Surselva, Venedig - und dann?

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

Lydian

NF-Premium Mitglied
Premium
Registriert
Reiseberichte sind wohl Mangelware in diesen Zeiten. Hier ist einer.

Vorweg sei zugegeben: Ohne die aktuelle Pandemie hätten wir diese Reise so nicht durchgeführt. Berge, ja klar, immer gerne. Aber Venedig? Um Gottes Willen. Aber jetzt hat man eben die Chance, die "Serenissima" ohne überbordende Menschenmassen, auf jeden Fall ohne Kreuzfahrer, zu erleben. Müssen wir nutzen. Also einmal mit dem Reisemobil quer durch die Schweiz incl. Wander- und Radeinlagen in die italienischen Alpen, nach Venedig und irgendwie wieder zurück. Hier die Route bis Venedig - die Anfahrt in die Schweiz habe ich unterschlagen, da ohne Interesse. Die vermerkten Ziffern weisen die Anzahl der Übernachtungen am jeweiligen Ort aus. Hinzu kommen zwei Zeltübernachtungen in den Bergen über Trin.

Route1.jpg

Am Abend des ersten Tages erreichen wir einen wunderschönen, ziemlich versteckten Übernachtungsplatz oberhalb des Walensees.

full


Am nächsten Morgen geht es nach Alt St. Johann zu unserem ersten richtigen Ziel: dem Obertoggenburger Klangweg. Auf den Sessellift zum Ausgangspunkt verzichten wir. Außer uns ist auf dem Anstieg kein Mensch unterwegs.

full


full


Unterhalb der eher sanften Nordhänge der Churfirsten - die Südwände fallen sehr steil zum Walensee ab - erstreckt sich der Klangweg. 27 Klanginstallationen harren hier des Entdeckens und Ausprobierens. Fotos davon erspare ich euch.
https://klangwelt.swiss/de/klangwelt-erleben/klangweg.html

full


Blick auf das Obertoggenburger Land mit dem Säntis im Hintergrund.
 
Anzeigen
Am Abend geht es nach Trin in der Surselva auf den dortigen - sehr empfehlenswerten - Campingplatz. Wir verlassen ihn schon am nächsten Morgen wieder und starten ab Flims eine zweitägige Wanderung mit Zelt und allem Kram. Ziel: die Gletschermühlen oberhalb der Alp Mora.

full


Auch hier verzichten wir auf technische Unterstützung - üblicherweise startet man diese Wanderung ab dem Hochtal von Bargis, das von Flims motorisiert nur mit dem Postbus zu erreichen ist. Am Ende des Tages bereuen wir diese Entscheidung. Der Weg zieht sich gefühlt endlos. Die Last auf den Schultern wird immer schwerer und wir merken schmerzlich - im Wortsinne - dass wir nicht mehr die Jüngsten sind. Vielleicht gibt es auch für kleinere Hunde so ein Tragegeschirr, dass die wenigstens ihr Futter selbst tragen?!?

Es beginnt bereits zu dämmern als wir die Gletschermühlen erreichen. Kaum ist das Zelt aufgebaut und alles eingerichtet wird es dunkel. Wir sind hier auf knapp. 2100 m Höhe völlig allein - mit unseren Hunden.

full
 
Kommentar
Der Morgen ist traumhaft.

full


Gletschermühlen oder Gletschertöpfe sind runde oder auch spiralförmige Hohlformen, die zunächst im Eis, später auch in den darunter liegenden Felsen entstehen. Im Schmelzwasser mitgeführte Steine werden geschliffen und vertiefen - ebenfalls durch Schleifen - in vielen Jahrtausenden die Einbuchtungen bis in die Felsen. Schmilzt der Gletscher ab, werden die Gletschertöpfe sichtbar. Oft sind sie - wie über der Alp Mora - wie auf einer Perlenschnur aufgereiht.

full


full


Bis etwa 10 Uhr 30 haben wir dieses Wunderwerk der Natur für uns alleine. Dann kommen die ersten Wanderer und wir steigen wieder ins Tal ab.

full


Crap da Flem (Flimserstein), Katastrophenberg der Surselva. Durch einen gigantische Bergsturz vor ca. 10.000 Jahren entstand die Rheinschlucht (siehe auch hier: https://www.nikon-fotografie.de/community/threads/vida-in-luxe-sardinien-2018.289579/. 1939 zerstörte ein weiterer, wesentlich kleinerer Bergsturz das Kinderheim Sunnehüsli. 18 Kinder und Erzieherinnen fanden den Tod. Man kann den Schuttkegel am linken Bildrand erkennen.

