Pyrenäensommer - über die Berge vom Atlantik zum Mittelmeer

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Sa., 14.9.2018 (6. Tag)
So., 15.9.2018 (7. Tag)

Hallo Sylvia,
Bei dem Datum hast Du zweimal versehentlich zwei Monate draufgeschlagen...


An diesem Markierungspunkt haben wir auch ein Foto gemacht, allerdings haben wir von dieser quasi Hochebene leider gar nichts mitbekommen, da wir völlig im Nebel gewandert sind, ein Umstand, den wir noch heute bedauern!
Sehr schön, mal zu sehen, wie es dort ausschaut...

Ich überlege, ob wohl Axel und Heike diese Strecke auch so wenig mochten?
An den Wald von Iraty habe ich auch nur noch ganz wenige Erinnerungen (an den Schottersteinweg schon), jedenfalls aber keine allzu schlechten oder unangenehmen.
Auf dem GR10 ist es ja ganz normal, dass Du hoch und runter und hoch und runter und hoch und runter gehst:D...
Gruß Axel
 
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Hallo Sylvia,
Bei dem Datum hast Du zweimal versehentlich zwei Monate draufgeschlagen...

An den Wald von Iraty habe ich auch nur noch ganz wenige Erinnerungen (an den Schottersteinweg schon), jedenfalls aber keine allzu schlechten oder unangenehmen.
Auf dem GR10 ist es ja ganz normal, dass Du hoch und runter und hoch und runter und hoch und runter gehst:D...
Gruß Axel

Oh, danke, Axel, für den Hinweis mit dem Datum!
Noch kann ich´s korrigieren.

Ja, das Rauf und Runter ist beim HRP auch normal, das hat mich auch nicht weiter gestört, aber diese ausgewaschenen Schotterrinnen - da war ich kein Fan von :rolleyes:

Bei mir ist es der nun folgende Tag, der im Nebel versinkt und von dem ich gerne etwas mehr gesehen hätte.

Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Mo., 16.7.2018
Cabane d´Ardané -> Refugio Belagua
12 km /900 Hm \820 Hm
ca. 5 Std. unterwegs


"Today you´ll enter the high mountains of the Pyrenees", verspricht mein guide book.

"Sonnig, etwas kühler", verspricht mein Wetterbericht.

Mein Wecker klingelt um 6:00, die Strecke ist lang und die 2. Hälfte soll besonders schön sein, eine wilde Karstlandschaft und dann ein liebliches Quellental, da will ich mir Zeit nehmen.
Es regnet. Dichter Nebel. Oh.
Ich warte, ob sich der Nebel hebt. Nein, tut er nicht.
Ich koche Frühstück. Keine Veränderung im Wetter.
Der Regen lässt ein wenig nach. Ich beschließe aufzubrechen. Vielleicht bin ich ja nach dem Aufstieg über den Wolken?
Nein, bin ich nicht. Den gesamten Vormittag laufe ich durch dichten Nebel und nasse Wiesen. Ein Wechsel zwischen Powerniesel und Regen stellt meine Regenjacke heute auf die erste Probe.
Die Jacke hält, die Schuhe nicht. Die Gore-Membran hält zwar Regen aus, auch Pfützen, aber eine nasse Wiese durchnässt sie in kurzer Zeit.
Ab dem ersten Pass sind die Wege meist tief ausgewaschene, oft gerade 2 Fuß breite, lehmige Rinnen.
Der nasse Lehm ist rutschig und klebt dermaßen unter den Sohlen, dass ich bald unter jedem Schuh ein Kilo nasser Erde kleben habe. Meine Regenhose ist bis in den Schritt matschverschmiert.
So wechsel ich zwischen nassem Gras und Matschrutschen.
Heute bin ich sehr froh über die vielen Markierungen des GR12. Bei Sonne mag man die übertrieben dicht gesetzt finden, heute im Nebel muss ich dennoch immer mal suchen. Von den rot-weißen GR-Markierungen sieht man den weißen Strich auch im Nebel erstaunlicherweise deutlich besser.
Bei trockeneren Verhältnissen ist diese Strecke sicher richtig zum Meilenfressen. Es geht lange ohne zu viel Steigung über Wiesen und an Hängen entlang. Dann mal wieder über einen Pass rüber und drüben runter.
Die Landschaft ist mehr und mehr von Felsen durchsetzt, aber ob um mich herum nun richtige Berge sind, kann ich nicht sehen.
In einem langen Abstieg Richtung Belagua-Ruine laufe ich durch wunderschöne Blumenwiesen zwischen dicken Felsbrocken. Es nieselt gerade nur, ich hole den Fotoapparat für das einzige Bild heute aus dem Rucksack.




