Pyrenäenherbst - 2. Teil meiner Pyrenäenwanderung auf der HRP

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Hallo Sylvia,

mir geht es ähnlich wie Christoph Blümer und Shovelhead. Deine Bilder sind eine schöne Dreingabe und veranschaulichen hervorragend die Route, die du läufst. Sie zeigen eine tolle Bergwelt, ähneln sich aber zwangsläufig. Das bleibt bei der Durchquerung eines Gebirgstocks nicht aus. Aus fotografischer Sicht würde den Bildern etwas Nachbearbeitung/Kontrast gut tun - aber was soll's. Das Besondere sind deine Erzählungen und deine Leistung. Mein Respekt dafür ist dir gewiss und ich freue mich, dass dein Reisebericht nun weitergeht. Ich lese sehr gerne deine Erlebnisse, habe dich abonniert und freue mich über jede neue Etappe!
 
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Hallo Sylvia,
mit Freude lese ich Deine Erlebnisse auf Deinem Weg über den HRP, ich bekomme schon beim lesen Schweißausbrüche, wenn ich mir die Zahlen Entfernung/Höhenmeter Deiner Etappen ansehe. Die Bilder sind ein schönes Goody zu Deinen faszinierenden Beschreibungen. Für mich sind die Aufnahmen auch etwas zu hell, wie Dir meine zu dunkel erscheinen.
Danke für Deine Mühe uns das besondere Deiner Leidenschaft zu vermitteln.
 
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Hallo Sylvia,
auch ich lese deinen sehr lebendig geschriebenen Erlebnisbericht mit großem Interesse und ich bewundere deine enorme Leistung.

Dein Bericht hat bei mir den Wunsch ausgelöst, diese Region auch einmal näher kennen zu lernen, und ich habe mich entschlossen, im Mai nächsten Jahres vier Wochen in Südwestfrankreich zu verbringen.

Allerdings will und kann ich keine so strapaziösen Fußmärsche mit spartanischer Ausrüstung wie du unternehmen, ich werde daher mit meinem Jimny, der Steigungen im Gebirge mit 35% noch schafft, so weit wie möglich auf die Berge hinauffahren und dann mit dem E-Bike Höhenwege befahren.

Und nun freue ich mich schon auf die Lektüre deiner weiteren bebilderten hardcore-Wanderungen....

Gruß
Hans
 
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Liebe Sylvia

Ich schon sehr fasziniert von deinen Reisen. Ich hatte jahrelang den Traum eine "Pilgerreise" zu machen, nicht im wörtlichen Sinne, aber im Sinne von "Gehen und Rasten".

Im Moment sieht es so aus, dass ich von unserem temporären Ferienhäuschen die vielen Pilgerwege in den Nordtälern des Tessin begehe ...

Aber vielleicht ist das auch gut so, oder wie es Goethe sinngemäss ausdrückt: die schwierigste Reise ist die innere Reise ...

Deine Berichterstattung und deine "unaufgeregte Sichtweisen" machen aus deinen Berichten etwas mystisches, etwas tiefgründiges, was mich nicht loslässt ...

Dass Du am Abend noch Tagebuch schreibst, hast Du mehrfach erwähnt. Da ich das, wenn ich in der Einsamkeit bin auch immer tue, weiss ich, welchen Stellenwert diese Handlung hat ...

In diesem Sinne bin ich weiter Weggefährte deiner Reise und freue mich weiterhin sehr auf die Fortsetzung ... :)
 
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Na, dann gibt es heute mal mehr Text und weniger Bilder ;)



Montag, 8.10.2018 Tag 39 / 6
oberes Vallee d´Eyne -> Refuge l´Orri
19 km /650 \1100
6,5 Std. unterwegs


Es hat die halbe Nacht geschneit, ich habe immer wieder Schnee vom Zelt geklopft.
Der rutschte das Dach hinunter und bildete bald einen perfekten winddichten Wall um mein Zelt herum.
Es war aber nicht mehr windig.

Als ich morgens aufwache, wabert um mich herum dichtester Nebel.
Dazu der Neuschnee. White out :eek:
Es ist wirklich absolut nichts zu sehen draußen, alles nur weiß.
Das ist also der versprochene Mediterrane Einfluss ...

Ich drehe mich in meinem Schlafsack um und denke nach, was ich jetzt am besten mache.
Es schneit aktuell nicht mehr, aber für die 2. Tageshälfte ist wieder Niederschlag angekündigt.
Also mehr davon.
Wenn ich trotzdem auf den langen Kammweg steige, habe ich dort vermutlich Neuschnee, Nebel, Wind,
sehe den Weg oft nicht und wahrscheinlich sind oft auch die Markierungen überschneit
und weiße Steinmännchen in weißem Schnee in weißem Nebel sind auch nicht immer gut zu finden.
Für die Wegfindung habe ich aber immerhin noch mein GPS.
Dazu gibt es einige starke An- und Abstiege, die mit dem Neuschnee rutschig sein dürften.
Das Ganze könnte trotzdem machbar sein. Ich laufe ja eigentlich gerne durch Schnee!
Trailrunner mit abgewetztem Profil sind dafür aber vielleicht nicht ideal?
Es ist eine lange Strecke, die unter diesen Umständen vermutlich viel mehr Zeit kostet als unter normalen Bedingungen.
Dort oben vermute ich nur Gestein, Schotter und Geröll, was ein Zelten dort oben nicht gerade vereinfacht.
Sollte es dort stark windig sein, könnte es unmöglich werden.
Dazu kommt, dass es ab Mittag/Nachmittag wieder schneien soll.

Ich habe mich auf diese Strecke echt gefreut!
Den ganzen Tag über 2700m, eigentlich nicht allzu anstrengend, bei schönem Wetter den ganzen Tag herrliche Ausblicke.

Ich konsultiere meine Übersichtskarte in 1:100.000 .
Die sagt mir, dass ich auf dem E4 etwas unterhalb um den Bergrücken herumlaufen
und dann an der Refuge de Mariailles wieder auf den Höhenweg treffen kann.
Alles andere macht jetzt scheinbar keinen Sinn.
Ich bin echt enttäuscht, dass ich schon wieder ein schönes Stück des HPR umgehen muss.
Aber was solls. Weiter nach Osten!

Als ich die Entscheidung getroffen habe, mache ich Frühstück und starte ziemlich spät in den Tag.

Dabei heben sich nun langsam die Wolke und geben hin und wieder ein Stück blauen Himmel frei.
Soll ich vielleicht doch den Versuch wagen und oben in den Schnee gehen?
Es wird relativ warm und der Schnee beginnt zu tauen.
Auf 2300m stehe ich knapp oberhalb der Schneefallgrenze.
Von unten her taut es zügig weg, sodass gegen 11:00 mein Rückweg weitestgehend schneefrei und sichtbar ist.







