Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Hatte ich doch schon einiges über den Autor gelesen, was er fotografiert, wie und wo er arbeitet. In der Selbstdarstellung beim Rheinwerk-Verlag kann man dazu lesen: „Eib Eibelshäuser hat sich dem Thema Licht verschrieben, dem zentralen ‚Arbeitsmaterial‘ der Fotografie. Ob als selbstständiger Fotograf, als Gestalter von Lichtkonzepten … oder als Forscher zum Thema Lichtästhetik: Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stand und steht immer das Licht. Seit 2001 unterrichtet der Diplom-Designer und Autor zahlreicher Fotolehrbücher angehende Fotografen an der Hochschule Düsseldorf (HSD).“
Also ein Dozent, der wissen sollte, wie man erklärt und Menschen, die lernen wollen etwas beibringt. Seine Webseite www.eib.de ist sehr eigenwillig mit horizontal angeordneten Fotos. Sie sind gut, aber nicht alle herausragend.
Dann habe ich mich über das Buch her gemacht als es geliefert wurde und begonnen es zu lesen. Meine Leselust hat dann sehr schnell nachgelassen. Die erste Feststellung: das ist kein Buch zum Lesen wie ein Roman. Es ist eher ein Buch zum Nachschlagen und Nachschauen. Man sollte sich ein Kapitel vornehmen, es lesen und dann das Gelesene versuchen in eigenen Fotos umzusetzen und zu verstehen.
In der Einleitung schreibt Eibelshäuser über das, was den Leser erwartet und was er mit ihm vorhat: Er will Lichtgestaltung vermitteln. Dazu sollten fünf Punkte dienen, die es zu beachten gilt:
Erstens die Vorstellungskraft für das fertige Bild erhöhen. Zweitens einen Werkzeugkasten an erlebten Lichtstimmungen im Kopf speichern. Drittens die Wahrnehmung von Licht schulen. Viertens den Blick für vorhandenes Licht üben. Fünftens sich des Lichts bewusst werden.
Er schließt ab mit dem Versprechen „Dieses Buch wird Ihr Bewusstsein für fotografisches Licht wecken und Ihnen sehr viele Impulse für ihr Sehen vermitteln.“
Meine Erkenntnis dazu: das kann funktionieren, muss aber nicht. Es hängt davon ab, wie sehr Ihnen der Schreibstil und die Art der Anleitungen zusagen. Und es wird für die einzelnen Kapitel unterschiedlich sein.
Kommen wir also dazu, was in diesem Buch wirklich zu finden ist: 13 Kapitel zum Licht in der Fotografie. Sie sind aus meiner Sicht bis zum siebten Kapitel für alle Leser von Interesse. Die Kapitel acht bis zehn beschäftigen sich mit dem Licht im Studio und werden nur für die interessant und spannend sein, die jetzt oder irgendwann einmal vorhaben, im Studio zu fotografieren. Die Kapitel elf bis dreizehn sind dann eher etwas exotisch: Lichtmalen mit LEDs, Infrarotfotografie und am Computer gestaltete Bilder werden dann nur noch eine Minderheit interessieren.