So gelange ich gegen 13:00 zur Refugio Belagua. Eine Ruine, die nicht mehr bewirtschaftet wird. Ich habe jedoch auch Informationen, dass sie evtl. wieder als unbewirtschaftete Hütte, Bothy-Style, genutzt werden kann. So ganz sicher scheint das aber nicht. Ich will hier eigentlich, falls möglich, nur Wasser auffüllen und weiter laufen.
Auf der Rückseite des großen, verfallenden Hauses finde ich einen Anbau. Die Türe ist offen. Drinnen ist es nicht ungemütlich. Ich flüchte mich vor dem strömenden Regen und Wind hinein.
Was jetzt?
Ich stelle fest, dass ich Empfang habe und konsultiere den Wetterbericht. Der sagt, ab 14:00 soll es besser werden, zumindest trocken.
Ich hänge also alle meine Plünnen an die Garderobe und koche Tee. Dabei breite ich mich über die Bänke und den großen Holztisch aus. Es gibt massive Doppelstockbetten aus Holz und Matratzen mit einer Art Gummiüberzug. Eine richtige Küchenzeile mit Spüle und fließendem Wasser. Einen Holzofen. Unter dem Dach befinden sich noch einige Betten. Insgesamt vielleicht 20 Schlafplätze. Recht sauber alles, kaum muffig und relativ hell. Ich schaue ein wenig in meine Karten und schreibe Tagebuch. Meine nassen Socken lege ich beim Kochen über den Topfdeckel, was jedoch nicht sehr viel hilft. Besser ist, sie anzuziehen und von innen zu trocknen. Dabei stelle ich meine Füße auf Pappe, die zum Anzünden des Feuers hier liegt. Die wärmt etwas von unten und saugt Nässe auf.

Es wird 14:00. Keine Wetterbesserung. 19°C, windig. Der Wetterbericht hat das Regenende nun auf 15:00 verschoben.
Was mache ich? Ich bleibe noch etwas hier. Wenn es bis 15:00 besser wird, habe ich immer noch genug Zeit, bis zur nächsten Zeltmöglichkeit jenseits den Waldes zu laufen.
Es wird 15:00 und es regnet immer noch in Strömen.
Ich beschließe hier in der Refugi zu bleiben und wische mir mit einem feuchten Lappe eine der staubigen Gummimatratzenüberzüge sauber, rolle Isomatte und Schlafsack aus, und was sich so alles im Rucksack befindet, verteilt sich übersichtlich in der Stube.

Da steckt ein junger Mann seinen Kopf zur Türe herein! Erst auf Spanisch (???) dann auf Englisch fragt er, ob ich hier heute übernachten wolle. Ich bestätige seine Vermutung. Er verkündet nun, dass noch 30 nasse Kinder vor der Türe stehen. Die würden bei dem Wetter nun auch alle hier bleiben. :eek:
Schon quollen sie herein. Alle triefend nass, ca. 9-10 Jahre alt, an sich gut ausgerüstet mit festen Wanderstiefeln, Regensachen und guten Rucksäcken. Dazu 8 Begleiter. Bei ca. 20 Betten in der Hütte verspricht das kuschelig zu werden.
Die Kinder beginnen ihre nassen Sachen auch alle an die Haken zu hängen, wo meine gerade zu trocknen beginnen. Ich sammel schnell mein Hab und Gut zusammen. Schon liegen mein Feuerzeug und mein Löffel auf dem Boden. Meine Trekkingstöcke werden umgestoßen (nicht absichtlich, es ist nun einfach echt eng hier) und jemand steht schon drauf.
Ich versuche so schnell es geht alles zusammenzuraffen, damit in dem Gedränge nichts verloren oder kaputt geht.

Die Kinder stellen fest, dass ich kein Spanisch, aber Englisch spreche. Nun versuchen 15 Kinder an mir ihre ersten Englischen Sätze. "What´s your name?" soll ich immer wieder beantworten. Dabei wird die Luft immer stickiger und feuchter, der Lärm nun auftauender Kinder nimmt immer mehr zu. Einige starren neidisch auf meinen heißen Tee, der noch im Topf ist. Soll ich ihnen etwas anbieten? Würde nur für 1-2 reichen. Das geht nicht. Ich kann auch nicht für die ganze Bande Tee kochen. Ich lasse es also und trinke gemeinerweise meinen Tee selbst.

Dabei entscheide ich mich, dass das Wetter draußen weniger schlimm ist als die Situation hier drinnen. Schließlich müsste ich das hier nun noch den ganzen Nachmittag, Abend und die Nacht durchhalten.
Ich beschließe also meinen Kram hoffentlich vollständig zusammenzupacken und doch mein Zelt irgendwo draußen aufzustellen.
Ich gebe mein Bett frei, die Betreuer meinen, es täte ihnen schrecklich leid, aber sie hätten auch keine Wahl.

