1. Haptik/Ausstattung
Ok, es ist ein Softcover. 24cm hoch, 21cm breit und 2,5cm stark hat das Buch ein handliches, ja sogar schönes Format für ein Nachschlagewerk. Mit Softcover-Klebebüchern bin ich allerdings immer etwas vorsichtig, vor allem wenn sie so dick sind wie dieses. Es wäre nicht die erste Klebebindung, die nach häufiger Nutzung den Geist aufgibt. Aber gut, vielleicht hält sie ja… .
Im Inneren findet sich leicht glänzendes, glattes Papier üblicher Stärke. Schriftgrößen, Typographie, Druckqualität sind ohne Tadel. Die vielen Abbildungen verleiten zum Durchblättern als wäre es ein Photoalbum. Ist es aber nicht.
2. Der Autor
Auf dem Cover prangt als Autor der Name DOMQUICHOTTE. Im Vorwort erfährt man dann, dass der Autor „selbst Fotograf, Digital Artist und Retoucher“ ist und schon wissen würde, wovon er spricht. Das ist alles sehr nichtssagend und erst ein Blick auf seine Website www.fx-ray.com bringt die Erleuchtung. Im Impressum findet sich eine Adresse in Berlin, die Seite selbst ist sehr gut gemacht, zeigt viele gute Fotos und macht deutlich, dass ihr Besitzer ein Photoshop-Crack sein muss und genau das zu seiner Profession gemacht hat. Ein Online-Shop bietet komplette Photoshop-Presets an, zahlreiche Tutorials und Events füllen weitere Seiten und man bekommt einen Eindruck davon, wen man hier vor sich hat: einen Zauberer an den EBV-Reglern, von dem man wohl einiges lernen kann.
3. Inhalt
Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis stellt schnell klar, dass es hier um Bildbearbeitung geht. Sind die ersten 80 Seiten noch herkömmlich mit Kapiteln belegt, die beim Leser die Grundlagen für das Warum und Wie diverser Bildlooks legen sollen, geht es auf den folgenden Seiten um 148 verschiedene Looks. Wie Kontaktabzüge sind die Ergebnisse der Bearbeitungsbemühungen auf den schwarzgrundigen Seiten aufgereiht und mit Seitenzahlen versehen. Man muss sich nur eine passende Miniatur aussuchen, auf die dazu gehörende Seite blättern und schon sieht man das Bildergebnis im Großformat nebst den in Photoshop oder Lightroom einzustellenden Parametern. That easy.
Wichtig zu erwähnen: die im Buch verwendeten Beispielbilder kann man sich zum Nachbasteln von der Website herunterladen. Sogar fertige Photoshop-Aktionen, Texturen und Lightroom-Vorgaben sind per Download kostenlos erhältlich.
So elegant und einfach diese Art des Inhaltsverzeichnisses auch gelöst ist, hinterlässt sie auch einen kleinen Nachgeschmack. Zu sehr ähneln die dargestellten Bearbeitungs-Looks den Ansammlungen der Filter diverser Smartphone Apps. Hier zeigt sich auch, dass ich von einem anderen Ansatz des Buches ausgegangen bin, als ich den Titel gelesen hatte. Ich dachte ein Buch mit dem Titel „Die Bildlooks der Profis“ nimmt renommierte Fotografen ins Visier und analysiert deren Stilmittel. Das ist jedoch nicht der Fall. So gesehen ist der Titelbegriff „Profis“ irreführend.
Jeder Snapseed-Junkie kann diese Stils mit wenigen Fingerwischern nachbauen. Allerdings ohne dabei zu wissen, was er wirklich tut. Was dieses Buch leisten möchte, ist zu vermitteln, wie die Looks im Detail entstehen. Ob das der Qualität des eigenen Schaffens zuträglich ist, muss jeder für sich entscheiden. Schauen wir mal rein.