Wir checken wieder auf dem Campingplatz in Trin ein und müssen uns erstmal von den Strapazen erholen. Das Wetter ist passend: Es regnet. Pünktlich zur Ankunft in Flims hatte es begonnen.
 
Kommentar
Wunderbar, die Bilder, eine wunderbare Gegend und ich freue mich auf weitere Bilder .... :)(y)(y)(y)
 
Kommentar
Mir dünkt, dass ich die Fotos etwas arg geschärft habe. Kleiner Hintergrund: Mein PC ist abgeraucht und jetzt muss ich alles auf dem alten Laptop machen, das ergibt einen nicht wirklich ausgereiften Workflow....
 
1 Kommentar
sam25
sam25 kommentierte
....sehe ich auch, dass Du es mit der Schärfe gut gemeint hast, Lydian. Das ist aber korrigierbar. Den Eindrücken tut es keinen Abbruch .... :)
 
Besonders die Spiegelung vom Hund hat mich verwundert, sonst sind die Bilder OK, vielleicht etwas hart. Bitte geht es weiter?

Gruß Warner
 
Kommentar
Die nächste Aktion muss definitiv etwas gemütlicher werden. Wir fahren auf einen versteckten Übernachtungsplatz in der Nähe von Zillis-Reischen und laufen am nächsten Morgen zur nicht weit entfernten Schlucht Via Mala. Dass die bEva kürzlich den gleich betitelten Roman von John Knittel (der gleich zweimal für das Kino und einmal als TV-Mehrteiler mit Mario Adorf verfilmt wurde) gelesen hatte, passt.

"Via Mala" (schlechter Weg) bezeichnet einen einstmals berüchtigten, rund acht Kilometer langen Wegabschnitt entlang des Hinterrheins zwischen Thusis und Zillis-Reischen. Die tief eingegrabene Schlucht bildete früher ein schwierig zu passierendes Hindernis auf dem Weg zu den Pässen Splügen und San Bernardino.

full

Rania-Brücke, erbaut 1836


full



full

Auch hier arbeiteten Wasser und Steine gemeinsam.

full

"Schänes blaues Donau!" würde wohl der Ungar aus "Bill Bo und seine Bande" sagen.


full

Punt da Surasuns

So, jetzt muss ich erstmal Fotos neu bearbeiten und hochladen.
 
Kommentar
Vielleicht noch ein paar Worte zum bisher nicht so sehr bekannten Begriff "Surselva". Die Region Surselva ist eine Verwaltungseinheit im Kanton Graubünden, die durch eine Gebietsreform erst 2016 entstand. Der rätoromanische Name Surselva bedeutet «oberhalb des Waldes». Mit dem Wald ist der heute noch intakte Grosse Wald (rätoromanisch Uaul Grond) im Gebiet des Flimser Bergsturzes gemeint. Dieses Schuttgebiet ist wertlos für die Landwirtschaft, weshalb es diesbezüglich nie erschlossen wurde und das Waldgebiet somit erhalten ist. Die Region Surselva erstreckt sich vom Oberalppass im Westen (der Grenze zum Kanton Uri) bis zum Zusammenfluss von Vorderrhein und Hinterrhein bei Reichenau.