Ich fülle meinen Wassersack noch und verabschiede mich. Draußen prasselt es gerade so richtig. Ich warte unter dem Vordach ab, unter das aber genau der Wind den Regen pustet.
Bevor mir kalt wird, lege ich einfach ab. Etwas unterhalb der Hütte finde ich einen Platz, der zwar ziemlich schräg, aber zumindest weniger steinig ist. Das Zelt steht mit 4 Heringen wirklich sehr schnell, ich werfe meinen Rucksack ins Trockene. Nun kann ich die restliche Abspannung vornehmen und verziehe mich dann auch noch drinnen.
Welch herrliche Ruhe!
 
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Di., 17 7.2018 (9. Tag)
Refugio Belagua -> Lescun
20 km /1500 Hm \950 Hm
9:45 Std. unterwegs



Am nächsten Morgen erster Blick durch die Lüftung - alles neblig :frown1:
Immerhin regnet es nicht.
Ich ziehe meine Schuhe über und muss einmal hinter einen dicken Stein.
:yahoo: Außer genau vor meiner Lüftung ist überall blauer Himmel!
Über die Berge rollen und schwappen noch Wolkenbänke. Sonst sieht es nach einem super tollen Tag aus!




Natürlich bin ich hochmotiviert, frühstücke schnell und packe meine Siebensachen.
Es ist noch frisch und windig.
Vor 8:00 bin ich unterwegs.

Ein Blick zurück zur Belagua. Der weiße Anbau ist jetzt offen und nutzbar.



Meine Hangseite liegt noch im Schatten.
Die Pferdchen schlafen noch.




Es geht über Wiesen (natürlich nass) ein Stück bergab, dann am Waldrand entlang. Hier ist wohl gerade nach dem Regen eine ziemlich große Herde Huftiere durchgekommen.




Gestern auf den Wiesen konnte ich diese zerstampften Matschlöcher noch ganz gut umgehen, hier am Wald habe ich die Wahl zwischen dichtem Unterholz, Dornengestrüpp und Matsch, der jedem schottischen Wanderweg zur Ehre gereichen könnte.
Das kostet mich viel Zeit, auf ein paar km ständig solche Suhlen umschiffen zu müssen.

Schließlich komme ich an eine Wiese, wo der Sumpf endet. Hier scheinen die Tiere die Nacht verbracht zu haben. Es ist extrem zertrampelt, aber dahinter geht es in den Wald und der tiefe Matsch hat ein Ende.




Durch einen herrlichen Wald geht es nun mal steil, mal sanft bergauf. Die Sonnenstrahlen glitzern noch auf den regennassen Blättern. Es ist warm, aber noch nicht heiß. Viele Blumen setzen Farbpunkte.







Zwei Nacktschnecken beobachte ich eine Weile bei ihrer Paarung.




Die geschieht aber im Schneckentempo und ich laufe weiter.
Ein wundervoller Morgen in diesem Wald! Ich genieße jeden Atemzug!

Nach 2 Stunden komme ich am Point de la Croix auf 1600m an und der Wald öffnet den Blick in ein Tal aus Kalksteinen, Wiesen und Nadelbäumen.







Hinter jedem Felsen vermute ich Winnetou und Old Shatterhand.
Hier beginnt also das Kalkstein-Labyrinth, durch das ich die nächsten Stunden weiter hochsteigen werde. Es ist traumhaft schön! Ich könnte auf Schritt und Tritt stehen bleiben, fotografieren, mich hinsetzen und genießen. Aber ich habe noch einiges an Strecke vor mir. Ich will heute die Etappe von gestern Nachmittag aufholen und den kurzen Abschnitt bis Lescun anhängen.

Tiefe Wasserrinnen zerfurchen das Kalkgestein.



Je höher ich steige, desto karger wird die Vegetation.



Im Hintergrund der Pic d´Orhy von vorgestern.



Spezialisten. Erstaunlich, wo die überall wachsen können.









Schließlich gelange ich auf den Pass, genieße die Aussicht und mache ein wenig Pause.

Auf der anderen Seite geht es mal steil, mal weniger, erst durch Gestein, dann im Wechsel mit Wiese hinunter zur Source de Marmitou.

Der hohe, spitze Berg ist der Pic d´Anie.






Hier an dieser Quelle im Karstgestein, hatte ich eigentlich gestern gezeltet haben wollen. Schon ein tolles Plätzchen! Nun bin ich froh, dass ich gestern bei der Ref. Belagua geblieben bin und dieses herrliche Stück Strecke heute in aller Ruhe und bei Sonnenschein gelaufen bin.
Von hier aus sind es noch 10 km bis Lescun. Ich trödel nicht gar so lange, denn im Ort möchte/muss ich noch einkaufen.