4. Brauchen Sie das Buch? /Aufbau des Buches
Mit einem Kapitel zu beginnen, das das eigene Werk in Frage stellt, ist schon mal ein spannender Einstieg. Der Autor nimmt sich die Zeit, seine Intention zu erläutern und klar zu stellen, für wen dieses Buch gemacht wurde: nämlich für „alle, die mehr aus ihren Bildern herausholen möchten“ - und wer möchte das nicht? Dabei ist das Buch didaktisch clever aufgebaut: ein umfangreicher Theorieteil über Farbenlehre, Farbenbedeutung und ein Fachlexikon, das die wichtigsten Elemente der Bildbearbeitung erläutert, machen den Anfang und liefern interessante Informationen für Nicht-Profis wie mich. Daran angeschlossen folgt der umfangreiche Bastelteil mit den diversen Bildlooks. Um die Eingangsfrage zu beantworten: was braucht man schon im Leben? - Für alle, denen diese Frage egal ist und die mehr über die Möglichkeiten der Nachbearbeitung und Retusche erfahren möchten, ein ganz klares „Ja“.
5. Es kann losgehen!
Wer sich wie ich durch den Basisteil gekämpft hat - erst in Ruhe Wort für Wort dann immer mehr querlesend, weil ich endlich zur Praxis kommen wollte - ist froh auf Seite 78 angekommen zu sein. „Es kann losgehen“ steht als große Überschrift verheißungsvoll darüber und zehn Variationen eines Ausgangsphotos machen Appetit auf die kommenden Seiten. Wir blättern um! Erneut zeigt sich die didaktische Stärke des Buchs. Zunächst wird kurz und knapp die Technik zum Ausgangsbild erläutert, dann geht es in die Looks. Hier wäre es drucktechnisch perfekt gewesen, wenn mit einer Ausklappseite gearbeitet worden wäre, die das Ausgangsbild quais als Referenz immer sichtbar hält, während man sich an den Looks abarbeitet. Alternativ kann man das natürlich am Bildschirm machen.
Der erste Look heißt „Praline“ (weiß der Geier warum….) und kommt monochrom daher. Daneben steht das „Kochrezept“ zur Umsetzung. Jetzt zeigt sich die ganze Stärke des Buches. Das Originalbild habe ich von der Website runtergeladen und in Photoshop geöffnet. Es ensteht ein schönes Multimedia-Gefühl: auf Bildschirm und Buchseite liegen dieselben Elemente, einmal in print und einmal „real“. Das Nachbauen funktioniert und macht Spaß, die Ergebnisse stimmen überein. Wie ein Kind mit einem neuen Ausmalbuch, auf dessen Seiten ich die dicken Filzer ansetze, um die Seiten vollzukleckern und dann schnell weiter zu blättern, gehe ich von einem Look zum nächsten.
Auf dem Weg zum Profi bin ich damit noch lange nicht. Ich verwende Werkzeuge nach Anleitung, lerne mit der Zeit, was sie bewirken und wie sie zusammenspielen. Den Profi-Blick, einen eigenen Look zu erstellen, bekomme ich dadurch nicht. Man kann ein guter Retuscheur werden mit DOMQUICHOTTES Hilfe, man kann Photoshop meistern lernen. Nicht mehr und nicht weniger.
Fazit:
Wenn man die richtigen Erwartungen an das Buch stellt bekommt man sehr gute Ware. Aufmachung, Inhalt, didaktischer Ansatz sind hervorragend. Im Zusammenspiel mit Downloads und online-Tutorials kann man sich ganz ordentlich in das Thema reinschaffen. Und ganz schön Blut lecken… Daher fünf Sterne, klare Sache.
Die Daten:
DOMQUICHOTTE. Die Bildlooks der Profis. Kreative Bildstile mit Photoshop und Lightroom erschien am 29. Juni 2015 im Rheinwerk Verlag. 436 Seiten, broschiert, in Farbe. Großes Bildbuchformat 21 x 24 cm, mit Lesebändchen. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (115 g). Große, lesefreundliche Schrift (TheAntiquaB 9,35 Pt.). ISBN 978-3-8362-3739-0 Preis: 39,90 Euro (Buch) | 34,90 Euro (Ebook, 184 MB) >> Leseprobe (27 Seiten im PDF-Format)
Bewertung:
Ok, es ist ein Softcover. 24cm hoch, 21cm breit und 2,5cm stark hat das Buch ein handliches, ja sogar schönes Format für ein Nachschlagewerk. Mit Softcover-Klebebüchern bin ich allerdings immer etwas vorsichtig, vor allem wenn sie so dick sind wie dieses. Es wäre nicht die erste Klebebindung, die nach häufiger Nutzung den Geist aufgibt. Aber gut, vielleicht hält sie ja… .