Die nächste Wanderung geht zum Segnesboden sowie den Tschingelhörnern. Wieder ist Flims - jetzt jedoch ein anderer Ortsteil - der Ausgangspunkt. Wir wollen schlauer sein und bewältigen ca. 400 der etwa 1000 Höhenmeter mit der Sesselbahn. Eine Premiere für die Hunde... Ich bin ja alles andere als ein Selfie-Fotograf, aber dieses Bild musste sein. Munk war sowas von cool bei dieser Fahrt - irre. Null Angst und sehr an der Aussicht interessiert.

full



full

Unterer Segnesboden mit den Tschingelhörnern. An seinem Ende wollen wir das Zelt aufschlagen.
Auch wenn der Segnesboden zunächst optimal zum Zelten geeignet scheint: Nee, gar nicht soo einfach. Eine ebene Fläche zu finden - kein Thema. Auch Wasser fließt überall. Und das ist das Problem - eben und trocken ist eine seltene Kombination. Und dann auch noch möglichst frei von Hinterlassenschaften der Rinder, die hier natürlich immer mal wieder weiden.

full
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Am folgenden Tag geht es - ohne großes Gepäck - weiter aufwärts in Richtung Segnespass, dann über den Oberen Segnesboden wieder zurück zum Zelt.

full

Tschingelhörner mit Martinsloch. Markant zu erkennen: die "Glarner Hauptüberschiebung". Das obere Gestein, ein Konglomerat aus dem Perm, ist ca. 200 Millionen Jahre älter als das untere und wurde durch die Plattentektonik im Zuge der Auffaltung der Alpen aus ca. 40 km Entfernung über die jüngere Schicht aus Flysch (ein maritimes schiefriges Sediment-Gestein) geschoben. Als "Tektonikarena Sardona" wurde die Region der Glarner Hauptüberschiebung - der Grat der Tschingelhörner bildet übrigens die Kantonsgrenze zwischen Glarus und Graubünden - 2008 von der UNESCO mit einem 32'850 Hektar grossen Gebiet in das Verzeichnis des Weltnaturerbes aufgenommen. Die Fotos entstanden alle auf der Graubündener Seite. Da ist das Licht einfach besser...


full



full

Zurück nach Flims und wieder auf den Campingplatz Trin. Ein letztes Mal.
 
Kommentar
Der nächste Tag wird teilweise gemütlich. Für die bEva, die einen Chill-, Lese-, und Hundespazierfür-Tag einlegt; hingegen ich mir vorgenommen habe, den Albulapass meiner Pässe-Sammlung einzuverleiben. Also schwinge ich mich in Filisur auf's Rad und los. Das Wetter ist leider zweifelhaft und so fahre ich stur bergauf, ohne mich auf die möglichen Fotomotive mit der hier verlaufenden Albulabahn zu konzentrieren. Das Licht ist nicht doll und auf Regen, der sich ankündigt, habe ich keinen Bock. Schade, denn die Trassenführung der Albulabahn mit ihren berühmen Viadukten (Filisur, Landwasser), Kehr- und Spiraltunneln ist einfach der Hammer. Auf jeden Fall aber erlebe ich die Strecke viel intensiver als im Auto. Wahnsinn, was die vor über 120 Jahren in kurzer Zeit gebaut haben!
Hier ein kleiner Ausschnitt:
full


Und so gibt es nur die obligatorischen Gipfelfotos. Für Radfahrer vielleicht interessant: quaeldich.de verzeichnet für den Pass ab Filisur 103,6 Punkte.

full



full



Am Abend steht auch der Kasten auf dem Albulapass. Es regnet nur wenig und das Licht am frühen Morgen ist wieder wunderschön.
full
 
1 Kommentar
rollertilly
rollertilly kommentierte
Am nächsten Tag gibt es ein Pässe-Festival, allerdings nur mit dem Kasten. Vom Albula (2.315 m) geht es über Bernina (2.235 m), Forcola di Livigno (2.315 m), Passo Foscagno (2.291 m) schlussendlich auf den Passo di Gavia (2.621 m). Besondere Vorkommnisse: In Livigno tanken wir für 78,5 €Ct, kurz vor Bormio baden wir in einer warmen Quelle.

full

Bernina-Pass, stilecht mit Bernina-Express


full

Die Hunde wären auch gerne mit rein


full

Gavia-Pass am Abend
Zunächst hatte ich überlegt, den Pass ebenfalls mit dem Rad zu fahren. Aber erstens badeten wir zu lange im angenehm warmen Wasser und dann war ich doch ziemlich entsetzt bezüglich der Qualität des Straßenbelags. Mit dem Rennrad ist das nicht ganz so spaßig. Dazu kommt, dass die Nordrampe landschaftlich nicht so schön ist wie die Südrampe.
 
