Pyrenäensommer - über die Berge vom Atlantik zum Mittelmeer

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Donnerstag, 26.7.2018 (17. Tag)
vom Vignemale nach Gavarnie
20km /1350 \2000


Gegen 9:00 Uhr habe ich mein Hab und Gut verpackt und geschultert und ziehe weiter.
So richtig komme ich nicht vom Fleck, das Wetter ist großartig und ich muss den Vignemale und seine Umgebung
alle paar Schritte immer wieder fotografieren.










Gegen 11:00 Uhr komme ich nach einem recht einfachen Aufstieg dann am Pass an, der Hourquette d´Ossau.
Hier muss ich erst einmal länger Pause machen. Der Ausblick ist einfach herrlich!!!


Panorama aus dem Handy


Von hier aus könnte ich auf den Petit Vignemale steigen. Das war eigentlich mein Plan. Zu Hause am Schreibtisch.
Aber jetzt sehe ich, dass es doch noch ziemlich weit ist bis nach Gavarnie und dass ich das zeitlich nicht entspannt schaffe.
Immer wieder muss ich auf der HRP solche Abstecher auslassen, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte.
Aber meine Urlaubs=Wandertage sind leider begrenzt und mein Ziel ist es, dieses Jahr das Mittelmeer zu erreichen.
Ich nehme mir vor nächstes Jahr wiederzukommen und dann ohne Fernziel mehr Zeit für einzelne Regionen zu haben.

Ich sauge noch diesen tollen Ausblick in mich auf,
dann steige ich über Schneefelder und durch buntes Gestein auf der anderen Passseite hinunter zur Refuge Bayssellance.

Blick zurück zum Pass. Fast in der Mitte, der Berg in der Sonne, ist der Petit Vignemale.
Der ganz rechte Gipfel ist der Vignemale.
Der Aufstieg geht hinten um den kleinen Bruder herum über den Gletscher, den man links ein wenig sieht.







Die Refuge de Bayssellance ist wunderschön gelegen.
Hier mache ich Mittagspause und bekomme von den fröhlichen Wirtsleuten ein richtig leckeres Käse-Omlette und einen Milchkaffee.

Anschließend mache ich mich an den langen Abstieg nach Gavarnie.
Ich komme an den Wohn-Höhlen vorbei, die der Pyrenäen-Pionier Henry Russel hier für seine Aufenthalte in den Fels gehauen hat.




Und ich treffe Murmeltiere. Eines hält schön still für eine kleine Foto-Serie :cool:










Der Weg ist gut, es gibt immer wieder schöne Ausblicke.













Blumenbilder kommen hier irgendwie zu kurz. Blumen wachsen und blühen hier zu dieser Zeit überall!
Ich stelle aber fest, dass sie auf den meisten Fotos wenig zu sehen sind - sieht meist überall nur nach Gras aus.

Als ich endlich an der Refuge La Grange de Holle oberhalb von Gavarnie ankomme, überschlagen sich die Ereignisse und ich vergesse ganz zu fotografieren.
Ich wandere auf das Eingangstor zu und treffe dort auf John und Denise, mit denen ich schon in Lescun so einen netten Abend und Morgen verbracht habe. Sie wandern den GR10 und wir stellen fest, dass wir auch die letzte Nacht alle unter dem Vignemale geschlafen haben, die beiden allerdings in der Refuge.
Ich stehe noch mit ihnen in der Einfahrt, als ein großes Halloo von hinten kommt - Jörn, der Freund, mit dem ich hier verabredet bin, kommt ebenfalls just in diesem Moment hier an. Er ist mit dem Fahrrad aus der Schweiz angereist!

Das einzige, was nicht angekommen ist, ist mein Care-Paket mit meinen Essensvorräten für den nächsten Abschnitt bis Salardu. Ich hoffe, dass ich das Paket morgen in der Post von Gavarnie finde - sonst muss ich den örtlichen Minimarket plündern und nehmen, was ich kriegen kann.

Nach Zeltaufbau und Duschorgie treffen wir 4 uns, schlachten die Melone, die Jörn aus dem Tal mitgebracht hat, feiern unser Wiedersehen und dass wir alle es bis hierher geschafft haben.
Ich bin nun nach einigem Vor und Zurück doch genau nach meinem Plan pünktlich hier angekommen.
Für mich heißt das auch: Halbzeit!
Halbzeit für meine Sommerpläne, nicht für die Gesamtstrecke zum Mittelmeer.
Ich habe hier 2 von 4 Abschnitten (5 insgesamt) geschafft:
Hendaye - Lescun - Gavarnie - Salardu - El Serrat (- Banyuls).
Und 18 von 36 geplanten Tagen Sommerwanderung.

Für die Strecke Lescun - Gavarnie hatte ich einen Puffertag eingeplant.
Den habe ich aber schon am Lac Gentau unter dem Pic du Midi d´Ossau im Zelt verbracht.
Anschließend habe ich immer mal mehr als 1 Etappe gelaufen,
dieser Vorsprung ist dann aber wieder durch die Umwege aufgefressen worden.
Insgesamt hat es aber ja nun gepasst.

Allerdings hätte ich Lust, hier nun einmal einen richtigen Ruhetag einzulegen, ein wenig durch den (wenn auch voll touristisch überlaufenen) Ort zu schlendern, nach meinem Paket zu forschen oder ggf. neu einzukaufen, Eis und Pizza und Salat und Obst und Fleisch und Kuchen und Kartoffeln und Sahnejoghurt ... zu essen, vielleicht auch ohne Gepäck mal in den Cirque de Gavarnie hinein zu laufen, ... Oder einfach nur in der Wiese zu liegen.

So wird es nun morgen aber gleich weitergehen.
 
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Freitag, 27.7.2018 (18. Wandertag)
Gavarnie -> Lac des Gloriettes
ca. 10 Std unterwegs, davon aber sehr lange in Gavarnie gewesen
17,5 km /1600 \1100


Um ca. 7:30 Uhr marschieren wir los.
Das ist jetzt neu in meinem Tagesablauf: Ich "muss" mich an abgesprochenen Zeiten halten.
Bisher bin ich einfach irgendwann aufgewacht, bin aufgestanden, wenn ich Lust hatte, bin losgelaufen, wenn alles eingepackt war.
Na gut, mal sehen wie das wird.
Ich sehe dem Wandern zu zweit nicht ohne Skepsis entgegen.
Daher habe ich darauf bestanden, dass wir beide komplett autark sind (Zelt, Kocher, Essen, ...) und jeder auch alleine weiterziehen kann, wenn das nicht so passt.
Ich weiß, dass Jörn eigentlich viel schneller läuft als ich und gewöhnlich in Ironman-Style durch die Alpen rennt ...
War seine Idee mit mir zu wandern.

Wir haben in Gavarnie einiges zu erledigen, bevor wir tatsächlich in die Etappe starten.
Zuerst bringen wir Jörns Fahrrad in einem Hotel unter, als "Gegenleistung" frühstücken wir hier auch gleich.
Dabei hatten wir auf ein etwas reichhaltigeres Hotelfrühstück gehofft, es gab aber nur 1 Croissant und 1 Café au lait für jeden.
Damit kommt man doch nicht weit!
Nebenbei schauen wir auf die Karte.

Danach besuchen wir die Post, die erst um 9 öffnet.
Tatsächlich, mein Paket liegt dort hinter einem Vorhang (seit nun immerhin ca. 3-4 Wochen).
Adressiert war es an die Refuge La Grange de Holle, wo ich übernachtet habe. Dort ist es jedoch nicht angekommen.
Vermerk: Niemanden angetroffen, Empfänger benachrichtigt.
Was ich im Sommer in einer Refuge reichlich eigenartig finde.
In der Refuge sagte man mir, man sei nicht benachrichtigt worden.
In der Post will man nun 10€ Gebühr für "Postlagernd" haben.
Jörn spricht sehr gut Französich (meins reicht gerade zum Überleben) und hilft mir klarzustellen, dass auf dem Paket ja ein Empfänger steht, nicht "postlagernd". Und der Empfänger durchaus zu Hause sei.
Am Ende bekomme ich das Paket ohne zuzahlen zu müssen, gegen mehrere Unterschriften auf diversen Zetteln.

Auf der Bank vor der Post verstaue ich nun mein Frühstück und Abendessen für die kommenden 8-9 Tage im Rucksack. 4,5 kg mehr. Dazu kommt nach einem Besuch im Sportshop noch eine Gaskartusche (es gibt hier alle Varianten von Gaskartuschen und auch sonst ziemlich alles Material, was man evtl. nachkaufen muss).

Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt, ich brauche noch Snacks für tagsüber, Jörn auch noch Kleinigkeiten.
Wir finden einen Laden, der wirklich sehr klein ist. Ohje. Müsliriegel oder so haben die gar nicht. Einige Keksvarianten. Aber pro Tag eine Packung Kekse sprengt mein Rucksack-Volumen.
Schließlich finde ich an der Kasse getrocknete Feigen. Das ist es! Ich überschlage kurz die Menge, die ich pro Tag zu brauchen denke und nehme für 9 Tage mit.
Kurz danach finden wir einen deutlich größeren Laden, der aber immer noch relativ klein ist. Und auch keine Müsliriegel o.ä. hat.

Schließlich kann es endlich losgehen. Es ist mittlerweile 10:30 oder so.

Die ersten 300 Hm durch Wald sind gut zu laufen, weitere 300 Hm bis zur Refuge Espuguettes, auch gut zu laufen, noch 400 Hm bis zum Pass Hourquette d´Alan, auch ein guter Weg. An der Refuge kommen einige Esel mit uns kuscheln. 2 ihrer Kollegen haben wir vollbeladen schon unterwegs getroffen, sie sind die Lastenträger zur Versorgung der Hütte.

Blick in den Cirque de Gavarnie mit der Breche de Roland, der Kerbe im Fels.






Zielgerade zur Hourquette d´Alan.






Der Abstieg vom Pass erfolgt erst durch Geröll, dann durch Wiesen oberhalb eines Baches auf einem ebenfalls guten Weg.




Bei einer Pause am Bach beschließen wir, nicht ganz nach Heas abzusteigen (Straße), sondern am Lac des Gloriettes auf einen Nebenpfad abzubiegen. Es sieht so aus, als könne man auf einer HRP-Variante durch den Col de la Sede steigen.

Oberhalb des Lac des Gloriettes finde ich an einem Bach einen wunderschönen Zeltplatz und beschließe, dass das für mich heute reicht.




So bleibt noch Zeit Sachen zu lüften, zu kochen und zu erzählen.
Im Tal sammeln sich Wolken.
Später gibt es einen wunderschönen Sonnenuntergang.




Im Schlafsack denke ich über den ersten Tag zu zweit nach.
War nicht so schlimm wie befürchtet :bg:
Bergauf ist Jörn natürlich wirklich viiiiiel schneller als ich und muss immer warten.
Bergab bin ich erstaunlicherweise genauso schnell, in losem Geröllkram auch schneller.
Meine Beine fühlen sich heute viel müder an, obwohl die Strecke nicht so lang war und auch eigentlich einfach.
Ich fand die Strecke heute anstrengender, obwohl ich denke, dass sie das eigentlich nicht war.
 
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Donnerstag, 26.7.2018 (17. Tag)
vom Vignemale nach Gavarnie...
Erinnerungen werden wach, es ist gerade mal 6 Wochen her, dass wir genau dort waren und die gleiche Route genommen haben wie Du: es ist so schön, daran erinnert zu werden.
Danke Sylvia!!

Allerdings unterscheiden sich unsere Reisegeschwindigkeiten teilweise doch immens: den Weg von der Refuge Oulette de Gaube bis zur Refuge de Bayssellance haben wir als eine Tagesetappe gemacht und nach ca. 4 Stunden einen halben Tag Pause eingelegt.
Hast Du die Bartgeier dort oben an der Refuge de Bayssellance auch gesehen???

Außerdem bist Du ja eine absolute Höhenmeter-Fresserin :D, das ist ja schier unglaublich, wieviele Höhenmeter Du tagtäglich erklimmst, chapeau!
LG Axel
 
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Erinnerungen werden wach, ...

Hast Du die Bartgeier dort oben an der Refuge de Bayssellance auch gesehen???

Außerdem bist Du ja eine absolute Höhenmeter-Fresserin :D


Hallo Axel!

Ja, ich habe schon mit einem neugierigen Blick durchs Schlüsselloch gesehen, dass ihr am Vignemale wart und über die Hourquette d´Oussoue gestiegen seid. :)
Ist das nicht herrlich da!?

Da hätte ich auch gut und gerne einen halben Tag Pause einlegen können. Wie auch an manchen anderen tollen Plätzen. Aber ich hatte mir nun mal in den Kopf gesetzt, die gesamte HRP in einem Jahr zu laufen. Da muss man dann manchmal einfach weiter, auch wenn es noch so schön ist.

Die Geier waren immer wieder toll! Dann kamen auch noch Rotmilane dazu. An einigen Orten scheinen die "standardmäßig" zu sein. Hier könnte man ja mal mit einen größeren Objektiv herkommen :rolleyes:

Mit den Höhenmetern bin ich mir nicht so ganz sicher. Die Angaben kommen aus meinem GPS bzw. aus der damit verbundenen App Locus mit OSM-Karten in meinem Handy. Es ist nicht ganz einfach die mit den Angaben aus dem Buch zu vergleichen, da meine Etappeneinteilung fast immer anders war und ich auch immer mal wieder andere Wege eingeschlagen habe, gewollt oder gezwungenermaßen.
Manchmal kommt es mir auch ein bisschen viel vor. Aber die gelaufenen Höhenmeter sind eben doch nicht nur die Differenz zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt des Tages ...

Ich möchte schon wieder hin!!!

Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Samstag, 28.7.2018 (19. Tag)
Lac des Gloriettes -> Lac de Barroude
mein Locus+OSM: 24 km /2000 \1600 (Jörns GPS-Uhr: 26km /1500 \1050)
(Wie kommt das? Der Unterschied ist ja schon erheblich. Mir scheint Jörns Angabe realistischer.)
10:45 Std. unterwegs


Als wir um kurz vor 8 morgens loslaufen, sind über uns Wolken und unter uns auch.
Und immer wieder auch um uns.




Unten in Heas wären wir jetzt jedenfalls dauerhaft unter Wolken.
Wir wollen heute die Höhe mehr oder weniger halten, in den Cirque de Troumouse laufen,
auf den Grat steigen und dort wieder auf unseren Weg treffen.

Immer mal wieder reißt es irgendwo ein bisschen auf
und plötzlich ist hinter den Wolken ein Stückchen Berg zu sehen.







Das Tal da rechts hinten laufen wir so ziemlich aus, ein bisschen runter am Ende,
auf der anderen Seite ziemlich direkt 300 Hm hinauf.
Sowas finde ich irre anstrengend.
Dann kommen wir im Cirque de Troumouse aus.




Es ist sehr hübsch hier, wenn man was sieht und gerade nicht im Nebel steht.
Die Wände sind aber alle ziemlich steil. Und entweder aus glatten Platten oder losem Schotterzeug.
Hier soll irgendwo ein Weg hoch gehen???
Wenn wir zwischendurch Sicht haben, können wir keine Stelle ausmachen, wo man auf diese Wand hochsteigen könnte.
Einen Pfad finden wir auch nicht.
Eine ganze Weile stehen wir immer wieder da, sehen uns die Wand an und überlegt, ob wir es einfach hier oder da mal versuchen sollten.
Dann sind wir wieder im Nebel.
Schließlich entscheiden wir, den Cirque de Troumouse auszulaufen,
und am Ende, wo er etwas flacher zu werden scheint, noch einmal zu gucken, ob was geht.
Das Gucken geht aber schon nicht, weil Wolken vor der Wand hängen.
Dann gibt es auf der Karte noch so eine vage gepunktete Linie unter der Wand entlang,
die aus dem Cirque hinaus und um sein Ende herum führt und dann auf die eigentliche HRP-Route trifft.
Natürlich nicht, ohne zwischendurch einiges an Hm zu verlieren, das anschließend wieder erarbeitet werden muss.

Einen Pfad scheint es nicht zu geben, aber das grasige Gelände läuft sich ganz gut.
Ab und zu taucht aus dem Nebel eine Felsspitze auf, die uns als Richtungszeiger dient.
Vermutlich kann man zwischen diesem Felsen und der großen Wand hindurch.



Als wir die schließlich erreichen, ergibt sich genau durch diesen Durchgang auch ein Pfad, dem wir folgen können.




Rechts unter der Wand entlang, durch Geröll eine Weile hinauf, dann durch Wiese und Blumen hinunter.
Als wir auf unsere eigentliche Route treffen, haben wir schon 13 km hinter uns.
Von Heas herauf wären es 2 km gewesen ...
Die Strecke durch den Cirque ist landschaftlich klasse und lohnt sich durchaus.

Der Aufstieg zum Pass hoch ist gut angelegt.
Am Ende wird es noch ein bisschen interessant.
Es geht leicht ausgesetzt über einen Sims aus abschüssigen Felsplatten.
Aber noch so, dass es Spaß macht.
Auf der anderen Seite sieht es im ersten Moment so aus, als müsste man sehr steil über solche Platten hinunter steigen,
doch nach ein wenig Sucherei in die "falsche" Richtung finden wir einen ähnlichen Sims,
auf dem man erst nach rechts, dann nach links wieder von dem Grat hinunter kommt.













300 m runter, 150 m wieder rauf über einen weiteren Pass, dann sind wir schon einmal auf der richtigen Seite des Bergzuges.

Es folgen noch ein paar weitere Aufs und Abs.
Das Wetter wird immer besser, die Wolken bleiben nun unter oder über uns, kein Nebel mehr.






Dann um eine Kurve unter einer Felswand entlang - da ist sie! Die Barroude-Wand!




Um an die Seen zu gelangen, müssen wir noch einige Schneefelder überqueren, an einem Bach unsere Wasservorräte fürs Camp auffüllen
(man sagte uns, die Wasserqualität des Sees sei nicht so gut, was ich am Ende aber nicht nachvollziehen konnte)
und die Ruinen der abgebrannten Refuge passieren.




Um ca. 18 Uhr sind wir endlich da. Ich bin ziemlich platt.
Wir finden nahe dem Ausfluss des Sees einen schönen Platz für die Zelte.
Leider ist kein Licht mehr in der Wand. (Ich hoffe ganz doll auf morgen früh!)
Auch auf der Zeltwiese ist die Sonne schon verschwunden.
Es wird schnell ziemlich kalt mit einem eisigen Wind.
Daher dauert es nicht allzu lange, bis gekocht wird und jeder in sein Zelt verschwindet.

Vorher schauen wir aber noch auf Jörns Satelliten-Wetterbericht.
Ich möchte gerne eine Variante gehen :D
Statt nach Parzan abzusteigen (viel Straße) und am nächsten Tag zur Ref. Viados über viel viel Schotterstraße zu laufen,
kann man angeblich über einen langen Bergrücken bis Rioumanjou laufen und am nächsten Tag von dort zur Viados wandern.
Da auf der ganzen Strecke aber selten Pfade und oft auch keine Markierungen zu erwarten sind, ist das nur eine Option bei guter Sicht und nicht zu viel Wind.
Der Wetterbericht gibt grünes Licht bzw. blauen Himmel!
Ich freue mich riesig auf diese Etappe und hoffe auf eine wunderschöne Bergrücken-/Gratwanderung mit einigen Herausforderungen.
 
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Sonntag, 29.7.2018 (20. Tag)
Barroude-See -> Rioumanjou-Tal
Jörns Armbanduhr-Statistik: 21 km /1300 \2075
12,5 Std. unterwegs

(Ich habe für diese Etappe keine Zahlen. Weil die Strecke überwiegend weglos war, kann ich sie mit dem Routenplaner im Locus nicht nachfahren. Unterwegs habe ich nicht getrackt.)


Mit den ersten Sonnenstrahlen springe ich aus dem Zelt.
Wow!



Die Barroude-Wand leuchtet herrlich im Sonnenaufgang!
Als Zugabe bekomme ich sogar noch Besuch von den Barroude-Schafen.
Wie gut, dass ich nicht mehr analog fotografiere.
Immer wieder ändern sich die Farben, ich muss immer wieder in alle Richtungen fotografieren.
Vor lauter Begeisterung denke ich nicht daran, auch mal ein Panorama zu machen.
Das hätte sich gelohnt!

Von zartem Dunkelrot über Granatapfel zu sattem Orange, dann langsam über Gelbtöne zu frischbuntem Steingrau.







Nicht ganz einfach bei diesem Anblick zu frühstücken.
Immer wieder muss ich aufspringen und alles nochmal ablichten - weil es wieder ganz anders aussieht.
Ein phantastischer Morgen!

Schließlich muss ich mich doch losreißen und wir steigen auf zur Port de Barroude.
Nicht, ohne unterwegs immer wieder auf den Auslöser zu drücken.







Hier nun doch ein Panorama.



Und noch einmal mit Vordergrund-Blümchen :)



Am Col pfeift uns ein heftiger Wind entgegen.
Und dicke, tiefe, bedrohlich schwarze Wolken ziehen auf uns zu aus dem Parzan-Tal :eek:
Oh nein! Das sah bisher sooo super aus, das Wetter, und ich habe mich so auf diese Strecke gefreut!
Und jetzt diese schwarzen Wolken! Die hohen Gipfel sind schon ganz verschluckt ...
Was jetzt?
Das sieht gar nicht mehr nach einem Wetter aus, das eine lange, weglose Gratwanderung zulässt :frown1:
Eher richtig feste auf die Mütze, Sturm und Regen im Nebel.
Wir schauen auf die Karte.
Wenn wir es zur Port Vieux versuchen, können wir von da immer noch nach Parzan absteigen.
Wir wollen es versuchen.

Ein bisschen müssen wir uns schon gegen den Wind raufkämpfen.
Ein flacher Bergrücken aus nahezu botaniklosem Schotter führt über Soum de Barroude bis zum Pic de Port Vieux.
Manchmal werde ich fast umgeweht.