Im Inneren findet sich leicht glänzendes, glattes Papier üblicher Stärke. Schriftgrößen, Typographie, Druckqualität sind ohne Tadel. Die vielen Abbildungen verleiten zum Durchblättern als wäre es ein Photoalbum. Ist es aber nicht.
2. Der Autor
Auf dem Cover prangt als Autor der Name DOMQUICHOTTE. Im Vorwort erfährt man dann, dass der Autor „selbst Fotograf, Digital Artist und Retoucher“ ist und schon wissen würde, wovon er spricht. Das ist alles sehr nichtssagend und erst ein Blick auf seine Website www.fx-ray.com bringt die Erleuchtung. Im Impressum findet sich eine Adresse in Berlin, die Seite selbst ist sehr gut gemacht, zeigt viele gute Fotos und macht deutlich, dass ihr Besitzer ein Photoshop-Crack sein muss und genau das zu seiner Profession gemacht hat. Ein Online-Shop bietet komplette Photoshop-Presets an, zahlreiche Tutorials und Events füllen weitere Seiten und man bekommt einen Eindruck davon, wen man hier vor sich hat: einen Zauberer an den EBV-Reglern, von dem man wohl einiges lernen kann.
3. Inhalt
Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis stellt schnell klar, dass es hier um Bildbearbeitung geht. Sind die ersten 80 Seiten noch herkömmlich mit Kapiteln belegt, die beim Leser die Grundlagen für das Warum und Wie diverser Bildlooks legen sollen, geht es auf den folgenden Seiten um 148 verschiedene Looks. Wie Kontaktabzüge sind die Ergebnisse der Bearbeitungsbemühungen auf den schwarzgrundigen Seiten aufgereiht und mit Seitenzahlen versehen. Man muss sich nur eine passende Miniatur aussuchen, auf die dazu gehörende Seite blättern und schon sieht man das Bildergebnis im Großformat nebst den in Photoshop oder Lightroom einzustellenden Parametern. That easy.
Wichtig zu erwähnen: die im Buch verwendeten Beispielbilder kann man sich zum Nachbasteln von der Website herunterladen. Sogar fertige Photoshop-Aktionen, Texturen und Lightroom-Vorgaben sind per Download kostenlos erhältlich.
So elegant und einfach diese Art des Inhaltsverzeichnisses auch gelöst ist, hinterlässt sie auch einen kleinen Nachgeschmack. Zu sehr ähneln die dargestellten Bearbeitungs-Looks den Ansammlungen der Filter diverser Smartphone Apps. Hier zeigt sich auch, dass ich von einem anderen Ansatz des Buches ausgegangen bin, als ich den Titel gelesen hatte. Ich dachte ein Buch mit dem Titel „Die Bildlooks der Profis“ nimmt renommierte Fotografen ins Visier und analysiert deren Stilmittel. Das ist jedoch nicht der Fall. So gesehen ist der Titelbegriff „Profis“ irreführend.
Jeder Snapseed-Junkie kann diese Stils mit wenigen Fingerwischern nachbauen. Allerdings ohne dabei zu wissen, was er wirklich tut. Was dieses Buch leisten möchte, ist zu vermitteln, wie die Looks im Detail entstehen. Ob das der Qualität des eigenen Schaffens zuträglich ist, muss jeder für sich entscheiden. Schauen wir mal rein.