Im Kapitel 1 – und das finde ich einen guten Einstieg in das Thema Licht – gibt es den indirekten Hinweis, einmal in ein Museum zu gehen und sich die Kunstwerke der alten Meister anzuschauen. Zu beobachten, wie sie Licht gemalt haben, ist ein sehr nützlicher Tipp. Lichtwahrnehmung und Lichtvermutung werden erläutert, und schon wieder stolpere ich beim erneuten Lesen über die vielen Einschübe, die auf hellblauen Untergrund gedruckt sind. Vermutlich ist es das, was meinen Lesefluss stört und mich ablenkt von dem nicht einfachen Text. Irgendwie gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem fotografierten Licht und der Frage, warum sich Licht überhaupt fotografieren lässt. Des Rätsels Lösung ist der Schatten, der für die Abwesenheit von Licht sorgt und den Kontrast zu Licht erzeugt. Die theoretischen Grundlagen, die hier vermittelt werden sind die Basis zum Verständnis des dritten Kapitels über das „Licht in der Landschaft“. Die Sonne als Lichtquelle, fotografieren nicht nur bei gutem Wetter – das wird hier erklärt und in fünf Exkursen zum Thema vertieft. Für mich ist es das interessanteste Kapitel in dem Buch und die guten Beispielfotos helfen, das Thema leicht zu verstehen. Wie man ein Histogramm liest und die Vorteile des RAW-Formats werden erklärt. Dann dürfen HDR und das Thema Pseudo-HDR-Bilder auch nicht fehlen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit „Portraits im Freien“. Das ist ein richtig gutes Kapitel und kann vielen Fotografen helfen, bessere Fotos von Menschen in der Landschaft zu machen. Man lernt, wie man einfache Reflektoren und Lichtformer gut und effektiv einsetzen kann. Aber schon hier zeigen sich Tipps und Hinweise, die für den gemeinen Hobbyfotografen und seine Möglichkeiten zu weit gehen. Niemand wird sich ein drei mal drei mal drei Meter großes Würfelzelt anschaffen für ein Portrait im Freien, es sei denn er ist Profifotograf und verdient sein Geld damit. Diese Sorte Tipps irritiert auch in späteren Kapiteln und ist dann eher für Profis gedacht, die aber hoffentlich das alles schon in der Hochschule gelernt und geübt haben.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der „Blauen Stunde“ und mit Mischlicht, eine Situation in der Fotografie, mit der man lernen muss zurecht zu kommen. Wieder wird an guten Beispielen erklärt, wie man durch eine gute Nachbearbeitung zu einem besseren Bildeindruck bei solchen Lichtsituationen kommt.
Kapitel 6 behandelt Langzeitbelichtung und Kapitel 7 erläutert das Fotografieren mit dem verfügbaren Licht. Interessant ist hier der Exkurs zum Thema Bildrauschen. Der Tipp „lieber überbelichten als unterbelichten bei digitalen Fotos“ ist sicher für einige eine gute Erkenntnis. Allerdings ist meiner Meinung nach gleich richtig zu belichten noch wirkungsvoller.
Verfügbares Licht heißt, es muss nicht immer „hell“ sein zum Fotografieren. Man muss das Licht nutzen, das man hat und es richtig einsetzen. Das lernt man gut in diesem Kapitel an einprägsamen Beispielbildern.
Jetzt kommen die Kapitel, die eher weniger Leute ansprechen, weil sie niemals die Möglichkeit haben werden, das Erlernte real zu nutzen. Wer hat schon ein Studio, in dem man Autos fotografieren kann, Studioblitze, Lichtformer und mehr. Zwar beschreibt der Autor kurz, wie ein 3 x 3 Meter Heimstudio aussehen könnte. Das war’s dann aber. Im Kapitel 10 wird das Blitzen mit Systemblitzen erklärt. Das ist gut und wichtig. Aber wer dazu etwas lernen will, sollte sich besser ein Buch anschaffen, das auf dieses Thema spezialisiert ist und tiefer in die Materie einsteigt.
Die Kapitel 11 bis 13 waren für mich wenig interessant und vermutlich trifft das auch auf andere Leser zu.
Fazit:
Nicht schlecht, aber irgendwie von jedem ein bisschen. Vier Sterne dennoch für die ersten sieben Kapitel, die mir gereicht hätten. Diese etwas ausführlicher und ohne die vielen störenden Zwischentexte, dann wär’s richtig gut gewesen.
Die Daten
Eib Eibelshäuser. Licht. Die große Fotoschule erschien am 14. Dezember 2015 im Rheinwerk Verlag. 417 Seiten, gebunden, in hochwertiger Fadenheftung. Großes Bildbuchformat 21 x 24 cm, mit Lesebändchen. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (115 g). Große, lesefreundliche Schrift (Linotype Syntax 9,75 Pt.). Zweispaltiges Layout. Mit zahlreichen Originalfotografien, Skizzen und Exkursen. Auch als Ebook erhältlich.