Weiter oben hat es noch deutlich mehr geschneit.
Schön ist das ja schon! ;-)







Hätte ich jetzt mehr Zeit, würde ich es einfach versuchen.
Wenn es nicht klappt, könnte ich ja umdrehen und mein Zelt hier wieder aufbauen oder in ein anderes Tal absteigen.
Aber ich würde wirklich gerne in diesen Herbsttagen das Mittelmeer erreichen.

Also packe ich dann mein Zelt ein und laufe das Eyne-Tal wieder hinunter.










Die Kombination aus der großen Übersichtskarte und der OSM im Navi erweist sich wieder einmal als prima!
Auf der großen habe ich einen Überblick über die Gegend und die Fernziele und großen Wege,
im Navi habe ich auch die kleinen Pfade drin und kann damit nun versuchen, auf den E4 zu gelangen.

Ich muss weit absteigen. Erst tief im Wald gabelt sich der Weg und ich kann abbiegen.
Wieder geht es lange an einer offenen Wasserleitung entlang.
Sie ist erstaunlich sauber, es liegen kaum Laub, Äste, Steine oder sonstige heruntergefallene Dinge darin.
Der Pfad daneben ist herrlich zu laufen. Immer mit leichtem Gefälle, aber gefühlt eher flach.




Das Wetter ist hier unten mittlerweile herrlich, um die Berge wehen immer wieder große Wolken.
Ich laufe einen langgezogenen Bogen und muss dann absteigen und durch die Skigebiete von Eyne und St.-Pierre-dels-Forcats laufen.
Nicht schön, aber auf breiten Forstwegen geht es meist zügig voran.

Haha, sehr witzig. Schneeschuh-Route. :p




Kurz bevor ich endlich den Weg erreiche, der mich wieder ein Bergtal hochführt, komme ich an einem Hof vorbei.
Als ich an der breiten Zufahrt vorbeigehe, kommen von dem Hof zwei Hunde herausgeschossen.
Ein kniehoher brauner macht ein Riesengekläffe; ein großer, weißer Patou beißt mich völlig ohne Vorwarnung voll von hinten ins Bein!
Richtig feste! Ich stoße vor Schreck und Überraschung einen Schrei aus. AUA! :eek:
Dann zieht der Hund glücklicherweise seine Zähne wieder aus meinem Oberschenkel!
Ich habe keine Zeit mich um die Wunde zu kümmern oder nach dem Besitzer zu rufen,
denn der Patou macht mir unmissverständlich klar, dass ich besser möglichst schnell hier verschwinden soll.
Ich weiß natürlich, dass ich nicht rennen soll, also gehe ich zügig weiter.
Der Hund verfolgt mich noch eine Strecke mit bösem Blick.
Erst, als ich den Fahrweg verlasse, auf einen Pfad gelange und um die Ecke biege,
lässt er seine Verfolgung nach.

Was war das denn jetzt!?
Ich habe das Grundstück des Hofes gar nicht betreten, nicht einmal Anstalten dazu gemacht.
Bin nur auf dem Wanderweg daran vorbei gegangen.
Mistvieh!
Dabei habe ich auf dem Weg durch die Pyrenäen so viele dieser Hütehunde getroffen.
Ich mache mir aus Hunden wirklich nichts, aber diese riesigen Zottel mochte ich auf Anhieb.
Ich habe nie Probleme mit denen gehabt, während ich Schafherden passiert habe.
Wenn ich in der Nähe Pause gemacht habe, kamen die Hunde oft und legten sich einfach dazu.
Total nett und entspannt.

Und dem hier meine ich überhaupt keinen Anlass für aggressives Verhalten gegeben zu haben.
Beißen gehört auch gar nicht zu seinem Job, nur vertreiben.

Wenn der jetzt nicht losgelassen hätte!? :eek:

Auf dem Pfad setze ich erst einmal den Rucksack ab und ziehe meine Leggins runter.
Knapp über dem Knie habe ich im rechten Oberschenkel ein richtig großes, tiefes Loch von einem seiner Reißzähne.
Sein anderer Reißzahn hat ein etwas kleineres Loch hinterlassen.
Es blutet natürlich, aber nicht sehr stark.
Ich krame aus meinem Rucksack Pflaster und Nagelschere heraus und schneide mir zwei gute Stücke ab.
Als mein Adrenalin-Pegel langsam runterfährt, merke ich, dass es natürlich auch weh tut.
Es scheint aber nichts Wichtiges kaputt zu sein.

Was nun?
Muss ich jetzt zum Arzt? Wahrscheinlich.
Wer weiß, ob sich das Biest heute Morgen die Zähne geputzt hat.
Meine Tetanus-Impfung ist noch aktuell.
Aber was ist mir Infektionen? Blutvergiftung? Wundbrand?
Mir fallen ein paar unangenehme Sachen ein, aber eigentlich habe ich keine Ahnung, was das alles genau ist.
Ich habe aber keine Lust einen Arzt aufzusuchen.
Hier in der Pampa gibt es wahrscheinlich nicht an jeder Ecke einen Arzt, ich müsste also erst einmal irgendwo hinfahren.
Der Tag wäre auf jeden Fall futsch.
Dann sagt der möglicherweise noch, dass ich so nicht einfach in die Berge laufen soll,
sondern erstmal zur Beobachtung ... und was weiß ich noch ...
Für alle Fälle speichere ich mir im Navi den Tatort und die Zeit.

Dann laufe ich weiter.
Ein bisschen mulmig ist mir aber doch dabei.
Wenn mir jetzt doch über Nacht das Bein abfällt?

Ich denke mir, bei jeder anderen Wunde, wenn ich hingefallen wäre und mir das Knie aufgehauen hätte,
würde ich auch einfach mit einem Pflaster weiterlaufen.
Nur, hier denke ich noch an so tierische Keime, und dass das Loch sehr tief ist.
Ich mache mich trotzdem auf den Weg in die Berge.
Es zieht und zwickt ziemlich an den Stellen.
Ist ja auch klar. Ich hoffe nur, dass das keine schlimmeren Folgen haben wird.

Meiner Leggins sieht man übrigens nichts an. Kein Loch oder so. Eigenartig.
Sind die Zähne irgendwie dadurch gestochen?
Oder haben sie den sehr elastischen Stoff mit in die Wunden gedrückt?

Ich nehme mir vor zu Hause herauszufinden, wem der Hund gehört und den Besitzer zu verständigen.
Er sollte ja wissen, dass sein Riese harmlose Wanderer zerfleischt.