4. Brauchen Sie das Buch? /Aufbau des Buches
Mit einem Kapitel zu beginnen, das das eigene Werk in Frage stellt, ist schon mal ein spannender Einstieg. Der Autor nimmt sich die Zeit, seine Intention zu erläutern und klar zu stellen, für wen dieses Buch gemacht wurde: nämlich für „alle, die mehr aus ihren Bildern herausholen möchten“ - und wer möchte das nicht? Dabei ist das Buch didaktisch clever aufgebaut: ein umfangreicher Theorieteil über Farbenlehre, Farbenbedeutung und ein Fachlexikon, das die wichtigsten Elemente der Bildbearbeitung erläutert, machen den Anfang und liefern interessante Informationen für Nicht-Profis wie mich. Daran angeschlossen folgt der umfangreiche Bastelteil mit den diversen Bildlooks. Um die Eingangsfrage zu beantworten: was braucht man schon im Leben? - Für alle, denen diese Frage egal ist und die mehr über die Möglichkeiten der Nachbearbeitung und Retusche erfahren möchten, ein ganz klares „Ja“.
5. Es kann losgehen!
Wer sich wie ich durch den Basisteil gekämpft hat - erst in Ruhe Wort für Wort dann immer mehr querlesend, weil ich endlich zur Praxis kommen wollte - ist froh auf Seite 78 angekommen zu sein. „Es kann losgehen“ steht als große Überschrift verheißungsvoll darüber und zehn Variationen eines Ausgangsphotos machen Appetit auf die kommenden Seiten. Wir blättern um! Erneut zeigt sich die didaktische Stärke des Buchs. Zunächst wird kurz und knapp die Technik zum Ausgangsbild erläutert, dann geht es in die Looks. Hier wäre es drucktechnisch perfekt gewesen, wenn mit einer Ausklappseite gearbeitet worden wäre, die das Ausgangsbild quais als Referenz immer sichtbar hält, während man sich an den Looks abarbeitet. Alternativ kann man das natürlich am Bildschirm machen.
Der erste Look heißt „Praline“ (weiß der Geier warum….) und kommt monochrom daher. Daneben steht das „Kochrezept“ zur Umsetzung. Jetzt zeigt sich die ganze Stärke des Buches. Das Originalbild habe ich von der Website runtergeladen und in Photoshop geöffnet. Es ensteht ein schönes Multimedia-Gefühl: auf Bildschirm und Buchseite liegen dieselben Elemente, einmal in print und einmal „real“. Das Nachbauen funktioniert und macht Spaß, die Ergebnisse stimmen überein. Wie ein Kind mit einem neuen Ausmalbuch, auf dessen Seiten ich die dicken Filzer ansetze, um die Seiten vollzukleckern und dann schnell weiter zu blättern, gehe ich von einem Look zum nächsten.
Auf dem Weg zum Profi bin ich damit noch lange nicht. Ich verwende Werkzeuge nach Anleitung, lerne mit der Zeit, was sie bewirken und wie sie zusammenspielen. Den Profi-Blick, einen eigenen Look zu erstellen, bekomme ich dadurch nicht. Man kann ein guter Retuscheur werden mit DOMQUICHOTTES Hilfe, man kann Photoshop meistern lernen. Nicht mehr und nicht weniger.
Fazit:
Wenn man die richtigen Erwartungen an das Buch stellt bekommt man sehr gute Ware. Aufmachung, Inhalt, didaktischer Ansatz sind hervorragend. Im Zusammenspiel mit Downloads und online-Tutorials kann man sich ganz ordentlich in das Thema reinschaffen. Und ganz schön Blut lecken… Daher fünf Sterne, klare Sache.
Die Daten:
DOMQUICHOTTE. Die Bildlooks der Profis. Kreative Bildstile mit Photoshop und Lightroom erschien am 29. Juni 2015 im Rheinwerk Verlag. 436 Seiten, broschiert, in Farbe. Großes Bildbuchformat 21 x 24 cm, mit Lesebändchen. In Farbe gedruckt auf matt gestrichenem Bilderdruckpapier (115 g). Große, lesefreundliche Schrift (TheAntiquaB 9,35 Pt.). ISBN 978-3-8362-3739-0 Preis: 39,90 Euro (Buch) | 34,90 Euro (Ebook, 184 MB) >> Leseprobe (27 Seiten im PDF-Format)
Bewertung:
ISBN: 3836237393 |