ISBN: 978-3836230681
Preis: 39,90 Euro (Buch) / 34,90 Euro (Ebook)
Bewertung:
Also ein Dozent, der wissen sollte, wie man erklärt und Menschen, die lernen wollen etwas beibringt. Seine Webseite www.eib.de ist sehr eigenwillig mit horizontal angeordneten Fotos. Sie sind gut, aber nicht alle herausragend.
Dann habe ich mich über das Buch her gemacht als es geliefert wurde und begonnen es zu lesen. Meine Leselust hat dann sehr schnell nachgelassen. Die erste Feststellung: das ist kein Buch zum Lesen wie ein Roman. Es ist eher ein Buch zum Nachschlagen und Nachschauen. Man sollte sich ein Kapitel vornehmen, es lesen und dann das Gelesene versuchen in eigenen Fotos umzusetzen und zu verstehen.
In der Einleitung schreibt Eibelshäuser über das, was den Leser erwartet und was er mit ihm vorhat: Er will Lichtgestaltung vermitteln. Dazu sollten fünf Punkte dienen, die es zu beachten gilt:
Erstens die Vorstellungskraft für das fertige Bild erhöhen. Zweitens einen Werkzeugkasten an erlebten Lichtstimmungen im Kopf speichern. Drittens die Wahrnehmung von Licht schulen. Viertens den Blick für vorhandenes Licht üben. Fünftens sich des Lichts bewusst werden.
Er schließt ab mit dem Versprechen „Dieses Buch wird Ihr Bewusstsein für fotografisches Licht wecken und Ihnen sehr viele Impulse für ihr Sehen vermitteln.“
Meine Erkenntnis dazu: das kann funktionieren, muss aber nicht. Es hängt davon ab, wie sehr Ihnen der Schreibstil und die Art der Anleitungen zusagen. Und es wird für die einzelnen Kapitel unterschiedlich sein.
Kommen wir also dazu, was in diesem Buch wirklich zu finden ist: 13 Kapitel zum Licht in der Fotografie. Sie sind aus meiner Sicht bis zum siebten Kapitel für alle Leser von Interesse. Die Kapitel acht bis zehn beschäftigen sich mit dem Licht im Studio und werden nur für die interessant und spannend sein, die jetzt oder irgendwann einmal vorhaben, im Studio zu fotografieren. Die Kapitel elf bis dreizehn sind dann eher etwas exotisch: Lichtmalen mit LEDs, Infrarotfotografie und am Computer gestaltete Bilder werden dann nur noch eine Minderheit interessieren.
Im Kapitel 1 – und das finde ich einen guten Einstieg in das Thema Licht – gibt es den indirekten Hinweis, einmal in ein Museum zu gehen und sich die Kunstwerke der alten Meister anzuschauen. Zu beobachten, wie sie Licht gemalt haben, ist ein sehr nützlicher Tipp. Lichtwahrnehmung und Lichtvermutung werden erläutert, und schon wieder stolpere ich beim erneuten Lesen über die vielen Einschübe, die auf hellblauen Untergrund gedruckt sind. Vermutlich ist es das, was meinen Lesefluss stört und mich ablenkt von dem nicht einfachen Text. Irgendwie gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem fotografierten Licht und der Frage, warum sich Licht überhaupt fotografieren lässt. Des Rätsels Lösung ist der Schatten, der für die Abwesenheit von Licht sorgt und den Kontrast zu Licht erzeugt. Die theoretischen Grundlagen, die hier vermittelt werden sind die Basis zum Verständnis des dritten Kapitels über das „Licht in der Landschaft“. Die Sonne als Lichtquelle, fotografieren nicht nur bei gutem Wetter – das wird hier erklärt und in fünf Exkursen zum Thema vertieft. Für mich ist es das interessanteste Kapitel in dem Buch und die guten Beispielfotos helfen, das