Kommentar
Die Kollegen sind nicht so pingelig. Die Südrampe ist belagsmäßig so lala, außerdem dermaßen schmal, dass oft nicht mal zwei Fiat Panda aneinander vorbei kommen. Im Prinzip ist das ein Radweg. Komisch nur, dass er für Autos nicht gesperrt ist .....
full



Nächstes Etappenziel ist Madonna di Campiglio. Leider nicht mehr als eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Venedig, da uns die Zeit davon läuft. Für eine Wanderung zum Lago Ritort in der Adamello-Gruppe mit schönem Blick auf die wolkenverhangenen Dolomiti di Brenta reicht es aber. Jedenfalls sind wir gerade so vor der Dunkelheit zurück.
full



full



full



Tags darauf wird es nochmals gemütlich. Radtour zum Lago di Molveno, dann chillen am Lago di Nembia, bevor es nach Venedig geht und es mit der Ruhe der Berge vorbei sein wird.
full
 
2 Kommentare
Kay
Kay kommentierte
Dein schnüffender Platzhirsch auf dem zweiten Bild ist großartig!
Deine Bilder vermitteln Harmonie und Ruhe. Das gefällt und kommt anders an als viele Hektik-Bilder " hinter sich sahen Sie soeben ... " - freue mich auf die Weiterreise.:giggle:
 
adventure
adventure kommentierte
Wir befahren den Gavia auch fast jedes Jahr mit dem Motorrad. Früher war der noch unbefestigt. Auch ich staune immer wieder warum da Autos hochfahren dürfen. Ich musste schon mal mit Töffkleidung und -schuhen ein fremdes Auto rückwärts bewegen weil sich die Person nicht traute. ;)
 
Dann also nach Venedig. Für uns fast ein Wagnis, sind wir doch alles andere als Städteurlauber. Es ging auch gleich nicht gut los: Stau gefühlt ohne Ende um Bassano del Grappa, Umleitungen und (auch gefühlt) hunderte von Kreisverkehren. Erst spät in der Nacht kamen wir genervt in Mestre an. Dann aber die positive Überraschung: Der Campingplatz Venezia Village war noch geöffnet, sehr nettes Personal, picobello die komplette Anlage, insbesondere die sanitären Einrichtungen - alles bestens. Für die Busfahrt nach Venedig am nächsten Morgen gleich Tickets gekauft und nix wie ab ins Bett, denn um 5 Uhr wollten wir aufstehen. Kaffee, zur Bushaltestelle, 15 Minuten später an der Piazzale Roma aussteigen. Perfekt.

Noch vor der Sonne sind wir auf dem Markusplatz. Nahezu alleine.
full


Nachteil der frühen Stunde, jedenfalls, wenn man mal muss: Die öffentlichenToiletten werden erst ab 9:30 aufgeschlossen und die Cafés sind alle noch zu. Nach einer Weile finden wir in den hinteres Gassen eines, das gerade geöffnet wird. Due caffè + due cornetti + Erleichterung.

Allmählich kam auch die Sonne und mit ihr ein paar weitere Touristen.
full



Als dann auf dem Markusplatz die Souvenir-Händler ihre Stände aufbauten wussten wir, dass es Zeit ist, zu gehen.
full



full
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Ospedale della Pietà

Für mich ein magischer Ort. Hier, in der "Calle (Gasse) della Pietà", wirkte Antonio Vivaldi viele Jahre als Musiklehrer. Die meisten seiner Violinkonzerte, darunter den Zyklus "Le Quattro Stagioni" schrieb er für das Orchester der Pietà, das aus den im Opsedale wohnenden und betreuten Mädchen - meist Waisen und Kinder von Prostituierten - bestand. Solistin war stets die berühmte "Anna Maria dal violin", ebenfalls ein Zögling der Pietà. Wie alle ragazze der Pietà hatte sie keinen Nachnamen. Auch heute noch ist diese seit 1354 bestehende Institution eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 1696 gibt es eine Babyklappe, durch die wohl auch Anna Maria ins Ospedale kam. Außer Vivaldi wirkten hier u. a. Johann Rosenmüller, Francesco Gasparini und Nicola Porpora als Musiklehrer und Chorleiter.