Ein paar Meter weiter treffe ich auf den E4 - und gleichzeitig den GR10!
Ach. Der ist seltsamerweise hier nicht in meiner OSM drin.
Dieses Stück fehlt als Track einfach, bzw. es ist als E4, nicht aber als GR10 beschriftet.
Der Weg steigt stetig, aber wenig steil durch ein enges, waldiges Bachtal hinauf.
Ein sehr schöner, angenehmer Weg.
Ein Stückchen Wiese bietet einen schönen Pausenplatz mitten im Wald.
Es hat sich aber schon wieder feste zugezogen und ist windig.
Ich raste also nicht lange und laufe weiter.
Das Bein wird nicht schlimmer, was mich beruhigt.
Flüssigkeit sickert aber durch das Pflaster, etwas Blut und Wundsekret.
Ich wechsel das Pflaster und laufe weiter.
Mitten im Wald treffe ich auf zwei Deutsche, die vom Mittelmeer kommend den GR10 bis zum Atlantik gehen wollen.
Wir tauschen uns aus und quatschen eine ganze Weile.
Anfang Oktober zu starten ist aber schon ganz schön spät ...

Als ich mich langsam der Refuge de l´Orri nähere, rast plötzlich schon wieder ein Hund von hinten auf mich zu.
Der tut aber nichts, der will nur spielen.
Ich bin da jedoch gerade ein wenig schreckhaft ...
Der Besitzer kommt gleich hinterher.
Es ist der Senner hier oben. Er hat nach seinen 150 Kühen gesehen.
Ich frage ihn, ob es ok ist, wenn ich mein Zelt in der Nähe seiner Hütte aufbaue.
Es gibt hier ziemlich wenig Möglichkeiten, Wasser und halbwegs ebene Wiese an einem Flecken zu finden.
Für die nächste Gelegenheit müsste ich noch über den nächsten Pass und ins nächste Tal absteigen.
Dazu ist es mir schon zu spät und ich habe für heute keine Lust mehr.
Ich folge dem Berger auf Stepping Stones durch den Fluss, eine Abkürzung, die Brücke liegt ein Stück weiter das Tal rauf.
Die Hälfte seiner Hütte bewohnt er selbst für 5 Monate im Jahr, erzählt er,
die andere Hälfte hat eine Gästematratze und kann als Refuge genutzt werden.
Die könne ich gerne haben.
Ich bevorzuge aber mein Zelt.
Vor dem Haus hat er sogar einen Wasserhahn, der mit Quellwasser von weiter oben gespeist wird.
Ich suche mir einen Zeltplatz etwas abseits der Hütte, will ihm nicht seinen großartigen Blick in die Berge verbauen.




Wir unterhalten uns (so gut mir das möglich ist), dabei schnuppert der Hund ständig an der Stelle, wo ich die Wunden habe.
Ob er riecht, dass das ein Kollege von ihm war?
Der hier ist aber wirklich friedlich und wir spielen eine Weile das Stöckchen-Spiel.
Das ist international, oder?
Mich wundert, dass die Kühe hier oben den ganzen Sommer nicht gemolken werden (müssen).
Aus den Alpen kenne ich das so, dass die Kühe das Sommerhalbjahr auch oben auf den Almen mit einem Senner verbringen,
dass sie dort aber auch gemolken werden, dass die Senner die Milch teilweise ins Tal abführen
oder gleich oben weiterverarbeiten, meist zu Käse.

Wenn ich hier das Tal weiter hinauf laufe, komme ich wieder auf den Bergkamm, den ich gerade umgehe ...
Ich schaue hinauf.
Immer noch etwas Schnee, aber es ist über den Tag viel weggetaut.

Die Wolken sinken tiefer, laut Wetterbericht von heute aus dem Tal sollte es nun beginnen zu regnen.
Das wartet aber noch ein wenig.
Erst einmal befeuert ein großartiger Sonnenuntergang den Himmel.




Es wird kalt und ich schließe die Türe, sobald es dunkel wird.
Im Schlafsack denke ich, dass es vielleicht ganz gut ist, hier in der Nähe des Senners mit seinem Auto zu übernachten.
Falls mir tatsächlich heute Nacht das Bein abfällt, oder mich sonst irgendwelche Symptome ereilen,
kann ich ihn sicher um Hilfe bitten.

Da diskutiert man um ein paar Wölfe oder Bären, die irgendwo im Wald oder Gebirge leben wollen und die man so gut wie nie sieht.
Ich war schon in manchem Bärengebiet unterwegs, habe einige gesehen, aber nie Probleme mit ihnen gehabt.
Was viel gefährlicher ist, sind freilaufende Hunde.
Das war das erste Mal, dass mich einer so heftig gebissen hat.
Aber diese Wadenbeißer, die einen von hinten zwicken, oder die, die einen beim Radfahren anspringen,
oder die wilden Meuten, die gerade in südeuropäischen Ländern gerne mal durch und um die Dörfer streunen und harmlose Wanderer anfallen
oder auch nur am Weitergehen hindern, die finde ich echt viel gefährlicher. :ignore:

Bald beginnt es wieder heftig zu regnen.


~~~~~~~~~~~~~~

Zu Hause habe ich später herausgefunden, dass die Hunde zu einer Fromagerie gehören.
Ich habe eine E-Mail hingeschrieben und den Fall geschildert.
Die Leute haben sich tausendmal entschuldigt und versprochen, den Hund nun nur noch nachts frei laufen zu lassen ...
 
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Dienstag, 9.10.2018 Tag 40 / 7
Refuge de l´Orri -> Mantet
20 km /1450 \1650
7 Std. unterwegs


Am nächsten Morgen regnet es immer noch.
Erst als es nachlässt und etwas heller wird, pelle ich mich aus meinem Schlafsack und frühstücke.
Mein Bein ist noch dran.
Es ist auch nicht schwarz verfärbt oder was man sonst Schlimmes erwarten könnte.
Natürlich tut es dort weh, wie halt eine größere, tiefe Wunde weh tut.
Aber nichts, was ich speziell auf einen Tierbiss zurückführen würde.
Daher durfte mein Berger durchschlafen. :)
Es war kalt in der Nacht und hat in den Bergen auch wieder geschneit.
Wohl doch ganz gut, dass ich untenrum laufe.
Ich unterhalte mich noch eine Weile mit dem Senner.

Es ist sehr windig.
Als ich erst gegen 10:30 aufbreche, muss ich das Zelt einfach in den Sack stopfen.
Ordentlich zusammenlegen geht bei dem Wind nicht.
Es fällt noch leichter Sprühregen, sieht aber nach Besserung aus.

Ich folge eine Weile einer holprigen, steinigen Schotterpiste.
Von hier aus habe ich einen Blick zurück auf die Berge, über die ich eigentlich laufen wollte.




An der nächsten Cabane verlasse ich die Piste.
Auch hier begleitet mich der GR10, der mit meinem E4 zusammen zum Coll Mitja aufsteigt.

Die winzige, türlose Cabane d´Aixeques.




Drinnen links liegt eine Matratze, die den halben Raum einnimmt.
Auf der rechten Seite befindet sich ein offener Kamin.
Nicht ungemütlich.

Erst führt der Weg zwischen Ginster und gelben Birken recht gemütlich bergan, wird dann steiler,
macht einen Linksschwenk und klettert zwischen vielen "Kräutern der Provence" in einen Wald.




Hier sieht es erstmals so aus, als wäre es im Sommer sicher unglaublich heiß.
Ich treffe sehr viele dieser riesigen, braunen, sehr trägen Heuschrecken.
Ich vermute, das sind Weibchen mit ihrer langen Legeröhre.
Weiß jemand Genaueres?




Die Wolken heben sich, werden fortgeblasen und geben den Blick in die Berge frei.




Ich verlasse den geschlossenen Wald und steige durch eine Schneise recht geradlinig hinauf.




An einem kleinen Plateau treffe ich wieder einen Schäfer. Seine Hunde gehen mit seinen 200 Schafen in den Hängen spazieren.
Wir unterhalten uns ein wenig. Der Wind ist kalt, aber die Sonne trifft uns gerade.
Er meint, der Wintereinbruch sei ein wenig zu früh.
Morgen sei es etwas wärmer, aber es soll den ganzen Tag regnen, ab heute Nachmittag. :frown1:
Ich verabschiede mich und steige weiter hinauf zum Coll Mitja.

Ein Bick zurück.


Unten in der Mitte das kleine Plateau mit der Schäferhütte Cabane Jaca dels Clots.
Was ich gesehen habe, sah aus wie eine Jurte aus Plastikplanen.
Ich war aber nicht drinnen.
Im Aufstieg finde ich eine der beiden in meiner Karte verzeichneten Quellen.
Solche Infos sind echt Gold wert!
Die zweite Quelle liegt etwas abseits meines Steiges. Ich brauche sie nicht und suche sie daher auch nicht.
Ich muss mich mal damit beschäftigen, wie ich selbst bei OSM mitmachen kann
und für all die tollen Routen und Infos, die ich dort schon genutzt habe, auch etwas beitragen kann.

Der Coll Mitja ist eine große, offene Graskuppe, über die heute der Wind pfeift.




Am Rande der Grasfläche steht ein kleines Iglu aus aufgeschichteten Steinen,
mitten in der Wiese steht ein großer Stein, der aber nur wenig Windschutz bietet.
Ich bleibe daher nicht lange und folge dem E4/GR10 zum Schotterweg, der ins nächste Tal hinunter führt.
Der GR10 klettert senkrecht den Berg hinunter und kürzt durch tief ausgewaschene Rinnen mit dicken Steinen die Serpentinen des Fahrweges ab.
Ich mache es mir einfach und wähle die längere Strecke des Schotterweges.
Der läuft sich meist gut und ich komme sicher schneller im Tal an, als wenn ich durch das Gebüsch und die Erosionsrinne steigen würde.

Nach Süden habe ich wieder Blicke auf die Berge, durch die ich eigentlich laufen wollte.




Irgendwo da drüben muss ich aber heute oder morgen doch wieder rüber.

Die Kühe sind hier äußerst entspannt.




So erreiche ich die Refuge du Ras de La Caranca, die aber natürlich auch schon geschlossen ist.




Neben der Refuge gibt es eine Quelle und ich mache ein wenig Picknick.
Das Wetter ist schön, es ist erst halb 3. Ich schaue auf meine Karte.
4 km und 400 Hm bis zum nächsten Col des Pal, 10 km bis Mantet.
Neben Mantet ist auf dem Wegweiser ein Häuschen, woraus ich schließe, dass man dort unter einem Dach übernachten kann.
Scheint ein Dorf zu sein.
Das käme mir ganz gelegen, bei der Wettervorhersage.
Ich beschließe also, den nächsten Pass noch zu nehmen und bis Mantet zu laufen.
Das muss ich dann aber auch erreichen, denn vorher scheint es kein Wasser zu geben.
Die Gegend wird trockener.
Neben den vielen, jetzt verblühten Kräutern doch Anzeichen von mediterranem Einfluss.

Ein wenig weiter finde ich eine Brücke über das Flüsschen.
Danach geht es einen rumpeligen Weg hinauf.
Ich erreiche einen Wald mit wunderbaren Zeltwiesen und Bächen und herrlichen Ausblicken.
Auf Berge mit schwarzen Wolken ...
Ich hoffe, mein Pass ist ein anderer.

Rückblick zum Coll Mitja, über den ich gekommen bin.



Nun geht es eine ganze Weile auf einer Höhe am Hang entlang.
Ein wunderschöner Pfad, offener Wald, Bächlein, und immer wieder auch mal Sonne.
Ich genieße dieses Stück sehr!
Dann gelange ich in einen dunklen, feuchten Nadelwald und wieder auf eine große Wiese.
Durch diese Wiese und dann hellen Mischwald steige ich über den Bergrücken hinauf.
Schließlich gelange ich wieder auf eine solche Graskuppe, die den Pass bildet.
Hier pfeift der Wind so heftig und eisig, dass ich mir meine Kapuze sogar fest ums Gesicht zuziehe.




Jenseits des Col des Pal schwappen über die Berge schwarze Wolken in das Tal hinein, in das ich hinunter wandern will.
Ich nehme die Beine in die Hand und gebe Gas.
Bloß weg von diesem eisigen Plateau, in schützenden Wald, runter in das Tal, weg von den Wolken.
In das Tal scheint sogar noch Sonne. Da will ich hin.




Ich muss eine ganze Weile gegen den Wind über offenes Gelände kämpfen.
Dann endlich geht es runter.
Die Wolken verfolgen mich und verheißen nichts Gutes.
Steil geht es bergab, zu steil und zu steinig, als dass ich wirklich schnell voran käme.
Offenes Gelände, Ginsterbüsche, ein paar Bäume.
Im Sommer bei über 30°C wird man hier sicher gebacken.
So ca. 1 Std. vor Mantet sehe ich über dem Dorf einen Regenbogen.
Von wegen Zeichen der Hoffnung.
Nein, eine Warnung ist das. Die Sonne ist verschwunden, das Dorf liegt in einer Regenwand.
Und gerade beginnt es auch bei mir zu tropfen.
Noch bevor es mich erwischt, schaffe ich es, unter einem Baum die Kamera wegzupacken, das Handy wasserdicht einzutüten, und mich auch.
Dann brechen über mir alle Wolkendämme.
Es schüttet wie aus Kübeln.
Meine Gore-Schuhe sind schnell durch, die anderen Klamotten halten dicht.
Es geht über bald fließende Pfade bergab, erst Matsch, dann z.T. wie alte Handelspfade gepflastert.
Rechts und links sind genau da Mäuerchen, wo eine Kuh auf dem schmalen Weg steht.
Ich diskutiere mit ihr, wer von uns jetzt über die Mauer klettern muss.
Die Klügere gibt schließlich nach. Die Kuh.:frech:
Sie kennt eine Lücke und quetscht sich da hindurch.

Dann erreiche ich den Bach. Eine betonierte Furt geht hindurch.
Zu Fuß aber wohl knietief.
Ich finde ein Schild, das auf eine Brücke hinweist, etwas stromabwärts.
Vorsichtshalber schaue ich mich schon nach Zeltmöglichkeiten um.
Wer weiß ... ?
Als ich die ersten Häuser erreiche, sehe ich ein buntes Schild: Gite Casanova 150m links.
Yeah!
Die Straße ist steil. Wasser fließt wie ein Bach hinunter.
Ich finde die Gite, klopfe - keine Antwort.
Ich gehe um das Haus herum.
An einer Türe das Schild: Ferme!
Sch***!
3 Hunde machen auf mich aufmerksam. Ich warte, bis der Besitzer auftaucht.
Ein bärtiger Hippie-Typ.
Ich denke, so pitschnass hat er vielleicht doch ein Eckchen für mich.
Aber er sagt, es wird gerade renoviert, geht nicht.
:frown1:
Andere Gite?
Die Auberge, am Ende des Dorfes.
Offen?
Keine Ahnung. Vielleicht.

Ich patsche weiter die Straße rauf und finde die Auberge.
Die sieht sehr geschlossen aus. Auf mein Klopfen kommt auch keine Reaktion.
Ich flehe diverse höhere Mächte an, mir doch bitte irgendwo ein trockenes Bett bereit zu stellen.
Ein Auto hält in einer Einfahrt, zwei Männer steigen aus.
Ich spreche sie an, ob sie noch eine Unterkunft für mich wüssten.
Ja, da ist noch eine Gite, ein wenig den Berg rauf. An dem weißen Silo.
Offen?
Klar! Ist doch eine Gite!
Äh, ja. Aber die anderen beiden sind ja auch zu. Und sonst?
So in ca. 1,5 Std. zu Fuß käme ich nach Py, da gäbe es auch eine Unterkunft ...
Super! Es wird gleich dunkel.
Ich wiederhole mein Flehen noch einmal sehr eindringlich und schwappe den Berg hoch.

An einer Gabelung ein handgemaltes Schild Gite Cavale.
Am Eingang bunt bemalte Pfosten. Aber keine Fenster, kein Licht.
Sieht auch ein bisschen Hippie-mäßig aus. Und etwas zentral-asiatisch.
Der Kamin qualmt. Zumindest scheint jemand zu Hause zu sein.
Drei Hunde überfallen mich, als ich mich der offenen Seite des hufeisenförmigen Hofes nähere.
Sie schnuppern auch sofort an der Bisswunde.
Durch ihr anhaltendes Bellen kommt irgendwann ein Mensch angeschlurft.
Ich beschließe nach einer Weile, ihn für eine Frau zu halten.
Ich frage nach einem Zimmer für 1-2 Nächte.
Sie nuschelt einiges und klingt nicht begeistert.
Ich schaue sie fragend an und verstehe schließlich "ist möglich".
Aha. Ok. Daaaaanke!
Ich solle mich mal in die Wohnstube setzen, sie müsse erst den Stall fertig machen.
Im Kühlschrank wäre Bier und Bionade.
Puh. Ich setze draußen den Rucksack ab und ziehe die nassen Schuhe aus.
In der Wohnstube ist es trotz des brennenden Feuers nicht viel wärmer als draußen.
Ich warte eine Weile. Ich nehme mir ein Bier Artisanal aus dem Kühlschrank. Und warte.
Das Gebäude-Ensemble sieht ziemlich selbstgebaut aus.
Die Hälfte ist Stall, in den Hang gebaut sind wohl Privaträume, hier oben eine Gemeinschaftsküche, die aber scheinbar auch von der Familie genutzt wird.
Darüber vermute ich die Gästeräume.
Das Ganze macht einen sehr hübschen Eindruck, wenn auch dieser Gemeinschafts-Wohn-Küchen-Raum länger schon keinen Lappen mehr gesehen zu haben scheint.
Töpfe, Essensreste, angebrochene Weinflaschen, ... alles steht durcheinander.
Einerseits schön gemacht, andererseits ziemlich zugerümpelt mit einigen asiatischen Dingen.
Ich fühle mich gleich wie zu Hause. :hehe:
Dann kommt die Chefin wieder und meint, sie müsse noch eben das Bett machen.
Es dauert eine Weile und ich denke, sie muss oben auch noch das Bad putzen.
Dann darf ich raufgehen.
Ich habe den Dorm natürlich ganz für mich alleine. Samt Toilette und Dusche und tollem Ausblick aus einem Panoramafenster.
Hier macht alles einen sauberen Eindruck. Und das Beste: Die Dusche ist richtig heiß!
Dann koche ich mir unten eine Tütensuppe und verschwinde im Schlafsack.
 
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Mittwoch, 10.10.2018 Tag 40.2
Abwettern in Mantet


Es regnet den ganzen Vormittag heftig.
Ich schlafe aus, wasche etwas Wäsche und hänge die im Zimmer zum Trocknen.
Der Wetterbericht prophezeit für heute Regen bis in den Nachmittag hinein, dann aber 3 sonnigere Tage, bevor es dann wieder Regen gibt.
Richtung Mittelmeer soll es etwas wärmer werden.
Außerdem haben die Gites und Refuges der letzten 2-3 Etappen ganzjährig geöffnet.
Bei Regen gibt es dort also Unterschlupf.
Ich plane ein wenig an meiner Strecke herum.
Als Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, erwartet mich noch die Überschreitung des Pic du Canigou mit 2785m.
Wie ist dort wohl die Schneelage?
Ich habe noch 8 Tage Zeit zum Wandern, am 9. Tag geht nachmittags mein Flieger ab Barcelona.

Nachdem ich den ganzen Vormittag so geplant, geschrieben und gelesen habe, hört es nach dem Mittagessen auf zu regnen.
Ich ziehe an, was trocken ist, hänge das nasse Zeug an die Leine draußen in den Wind und schaue mir ein wenig das Dorf und seine Umgebung an.