Steil geht es hinunter zum Plateau de Sanchese und von dort über Sträßchen nach Lescun.







Ein recht gemütliches Dorf, bevölkert von einer ganzen Schar von Wanderern. Auch der GR10 passiert Lescun.
Im Gite d´Etape habe ich ein Bett im Dorm reserviert.
Hier muss ich mich nun leider ein wenig sputen statt das Ende des 1. Abschnittes des HRP genüsslich auf dem Dorfplatz feiern zu können.
Ich bekomme vom Wirt mein erstes Care-Paket ausgehändigt!
Zusätzlich muss ich aber für mittags meine Snacks im Laden aufstocken und brauche eine Gaskartusche. Es gibt Coleman-Schraubkartuschen. Den Inhalt meines Rucksacks breite ich zum Trocknen/Lüften aus. Die Powerbank und den ersten Kamera-Akku schließe ich an die Steckdose an. Und dann duuuuuuuuuschen!
Ich lerne Denise und John kennen, zwei Kanadier, die den GR10 laufen. Denise hat aber in Amerika schon so manchen LongDistanceHike gemacht. Wir kommen sofort ins Quatschen und verstehen uns bestens! Denise würde auch lieber den HRP laufen, John mag aber nicht zelten.
Um 19:00 gibt es schon Abendessen, was in Frankreich eine ganze Weile dauert und wirklich sehr lecker ist!
Anschließend will ich in der Gite mein Paket auspacken und meinen Rucksack reorganisieren. Dummerweise schläft der Mitbewohner meines Zimmers schon (um 21:00!). Und hat alle Fenster geschlossen. Die öffne ich erstmal wieder!
Ich hoffe, dass der Typ morgen früh aufsteht, wenn er schon so früh schläft. Ich will nämlich gegen 7:00 los. Und muss irgendwann ja doch noch packen.
Für morgen ist es heiß angesagt, und für den Nachmittag Regen und Gewitter.

So lege ich mich also zwischen mein Chaos aus Krempel ins Bett. Die Powerbank läd noch, den 2. Kamera-Akku stecke ich in die Ladeschale, damit sollte ich morgen früh wieder für 10 Tage autark sein.



Damit habe ich also den 1. von 5 Abschnitten der HRP nun geschafft!
Ich bin durch den Regentag gestern einen halben Tag hinter meinem Zeitplan hier eingetroffen. Ich wäre gerne mittags hier gewesen und hätte die Zeit im Dorf genossen. Aber ich habe ja immerhin alles erledigt bekommen.
Mit meinem Material bin ich sehr zufrieden. Keine Ausfälle soweit. Mit der Wahl der Trailrunner statt Bergschuhen bin ich bisher auch sehr glücklich, wobei das Gebirge ja erst noch kommt. Die Gel-Einlegesohlen sind der Hit!
Der leichte Rucksack trägt sich prima, keine Druckstellen.

Ich selbst fühle mich nun gut eingelaufen. Mein Zeh zwickt nur noch selten, auch sonst keine Beschwerden.

Ich freue mich riesig auf den nächsten Abschnitt, wenn es endlich richtig in die Berge geht!
 
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Moin Sylvia,

hab - wieder einmal - Dank für Deinen tollen Reisebericht !

Als ich vor viieelen Jahren noch in der Schweiz
über die Berge gegangen bin,
hatte ich dort so etwas wie Turnschuhe gekauft, die aber über den Knöchel gingen
und eine Profilsohle hatten.

In denen fühlte ich mich wohl und ziemlich sicher.
Man sagte mir dann auch,
dass das Militär für Übungsläufe ähnliche (leichte) Schuhe hätte.

Mit " richtigen " Bergstiefeln bin ich nie glücklich geworden.
Die waren mir nicht nur zu schwer, sondern vor allem zu steif.

Trail-Runner kenne ich nicht und die gab es wohl damals auch nicht.

Für Fotoausflüge brauche ich demnächst " Gelände-Treter ".

Kannst Du Deine empfehlen ?
Worauf muß man achten ?

Danke für ´ne Info - könnte auch Andere interessieren.

Hugo :fahne: meint :
Du bist jetzt unsere " Outdoor-Guruline " ! :up:
 
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Moin Kay!

Vielen Dank!
Trailrunner sind irgendwie Turnschuhe fürs Gelände.
Leicht, trotzdem stabil, griffige Sohle mit Profil.
Natürlich gibt es davon verschiedenste Ausprägungen.
Empfehlungen kann ich da nicht geben, wenn kein konkretes Projekt ansteht.
Eine Empfehlung gibt es: Sie müssen passen. Klingt banal, ist aber wie bei jedem anderen Schuh auch. Wenn sie unter Ladenbedingungen passen, eine Nummer größer kaufen. Sieht erst gewöhnungsbedürftig aus und fühlt sich auch so an, aber bei so einem Wandertag sind die Füße abends deutlich größer als morgens.
Dennoch müssen sie natürlich gut und fest sitzen, damit man nicht drinnen rutscht.
Muss man im Laden anprobieren und sich für den jeweiligen Einsatzzweck beraten lassen, wenn man sowas das erste Mal kauft.