full



full


Die zugehörige Kirche wird aktuell renoviert und bietet keinen besonderen Anblick. Sie wurde kurz nach der Zeit Vivaldis auf den Grundmauern der Vorgängerkirche erbaut. Das benachbarte Gebäude, heute das Nobel-Hotel Metropole, wurde ebenfalls nach dieser Ära erbaut. Teile des Vorgängerbaus, in dem die Mädchen wohnten, wurden integriert. So z. B. der Opferstock.

full
 
3 Kommentare
sam25
sam25 kommentierte
....ein Ort, an den ich gerne einmal gehen würde. Antonio Vivaldi komponierte nicht nur wunderbare Musik sondern betrieb auch das erste "Frauenorchester" der Welt. Dass wir heute noch die Musik von ihm kennen, ist dem Zufall geschuldet. Denn die meisten Partituren von ihm hat man in zwei Klöstern erst wieder zu Beginn des 20.sten Jahrhunderts gefunden. Und noch eine Bemerkung. Antonio Vivaldi hat sich auch temporär von der Pietà verabschiedet und ist als einer der ersten freischaffenden Komponist in Italien herum gereist. Seine Opern, welche er in dieser Zeit geschrieben hat, sind Weltklasse.
Und nicht zuletzt sei sein "Gloria" und sein "Magnificat" erwähnt. Es gibt eine "Videoaufnahme" von einem englischen Frauenorchester welche das "Gloria" in den alten Räumlichkeiten aufgeführt haben...Balsam für die Seele ...
Und nun zu deiner Reportage: ich finde sie schlicht und einfach ein Highlight! :)(y)(y)(y)
 
Lydian
Lydian kommentierte
Danke, Sam. Ja, die Musik, nicht nur die Vivaldis, aber auf diese wurde natürlich in der Zeit in und nach Venedig mein Fokus gerichtet, bedeutet mir viel. Zuhause habe ich dann so nach und nach alle vorhandenen Vivaldi-CDs mit den Sonatori de la Gioiosa Marca (mein Favorit, die Aufnahmen des schweizer Labels Divox klingen auch unglaublich gut) und Il Giardino Armonico gehört. Letztere entfachten vor vielen Jahren mit ihrer spektakulären Aufnahme der "Quattro Stagioni" neu mein Interesse an Vivaldi. Manchmal übertreiben sie es sicher, aber sie sind nie langweilig. Neu im Anflug in meine Sammlung sind die CDs von Midori Seiler und dem Concerto Köln "La Venezia di Anna Maria". Ich bin gespannt. Die sogenannte "Originalklangbewegung" hat Vivaldis Musik ganz kräftig entstaubt. Wenn ich da z. B. an die Aufnahmen von Karajan denke ..... geht heute gar nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
sam25
sam25 kommentierte
Ja, Lydian, danke für die Hinweise für die neueren Aufnahmen. Ich sah C. Bartoli live in der Kath. Kirche in Rheinfelden mit dem Stabat Mater von Pergolesi und mit wenigen Ausschnitten aus Vivaldis Gloria. Da geht die Post schon ab, gespielt haben die Cappella Gabetta, ein Ensemble rund um die Cellistin Sol Cabetta und ihrem Bruder.
Ja, ich bin auch sehr froh, wurde - wie Du richtig geschrieben hast - die Musik von Vivaldi, aber überhaupt von vielen Barockkomponisten "entstaubt". :)
 
Unser nächstes Ziel ist die Basilica dei Santi Giovanni e Paolo. Viele Dogen wurden hier bestattet. Von außen wirkt die Kirche recht unscheinbar, aber innen ....

full



full


Dann war Zeit für eine Mittagspause. Es war inzwischen deutlich belebter und außerdem: "Zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei." Mit dem Bus geht es zurück zum Campingplatz und am späten Nachmittag wieder in die Altstadt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Zur blauen Stunde richte ich es mir wie wohl schon viele Mitforisten auf der Ponte dell`Accademia einigermaßen gemütlich ein. In den nächsten ca. zwei Stunden will ich hier den wohl schönsten Blick Venedigs bei verschiedenen Lichtstimmungen einfangen. Sorry, wenn euch die Aufnahmen langweilen, aber für mich war es eben das erste Mal....

full



full



full


Ein spätes Abendessen in einem Restaurant an der Rialto-Brücke - gar nicht mal so teuer - beschließt einen wunderbaren Tag in Venedig.
 