Blick ins Tal nach Osten, spanische Seite.



Vor uns liegt die Bergkette, über deren Grat wir nach Osten wollen.
Ganz hinten im Dunst liegt der Col de Lia, unser Zwischenziel, von dem aus es noch 1000 m ins Tal hinunter geht.

Aus dem Parzan-Tal kommen die Wolken und der Wind, über dem Grat scheinen sie sich aufzulösen.
Der Buckel hinter Jörn ist der Pic de Port Vieux.
Hier ist noch ein Pfad bis zur Port.
Der Grat ist die Grenze zwischen Frankreich und Spanien.




Als wir an der Port Vieux ankommen, hat sich das Wetter tendenziell gebessert. Es ist immer noch sehr windig, aber die Wolken sehen nicht mehr so bedrohlich aus und erscheinen lückenhafter.
Noch ein Blick auf die Karte versichert uns, dass der nächste Fluchtweg am Puerto de Forqueta sei, nicht so weit weg.
Das schaffen wir auf jeden Fall noch.
Kurz nach der Port Vieux endet der Weg.
Wir steigen über eine Wiese so hoch hinauf, bis wir oberhalb von zwei Einschnitten und Geröllfeldern sind,
und queren dann über einen Grashang nach Osten. Manchmal treffen wir auf Tierpfade, die unterschiedlich hilfreich sind.




Rückblickend sieht man hier noch gut die Barroude-Wand mit dem markanten Zipfel, ganz links den Pic Port Vieux, der Einschnitt der Port Vieux und die Wiese, über die wir nun gekommen sind.

Ein Wanderer kommt uns ganz aufgeregt entgegen.
Er hatte zum Pic de Bataillence gewollt, aber das sei so ausgesetzt, da sei er umgekehrt.
Wir sind gespannt. Da wollen wir auch lang.
Mittlerweile hat sich aber das Wetter glücklicherweise stabilisiert und der Wind ist nicht mehr ganz so heftig.
Es geht auf spanischer Seite über Wiese, dann steil durch Felsen hinauf auf den Grat.
In den Felsen gibt es ein paar Stellen, da kann man durchaus die Hände mal brauchen.
Auf dem Grat ist es sicher haarig, wenn es so weht wie am Morgen. So schlimm ist es glücklicherweise nicht mehr.
Besonders ausgesetzt finden wir die Stellen nicht. Aber doch interessant.

Da komme ich her:



Da will ich hin:



Mal geht es gleich auf dem Grat am besten, mal etwas unterhalb.
Mal meint man eine Spur zu erkennen, mal nicht. Irgendwo steht mal ein Steinmännchen herum.
Die Richtung ist aber klar. Im Nebel wäre das weniger entspannt.
Das rundere Ende dieses Schutthaufens ist der Pic de Bataillence (2600m).
Obendrauf steht ein Holzpfahl.




Über den Grat geht es nach einer Pause wieder runter.
Wieder kommt eine Kletterstelle, die wir aber leicht etwas unterhalb umgehen können.
Manchmal steht irgendwo ein Steinmännchen. Aber überwiegend geht es einfach der Nase nach.
Links unten ein noch zugefrorener See. Sollte das der sein, an dem man zur Not zelten kann? :gruebel:




Welches der Col de Lia ist, auf den wir zusteuern, ahnen wir mehr als es zu wissen.
Über den knubbeligen Grat da vorne steigen wir ab zur Port de Hechempy.




Dann geht es jenseits den Grat wieder ein Stück hinauf, bevor wir nach links auf einen Pfad treffen,
der anfangs gut ist, dann auch immer mal verschwindet. Wir geraten auf Schaftracks, die uns etwas zu hoch führen.
Wir laufen nördlich um den Pico de Salcorz herum, ein Stück runter, und dann wieder rauf zur Port de Moudang.

Hier sind wir überrascht, dass es am Pass einen See gibt. Naja, eher einen Teich.




Von hier geht es auf einem erkennbaren Pfad eine lange Schotterreise hinauf zum Col de Lia.




Blick zurück zur Port de Moudang mit dem kleinen See.
Im Hintergrund ist immer noch der Zipfel auf der Barroude-Wand zu erkennen, wo wir heute Morgen aufgebrochen sind.




Das Wetter hat sich prächtig entwickelt! Wie gut, dass wir die Tour durchgezogen haben!

Schließlich stehen wir am Col de Lia.
Jörn ist natürlich schon längst da, als ich angekrochen komme.
Er schaut leicht - unentspannt.
Statt einem "Juhuu, jetzt geht´s nur noch bergab!" begrüßt mich ein "Guck da mal runter!!! :eek: "

Oh. Es sieht aus, als hätten wir das Ende der Welt erreicht. Hier ist die Kante, von der man in die Unterwelt runterfällt.
Und kein Zaun gegen Absturz.
Eine ziemlich senkrechte Schotterwand beginnt an unseren Zehenspitzen. Sie führt in messerscharfe Felsspitzen.
So ein Splitterfelsenzeug. Brrr.
Die beschriebenen orangen Punkte sind aber hier. Die meinen das wirklich, dass man hier runter soll.

Es ist mittlerweile wohl 18:00 Uhr. Unsere - oder eher meine - Beine sind schon mächtig müde.
1000 Hm sind es noch bis ins Tal. Vermutlich überwiegend weglos.
Also machen wir eine kurze Pause.
Haben wir eine andere Wahl? Nein. Also stürzen wir uns dann sehr langsam und sehr vorsichtig in die Tiefe.
Meine Kamera packe ich vorsichtshalber in den Rucksack.
Da ich runter meist ein wenig schneller bin, wage ich mich als Erste rein.
Jeder Schritt ist nur ein paar Zentimeter weit. Fuß hochheben - vorsichtig vorschieben - aufsetzen - antesten - Gewicht probehalber verlagern - hält? Hält. Gewicht ganz verlagern. Anderen Fuß ...
Schön locker in den Knien, möglichst entspannt. Atmen nicht vergessen.
Ein Ausrutscher wäre hier mindestens mit Verletzungen einher gegangen.

Das Geraffel hält aber besser als es aussieht. So langsam gewinne ich Vertrauen in das Zeug.
Für die ersten 30 Meter brauche ich gefühlt 15 Minuten.
Dann gelange ich an eine Mauer aus spitzen Steinzähnen. Die Punkte gehen rechts hinunter in eine noch steilere Rinne!
:nein:
Nee!
Ich klettere durch die Felszacken hindurch, gelange auf einen ebenfalls sehr steilen Schotterhang,
der aber mit Steinplatten durchsetzt ist, und versuche mich vorsichtig in kleinen Serpentinen hinunter zu arbeiten.
Das geht ein Stückchen gut, dann wird es mir auch hier zu steil.
Ich quere wieder zurück zu der Rinne und den Zähnen.
Zwischen den Zacken klettere ich nun runter bis an den Fuß der Rinne.
Hier ist das Schlimmste geschafft! Puh!
Während ich auf Jörn warte, mache ich hier das letzte Bild des Tages.




