NF-Rezension Rezension: Lori Nix "The Power of Nature"

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Virgil Kane

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„The Power of Nature“ von Lori Nix erscheint als handliches Fotobuch im 25x30 cm Querformat. Der Einband ist in schlichtem mattem Schwarz gehalten, nur der Name der Künstlerin - groß - und der Titel des Werks - klein - prangen in Neongrün auf dem Cover. Das Buch erschien anlässlich einer Ausstellung im Museum Schloss Moyland www.moyland.de .

Gegliedert ist das Werk in…

das obligatorische Vorwort - verfasst von Dr. Bettina Paust, ihres Zeichens Künstlerische Direktorin des Museums Schloss Moyland - mit einer Reihe von Danksagungen.
einen großen Bildteil mit großformatigen Abbildungen
einen Text von Dr. Bettina Paust zum Thema „Die Wirkkraft der Natur. Zu den fotografischen Visionen von Lori Nix“
einen Text von Magdalena Kröner - Journalistin aus Düsseldorf - zum Thema „Der Weg des Imperiums. Die leere Welt der Lori Nix“
einen Text von Prof. Timo Skrandies - Professor in Düsseldorf, Schwerpunkt Kunst im medialen Kontext - mit dem Titel „Resilienz der Natur - Kunst der Resilienz“
ein kurzes Interview mit der Künstlerin selbst.

Alle Texte sind zweisprachig deutsch/englisch verfasst.


Die Künstlerin:


Lori Nix beschäftigt sich mit der Erschaffung von Miniaturlandschaften. Auf ihrer Website http://www.nixgerberstudio.com/

sind zahlreiche Beispiele hierzu zu finden. Die fertigen Dioramen setzt sie dann sorgfältig in Szene und fotografiert sie ab. An der Universität von Ohio studierte sie Keramik und Fotografie, was wohl gute Voraussetzungen für ihre jetzige Arbeit sind. Ihre Inspirationen holt sich Lori Nix aus den Katastrophen- und Endzeitfilmen der 60er und 70er Jahre. Auch Naturkatastrophen und Lost Places geben ihr Ideen ein.

Lori Nix ist Jahrgang 1969 und lebt in Brooklyn (New York). Ihre fotografische Arbeit zeigt sie auf ihrer Website www.lorinix.net .


Die Dioramen:

„My strength lies in my ability to build and construct my world rather than seek out an existing world“, sagt Lori Nix im Buch und erklärt damit, warum sie so akribisch an ihren Modellen arbeitet. Sie möchte die Kontrolle über „ihre“ Welt haben, die jedoch in puncto Details der realen Welt nicht nachstehen soll.

Oftmals gelingt dieser Spagat außerordentlich gut. Die abgebildeten Dioramen sind ein Fest für alle, die Gefallen am Modellbau finden. Detailverliebt, mit einem Auge für Proportionen und großem Ideenreichtum bezüglich der Verwendung von Materialien gelingt es Lori Nix und ihrem Team perfekte Illusionen der Wirklichkeit herzustellen. Wer es nicht weiß wird kaum erkennen, dass er es mit Modellen zu tun hat. Ein sehenswertes Making-of-Video zu ihrer Vorgehensweise beim Dioramenbau findet sich auf www.lorinix.net .


Die Fotos:

Aus dem Making-of wird ersichtlich, dass Lori Nix eine Großformatkamera (8x10 inch) für ihre finalen Aufnahmen nutzt. Sie macht jeweils drei Fotos, um sicher zu gehen und verzichtet vollständig auf Nachbearbeitung a la Photoshop. Die Aufnahmen sind zumeist durchgehend scharf und perfekt ausgeleuchtet. Auch für Hintergründe, die durch offene Fenster oder abgedeckte Dächer sichtbar werden, wird gesorgt. Es macht viel Spaß, durch die Fotos zu blättern und immer neue Details zu entdecken. Die Fotos werden zu Wimmelbildern, bei deren Betrachtung man unweigerlich zu suchen und zu träumen beginnt.


Die Message:

So interessant das Projekt ist, so gekonnt der Dioramenbau und die Fotografie - die Message von der zurückerobernden Natur nach einer Apokalypse kann nicht ernst genommen werden. Dazu sind die Modelle zu niedlich, ist der Spieltrieb des Betrachters zu sehr geweckt, gerät der Bastler zu sehr ins Staunen über die Kunstfertigkeit der Erbauerin.

Zwar wird Zerstörung deutlich dargestellt. Ohne den Hintergrund der Ursache jedoch bleibt das Gefühl von Untergang und Chaos aus. Vielleicht unterscheidet man in Kenntnis der Modellhaftigkeit der Sujets zu sehr zwischen Spiel und Wirklichkeit, vielleicht sind wir durch die realen Bilder aus Aleppo oder Paris auch schon zu sehr abgestumpft - The Power of Nature funktioniert mit diesen Fotos nicht. Noch so bemühte Texte wohlmeinender Wissenschaftler, die den Bildern nachfolgen und die in ihren Versuchen, diese zu deuten, ins Überinterpretieren geraten, können daran nichts ändern.


Für wen ist dieses Buch geeignet?

Für Dioramenbastler, für Miniatur-Wunderland-Junkies, für Tüftler und Tabletop-Beleuchter, für Puppenstuben-Fans, für alle, die sich in kleinen Basteleien verlieren können ist dieses Buch - und wäre sicher auch die Ausstellung - eine Offenbarung. Wer nach Motiven entfesselter Naturgewalten oder verschwindender Lost Places sucht, sollte zu Projekten anderer Fotografen in realen Welten greifen.


Fazit:

Brillanter Modellbau, sehr gut fotografiert - jedoch am Thema vorbei. So gesehen ist das Layout des Covers korrekt: Lori Nix und ihre Passion sind das Hauptthema des Buches. The Power of Nature ist Nebensache.

Aufgrund der Themaverfehlung daher leider nur 3 Sterne.


Die Daten

Lori Nix. The Power of Nature erschien am 1. Mai 2015 im Wienand Verlag. Hg. Museum Schloss Moyland, mit Beiträgen von Magdalena Kröner, Lori Nix, Bettina Paust, Timo Skrandies. 120 Seiten, 62 farbige Abb., 24,5 x 29,5cm. Gebunden, deutsch/englisch.

ISBN: 978-3-86832-274-3

Preis: 29,80 EUR (D)*| 36,70 SFR (CH)
Hier geht es zur Leseprobe

Bewertung:
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ISBN: 3868322744





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