Mantet hat 31 Einwohner (2015), von denen ich schon einige kennen gelernt habe ;)
In den 1960ern war es so gut wie ausgestorben und ging in Verfall über.
Nach und nach sind wieder Leute hergezogen, haben sich Häuser renoviert und den Ort wiederbelebt.
Bei so wenig Leuten im Dorf wundert es mich umso mehr, dass niemand weiß, ob eine der 3 Unterkünfte offen ist.




Florence und ihr Mann, die Besitzer der Gite, verbringen einen Teil des Jahres in der Mongolei.
Daher die Jurte, viele zentralasiatische Gegenstände, die Pferde und einiges andere in und um die Gite.







Die Kirche ist leider verschlossen und ich mache mir nicht die Mühe, jemanden mit Schlüssen ausfindig zu machen.




Das Konzert habe ich knapp verpasst ;)
Zumindest die Nachnamen klingen ziemlich deutsch ...













Das Dorf sieht wirklich ganz hübsch aus.
Es gibt auch einige Trinkwasserbrunnen und einen sehr schönen, schattigen Platz.
Dann bin ich am Ausgang des Dorfes.
Gestern bin ich hier hereingekommen.




Hier endet auch die befahrbare Welt. Mantet ist ein Sackgassendorf.
Der gepflasterte Weg endet bald.




Ich gelange wieder zu der kleinen Brücke, über die ich gestern gekommen bin.
Jetzt kann ich die Umgebung genießen.




Ich treffe einen jungen Cowboy (Einwohner 8/31, die ich treffe), wie er sich selbst bezeichnet, einen Kuhjungen.
Eigentlich einen Pferdejungen, denn seine Chefin ist meine Gastgeberin.
Er ist eigentlich Niederländer und spricht sehr gut Englisch.
Nachdem wir schon einiges fröhlich geklönt haben und ich ihn frage, wie er denn hier in dieses Dorf geraten ist,
bricht er abrupt das Gespräch ab und meint, er müsse nun zu seinen Tieren. :eek:
Oh, sorry, da habe ich wohl ins falsche Nest gestochen.

Ich schlendere ein wenig über die Wiesen und am Bach entlang.




Mantet liegt etwas am Hang.













Nach einiger Krabbelei durch Unterholz, über Stämme im Moor, über dicke Steine und Wiesen
finde ich oberhalb noch eine Brücke, die mich wieder auf die Dorfseite bringt.




Es wird auch Zeit, denn genau wie gestern kommen über die Berge dicke, schwarze Wolken.
Über Dorfrandpfade komme ich wieder zu meiner Gite.
Schnell nehme ich meine Wäsche von der Leine. Alles trocken!




Nun regnet es wieder.
Abends unterhalte ich mich noch lange mit einem Freund der Gastgeber,
der ein wenig weiter ebenfalls am Fuße der Pyrenäen wohnt.
Er spricht etwas Englisch, und mit meinem bisschen Französisch kommen wir ganz gut durch den Abend.
Er ist lange um die Welt gesegelt und hat 10 Jahre in der Südsee gelebt, wo sein Sohn immer noch ist.
Ein sehr interessanter Gesprächspartner!

Dann fällt mir auf, dass das bei der gesamten Pyrenäentour gerade mein erster freiwilliger Ruhetag war.
Der andere Tag, den ich einmal nicht weiter gelaufen bin, war,
als ich mit Magenverstimmung im pottendichten Nebel und Regen unterm Pic du Midi d´Ossau geblieben bin.

Schade, dass ich für solche Pausentage durch die begrenzten Urlaubstage zu wenig Zeit habe.
Wenn man dann ankommen will, bleibt für Besichtigungen und Abstecher wenig Raum.
Bisher waren sie aber auch nicht wirklich nötig, ich hatte immer Lust neugierig weiter zu laufen.
Was kommt hinter dem nächsten Pass?
 
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Donnerstag, 11.10.2018 Wandertag 41 / 8
von Mantet -> Cabane Arago am Pic du Canigou
20 km /1500 \950
8 Std. unterwegs


Die Sonne scheint wieder! Es ist 7°C. Mantet liegt noch im Schatten.
Warm angezogen steige ich in kurzer Zeit hoch auf den Col de Mantet.
Hier oben finden sich an einem Wanderparkplatz einige Infotafeln zu den Orten Py und Mantet und dem Weg.
Sehr alte Handelspfade verbinden die Siedlungen und führen zu einem relativ niedrigen Pass über die Pyrenäen.
Hier oben scheint die Sonne schon und ich entledige mich meiner "Winter"kleidung.

Ein kleines Stückchen folge ich der Straße.
Offensichtlich ist sie auch eine beliebte Rennrad-Strecke für Pässe-Sammler.







Schnell taucht der Weg rechts ins Gebüsch ab.
Erst ist er etwas geröllig, matschig und rutschig, schnell wird er aber besser.
Es geht oft steil bergab durch herrlich bunten Wald.




Bald laufe ich unter Walnuss- und Esskastanienbäumen hindurch!
Zu dieser Zeit sind die Früchte alle reif und liegen auf den Wegen.
Das bremst mich mächtig aus.
Ich muss immer wieder stehen bleiben und ein paar Walnüsse knacken und essen.
Herrlich!
Ich passiere dabei La Meridienne Verte.




Ein Kunstprojekt aus dem Jahr 2000. Auf dem Meridian von Dunkerque durch Paris bis Barcelona wurden Bäume gepflanzt.
Und Geocaches verteilt ;)
Es scheint aber nicht als durchgehender Wander- oder Radweg gedacht zu sein. Schade.

So gelange ich in den Weiler Py. Ob die Pyrenäen nach dieser Siedlung benannt sind? ;)




Ich laufe an gepflegten Gemüsegärten vorbei, freue mich auf einen Cafe au lait und ein Päuschen in der Sonne.







Es wird von einem Haus geschwärmt, in dem eine Frau eine Herberge, ein phantastisches Cafe/Restaurant
und einen kleinen, feinen Laden betreibt.
Mein Magen träumt von Omelett, mein Kopf geht noch einmal die Einkaufsliste durch.

Als ich das Haus finde, ist jedoch alles geschlossen. :eek:
Und leider nicht nur für eine Mittagspause, sondern für das Winterhalbjahr. :frown1:
Dabei hieß es "ganzjährig geöffnet". In Mantet sagte man mir auch, hier gäbe es den Laden ...
Das ist ein bisschen ungünstig. Klingt nach Diät für die nächsten Tage, die Reste müssen rationiert werden.

So verlasse ich etwas enttäuscht ohne Cafe, Omelett und Tütensuppen das sonst sehr hübsche Dörfchen.
Leider vergesse ich dabei nach dem "Zentrum" zu suchen oder dem Kirchplatz.
Noch ein Grund wiederzukommen.
Sehr sympathisch: Nachts ist es hier dunkel.




Das sollte man hier auch mal einführen. Bringt sicher mehr, als wenn ich meine Glühbirnen austausche.

Lange geht es nun fast eben am Hang entlang. Die Vegetation erinnert mich oft an Macchia.
Gebüsche und nun vertrocknete Kräuter, die auch jetzt noch süß und würzig duften.




Dann geht es immer über gute Wege über den Col de Jou weiter den Wald hinauf, an einer in Stein gefassten Quelle vorbei.
Ein Stück weit geht es auch wieder an einer Art Levada entlang, die hier gleich neben dem Waldweg als Bodenrinne gegraben ist.
Immer wieder schöne Aussichtspunkte.







Eine richtige Genuss-Strecke! Besonders bei diesem Wetter!
Unterwegs treffe ich zwei Pilzsammler und einen Wanderer.
Alle meinen, dass am Canigou noch kein Schnee liegt.
Ich bleibe aber misstrauisch.

Schließlich erreiche ich die geschlossene Refuge de Mariailles.
Etwas höher liegt die Winterhütte, die offen bleibt. Hier darf man auch zelten und es gibt eine Quelle.
Es ist aber noch recht früh und ich will noch weiter wandern.
Meine Pause hier bleibt relativ kurz, denn es pfeift ein trotz der Sonne eisiger Wind.




Hier treffe ich auch wieder auf die HRP, die für eine kurze Strecke mit dem E4 und dem GR10 zusammen verläuft.
Auf dem Waldweg treffe ich einen Hirten, der seine Kühe von den hohen Weiden einsammelt.
Dann begegnet mir ein Wanderer.
Es stellt sich heraus, dass er auf Recherche für einen neuen französischen Wanderführer für den GR10 ist.
Viel Erfolg!
Ich frage ihn nach den Schneeverhältnissen am Canigou und dem Zeltgelände davor.
Schnee sei zumindest im Aufstieg nicht zu erwarten, evtl. noch etwas im Abstieg an der Nordseite.
Er empfiehlt mir die Cabane Arago zum Übernachten. Sie sei innen neu gemacht und prima.

Ich verlasse den geschlossenen Wald und komme in offenere Landschaft.







Ich rätsele ein wenig, welcher der Berge denn wohl der Canigou sei.
Vor über 20 Jahren war ich einmal dort oben, allerdings als Tourguide und von der anderen Seite her.
Ich kann mich nicht erinnern, wie es dort aussah.
Nachdem ich einen breiten Bach gequert habe, gelange ich an die Wegegabelung, wo ich den GR10/E4 verlasse.
Ich biege rechts ab in Richtung Cabane Arago und Canigou-von-Süden.

So erreiche ich nach kurzer Zeit die Cabane Arago.







Sie ist klein, aber innen wirklich gemütlich mit einem massiven Tisch in der Mitte, breiten Schlafbänken herum und einem eisernen Ofen.
Ein wenig Feuerholz aus der Umgebung liegt noch daneben.
Mir gefällt es hier sofort und ich beschließe, heute hier drinnen zu schlafen.
Zelten wäre zwar möglich, aber das Gelände ist entweder verbuscht, abschüssig, steinig oder sumpfig.
Neben der Hütte tröpfelt eine kleine Quelle aus dem Hang.
Es dauert einige Zeit, bis ich mit meiner Plastikflasche den Wasserschlauch ausreichend gefüllt habe.
Dann mache ich mich auf die Suche nach mehr Feuerholz.
Die Ginsterbüsche und ein paar Kiefern um die Cabane geben hier und da etwas her.
Drinnen finde ich sogar noch 5 Tütensuppen, die jemand hier liegen gelassen hat.
Puh, das könnte mein Vorratsdefizit etwas stopfen.
Ohne Wind ist es draußen vor der Hütte in der Sonne noch wärmer als drinnen.
Ich koche also auf der Steinbank vor der Türe eine der französischen Tütensuppen.
Naja, eine echte Notration. Kommt an die guten deutschen Knorr und Maggi nicht entfernt heran. ;)
Dennoch bin ich jetzt froh darüber.

Als die Sonne untergeht, wird es richtig kalt.
Ich genieße noch das herrliche Licht im Westen und das Pyrenäenglühen im Osten.







Dann schmeiße ich drinnen den Ofen an, setze meine Stirnlampe auf, koche noch einen Tee und schreibe Tagebuch.
Heute war wieder ein herrlicher Tag!
Wenn es morgen auch so schön ist, kann ich vom Gipfel des Canigou das Mittelmeer sehen! :cool:
Ich bin heute 2 Stunden in die nächste Etappe hinein gewandert.
Wenn ich es morgen bis Mines de Batere schaffe, habe ich in 2 Tagen 3 Etappen geschafft
und kann an einem Regentag noch einmal abwettern. Mit Glück in einer geöffneten Gite.

Ich lasse einen kleinen Berg Feuerholz übrig für die nächsten Wanderer.
Vielleicht haben die es an einem verregneten Tag noch nötiger als ich jetzt.
Dann mache ich es mir im Schlafsack gemütlich.

Gute Nacht!
 
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Und dennoch, wenn ich dann lese: [...]
... dann schleichen sich erste Wehmutsgefühle ein...

Das stimmt, Axel!
Einerseits habe ich mich natürlich riesig gefreut, dass ich mich meinem Ziel nun vielleicht erstmals auf Sichtweite nähern würde. Was auch heißt, dass ich nun sagen zu können glaubte, dass ich es nun wirklich - komme was wolle - in den verbleibenden Tagen bis ans Mittelmeer schaffen würde!
Und damit tatsächlich dieses für mich bisher längste Wanderprojekt tatsächlich wie geplant innerhalb eines Jahres abschließen könnte.
Andererseits ist es sooo schön, dass ich am liebsten niemals ankommen würde :)
Dann wiederum ist der Wetterbericht für die kommenden Tage so - wenig verlockend, dass ich "bloß irgendwie ankommen" will.

Das Tolle ist aber ja, dass die Pyrenäen auch nach dem Ende dieser Tour noch da sind :D
Und dass sie so unendlich viele Möglichkeiten für weitere Wanderungen bieten!
Dabei sind sie immer noch "in Reichweite" und nicht am anderen Ende der Welt. Ich kann also jederzeit wieder hin.
Schließlich habe ich ja auch noch die eine oder andere Rechnung offen dort :rolleyes:

Viele Grüße und noch viel viel Freude auf euren nächsten Etappen!
Es bleibt super bis zum Schluss!
Sylvia
 
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Man kann kaum den Bericht über den nächsten Tag erwarten, Sylvia!
[...] erste Wehmutsgefühle [...]

So geht's mir auch.

Wenn es mit Deiner Wanderung für dieses Jahr zu Ende geht, dann blättere ich einfach häufiger in Deinen Threads zurück.
Das geht ja ratz-fatz, im Gegensatz zum (Zurück-)Wandern vor Ort. :rolleyes:

Danke auch nochmal für die vielen, vielen Fotos!
Ich finde übrigens nicht, dass das alles gleich aussieht. :nein: :)
 
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Danke auch nochmal für die vielen, vielen Fotos!
Ich finde übrigens nicht, dass das alles gleich aussieht. :nein: :)

Vielen Dank, liebe Sabine!

Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass das für jemanden, der mit Bergen und Wandern sonst nicht viel am Hut hat, sich alles ziemlich ähnelt. Ist ja auch so, beim Wandern verändert sich die Landschaft und die Aussicht nicht so dramatisch von einem Tag zum anderen.
Und trotzdem sieht es hinter jeder Kurve, hinter jedem Pass, nach den nächsten paar Höhenmetern wieder anders aus. Das macht es so spannend. Ich will immer noch über den nächsten Buckel gucken und sehen, was dahinter kommt.