Dieses Stück vom Col herunter hat uns gefühlt eine Stunde gekostet.
Vielleicht war es auch viel weniger, aber es war schon etwas adrenalinlastig.
Seitdem habe ich eine neue Messlatte für "steiles Schotterfeld". :D

Der restliche Abstieg zieht sich noch sehr lang hin.
Das liegt sicher hauptsächlich daran, dass ich schon ziemlich platt bin.
Hier gibt es zwar weiter unten auch mal Möglichkeiten zum Zelten, aber wir wollen noch runter.
Erst sind auch immer mal Schneefelder zu queren, dann ein Mix aus Gras, Fels und Schutt.
Es gibt ein paar orange Punkte, aber meist keinen Weg.
Am Ende verlaufen wir uns fast noch, weil wir einen Abzweig in ein Tal fast verpassen.
Das merken wir aber glücklicherweise bald.
Die orangen Zeichen verlieren sich.
Später treffen wir auf gelbe Striche, die dann aber in eine andere Richtung weiterführen.
Steil geht es durch ein trockenes Bachtal und etwas Gestrüpp ins Tal.
Meine Knie protestieren, aber da müssen wir jetzt noch durch.

Erst gegen 21:00 Uhr kommen wir an die Bäche, die ins Rioumanjou-Tal führen.
Zwischen den Bächen liegt eine Wiese auf einem Hügel wie eine Insel. Klein, aber ausreichend.
Völlig platt baue ich mein Zelt auf.
Jörn nimmt meinen Wasserschlauch mit an den Bach und füllt ihn auf. Danke!

Beim Essen ist es schon dunkel.
Na, das hat ja gerade noch geklappt!

Boah, bin ich fertig!
Das war ein phantastischer Tag!



Hier noch einmal ein ganz großes Dankeschön an Folko für diesen super Tipp!!!
Ich bin so froh, dass das Wetter schließlich doch auf unserer Seite war und wir diese herrliche Etappe laufen konnten!
Sie war echt ein absolutes Highlight der gesamten Pyrenäentour!
Unbedingte Empfehlung!
 
Kommentar
Danke für die kurzweilige Unterhaltung, Sylvia :)

Wir müssen Dir für die Berichte wirklich danken. Aber hast Du schon mal darüber nachgedacht,
Deine bebildeten Reisetagebücher als gebundenen Ausgaben unter die Leute zu bringen? ;)
Viele wertvolle Tipps, schöne Bilder, sehr unterhaltsam, sehr persönlich...
 
Kommentar
Ganz vielen Dank, Christoph!


Aber hast Du schon mal darüber nachgedacht,
Deine bebildeten Reisetagebücher als gebundenen Ausgaben unter die Leute zu bringen?

Außer im familiären Rahmen nicht.
Da müsste ich dann noch einmal sehr viel Arbeit investieren. Bei sowas bin ich ein bisschen Perfektionist. :)
Ich habe hier und da immer mal Vorträge gehalten (Alpenverein oder damals bei unseren Grönland-Filmfesten, ...).
Das ist schon viiiel Arbeit. Macht aber Spaß! :)
So ein Buchprojekt würde mich mehr Zeit kosten als ich habe. Spaß machen würde es mir aber auch ... :D

Diese Reiseberichte hier brauchen natürlich auch viel Zeit. Aber ich mache die wirklich gerne! Und so durchlebt man die ganze Tour gleich noch einmal.
Eigentlich wollte ich die einzelnen Abschnitte zusammenfassen, immer 8-10 Tage in einen Beitrag, ein paar Bilder dazu, fertig.
Aber das hat doch nicht geklappt. Jeden Tag ist so viel passiert, habe ich so viel erlebt.
Ich kann es keinem verübeln, wenn er nicht bis zum Schluss durchhält.
Ist ja bald erst die Hälfte der Tour ...

Das würde ein dickes Buch werden :D

Liebe Grüße,
Sylvia
 
Kommentar
Schöne Idee mit dem Buch.

Kannst Du in Eigenregie mit epubli machen, habe ich auch dort gemacht. Die bringen es auch nach Amazon mit ISBN Nummer und Du kannst die Bücher auch On Demand produzieren, da wirst Du sicher nicht reich bei, aber es macht Spaß und kostet dann auch nicht die Welt.
 
Kommentar
Montag, 30.7.2018 (21.Tag)
Rioumanjou-Tal -> Refugio Viados und weiter
9,5 Std. unterwegs
Jörn: 22 km /1550 \1150
ich: 20 km /1780 \1300


Wieder wache ich bei herrlichem Wetter auf.
Nach dem Frühstück geht es die restlichen Meter hinunter an den Fluss.
Durch Wiesen und Wald folgen wir ihm ein wenig stromauf bis zu einer Brücke.
Auf der anderen Flussseite steigen wir ordentlich durch Wald den Berg rauf.
Tief unten im Tal rauscht der Bach.
Nach gut 300 Hm zweigen wir nach rechts ab, nach weiteren 200 Hm verlassen wir den Wald.
Noch 2-3 Serpentinen, dann gelangen wir schon auf die laaange Zielgerade zum Puerto de la Madera.
Wunderschön führt ein guter Pfad durch Wiesen mit Blumen, Azaleen und Kiefern.




Weiter oben liegen wir eine Weile in der Sonne auf einer Wiese, kleiner Snack, Kartencheck, genießen.
Richtung Pass verliert sich der Weg.
Stattdessen stehen jede Menge Steinmännchen in allen Richtungen herum, dass es eher verwirrt statt hilft.
Der Kamm ist wellig, es gibt eine ganze Reihe Pässe, die alle knapp nebeneinander liegen.
Wir steuern auf einen zu, der links neben einem Felsgipfel liegt.
Dabei werden wir von den Wächtern des Tales beobachtet.




Isards heißen die Gämsen in den Pyrenäen.







Schafe suchen Schutz vor der Sonne im Schatten der Felsen.




Dann kommen wir an einem der Pässe an.




Der Madera wäre vermutlich einer weiter links gewesen, aber das ist eigentlich egal.
Nach einem etwas steileren, kurzen Abstieg treffen wir auf den Pfad, der von dort herüber kommt.
Nun geht es recht knieschonend hinunter ins Tal.
Der Weg ist wunderschön, Wiesen, viele Blumen, ein paar einzelne Bäume.
Eine kleine Kletterstelle weckt mich aus meinem Trott.








Als wir in den Wald kommen, wird es etwas steiler, aber der Weg ist gut.
Meine Knie sind von der langen Tour gestern aber noch ein wenig angeschlagen.
Nun geht der Weg lange am Fluss entlang, über eine Brücke, dann eine Schotterstraße entlang,
die am Ende steil Richtung Refugio Viados steigt.
Oben ist ein Parkplatz. Das sorgt für etwas Betrieb an der Hütte.




Es hat sich ziemlich zugezogen und ich muss eine ganze Weile warten, bis ich dieses Bild mit Sonne machen kann.




Der Pic Posets ist mit 3375 m der zweithöchste Berg der Pyrenäen.
Von der Refugi hat man einen tollen Blick hinüber!




Ich finde es faszinierend, wie viele verschiedenfarbige Schichten hier wild verbogen, geschichtet und gefaltet sind.
Welche unglaublichen Kräfte hier geknetet haben!

Aus irgendwelchen Infos war die Hütte in meiner Vorstellung negativ besetzt.
Ich finde den Platz hier richtig klasse!
Eine kleine Nebenhütte gibt es mit Wasserhahn und Feuerstelle.
Ich scheine allerdings der erste Wanderer zu sein, der Kaffe mit Milch trinken will.
Scheint hier eine ziemlich abwegige Kombination zu sein.
Auch Cafe con leche und Cafe au lait führten zu Diskussionen in der Küche.
Schließlich bekomme ich eine Tasse Kaffee und ein Kännchen heißer Milch.
Als ich dann noch nach Zucker frage, weiß man schon, dass ich etwas komisch bin :hehe:
und gibt mir achselzuckend noch Zuckertütchen dazu.

Mir gefällt es hier jedenfalls. Zumindest draußen.
Zelten ist in der Umgebung aber nicht gestattet. Daher machen wir uns wieder auf den Weg.
Nun befinden wir uns wieder auf der HRP, die von den Barroude-Seen nach Parzan runter und dann hier herauf läuft.

Auf schönem Pfad mit herrlichen Blicken hinüber in das Posets-Massiv laufen wir das Tal Richtung Cabane de Anescruzes hinauf.













Sonne und dunkle Wolken sorgen für schöne Lichtschauspiele.

Nach rund 1,5 Std. kommen wir an das Ende des Tales, wo drei Bäche von drei Berghängen zusammenfließen.
Auf der Karte sieht das nach der ersten möglichen Stelle zum Zelten aus. Bis hierher waren die Hänge zu steil.
Hier ist auch die Cabane Anescruzes. Hier gilt es eine Entscheidung zu treffen.
Die HRP klettert nun wieder über einige sehr hohe, als schwer klassifizierte Pässe:
Col des Gourgs-Blanc, Tusse de Montarque, Col Inferior de Literole, Coll de Mulleres.
Pässe, die schon bei guten Bedingungen für Nervenkitzel sorgen sollen.
Bei den diesjährigen Bedingungen hat man uns aber ganz klar davon abgeraten, diese Route ohne Steigeisen und Pickel zu gehen.
Von daher fällt uns (zumindest mir!) die Entscheidung nicht schwer.
Wir biegen nach rechts ab und folgen der Umgehung über den GR11.

Nach zwei wackeligen Brückchen über die hier zusammenfließenden Bäche haben wir bald einen geeigneten Zeltplatz gefunden.
Inmitten von blauen Iris und rosa Nelken




Leider ist hier im Tal die Sonne schon verschwunden.
Beim Wasserholen begegnen wir einer Schlange.*
Heute Nacht schließe ich lieber mein Mückennetz.



*Später finde ich heraus, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Äskulapnatter war.
Sie hätte mich also wohl nicht gefressen.
 
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Eigentlich wollte ich die einzelnen Abschnitte zusammenfassen, immer 8-10 Tage in einen Beitrag, ein paar Bilder dazu, fertig.
Aber das hat doch nicht geklappt. Jeden Tag ist so viel passiert, habe ich so viel erlebt.
Ich kann es keinem verübeln, wenn er nicht bis zum Schluss durchhält.
Ist ja bald erst die Hälfte der Tour ...

Da bin ich aber froh, dass das nicht geklappt hat - dann wären wir ja bestimmt schon durch und das fände ich sehr schade.
Jeden Tag schaue ich, ob es eine Fortsetzung gibt und plane dann, wann es zeitlich passt, mit Muße deine tollen Berichte zu lesen und die wunderbaren Fotos anzusehen.

Nochmal ganz, ganz vielen Dank dafür, liebe Sylvia :)
 
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Dienstag, 31.7.2018 (22.Tag)
Anescruzes -> Camping Aneto
Jörn: 19 km /600 \1350
ich : 16 km /700 \1550
7 Std. unterwegs


Ab heute folgen wir also der 3-Tage-Umgehungsroute aus dem Ton Joosten.
Als wir morgens aufbrechen, ist leider noch lange keine Sonne auf unserem Zeltplatz.
Daher die ersten Blümchenbilder heute im Schatten.







Der Aufstieg zur Puerto de Gistain ist ganz angenehm. Es geht immer am Hang entlang, nicht zu steil, richtig zum Genießen.
Bald gelangen wir in die Sonne.
Es geht an Schneefeldern und Blumen vorbei.







Am Pass verweilen wir nicht lange. Ich fühle mich noch fit, Jörn friert sogar noch.
Hinunter geht es wieder an Schneefeldern vorbei. Erst durch Geröll, dann durch Blumenwiesen mit einzelnen Bäumen.













Diese hohen, bunten Blumenwiesen sind vorwiegend auf der spanischen Seite der Pyrenäen anzutreffen.
Auf der französischen Seite grasen viele Schafe, Kühe, Pferde - die sieht man auf der spanischen Seite deutlich seltener.
Immer wieder sehen wir heute Bäche, die plötzlich mitten aus einer Bergflanke entspringen.
Hier müssen viele unterirdische Bäche fließen, die dann ein Austrittsloch finden.

Schließlich erreichen wir die Refugio Estos. Sie ist gerade halbwegs geschlossen.
Die Übernachtungsgäste sind schon weg, die Küche und der Essraum werden geputzt.
Einen Cafe con leche bekomme ich hier dennoch problemlos. (Ortszeit: 12:26 :grins: )
Man bekommt Snacks wie Erdnüsse und riesige Sandwichs, wie ein anderer Wanderer zeigt.
Außerdem finde ich hier das erste Mal auf der Tour noch die Kloschüssellosen Stehtoiletten, wie ich sie aus Frankreich kenne.
Dort habe ich sie allerdings länger nicht mehr angetroffen.
Auf dieser Wanderung habe ich, außer in Dörfern, aber auch selten Toiletten benutzt.

Nach einer ausgedehnten Pause (heute wollen wir nicht so weit) steigen wir weiter ins Tal.

Rückblick zur Refugio Estos.



Ab hier zeigt meine Karte eine Dirt Road an.
Die ist anfangs allerdings eher ein breiterer Wanderweg durch Blumenwiesen.

Weiß jemand, wie dieses hübsche Blümchen heißt?



Später wird aus dem Wiesenweg ein mit Natursteinplatten gepflasterter Weg, wie ein alter Esel-Track.
Schließlich geht der dann doch in einen Schotterweg über, aber einen der angenehmeren Sorte.

Eine Pause legen wir noch ein an einem hübschen Holzbrunnen mit Sitzgruppe im Schatten.
Ein ausgefräster Ast leitet Wasser, das aus einer Wand quillt, in den Holztrog.




Ein wunderschöner Waldwanderweg führt uns entlang eines Baches schließlich zum Campingplatz Aneto.
Ich wundere mich, dass ich hier scheinbar kein einziges Foto gemacht habe.
Am Nachmittag kommen wir hier an und checken an der Rezeption ein.
Dort finden wir sogar ein kleines Depot mit angebrochenen Gaskartuschen, die andere Leute nicht mehr brauchten.
Nach einiger Überlegung nehmen wir eine noch recht volle, große Schraubkartusche mit.
Denn von dem Haus in Salardu, meiner nächsten Versorgungsstation, hatte ich die Nachricht bekommen,
dass zwar mein Care-Paket angekommen sei, nicht aber die über amazon.es bestellte Gaskartusche.
Es gibt in Salardu kein Gas zu kaufen. Das hätte mich also einen Tag gekostet, die im nächsten Ort zu besorgen.
Cool! Problem gelöst!

Der Campingplatz ist wirklich für einen Campingplatz ganz schön!
Erstmal essen wir ein Eis.
Dann stellen wir die Zelte auf.
Die Zeltwiese ist schattig, dennoch ist das Gras vertrocknet. Der Boden ist aber heringsfreundlicher als befürchtet.
Dann verduschen wir die gesamten 7€ Campinggebühr/Person.
Dann wird Wäsche gewaschen und in die Sonne gehängt.
Dann gehen wir shoppen. Es gibt einen Laden, der größer ist, als so mancher Dorfladen.
Der hat allerdings nur Stechgaskartuschen. Davon aber 50 Stück.
Dann ist Entspannen angesagt.
Dann gehen wir ESSEN!
Auch das Essen war für einen Campingplatz erstaunlich gut.
Als Vorspeise habe ich einen groooßen, bunten Salat gegessen mit Ziegenkäse, karamelisierten Walnüssen und Rosinen und anderen leckeren Zutaten.
Der leckerste Salat dieser Art, den ich für den Rest der Tour bekommen sollte.
Dann lachte mich noch ein Filet mit Kartoffeln und Gemüse an. Auch das wirklich richtig gut zubereitet.
Dazu ein paar isotonische Durstlöscher.

