Schritt für Schritt ...

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sam25

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Am Dienstag dieser Woche war es wieder soweit.
Ein Kurzbesuch bei Susanne, unserer lieben Freundin im Tessin, nur Claudia, meine Frau und ich. Im Mittelpunkt Stand Susanne, aber irgendwie auch dies:
Die Capella Madonna della Pioda, oberhalb von Maggia, ein Dorf, im Maggiatal.

Es folgen Gedanken und Bilder rund um diese Kapelle....



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Es begann mit einem feinen Morgenessen und einem anschliessenden Spaziergang. Wir stiegen von Locarno aus gesehen am linken Ufer in Aurigeno aus und gingen entlang der Maggia, zwei Dörfer weiter und kehrten wieder zurück. Im Blickfeld immer wieder die Kapelle, welche ich so plötzlich intensiv wahrnahm ...

Überall auf den Bergen hatte es noch Schnee und vorab musste ich vom Wohnort von Susanne zwei Bilder machen ....



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Ich war erschöpft, das Arbeiten strengt mich an und ich bin froh, eine Woche Pause zu haben. Dei D4 kam mit einem alten Nikkor 85mm, F2 und die Z50 mit einem alten Nikkor 200, F4 Micro mit. Mehr wollte ich nicht, je mehr ich dabei habe, desto mehr schleppe ich mit ....

Eine Kirche von Aurigeno ....



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Claudia und ich versuchten immer wieder das Gespräch von der Pandemie zu vermeiden. Aber über was soll man sprechen? Susanne arbeitet arbeitet für die spitalexterne Versorgung von Menschen zuhause. Und sie hat es, mit ihrem Sohn zusammen im November erwischt. Happig, und spürte die Folgen bis im März diesen Jahres ....



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Der Sohn macht sein Wirtschaftsstudium mittlerweile alleine zuhause, online. Nun kann man sagen, er habe ja eine schöne Aussicht, kann mit dem Hund nach draussen ... aber alles ist nicht so schön, wie ich das sehe ....

Nun kenne ich Land und Leben nach all den Jahren im Tessin nicht nur als Tourist. Vieles erfahre ich durch Susanne und ich nehme es immer wieder mit tiefen Respekt, aber auch mit viel Staunen zur Kenntnis.



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Susanne macht ihre Arbeit gewissenhaft. Drei Täler bedient sie, fährt dutzende von Kilometer in die Täler, manchmal weit abgelegen und oft auch noch zu Fuss.
Schutzkleider, manchmal doppelte Schicht bei jedem Besuch, anziehen, abziehen. Und es gibt Menschen in den Tälern, die haben andere Menschen ausser die Mitarbeitenden der Spitex ein Jahr nicht mehr gesehen. So wird man zur Bezugsperson, man spricht über alles, die Einsätze werden persönlich und intim.



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Die Täler werden zur Falle, aus der man nicht mehr rauskommt, die schöne Aussicht kennt man, das Schöne vergeht, es bleibt die Aussicht. Und wenn dann die dunklen Monate kommen, an vielen Orten in den Nordtälern die Sonne für mehrere Monate nicht mehr scheint, dann sitzt man im Schatten ... tagelang, wochenlang ....

Kein Spaziergang an die Maggia, an die alten Flussläufe, welche man neu wieder bewässert hat. Gegen mögliches Hochwasser und für die Biodiversität.



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Die Wegbegleiter habe ich schon immer geschätzt. Und ich bleibe immer einen Moment davor stehen. Abreissen darf man sie im Übrigen nicht, das habe ich nicht gewusst. Sie alle werden gesegnet und müssen stehen bleiben ...



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Und so ging es am nächsten Tag nach Maggia. Durch das Dorf fanden Claudia und ich schnell den Aufstieg. Schritt für Schritt. Das iPhone gab mir am Abend 75 Stockwerke an. Wobei, sagte Susanne, dass sei nur der Aufstieg, der Abstieg auf der andern Seite nicht mitgezählt.



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Die meisten Wanderwege in den Nordtälern sind alte Pilger- und Handelswege. Und je nach dem auch Schmugglerwege. Ich darf also aussuchen, zu was ich sie brauche....

Schritt für Schritt und es wurde mit der Zeit fast wie eine Meditation. Still war es, Claudia und ich waren früh unterwegs. Die Sonne erreichte die Kapelle erst, als wir oben waren. Still höre ich Susannes Geschichten über die Menschen zu. Es sind Erzählungen, ohne Wertung und ich bewundere ihre Haltung. Sie steht den Menschen nahe, den Lauthalsigen geht sie aus dem Weg.
So mancher wurde in dieser Zeit Experte und es half nichts.



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Ja, die alten Fresken sind eingegittert, die Maria auch. Und die Pflanztröge stehen leer davor. Viel Geld hat man nicht, diese alten Monumente im Schuss zu halten. Viel Geld bräuchte es, da alles Handarbeit ist....
Und so zerfällt die rechte Seite der Kapelle langsam ....



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Sie mögen nicht helfen, wissenschaftlich gesehen. Mit oder ohne diesen kleinen Monumente ist das Leiden im Tessin wegen der Pandemie gross. Arbeitsplätze und Leben gehen verloren, Maskenpflicht in den meisten touristischen Hotspots.
Die alten Menschen in den Tälern sind sich das einsame Leben wohl noch eher gewohnt. Es gab Menschen, die setzten ihr Leben lang keinen Fuss aus dem Tal, nicht nur weil sie nicht wollten, sondern weil sie das Geld nicht hatten um nach Locarno zu reisen. Oder die Winter waren so schneereich und kalt, dass man selbst die Leichen hinters Haus legen musste, weil man sie nicht beerdigen konnte.

Viele mögen sich noch gewohnt sein, harte Einschränkungen wegzustecken. Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben....auch in den Tälern nicht ....
Die Aussicht ist betörend ... und trügerisch zugleich ....



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