Viele Grüße, warme Füße,
Sylvia
 
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... und braucht man Gel-Einlegesohlen - oder nur mit ´nem abben Zeh ?
 
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Mi., 18.7.2018 (10. Tag)
Lescun -> nahe Cabana Grossa, 6 km hinter Refuge d´Arlet
26 km, /1800 Hm \1050 Hm
ca. 10 Std. unterwegs


Mein Wecker summt um 6. Der Typ über mir schläft immer noch.
Ich will früh los, es soll hier im Tal heute über 30°C werden.
Also stopfe ich so leise wie möglich all mein Habe in den Rucksack, ziehe mein Bett ab, klemme mir das Paket unter den Arm und steige die Treppe runter in den Küchen- und Wohnbereich.
Hier koche ich einen Tee und beginne meinen Kram zu sortieren.
Denise und John sind die einzigen, die ebenfalls schon wach sind und frühstücken.
Wir unterhalten uns weiter und tauschen am Ende unsere E-Mail-Adressen aus. Super nett, die beiden!
Ich öffne das Paket, das neben Essen auch Handschuhe und MicroSpikes für die kommenden Abschnitte im Gebirge enthält.
Nun wiegt mein Rucksack wieder gut 5 kg mehr.
Ich esse davon gleich mal 200g Müsli auf.

Um 7:00 bin ich tatsächlich startklar und ziehe meine Schuhe an.
Im Hotel werden gerade die ersten Fensterläden geöffnet. Der Ort ist jetzt ganz still, ich treffe niemanden.
Es ist noch ziemlich frisch.

Erst einmal muss ich dem GR10 folgend hinunter ins Tal laufen, auf der anderen Seite bieten steile Pfade Abkürzungen für die Serpentinen der Straße. Am Weg nasche ich Himbeeren.
Schließlich folge ich einem Sträßchen, das in einen Forstweg übergeht, der immer schmaler wird.
Es gibt herrliche Ausblicke in die Berge des Cirque de Lescun.




Bald bin ich im Parc National angekommen. Es ist wunderschön hier!
Der Weg geht stetig hinauf, ist aber so gut zu laufen, dass das fast nicht auffällt.




Ich komme an einer Quelle vorbei und lege eine kurze Trinkpause ein.
Dieses Bachtal wäre auch herrlich zum Zelten gewesen!




Bunte Blumenwiesen säumen meinen Weg.




Schafe kommen morgens zum Melken zusammen.




Nach ein paar Serpentinen komme ich um 11:00 an den Col de Pau.
Das Wandern fällt mir heute wirklich leicht, obwohl der Rucksack deutlich schwerer ist. Aber der Weg ist bestens, die Aussicht auch, die Temperaturen hier oben sehr angenehm. Hier am Col ist es durch kräftigen Wind sogar ziemlich frisch.
Der Blick zur Spanischen Seite auf eine Gebirgskette ist auch sehr verlockend!




Weiter geht es am Hang unter dem Grat entlang.




Hübsche Blumen blühen hier, die ich aus den Alpen nicht kenne.







Das erste Mal sehe ich den markanten Pic du Midi d´Ossau. Zu ihm und um ihn herum werde ich in den nächsten Tagen noch wandern.




Unter mir entspringen Bäche.




Es geht immer höher hinaus.




Bei dieser Pferdeherde, die, wie alle Tiere hier in den Pyrenäen, frei herumlaufen, mache ich Picknick.




Noch ein letzter Aufstieg über Serpentinen und ich erreiche um 14:00 die Refuge d´Arlet.




Gleichzeitig mit mir erreichen von der anderen Seite her dicke, schwarze Wolken die Refuge.
Gerade will ich mich am See unterhalb der Hütte niederlassen und noch etwas trinken, als dicke Tropfen fallen und der Wind noch einmal feste auffrischt.
Ich habe zwei Möglichkeiten. Ich kann hier in der Hütte bleiben, die laut guide book das Tagesziel ist.
Ich kann aber auch weiter laufen und hoffen, dem Regen davon laufen zu können.
Das ist natürlich etwas naiv, aber ich habe noch keine Lust Feierabend zu machen.

Schnell ziehe ich meine Regensachen über, werfe den Rucksack auf und steige auf den nächsten Pass rauf.
Von hier kann ich weiter blicken und besser abschätzen, wie die Wetterlage sich entwickelt.




