NF-Rezension Rezension: Fotografie: Mehr als nur Blende und Zeit von Jay Maisel

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Virgil Kane

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1. Haptik/Ausstattung
Es handelt sich um einen Hardcover-Band, der mit seinen Abmaßen - 19,7 cm hoch und 25 cm breit - an ein quer gehaltenes iPad erinnert. Nur die Stärke von rund 2 cm passt nicht dazu. Schönes helles und glattes Papier bringt die dezente Typographie und vor allem die Fotos gut zur Geltung. Ein farblich zum Umschlag passendes Lesebändchen hilft beim Auffinden der zuletzt besuchten Seite.


2. Der Autor
Jay Maisel ist einer der ganz Großen. Das Autorenportrait zu Anfang des Buches weist ihn aus als ein Urgestein redaktioneller, werblicher und künstlerischer Fotografie, dessen Werke auf Magazincovern genauso zu finden sind wie in Museen. Ein Könner Baujahr 1931 mit entsprechend langer Schaffenszeit. Ein hall-of-famer der Fotografie, der längst ausgesorgt hat und nur noch das macht was er möchte. Einer, den man kennen sollte, wenn man sich mit Fotografie beschäftigt. Ich kannte ihn nicht.


3. Inhalt
Jay Maisel zeigt uns rund 100 seiner Fotos. Alle sind relativ kleinformatig auf den Seiten platziert, um noch genügend Raum drum herum zu lassen und ihre Wirkung zu dadurch zu steigern. Alle Fotos sind sorgfältig gedruckt und schön ins Layout gesetzt. Alle Fotos sind wundervolle Aufnahmen, die man gerne größer sehen würde als es das Buchformat zulässt. Viel größer.

Wäre das Buch ein iPad, würde man ständig in den Fotos herumzoomen, um die Details zu entdecken. Wäre das Buch ein iPad, würde man von Bild zu Bild wischen und die Texte übergehen können. Leider kann man das nicht.

Jay Maisel macht sich nämlich die Mühe, zu beinahe jedem Bild auch Worte beizusteuern. Sie stehen den Bildern auf der Doppelseite gegenüber und sollen erhellende Zusatzinfos liefern, damit der Leser die Fotos auch richtig einordnen und würdigen kann. In seinen Beschreibungen verzichtet Maisel bewusst auf technische Aspekte. Zu keinem Bild gibt es so etwas wie Exif-Daten.

„Bei der Fotografie geht es nicht um die Fotografie. Es geht um alles andere“, wird der Fotograf Sam Garcia in der Einleitung zitiert. Und genau das möchte Maisel mit seinen Texten beschreiben. Er hätte es lieber gelassen. Gespannt auf dieses andere, um das es gehen soll, hab ich mich durch die ersten Texte durchgekämpft und mit jeder Seite mehr meines Interesses an der Person Jay Maisel verloren. Schlimmer noch verderben die Auslassungen nicht nur das Bild des Künstlers sondern auch seine Kunst selbst. Die Bilder leiden unter den Erklärungen, man möchte fast sagen: sie schämen sich dafür. Ich habe dann aufgehört zu lesen und mich auf nur auf die Fotos konzentriert. Und konnte sie auf diese Art unbehelligt genießen.


4. Für wen ist dieses Buch geeignet?
Für fotokunstinteressierte Analphabeten ist das Buch sicher von Anfang an ein Genuss. Alle anderen, die sich für Jay Maisel interessieren, sollten nach einem Bildband greifen, der ohne Kommentare auskommt bzw. sich auf die Technik beschränkt. Oder er sollte gleich ins Museum gehen, um die Fotos im Original zu bewundern.


Fazit:
„Mehr als nur Zeit und Blende“ zeigt hervorragende Bilder eines Könners. Textlich wäre „mehr“ daraus geworden, wenn er sich mit Angaben zu Zeit und Blende begnügt hätte. Aus diesem Grund - und weil das halbe Buch dadurch quasi verschenkt ist - nur 3 von 5 Sternen.

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ISBN: 3864903181

 
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