Diesen Platz kann ich wirklich empfehlen.
Einziges Manko: In der Nacht stank es zwischenzeitlich ziemlich nach Kläranlage.
Hätte ich aber nicht mal das Waschhaus aufsuchen müssen, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen.
 
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Mittwoch, 1.8.2018 (23. Tag)
Camping Aneto -> Ibon Cap de Llauset
Jörn: 20 km /1550 \420
ich: 18 km /2180 \980
9 Std. unterwegs


Ich habe verschlafen und muss ohne Frühstück starten.
Mein Wecker hat zuverlässig gepiepst, aber ich habe mich nochmal umgedreht ...
Wir wollen um 7:00 Uhr aufbrechen, um schon eine ganze Strecke vor der Mittagshitze zurückzulegen.
Die ersten 11 km verlaufen über eine gleichmäßig ansteigende Schotterstraße.
Zwischendurch kürzt ein Pfad mal eine Serpentine ab,
der ist hässlich erodiert und verläuft anstrengend durch unschönen Nadelwald senkrecht hinauf.
Die Ausblicke in ein sehr steiles Tal neben uns sind aber schön.
2 oder 3 mal treffen wir auf dieser Schotterpiste einen großen Bus!
An der Refugio Corona am Ende der Strecke ist doch tatsächlich eine Bushaltestelle!
Wenn ich das gewusst hätte :rolleyes:
3,5 Std. brauchen wir für diesen Abschnitt. Puh.
Danach bin ich eigentlich schon platt. Dieses gleichmäßige Gelatsche ist ermüdend.
An der Bushaltestelle (Ende der Schotterstrecke, nette Sitzgruppe) machen wir eine Pause.
Ich wollte hier eigentlich mein Frühstücksmüsli kochen, beschränke mich dann aber doch auf meinen Vorrat an Snacks.

Nun beginnt der Tag allerdings richtig schön zu werden.
Zuerst ist da eine Eidechse, die still hält, bis ich das Bild im Kasten habe.




Es gibt hier tausende von Eidechsen, aber meist sieht man sie nur wie einen Blitz verschwinden.

Nun laufen wir das Vallibierna (auch Ballibierna) hinauf.
Das soll eine der schönsten Etappen des GR11 sein.
Wiesen, Blumen, Kiefern, Bäche und immer der Blick ins Maladeta-Massiv.
Dahinter verläuft die HRP und nimmt einige der hohen Pässe mit.
















So gelangen wir schließlich nach einigen Fotostopps an den Ausfluss des ersten Sees, Ibon Bajo de Vallibierna.




Und weiter zum See selbst, der zu einer ausgiebigen Pause einlädt.







Anschließend steigen wir weiter auf, am Ibon Alto de Vallibierna vorbei zum Collado de Vallibierna.

Rückblickend: Ibon Bajo



Ibon Alto und Ibon Bajo



Vor uns der Pass.



Noch ein Blick zurück vom Pass.



Auf der anderen Seite liegt unter uns der Ibon Cap de Llauset. Da wollen wir zelten.
Dahinter der Col de Rio Bueno, unser erstes Ziel für morgen.
Rechts unterhalb des Sees, versteckt hinter den Felsen, liegt die recht neue Refugio Cap de Llauset.




Vom Pass aus scheint der Pfad sich endlos in die falsche Richtung zu ziehen.
Er scheint wohl eine steile Geländestufe zu umgehen.
Der GR11 führt dann, anders als in meiner Karte, direkt hinunter zur Refugio, was ja Sinn macht.
Wir steigen aber den alten Weg hinauf zum See.
Schon recht früh erreichen wir ihn und finden eine traumhafte Zeltwiese vor mit blauem Enzian, Sonnentau und vielen anderen Blümchen.
Zum Wasserfassen muss ich mir einen Weg durch recht sumpfiges Gelände zum Bach suchen.
Es ist wunderschön hier, ich lege mich auf die Wiese und genieße den Nachmittag.
Dabei koche mir nun endlich mein Frühstück, während Jörn noch die benachbarten Gipfel erklimmt.

 
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Donnerstag, 2.8.2018 (24.Tag)
Ibon Cap de Llauset -> Lac d´Arrius
Jörn: 21 km /1000 \1100
ich: 17 km /1290 \1370
10 Std. unterwegs







Bei unserem Aufbruch gegen 8:00 Uhr liegt unsere Welt noch im Schatten.
Beim Aufstieg zum Col Rio Bueno werden dann die Bergspitzen nach und nach beleuchtet.
Schnell haben wir diesen vielleicht 100 m über dem See liegenden Pass erklommen.
Von hier aus genießen wir einen herrlichen Blick hinunter in das Anglios-Tal mit den Anglios-Seen.




Zuerst geht es durch Felsblöcke und Schotter hinunter und wunderschön an den Seen entlang.
Hier erleben wir noch einmal einen Sonnenaufgang hinter einem Bergrücken.




Über diesen Pass sind wir gerade gekommen.






Logo Anglios und eine kleine Hütte.



Mehr und mehr ist das Gelände mit Wiese durchsetzt, weiter unten kommen wieder Bäume hinzu.
















Ich genieße auf diesem und dem letzten Abschnitt (etwa seit Lescun) diese herrliche Mischung
aus felsigem Hochgebirge und Blumenwiesen und Wäldern.
Auch wenn das natürlich heißt, dass man dazwischen immer fleißig auf- und absteigen muss.
Steil geht es also erst über einen Pfad durch den Wald hinunter.
An einem Bach machen wir eine längere, sehr gemütliche Pause und können uns nur schwer wieder losreißen.
Dann laufen wir durch mannshohe Blumenwiesen.

Unten im Wald treffen wir wieder auf so einen hübschen Brunnen mit geschnitzter Zuleitung und Sitzgruppe.




Am großen Riu Salenques geht es nun über einen breiten, dennoch mit Felsen und Wurzelstufen durchsetzten wunderbaren Waldweg hinunter zur Straße N230.
Das Stück daran entlang ist nicht weit, hätte aber auch nicht länger sein brauchen.
Ohne Fußweg laufen wir auf einem schmalen Seitenstreifen hinauf, LKWs donnern an uns vorbei.
Puh, ich bin froh, als ich nach 500 m diese Straße lebendig überquert und verlassen habe.

Der parallele Wanderweg zur Ref. Conangles ist aber anfangs auch nicht gerade gut.
Breit wie ein Fahrweg und von der übelsten Sorte Grobschotter und Steine.
Dann durch eine Art trockenes Bachbett, danach wird es besser.
Auf die Refuge Conangles war ich nun neugierig, so direkt an der Fernstraße.
Tatsächlich hat sie auch ein wenig ein Flair wie eine Fernfahrer-Gaststätte.
Davor ein riesiger Parkplatz.
Dennoch ist fast nichts los hier.
Wir legen eine weitere ausgedehnte Pause ein. Es gibt Eis am Stiel und Cafe aus einem Automaten.
Draußen stehen Plastiktische mit Plastikstühlen in der prallen Sonne, kein Schatten weit und breit.
Bei gut über 30°C auf 1600 m.
Nach gut einer Stunde machen wir uns wieder auf den Weg.
Eigentlich ist es immer noch viel zu heiß, aber wir wollen noch ein Stück schaffen. Also los.
Am erträglichsten ist die Hitze erstaunlicherweise beim Wandern.