Kommentar
Viele denken beim Stichwort "Venedig" nur an das historische Zentrum. Aber neben Stadtteilen auf dem Festland gehören noch über 60 Inseln zur Stadt. Für fotografisch interessierte ist von diesen sicherlich Burano mit den bekannten farbenfrohen Häusern mehr als einen Abstecher wert. Über die Inseln Murano,Torcello und Mazzorbo erreicht man mit dem Vaporetto dieses Kleinod in etwa 40 Minuten Fahrzeit. Markant in Burano sind die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Häuser.
Wir sind wieder früh dran - mit uns steigt nur ein weiterer Tourist aus.

full



full


Die Gassen erwachen gerade, wenige Menschen sind zu sehen. Wir schlendern herum, fotografieren und kaufen in der kleinen Bäckerei der Insel unser Frühstück, das wir verzehren, während wir den Müllwerken zusehen, die mit Handkarren den Abfall auf ein kleines Schiff transportieren.

full



full

Man sieht in Venedig manch schiefen Kirchturm, aber der von San Martino auf Burano ist diesbezüglich der "Sieger".


full


Irgendwie haben wir das Gefühl, in die Privatsphäre der hiesigen Bewohner einzudringen. Am frühen Morgen wirkt es hier völlig untouristisch ...
Burano ist sehr übersichtlich und bald besteigen wir wieder das Vaporetto zum historischen Zentrum. Kurz zuvor begehe ich einen doofen Fehler. Natürlich besteht in den Booten Maskenpflicht und alle halten sich ziemlich penibel daran. Da sollte sich man während des Wartens kein Eis kaufen .... Das Vaporetto kam sehr pünktlich und ich musste das leckere Eis hinunterschlingen. Wie doof kann man sein ....
:affehand:
 
Kommentar
Wieder im historischen Zentrum angekommen wollen wir quer durch die Gassen zur (Teil-)Insel Gheto im Sestriere Cannaregio laufen. Das ist nicht ganz einfach, denn immer mal wieder steht man vor Wasser und muss, da ohne Boot unterwegs, einen anderen Weg suchen.

full



full



Venedigs Teilinsel Gheto

Die Herkunft des Namens ist nicht gänzlich geklärt. Wahrscheinlich ist er von dem italienischen Ausdruck geto für Eisengießerei abgeleitet, der sich im Laufe der Zeit zu gheto oder ghetto lautlich verändert hat. Jedenfalls wurde im Jahr 1516 durch einen Erlass den Juden Venedigs ein fester Wohnplatz auf dem Gebiet des eher unbeliebten Gheto zugewiesen. An den beiden Brücken zu den Nachbarinseln wurden Tore errichtet, die nachts geschlossen wurden. Über Nacht waren die Juden Venedigs also eingsperrt. 1562 gebrauchte Papst Pius IV. das Wort Ghetto in einer Bulle erstmals für ein abgeschlossenes jüdisches Stadtviertel. Im Laufe der Jahrhunderte verbreitete sich dieser Begriff und wurde nach und nach immer allgemeiner für die Separierung von unterschiedlichsten Menschengruppen gebraucht.

full


Unter Napoleon wurden viele Diskriminierungen der Juden beendet. 1943 wurden die meisten Juden Venedigs von den Deutschen und ihren Verbündeten deportiert und größtenteils in den Lagern des Ostens ermordet.

full


Das Holocaust-Denkmal.
Heute leben in Venedig wieder etwa 500 Juden, etwa 30 von ihnen in/auf Ghetto. Immer noch zählt das Viertel nicht gerade zu den Top-Adressen. In einer Bäckerei erstehen wir leckeres koscheres Gebäck und kehren damit zur Mittagspause auf den Campingplatz zurück.
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten