NF-Rezension Rezension: Die Sammlung F.C. Gundlach

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StephanB

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Hier meine Rezension zu dem Buch "Sammlung F.C. Gundlach" aus dem Hirmer Verlag:

„Warum hat Gott die Blume geschaffen? Bestimmt nicht, damit sie fotografiert wird.“
„Auswechseln der Objektive hat noch nie zum Auswechseln der Situation geführt.“
„Der Zoom vergöttert nur die Ferne.“
„Fremde Länder kompensieren nicht fotografisches Zuhausebleiben.“

Wer angesichts der Bilderflut, wie sie heutzutage ungebremst im Internet veröffentlicht wird, aus gutem Grund glaubt, diese Sätze wären zeitgenössische Kritik, der irrt dennoch. Diese Sätze und manches mehr formuliert man bereits 1986, „wenn man keine unbedingte Lust hat, über Fotografie zu schreiben“. So ließen es Martin Kippenberger und Albert Oehlen damals aus Rio de Janeiro verlauten, und wenn man es nun nicht besser wüsste, so könnte man tatsächlich meinen, hier würde mit der modernen digitalen Bilderinflation und ihren Machern abgerechnet.
„Es gab so viel Falschheit, opportune Arten der Fotografie. Ich konnte diese dämlichen Bilder einfach nicht mehr sehen, die lediglich einen Look nachahmten.“ Dieses Empfinden, das Wilhelm Schürmann, Fotograf und von 1981 – 2011 Professor für Fotografie an der Fachhochschule Aachen, 2015 im Gespräch mit F.C. Gundlach und Bruno Brunnet, dem Mitbegründer der Galerie Contemporary Fine Arts, ausdrückt, war rund dreißig Jahre zuvor Ausgangspunkt dafür, dass sich Künstler wie Martin Kippenberger, Günther Förg, Sigmar Polke und andere mit der Fotografie beschäftigten. Immerhin, es ist „das Medium der Fotografie (…) berechtigt, Denkanstöße zu geben“, so Albert Oehlen ebenfalls im Jahr 1986. Kunst aber wird aus der Fotografie nur durch die Hand eines Künstlers. „Die Fotografie ist ein künstlerisches Werkzeug, genauso wie ein Bleistift oder ein Pinsel“, konstatiert der Modefotograf der jungen Bundesrepublik der 1950iger und 1960iger Jahre, F.C. Gundlach, der sich in den achtziger Jahren auch auf das Sammeln von Werken bildender Künstler, die sich mit dem Medium Fotografie befassten, verlegte.

Was aus diesem Teil seines reichen Lebenswerks geworden ist, das zeigte die Ausstellung der „Sammlung F.C. Gundlach - „Das Medium der Fotografie ist berechtigt, Denkanstöße zu geben““, die vom 19. Juni bis zum 14. August 2015 in Berlin in der Galerie Contemporary Fine Arts präsentiert wurde.

Das Buch „Sammlung F.C. Gundlach“ ist der Katalog zu dieser Ausstellung, kein Fotobuch im eigentlichen Sinne, schon gar nicht ein Lehrbuch der Fotografie, aber höchst wertvoll für diejenigen, die sich für die Geschichte von Kunst und Fotografie der 1980iger Jahre interessieren und ebenso für diejenigen, die heute nicht einfach nur noch mehr Fotos machen möchten, wie sie austauschbar zahllos im Internet verbreitet werden. Es vermittelt auf 184 Seiten vielfältige Facetten der Fotografie als künstlerisches Werkzeug und fordert dazu auf, das eigene Fotografieren kritisch zu betrachten, nicht im Hinblick auf die verwendete Technik, wie es so gerne getan wird, sondern hinsichtlich seiner Intention.

„Fotografie darf nicht der Ersatz sein für Leben.“

Die Daten
Die Sammlung F.C. Gundlach, Hg. Bruno Brunnet, erschien am 1. September 2015 im Hirmer Verlag. 184 Seiten, 168 Abbildungen in Farbe und S/W, 23,5 x 32 cm, gebunden
Preis: 45,00 € [D] | 46,30 € [A]
ISBN: 978-3-7774-2536-8

Bewertung:
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ISBN: 3777425362

 
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