Zwischen schwarzen Wolken mit kräftigen Schauern drunter sehe ich auch blaue Löcher.
Ich laufe weiter. Von hier aus geht es immer bergab. Ich bin noch voller Energie. Eine Weile Jacke auf - Jacke zu, dann ziehe ich die Regensachen wieder aus. Natürlich beginnt es sofort zu tröpfeln, aber das ist nur ein kleiner Schauer.
Fröhlich laufe ich den Berg hinunter.
Irgendwann gelange ich zur Cabana Grossa, einer Bergerie/Sennerei, wo der Bergpfad auf eine Schotterstraße trifft.
Mittlerweile ist es wieder ziemlich zugezogen.
Die nächste Zeltmöglichkeit nach dem folgenden Wald ist eigentlich keine, da ich im Nationalpark nur von 19-9 Uhr zelten darf und mindestens 1 h von einer befestigten Straße entfernt. Da unten gibt es eine Straße.
Hier ist es zwar noch keine 19:00, aber ich steige dennoch oberhalb der Cabana ein enges Bachtal hinauf und finde wie erhofft in einer Biegung eine wunderbare, ebene Stelle außerhalb der Sicht der Farm.
Hier bleibe ich.




Kaum ist alles eingerichtet, der Wasserspeicher gefüllt, ..., als es mit dicken Tropfen zu regnen beginnt.
Das hat ja perfekt gepasst, gratuliere ich mir selbst!
Ich bin froh, wieder draußen in meinem Zelt zu schlafen.
 
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Hallo Sylvia,

vielen dank dass Du uns auf diese spannende Reise mitnimmst. Man bekommt Lust zum loslaufen.Aber ich befürchte so schnell wird es nichts werden. Von daher lese ich mit begeisterung Deinen Reisebericht.

Ich freue mich auf Deine weiteren Beiträge und fiebere mit.
 
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Do., 19.7.2018 (11. Tag)
Cabana Grossa -> Lac Gentau
gut 10 Std. unterwegs
24 km /2200 \1900


Der Tag beginnt phantastisch! Sonne, das feuchte Gras glitzert.
Um 7:30 bin ich unterwegs.
Ich komme nur bis zur Cabana Grossa.
Hier werden gerade die Schafe gemolken.
Da muss ich ein bisschen zuschauen. So viele Schafe :love:




Ob die Schafe wissen, wann sie kommen müssen oder ob sie von Hirtenhunden (hier Patou) hergetrieben werden, weiß ich nicht.
Sie kommen alle in einen großen Pferch. Eines nach dem anderen wird vor den Melkschemel geholt. Die meisten Schafe treten von alleine vor, sie kennen die Prozedur, manche werden ein wenig gezogen. Sie stellen sich vor den Melker. Das Melken selbst geht mit ein paar Handgriffen recht schnell, viel schneller als bei Kühen. Dann zieht der Melker an einem Strick mit einem Stück Holz als Handgriff, der das Tor vor dem Schaf öffnet. Das geht raus, das nächste ist dran.

Zwei Melker sind hier beschäftigt, ich vermute Mutter und der etwa 16-jährige Sohn. Der Junge sitzt auf meiner Seite. Ich frage ihn durch Zeigen auf meine Kamera, ob ich ein Foto machen dürfe. Er nickt. Leider hat er immer die Stangen des Zaunes vor dem Gesicht.




Auf dem ersten Bild kann man schätzen, wie viele Schafe hier zu melken sind. Im Hintergrund ist eine weitere Herde zu erkennen.
Ich schaue eine ganze Weile zu. Für mich ist das sehr idyllisch. Für die Bauern hier ist es sicher viel anstrengende Arbeit von früh bis spät.
Am liebsten würde ich bleiben und mitmachen.

Ich ziehe dann aber weiter. Ich habe mir für heute einiges vorgenommen.
Die HRP des guide books geht in das Skiresort Candanchu hinunter, folgt dann ein paar km der Straße zum Col de Somport in ein weiteres Skigebiet, bevor es wieder in die Berge geht.
Ich brauche nichts einkaufen, brauche auch kein Bett. Daher versuche ich die hässlichen Skigebiete zu vermeiden und auch die Straße.
Auf meiner Karte finde ich einen Weg, der nordwestlich davon durch andere Täler und über andere Berge verläuft. Außerdem möchte ich unbedingt am Lac Gentau mit Blick auf den Pic du Midi d´Ossau zelten, an dem die vorgeschlagene Route nicht entlang kommt (allerdings gibt es im Buch einen Hinweis auf einen lohnenden Abstecher hierher). Ich habe Bilder von diesem Platz gesehen und freue mich riesig drauf!