Thema leicht zu verstehen. Wie man ein Histogramm liest und die Vorteile des RAW-Formats werden erklärt. Dann dürfen HDR und das Thema Pseudo-HDR-Bilder auch nicht fehlen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit „Portraits im Freien“. Das ist ein richtig gutes Kapitel und kann vielen Fotografen helfen, bessere Fotos von Menschen in der Landschaft zu machen. Man lernt, wie man einfache Reflektoren und Lichtformer gut und effektiv einsetzen kann. Aber schon hier zeigen sich Tipps und Hinweise, die für den gemeinen Hobbyfotografen und seine Möglichkeiten zu weit gehen. Niemand wird sich ein drei mal drei mal drei Meter großes Würfelzelt anschaffen für ein Portrait im Freien, es sei denn er ist Profifotograf und verdient sein Geld damit. Diese Sorte Tipps irritiert auch in späteren Kapiteln und ist dann eher für Profis gedacht, die aber hoffentlich das alles schon in der Hochschule gelernt und geübt haben.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der „Blauen Stunde“ und mit Mischlicht, eine Situation in der Fotografie, mit der man lernen muss zurecht zu kommen. Wieder wird an guten Beispielen erklärt, wie man durch eine gute Nachbearbeitung zu einem besseren Bildeindruck bei solchen Lichtsituationen kommt.
Kapitel 6 behandelt Langzeitbelichtung und Kapitel 7 erläutert das Fotografieren mit dem verfügbaren Licht. Interessant ist hier der Exkurs zum Thema Bildrauschen. Der Tipp „lieber überbelichten als unterbelichten bei digitalen Fotos“ ist sicher für einige eine gute Erkenntnis. Allerdings ist meiner Meinung nach gleich richtig zu belichten noch wirkungsvoller.
Verfügbares Licht heißt, es muss nicht immer „hell“ sein zum Fotografieren. Man muss das Licht nutzen, das man hat und es richtig einsetzen. Das lernt man gut in diesem Kapitel an einprägsamen Beispielbildern.
Jetzt kommen die Kapitel, die eher weniger Leute ansprechen, weil sie niemals die Möglichkeit haben werden, das Erlernte real zu nutzen. Wer hat schon ein Studio, in dem man Autos fotografieren kann, Studioblitze, Lichtformer und mehr. Zwar beschreibt der Autor kurz, wie ein 3 x 3 Meter Heimstudio aussehen könnte. Das war’s dann aber. Im Kapitel 10 wird das Blitzen mit Systemblitzen erklärt. Das ist gut und wichtig. Aber wer dazu etwas lernen will, sollte sich besser ein Buch anschaffen, das auf dieses Thema spezialisiert ist und tiefer in die Materie einsteigt.
Die Kapitel 11 bis 13 waren für mich wenig interessant und vermutlich trifft das auch auf andere Leser zu.
Fazit:
Nicht schlecht, aber irgendwie von jedem ein bisschen. Vier Sterne dennoch für die ersten sieben Kapitel, die mir gereicht hätten. Diese etwas ausführlicher und ohne die vielen störenden Zwischentexte, dann wär’s richtig gut gewesen.
Die Daten
Eib Eibelshäuser. Licht. Die große Fotoschule erschien am 14. Dezember 2015 im Rheinwerk Verlag. 417 Seiten, gebunden, in hochwertiger Fadenheftung. Großes Bildbuchformat 21 x 24 cm, mit Lesebändchen. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (115 g). Große, lesefreundliche Schrift (Linotype Syntax 9,75 Pt.). Zweispaltiges Layout. Mit zahlreichen Originalfotografien, Skizzen und Exkursen. Auch als Ebook erhältlich.
ISBN: 978-3836230681
Preis: 39,90 Euro (Buch) / 34,90 Euro (Ebook)
Bewertung:
ISBN: 3836230682 |