Ab hier folgen wir wieder der HRP von Ton Joosten, die sich nun für ein Stück mit dem GR11 vereinigt.
Erst schwitzen wir ein Stück über offene Wiesenlandschaft, dann spenden einige Bäume Schatten.








(Ähm - die kontrollieren hier, wenn ich ... hinterm Busch ... :eek: )


Dann folgt natürlich wieder offene Berglandschaft bis auf 2350 m hinauf.
Am Port de Rius treffen wir auf eine große Gruppe, bestimmt 20 Leute, im Pfadfinder-Look, die gerade aufbrechen, als wir ankommen.
Ohje, wollen die etwa da zelten, wo wir zelten wollen?

Vom Pass aus steigen wir zum Lac d´Arrius hinunter.




Meine Karte zeigt eine schöne, flache Landzunge an, die wir anpeilen.
Tatsächlich, die Gruppe lässt sich genau dort gerade nieder und errichtet ihre Siedlung mit lautem Palaver. :motz:
In der Hoffnung, an den steilen Felsufern des Sees noch einen anderen Platz zu finden, umrunden wir ihn ein Stück weiter.

Und finden einen der schönsten Zeltplätze auf der gesamten Tour!




Wir müssen ein wenig suchen, bis jeder eine halbwegs ebene, felsblockfreie Stelle für sein Zelt gefunden hat.
Aber wir sind außer Sicht- und Hörweite der Gruppe und haben eine großartige Aussicht!

Die Wolken und der Sonnenuntergang zaubern uns dazu eine sich ständig ändernde Ansicht unserer Kulisse.
Nur zwei aus vielen Bildern dieses Abends:




Blick ins Besiberri-Massiv



Was ich an den Pyrenäen liebe:
Die nahezu unverbaute Bergwildnis.
Die vielen Seen und Bäche.
Dass man fast überall wild zelten darf und dabei selten jemanden trifft.
 
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Ich habe mir jetzt mal einige Deiner Etappen bei Google Earth angeschaut. Der HRP ist zumindest teilweise in GE erkennbar. Du hast meinen allergrößten Respekt! Ich würde nicht eine einzige Etappe durchhalten.

Auf der Strecke von Gavarnie zum Lac des Gloriettes hast Du übrigens den Nullmeridian überquert...
 
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Freitag, 3.8.2018 (25. Tag)
Lac d´Arrius -> fast Refugi de Colomers
Jörn: 18 km /1050 \1160
ich: 15 km /1380 \1480
10 Std. unterwegs


Was für eine Aussicht beim Frühstück!







Ich habe mal wieder verschlafen und stehe eine halbe Stunde später auf.
Dafür werde ich mit diesem herrlichen Sonnenaufgang belohnt und kann mein Zelt sogar trocken einpacken :winkgrin:

Wir verlassen den GR11 für einen Schlenker, den die HRP zum Lac de Mar macht.
Der Pfad umrundet unseren wunderschönen See, quert den Ausfluss und steigt hoch zum Lac Tort d´Arrius.
Der Weg folgt mal direkt dem Seeufer, mal steigt er auf und ab über Fels- und Grashügel.
Wir nähern uns den imposanten Felswänden, die ich gestern Abend fotografiert habe.
Sie müssten zum Besiberri-Massiv gehören.










Rückblick auf die Arrius-Seen



Nach 400 Hm erreichen wir den Collada deth Lac de Mar -
und blicken gleich auf den nächsten See hinunter, den großen Lac de Mar.
Ein See türkiser als der andere!




Von hier aus geht es die Felswand ziemlich direkt hinunter zum See.
Aber nach dem Col de Lia kann mich nichts mehr schocken ;)
Man muss ein bisschen aufpassen, dass man nicht über die Kante fällt und im See landet.
Es gibt aber einen Pfad, der sich halt etwas steiler hinunter windet.







Unten erreichen wir einen richtigen Strand!




Hier müssen wir natürlich erstmal baden gehen.
Jörn nimmt den See, ich nehme den Zufluss.

Natürlich kommt genau in diesem Moment ein Paar angewandert.
Ich sehe sie erst gar nicht, weil ich mit mir und dem eisigen Wasser beschäftigt bin
und sie im Schatten eines Felsens verharren ob dieses Aktes. :eek:
(Ich bade just an der Furt durch den Bach, da ist so ein schöner Pool :cool: )

Dann bemerke ich sie und muss innerlich ziemlich grinsen.
Und lasse mich gemächlich in der Sonne trocknen :p
Die beiden picknicken daraufhin erstmal.
Na gut, dann verhülle ich mich endlich wieder und lasse sie weiterziehen ;)

Hier wären jede Menge traumhafter Zeltplätze!
Und wilder Schnittlauch wächst hier!

Es ist jedoch noch viel zu früh zum Bleiben und wir ziehen weiter.
Immer auf und ab geht es meist etwas abseits des Ufers am See entlang.




Es folgt ein steiler Abstieg zum nächsten See, dem Stausee an der Refugi de la Restanca.




Die Farbe des Wassers ist wirklich so türkis. Wahnsinn!
Die Refugi finde ich nicht wirklich schön, es ist ziemlich viel los (bestimmt ein Parkplatz in der Nähe),
die Aussicht ist aber super.
Ich trinke einen Cafe con leche. Und noch einen.

Schließlich geht es weiter. Drei Pässe und ein paar Seen haben wir noch vor uns.

Zuerst geht es an einem wunderschönen Bergbach durch Blumenwiesen hinauf zum Lac deth Cap deth Port.













Auch hier herrliche Zeltplätze - aber nein, es geht noch weiter.
Hinauf zum Col de Crestada.




Hier durchqueren wir einen Zipfel des Nationalparkes Aigüestortes.
Zelten verboten.
Obwohl auch diese Seen verlockend aussehen ...




Etwas runter, etwas rauf - 2. Pass.
100 m runter, 200 wieder rauf. 3. Pass.
Ende des Nationalpark-Stückchens, zelten ist wieder erlaubt.

Ab hier beginnen wir nun Ausschau zu halten nach einem geeigneten Plätzchen für die Nacht.
Oben ist es ziemlich trocken, kein Bach.
Weiter unten beginnt ein Rinnsal, das bald größer wird.
Ziemlich in der Mitte des Bildes ist es zu erkennen.
Dort werden wir schauen, sonst wollen wir an einen der Seen gehen.







Richtig vermutet: In einer Bachschleife finden wir ein hübsches Stückchen Wiese, nicht zu sumpfig, gerade groß genug.




Es ist nicht mehr weit bis zur Refuge de Colomers.
Aber wir bevorzugen wieder die Zelte.
Jetzt ist es nur noch 1 Tag bis Salardu!
Dort endet der 3. Abschnitt meiner Tour!
Atlantik - Lescun - Gavarnie - Salardu - El Serrat - Mittelmeer
Irgendwie ist das immer aufregend, wieder ein Zwischenziel zu erreichen.
Menschen, ein Dorf, Verpflegung aufstocken, Gas organisieren ...
Ich freue mich schon und bin gespannt ...
 
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