NF-Rezension Rezension: Henrik Pfeifer, Professionelles Posing

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Virgil Kane

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Der Autor:
Der Umschlag weist Henrik Pfeifer als erfahrenen Fotografen aus, der sich seit vielen Jahren mit der Fotografie von Menschen beschäftigt. Weitere Bücher von ihm bewegen sich im nahen Umfeld und behandeln Portrait- und Aktfotografie. Pfeifer gibt Tipps für beide Seiten, für Models und Fotografen und betont im Klappentext, dass es ihm darum geht, die Persönlichkeit der Models in Szene zu setzen und ein Posing anzustreben, das nicht gestellt wirkt sondern aus dem Körpergefühl des Models heraus entsteht.


Das Buch:
„Professionelles Posing“ beginnt mit Tipps zur Vorbereitung der Shooting-Session. Hier geht es um Dinge wie Pünktlichkeit, Körperpflege, Studio-Ambiente und Absprachen im Vorfeld. Der Autor betont glaubhaft, wie wichtig es ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen, dass Model und Fotograf sich gegenseitig wertschätzen und ernst nehmen. Es handelt sich schließlich um - je nach Thema - intensive, oft intime Momente zwischen Menschen und die Ergebnisse der Session hängen stark davon ab, wie offen und vertraulich man miteinander umgeht. Jeder, der schon einmal versucht hat, Menschen zu portraitieren, wird dem zustimmen. Ob es allerdings didaktisch schlau ist, diese Punkte an den Anfang des Buches zu setzen, lässt sich bezweifeln. Sie wären am Ende als ToDo-Liste zur Vorbereitung fast besser angebracht, wenn man das eigentliche Thema, das Posing vor der Kamera (den eigentlich Kaufgrund für das Buch) hinter sich hat.

Auffallend bereits jetzt: man duzt sich, liebt knallige Farben, eine lockere Sprache und reduzierte, einfache Layouts. Das könnten Indizien für die angepeilte Zielgruppe sein oder es ist einfach der persönliche Stil des Autors/Verlags.


Posing - zahllose Beispiele

Der zweite Teil des Buches kommt zum Thema. Hier geht es ums Lockermachen vor der Kamera. Standbein und Spielbein, Grimassenschneiden vor dem Spiegel, natürliche Bewegungsfolgen des Körpers unter Berücksichtigung der Schwerkraft - Teil zwei des Buches wendet sich stark an die Models, weniger an die Fotografen. Die können anhand vieler kleiner Beispielbilder sehen, wie ein Model wirkt, wenn es verschiedene Posen einnimmt.

Alle diese Bilder sind frontal geblitzt und freigestellt. Dem Autor gelingt dadurch die Reduzierung auf die eigentliche Pose. Licht und Schatten spielen keine Rolle (es gibt sie nicht), alle Fotos sind gleich ausgeleuchtet, auf das Wesentliche reduziert und damit direkt vergleichbar. Allerdings erschlägt die schiere Anzahl der Fotos den Betrachter. Ob ein Kopf jetzt leicht nach links oder ganz nach links oder leicht nach rechts gerichtet ist, macht keinen großen Unterschied. Halb so viele Fotos größer abgedruckt hätten unter Umständen mehr bewirkt.

Auffallend: alle gezeigten Models sind jung und gutaussehend, alle sind gut drauf und im Partymodus (was vermutlich an der „Partymucke“ liegen dürfte, die aufzulegen der Autor zur Lockerung der Stimmung an der Location empfiehlt). Es spricht für den Autor, derart ungezwungene Fotos realisiert zu haben, seine Methode scheint zu funktionieren. Zumindest bei der Hipster- und Selfie-Generation, die auf den Fotos abgebildet ist.


Lieblingsbilder zur Inspiration
Der dritte Teil des Buches, vom Verlag an den Kanten farblich abgesetzt und so leicht auffindbar, zeigt nach eigener Angabe des Autors dessen Lieblingsbilder zum Thema. Sie sind grell bunt, gnadenlos überblitzt und alle im selben Stil gehalten. Gut - es geht um Posing, nicht um Licht und Schatten. Es geht um Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Outfit. Und genau das ist dort zu sehen. Nicht mehr.

Die Persönlichkeit der Models - wenn vielleicht auch angestrebt und auf dem Umschlagtext versprochen - sucht man in den Aufnahmen vergebens. Das ungestellte, subtile Portrait ist nicht vorhanden. Einen Hauch davon kann man lediglich beim Aufmacherfoto zu den Lieblingsbildern erkennen. Auf Seite 89 ist ganzseitig das beste Bild des gesamten Buches abgedruckt. Eine junge Frau in sitzender Pose mit offenem, leicht verträumtem Blick. Leider an den Seiten ungünstig zu eng beschnitten vermittelt es einen Eindruck davon, was in der Portraitfotografie möglich ist.


Für wen ist dieses Buch geeignet?
Für Anfänger - nicht für Professionals. Anfänger auf beiden Seiten, Models sowie Fotografen. Für Freunde greller Selbstdarstellung, die den Selfie-Stick durch einen Fotografen ersetzen möchten.


Fazit:
Henrik Pfeifer ist ein perfektes Buch für die die hippe Smartphone-Generation gelungen. Sowohl in Sprache und Layout, als auch in Bezug auf Gehalt und Motivwahl wendet sich der Ratgeber an Fotografen und Models, die technisch unbedarft gängigen Modetrends folgen möchten. Dem Titel - und damit dem Anspruch - des immerhin knapp 25 Euro teuren Buches wird der Autor jedoch kaum gerecht.

3 Sterne

Die Daten
Henrik Pfeifer. Professionelles Posing. Der Ratgeber für Fotografen und Models. Grundlagen und neue Trends erschien am 9. Januar 2016 im humboldt Verlag. 1. Auflage 2016, 176 Seiten, Softcover, gebunden, in Farbe, 14,6 x 1,5 x 21,5 cm. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN: 978-3-86910-220-7
Preis: 24,99 Euro [D] | 25,70 Euro [A] | E-Book 23,99 Euro
Hier geht es zur Leseprobe

Bewertung:
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ISBN: 3869102209

 
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"Für Profis" finde ich immer merkwürdig, weil Profis idR sowas schon selbst wissen.

Welche Posing-Bücher kannst Du denn für Fortgeschrittene empfehlen?
 
Kommentar
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