimütige Aussage auch gestattest. Mittig oder nicht.

Gruß
Suermel
 
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...."NF-kompatible Patentkomposition"....

Gibt es die? :winkgrin:
Ich versuche eigentlich immer die Bildkomposition motivabhängig vorzunehmen. Wenn dabei links rauskommt ist's okay, rechts nicht minder und wenn es mittig sein muß, dann muß es eben mittig sein.
Wenn das Motiv allerdings eher langweilig ist, dann ist natürlich der Griff zur außermittigen Platzierung idR nicht der verkehrteste, das rettet dann u.U. doch noch ein wenig. Manchmal. ;)

Gruß
Dirk
 
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Schließe mich Sürmel an. Dem Text stimme ich insofern zu, daß allzu oft in den Bildkritiken eine Gestaltung "nach Lehrbuch" (und nicht etwa nach ominösen "NFF-Regeln") gefordert wird. Dein Bild halte ich allerdings für ein weniger gelungenes Beispiel, so ist das nämlich einfach unausgewogen.

Diverses_034.jpg


Wobei es nicht mal annähernd symmetrisch sein muß:
099_2007_11_16_Semuc_Kuhkaff_191_web.jpg


Gruß Erik
 
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nicht böse sein, aber dein beispielbild eignet sich nicht wirklich für die untermauerung deiner, für mich absolut zutreffenden, these... allerdings bezweifle ich auch, dass es aussermittig mehr wirkung gehabt hätte...
 
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die these als solche ist zu unterschreiben.
für manches bild bietet sich die mitte als zentrum der blickführung nachgerade als zwingend an.

bei wiederum anderen bildern ist anderes notwendig.

regeln sind gut, so lange man sie kennt, um sie dann bewusst zu brechen.

bildkritiken wie: sollte man aber ... so oder so... aufteilen, den beschnitt anders wählen (wie ich es vor 10 min woanders selbst vorschlug) sind, wenn sie zu starr an den regeln kleben, weil man es mal gelesen hatte, nicht immer hilfreich und sinnvoll.

für mich ist wichtig, sich als knipser auf sein sujet wirklich einzulassen. dann wird das bild gut.

gruesse
ralf
der gerne noch etwas zu deinem beispielbild erfahren will
 
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der gerne noch etwas zu deinem beispielbild erfahren will

@monoduo:

Wenn das nicht technisch gemeint war: Die junge Frau hat einen alten Schweizer Bergwerkslaster (rechtsgesteuert) erworben, lebt auf der Ladefläche in einem kleinen Container und restauriert den LKW liebevoll. Das Reportage-Bild ist in einer Arbeitspause (Spachteln und Schleifen der Karosserie) aufgenommen.

Dein Satz mit dem "Einlassen" auf das Motiv hat mir sehr gefallen, so sehe und versuche ich das auch.

Tinker
 
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Meine These ist:
"Eine mittige Komposition ist nicht notwendig langweilig. Manchmal ist sie geeignet, den Charakter des Motiv am besten herauszuarbeiten."

Bei den Foto-Diskussionen hier im Forum habe ich oft den Eindruck von Stereotypen. Viele Kritikbeiträge schlagen alle Bilder über einen Leisten.......

Auch ich stimme Dir voll zu, Symmetrie kann genauso ein Gestaltungsmittel sein wie der goldene Schnitt und ich habe mich auch schon über manche Kommentare in dieser Richtung geärgert.

Für Reportagen - und dazu gehört ja das gezeigte "Musterbild" gelten imho ohnehin andere Maßstäbe, bei dem Bild hab ich allerdings insofern Schwierigkeiten, weil man gar nicht weiß, was von den vielen Dingen eigentlich wichtig ist - Die Kabeltrommel? Die Dose WD40? oder gar die Person in Bildmitte? Da sind viel zu viele Details zu sehen...
 
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Hallo Tinker,
sicherlich richtig deine These, aber kommt es nicht immer auf die Motive an? Hier wurde schon über den "Goldenen Schnitt" geschrieben, über dieses schon von den "Alten Meistern" der Malerei eingesetzte Stilmittel.
Das als Stereotyp zu bezeichnen halte ich für ein weinig gewagt!
Und nicht zu vergessen das Format, ist nicht das Format ein nicht viel wichtigerer Aspekt in deiner Betrachtung? Schneide mal dein Bild in ein quadratrisches Format, angelehnt an das 6x6 Format. Ich glaube ein mittig angeordnetes zentrales Bildelement kommt hier viel besser und wirkungsvoller zur Geltung!

Harald
 
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Meine These ist:
"Eine mittige Komposition ist nicht notwendig langweilig. Manchmal ist sie geeignet, den Charakter des Motiv am besten herauszuarbeiten."
....
Mit dem beiligenden Bild versuche ich meine These zu belegen, sie trifft aber mMn auf manche anderen Fotos von mir und anderen ebenfalls zu. Kann natürlich sein, dass es mir hier nicht gelingt zu überzeugen, aber ich versuch's einfach mal..