Ich wandere bester Laune ein noch schattiges Tal hinunter.




Dann geht es in die Sonne. Herrliche Aussichten!




Bald tauche ich in einen größeren Wald ein. Hier treffe ich Alex aus London, der ebenfalls die HRP läuft. Während wir im Laufen Trail-Anekdoten und Erfahrungen austauschen, verpassen wir den richtigen Weg zum Pla d´Espelungere. Mich stört das nicht weiter, ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass ich hier auch langlaufen kann. Wir trennen uns wieder, Alex will die Hauptroute laufen. Ich suche mir anhand der Karte einen Weg über ein Sträßchen und biege dann auf ein paar steile Waldpfade ab, die offensichtlich sehr selten begangen werden. Eine wunderschöne Strecke!
Am Sträßchen habe ich noch eine sehr nette Begegnung mit zwei sehr hübschen Eseln. Mit einem unterhalte ich mich eine Weile.




Esel mag ich genauso gerne wie Schafe! :D

Am Ende des Waldes komme ich an eine größere Straße. Die muss ich ein Stück bergauf laufen, da gibt es keine Alternative.
Augen zu und durch. Sie zieht sich gefühlt ewig. Einiges an Verkehr. Endlich komme ich an eine Kehre, von der aus mein Pfad abzweigt. Ich bin schon 3,5 Std. unterwegs, etwas platt, erhöhte Schwerkraft heute, und hier geht mein Weg erst richtig los ...

Eigentlich will ich ja zum Lac Gentau. Aber wenn ich´s heute nicht schaffe, dann gibt es unterwegs auch noch ein, zwei Möglichkeiten zu übernachten. Ich laufe erstmal los.
Der Weg zieht sich gleichmäßig den Hang hinauf. Ich komme in meinen Rhythmus.







So erreiche ich schließlich das Plateau de Gentianes, die Ebene der Enziane. Erst bemerke ich sie gar nicht, da ich mir irgendwie blauen Enzian vorgestellt hatte. Aber dann ist tatsächlich der ganze Hang mit großem Gelbem Enzian bewachsen. Toll!




Die Quelle und die Bäche, die auf meiner Karte verzeichnet sind, finde ich jedoch nicht. Ich muss also noch etwas dürsten bis zur nächsten Gelegenheit.
Es geht über den Bergrücken auf die andere Seite und ich habe nun einen Blick ins nächste Tal. Dort hinunter muss ich. Und zum Lac Gentau geht es drüben die Berge wieder hinauf.




Ich steige zügig hinunter in der Hoffnung auf Wasser, ich habe mittlerweile echt Durst.
Fast im Tal angekommen finde ich eine Quelle im Hang. Hier mache ich ausgiebig Pause. Herrliches Wasser, schöne Aussicht, ein bisschen essen.
Ich könnte hier im Tal zelten. Aber mittlerweile bin ich ganz gut im Trott. Die nächste Gelegenheit wäre am Refuge Larry, auf halber Höhe des nächsten Berges.

Ich mache mich auf den Weg. Wieder zieht sich der Pfad ganz angenehm hinauf, Wiese, etwas Wald, wieder Wiese. Schritt vor Schritt, und dann bin ich am nächsten Pass. Ich merke meine Beine und stelle fest, dass ich dummerweise zu den Hütten um die Ref. Larry erst einmal 150 Hm runter in das Tal steigen muss. Höhe, die ich anschließend zusätzlich drüben wieder erarbeiten muss. Egal. Die 400 Hm zu dem Pass da drüben (etwa Bildmitte), die schaffe ich jetzt auch noch! Und dahinter geht es runter zum See!




Ich lege noch eine Pause ein und mache mich auf den Weg.
Die Hütten sind herrlich gelegen.
Drüben finde ich erst den Pfad hinauf nicht, steige steil die Wiese hoch, treffe dann auf den Pfad und folge ihm.
Auf halber Höhe liegt eine schöne Schafweide, die nicht so eben ist, wie sie aussieht.




Dann geht es einige Serpentinen hinauf und ich erreiche den Pass. Ich bin erstmal enttäuscht. Ich sehe den Pic du Midi gar nicht. :frown1: Meine Karte sagt dazu, dass ich erst auf dem Col de Larry bin und noch 100 Hm am Grat entlang hinauf zum Col d´Ayous steigen muss. Puh. Na gut. Schaff ich jetzt auch noch.

Und dann - der Ausblick!




Wow! Sofort sind die Strapazen des Tages vergessen.
Ich bin begeistert!
Hier treffe ich quasi Heike und Axel wieder, die von links den GR10 hochgestiegen sind und hier auch mächtig Höhenmeter in den Beinen hatten.
Meine Beine fühlen sich beim folgenden Abstieg etwas weich an, aber dann bin ich froh, es tatsächlich bis hierher geschafft zu haben!

