NF-Rezension Rezension zu ROLAND FISCHER, Tel Aviv – Israeli Collective Portrait

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StephanB

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Wie man einzelne Menschen oder Paare porträtiert, darüber ist schon viel geschrieben worden, ebenso über Gruppenbildnisse, auf denen sich Einzelpersonen gemeinsam in Pose setzen, und die Zahl gelungener Beispiele aus diesen Genres der Porträtfotografie ist groß. Wie aber porträtiert man ein Kollektiv? Eine Möglichkeit, dies zu tun, zeigt zum wiederholten Mal Roland Fischer, der nicht zuletzt durch großformatige Kollektivporträts chinesischer Bevölkerungsgruppen bekannt wurde. In seiner jüngsten überdimensionalen Fotoarbeit hat er 1000 Studenten der Tel Aviv Universität vor seine Kamera geholt. Die Studierenden unterschiedlicher Fakultäten sollten ein ernstes Gesicht zeigen, die Augen öffnen und nicht lächeln. Es entstanden jeweils mehrere frontal aufgenommene Fotos, die besten Aufnahmen wurden schließlich ausgewählt und zu einem Kollektivbild zusammengesetzt. So wird der Mensch zugleich als Individuum wie als Kollektivwesen ins Bild gesetzt.
Zusätzlich zu dem Kollektivporträt wollte Roland Fischer herausfinden, was für die Menschen in Tel Aviv im Januar 2015 relevant war, was für Sorgen und welche Hoffnungen sie bewegten. Zu diesem Zweck wurden eine große Anzahl von Interviews im Januar 2015 auf dem Rothschild Boulevard North und auf dem Rothschild Boulevard South geführt. Passanten wurden eine Reihe von Fragen gestellt und eingeladen, ihre Ansichten mitzuteilen zu Herkunft, Gegenwart und Zukunft, Israel und Deutschland. Menschen aus allen Bereichen des Lebens nahmen teil und bildeten die Videoarbeit "Tel Aviv - ein ganz normaler Tag auf dem Rothschild Boulevard".
Das Ergebnis zeigt die vielen Gesichter der israelischen Gesellschaft und ist zugleich ein Spiegelbild 50 jähriger diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.

Der vorliegende Band reproduziert nicht nur das »Israelische Kollektivporträt«, sondern dokumentiert auch dessen Entstehung und seine erste öffentliche Präsentation in München im November 2015, in einer Installation auf dem Lenbachplatz, im Zentrum der Stadt und in der Nähe der ehemaligen jüdischen Synagoge. Die Gesichter waren als ein fünf mal fünf Meter großes "Gesichtermeer" und als offizieller Beitrag zu "50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland" in einigen Metern Höhe zu sehen. Auch die Namen der Studenten waren mit aufgedruckt, aber vom Boden aus schwer zu lesen. Anders auf der Rückseite, wo ausgewählte Gesichter aus der Menge im Großformat herausgehoben sind.

Essays von Moshe Zuckermann, Bernhard Waldenfels und Björn Vedder sowie Zitate aus dem Interviewfilm »A Normal Day On Rothschild Boulevard« ergänzen den Band.

Wer sich für die Arbeit von Roland Fischer interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen, ebenso denjenigen, denen Israel und das deutsch-israelische Verhältnis am Herzen liegen. Hier leisten das Projekt von Roland Fischer und dessen Dokumentation in diesem Buch einen beachtenswerten eigenständigen künstlerischen Beitrag.

Bewertung:
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ISBN: 3777426237

 
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