Ich versuch´s auch mal:

74757d2c6eaf42.jpg



bzw.:


74757d2e51bfa0.jpg



Damit will ich nicht behaupten, dass ein bestimmtes Stilmittel ein Allheilmittel ist - aber eine Überlegung wert auf jeden Fall.

Gruß vom
Kay
 
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Moin,

a priori langweilig ist kein Gestaltungsmittel. Wobei der "Goldene Schnitt" da ein guter Anwärter auf dies Eigenschaft wäre..

Zu dem Bild:
Ich finde es etwas unentschlossen. Keine Totale (damit mal mal kapiert, worum es geht), keine Halbtotale und auch keine Konzentration auf die Frau als Person.
Mich stört auch das Nicht-richtig-schräge-und-nicht-richtig-gerade, wodurch dass Bild etwas "im Vorübergehen geschossenes" bekommt.

Mein Versuch wäre gewesen: Genau rechtwinklig auf die Seite des LKW schauen, Frau durchaus in die Mitte. Kamera gerade halten.
Dann könnte es innerhalb dieses Durcheinanders von Fahrzeigteilen etwas (den Stahlträger der Ladefläche) geben, an dem das Auge halt findet.
Oder die Frau mal ganz an den Rand, aber den Laster sauber im Format.
Und schon ist man einen Schritt vom Schnappschuss zur Komposition weiter.


Grüße
Christian
 
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Moin,

a priori langweilig ist kein Gestaltungsmittel. Wobei der "Goldene Schnitt" da ein guter Anwärter auf dies Eigenschaft wäre..

Zu dem Bild:
Ich finde es etwas unentschlossen. Keine Totale (damit mal mal kapiert, worum es geht), keine Halbtotale und auch keine Konzentration auf die Frau als Person.
Mich stört auch das Nicht-richtig-schräge-und-nicht-richtig-gerade, wodurch dass Bild etwas "im Vorübergehen geschossenes" bekommt.

Mein Versuch wäre gewesen: Genau rechtwinklig auf die Seite des LKW schauen, Frau durchaus in die Mitte. Kamera gerade halten.
Dann könnte es innerhalb dieses Durcheinanders von Fahrzeigteilen etwas (den Stahlträger der Ladefläche) geben, an dem das Auge halt findet.
Oder die Frau mal ganz an den Rand, aber den Laster sauber im Format.
Und schon ist man einen Schritt vom Schnappschuss zur Komposition weiter.


Grüße
Christian

Hallo Christian,
woran hast du erkannt das es sich um eine Frau handelt, an den Schuhen?
;)

Harald
 
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"Eine mittige Komposition ist nicht notwendig langweilig. Manchmal ist sie geeignet, den Charakter des Motiv am besten herauszuarbeiten."

Eine These? Eher ein Gemeinplatz.

"Stereotypen" ... "NF-kompatible Patentkomposition" ... "Goldenen NF-Regeln" ... "Einheitsbrei" ... "Abgedroschenheit" ... "Langeweile"

Was dein Beispiel angeht, so fehlen noch 2 Attribute: "Unmotiviert" und "Falscher Zeitpunkt".
 
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wodurch dass Bild etwas "im Vorübergehen geschossenes" bekommt.

Tinker nannte es "Reportagebild in einer Arbeitspause".

Oder die Frau mal ganz an den Rand, aber den Laster sauber im Format.
Und schon ist man einen Schritt vom Schnappschuss zur Komposition weiter.

und die natürlich entspannte Situation ist durch "Stell dich doch mal kurz ..." im Eimer - zuletzt gehabt: Gestern!

So eine (allerdings vermutet) Eigenbrötlerin, die auf einem LKW lebt, läßt sich bestimmt nicht so gern als Modell nutzen. Wenn da nicht der erste Schnappschuß sitzt, dann glaub ich nicht, dass man noch Zeit hat, über eine Komposition nachzudenken. - Wenn man als Voll-Profi allerdings alles gleich im Blick hat - nun denn ...

Gruß vom
Kay
 
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So eine (allerdings vermutet) Eigenbrötlerin, die auf einem LKW lebt, läßt sich bestimmt nicht so gern als Modell nutzen. Wenn da nicht der erste Schnappschuß sitzt, dann glaub ich nicht, dass man noch Zeit hat, über eine Komposition nachzudenken. - Wenn man als Voll-Profi allerdings alles gleich im Blick hat - nun denn ...

Gruß vom
Kay

nicht mal zwingend... manches kann man durch einen geschickten schnitt einfach aufwerten (wie hier gezeigt)... zwar kommt noch immer nicht viel (nein, eigentlich nix) von der vorgefundenen situation rüber, aber als bild schon deutlich ansprechender als das originalframing...
 
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