Um 18:00 komme ich an der Ref. Ayous oberhalb des Sees an. Was für ein Blick!
Ich frage nach einem Zeltplatz und darf mein Zelt hinstellen, wo es mir gefällt.
Das mache ich auch sofort. Ich habe diese Dinge gerne erledigt, bevor ich mir hier anschließend ein Bier gönne.
Ich schaue auf der Wiese ein wenig herum. Schwierig. So viel Platz! Ich suche mir das Inselchen zwischen zwei Bächen aus, die in den See münden. Am Rand finde ich einen trockenen Flecken. Vor meiner Türe schwimmen viele kleine Fischlein im Bach.




Ein Bier trinke ich an der Refuge. Als hier die Sonne hinter dem Berg verschwindet und es kühl wird, nehme ich eine zweite Flasche mit hinunter zum Zelt. Auch hier sitze ich bald im Schatten. Nur der Berg wird noch herrlich angeleuchtet.
Kühe flanieren am Seeufer. Wolken steigen aus den Tälern und bedecken schon die niedrigeren Berge, wehen aber bald auch um die Spitze des Pic du Midi.







Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in den Pyrenäen!
Ich bin so froh hier zu sein!
Ich kann mich gar nicht satt sehen ...
 
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... um einmal beim Fuchs zu bleiben, ... ich finde ja, mit Deiner Art zu Reisen bist Du sehr Wesentlichem dieser Welt auf der Spur und zeigst deutlich, dass nicht alles Wesentliche unsichtbar ist ...
:rolleyes:
 
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“Ich bin froh, wieder draußen in meinem Zelt zu schlafen.“

Wie oft habe ich das schon gedacht? Den Satz muss man dick unterstreichen! Keine fremden Mitbewohner, keine Schnarcher, keine Läuse... :D

Wieder sehr interessanter Bericht, da tun mir schon vom Lesen die Knochen weh!
 
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Vielen Dank euch beiden!


Wieder sehr interessanter Bericht, da tun mir schon vom Lesen die Knochen weh!

Dir!? Wenn ich von euren Radtouren lese ... (und ich schau gerne in euren Blog rein), wär das doch nur ein Kindergeburtstag-Ponyhof-Sonntagnachmittagsspaziergang ...



... um einmal beim Fuchs zu bleiben, ... ich finde ja, mit Deiner Art zu Reisen bist Du sehr Wesentlichem dieser Welt auf der Spur und zeigst deutlich, dass nicht alles Wesentliche unsichtbar ist ...
:rolleyes:

Vielleicht ist es das Wandern. Es ist langsam. Und es ist nah dran.
Und das Alleinesein. Man ist ganz bei sich und hat Zeit, Augen und Ohren für die Umgebung.
Am liebsten laufe ich alleine.


Euch allen wünsche ich einen schönen Oktober!
Ich bin dann mal weg, Fotos vom Rest der Strecke machen :)

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Hallo Syilvia,

danke für die schönen Bilder, auch deine ausführlichen Erläuterungen finde ich großartig.
Da ich selbst nicht so der Schreiberling bin schätze ich die Texte zu deiner Reise um so mehr.

Grüße,
Friedrich
 
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Sylvia,
ich beneide Dich um jeden Schritt und denke mit Sicherheit jeden Tag an Dich!!!!
Genieße die Zeit und komm gesund wieder.
LG Heike
 
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Ich bin dann mal weg, Fotos vom Rest der Strecke machen :)

Viele Grüße,
Sylvia

Ich wünsche dir eine tolle Zeit, pass gut auf dich auf und genieße ganz besonders das erste Eintauchen ins Mittelmeer :)

Ich warte geduldig auf deine Rückkehr und freue mich schon jetzt auf deine Fotos und Berichte, die für mich eindeutig zu den Highlights hier im Forum gehören :up::up::up:
 
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Huch, ist die Frau schon wieder wech :D
Ein wirklich spannender Reisebericht mit sehr abwechslungsreichen Informationen in Bild und Wort. Ich hoffe, Dir geht es beim nächsten Teil fußtechnisch wieder gut, es ist schon unglaublich was Du bei Deinen Touren so alles wegstecken kannst. Ich hätte das Vorhaben in solch einer Situation sicherlich im Vorfeld sofort gecancelt. Aber Deine Beharrlichkeit hat sich absolut gelohnt und so kommen auch wir wieder in den Genuss toller Bilder und Geschichten. Ich finde die Kühe und Potoks, die Dich am Zelt besuchten einfach sensationell, aber auch landschaftlich hat diese Tour sehr viele Schmankerl bereitgehalten. Ich stelle sie gleich in unsere Highlights und bin gespannt, wie es weiter geht :up:
 
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