Und wenn ich mir dann ansehe, wo ich morgens war und wo ich abends bin, ist das manchmal doch ein erstaunlicher Unterschied.
Aber viel des Erlebten ist nicht direkt in Bildern festgehalten. Für mich steckt es natürlich trotzdem drin, gerade in Kombination mit meinem Tagebuch.

In langen Durststrecken ohne Wanderung blättere ich dann auch gerne wieder zurück und erlebe die Tour noch einmal :)

Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Danke für deine tollen Bilder mit dem Reisebericht. Ist sehr unterhaltsam und liest sich wunderbar.

Sylvia wenn da jetzt noch ein Vulkan oder wilde Eingeborene auftauchen ;) könnte man meinen das ist ein Reisebericht von Hemingway.
Nur das mit dem alkoholfrei hätte er nicht geschrieben, niemals. Und aus der Hundeattacke wäre "ein ausgehungertes Wolfsrudel kam auf mich zu, im letzten Moment konnte ... hohen Baum ... ." :)
 
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Das ist schon immer wieder toll, was du dir so erläufst! Kann und will ich zwar nicht mehr, aber egal wo: du weißt es zu würdigen und wenn möglich zu genießen. Und ehrlich, deine Fotos sind teilweise grandios, aber nur, weil du eben da bzw. vor Ort bist. Das Fotoequipment ist dabei relativ wurscht (bezogen auf die frühere Frage nach kleinerem Zeug).

Allerliebste Grüße
 
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Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass das für jemanden, der mit Bergen und Wandern sonst nicht viel am Hut hat, sich alles ziemlich ähnelt.
Ist ja auch so, beim Wandern verändert sich die Landschaft und die Aussicht nicht so dramatisch von einem Tag zum anderen.

Ja, stimmt. Ich weiß ja auch, was sie meinen.
(Und ich muss mich verbessern: es heißt weiter oben "ähnlich" und nicht "gleich".:fahne:)

Für die einen sehen alle Berge ähnlich aus, für andere alle Rennräder ... :D ;)
Ich kann offensichtlich was mit Bergen und Wandern anfangen und ich mag es, Dich hier zu begleiten.
Und zwar auf genau diese besondere Wander-Art, wo die Landschaft laaangsaaam an mir vorbeizieht.
So, das wollte ich nochmal loswerden. Jetzt darfst Du wieder Fotos zeigen. :)
 
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Freitag, 12.10.2018 Tag 42 / 9
Cabane Arago -> hinter Moulin de Batere
24 km /1150 \1950
10 Std. unterwegs


In meiner kleinen Cabane habe ich bestens geschlafen!
Ich koche mir Tütensuppe mit Suppennudeln jetzt auch zum Frühstück.
Müsli gibt es nicht mehr.
Zum Topfspülen koche ich noch einen Tee hinterher.
Dabei steckt eine Frau ihren Kopf zur Hütte herein.
Ein Paar aus Perpignan am Fuße der Pyrenäen ist auch auf dem Weg hinauf zum Canigou.
Sie müssen schon in der Dunkelheit an der Refuge Mariailles aufgebrochen sein,
denn hier ist es immer noch dämmrig im Schatten der Berge.
Ich biete ihnen Tee an, aber sie trinken lieber draußen einen Kaffee.
Als ich gegen 9 meinen Rucksack vor die Türe stelle, brechen sie gerade auf.

Im Schatten ist es noch ziemlich frisch.
Die Nacht war sternenklar, das Wetter ist jetzt herrlich.
Die ersten Bergspitzen liegen in der Sonne.
Da hinten auf der Nordseite des hohen Kammes liegt noch Schnee.
Das war eigentlich meine Route gewesen, die ich dann ja umgehen musste.




Die beiden Leute gehen immer ein Stückchen vor mir und ich will kein Wettrennen, steige also recht gemütlich hinter ihnen her.
Erst geht es durch Ginster und über Wiesen.
Auf dem nächsten Plateau kommt endlich der Canigou in Sicht!

Der schroffe Berg links.
Durch eine dieser schattigen Scharten muss wohl mein Aufstieg verlaufen.




Noch ein Blick zurück. Meine Cabane liegt dort unten an der Schattengrenze.




Der Wiesenpfad geht nun ins Geröll.
In gut gehbaren Serpentinen zieht er die Flanke hinauf.
An einer Kehre treffe ich auf eine eingefasste Quelle und trinke noch einmal auf Vorrat.

Dann geht es parallel zum Hang weiter Richtung Canigou. Der Pfad verschwindet, ich klettere ein wenig durch größere Geröllbrocken.
Schließlich gelange ich an den interessanten Teil, den Cheminée.
Da vorne zwischen den Felswänden geht es hinein.
Gelbe Striche hin und wieder weisen die Richtung.




Rechts an den zwei Zapfen vorbei geht es steil hinauf.




Die Trekkingstöcke stören jetzt und auch die Kamera, da ich oft Hände und Füße brauche.
Es wird ein bisschen Kletterei.
Bei dem super Wetter ein echter Spaß!

Und dann komme ich kurz nach den beiden Franzosen am Gipfel auf 2784m an!




Wir sind die Einzigen hier oben, herrlich!
Gegenseitig fotografieren wir uns am Gipfelkreuz.
Die beiden sind nicht das erste Mal hier. Das ist ja quasi ihr Hausberg.
Sie erzählen mir einiges über die Berge rundherum und über das Gipfelkreuz.
Es ist das einzige Gipfelkreuz, das ich auf meiner gesamten Pyrenäentour sehe.
Auf dem Pic Carlit soll auch eines stehen, aber da habe ich ja auf den Hauptgipfel verzichtet.
An diesem hier hängen Bergsteiger gerne persönliche Dinge auf: von der Kappe über Schals bis zur Unterhose :eek:
Außerdem sehe ich viele katalanische Flaggen und Unabhängigkeitsparolen.

Auf einer Art Tisch ist eine sehr schöne Orientierungstafel.




Wir picknicken gemeinsam und genießen die Aussicht.




Nur das Mittelmeer - das bleibt weiterhin ein Geheimnis.
Es verbirgt sich unter einem dichten Wolkenmeer. Schade.

Als dann von der anderen Seite langsam immer mehr Tageswanderer heraufkommen,
mache ich mich an den Abstieg gegen den Strom.
Der Andrang ist aber bei Weitem nicht so schlimm wie am Pic Carlit.
Ich treffe hin und wieder ein paar Wanderer, aber keine Völkerwanderung.

Auf der schattigen Nordseite liegt dann noch ein wenig Schnee.
Nicht viel, aber es hat auf jeden Fall auch hier schon geschneit.




Als ich auf einem grasigen Absatz weiter unten Pause mache und die warmen Sachen ablege,
finde ich diese kleine Madonna in einer Felsnische und muss an sam denken.
Dieses Foto ist für dich.




Auf dem Weg zur Refuge Cortalets finde ich diesen hübschen Wasserspender.




Dieser Platz am L´Estanyol ist interessanterweise die einzige Erinnerung, die ich an meine Besteigung des Canigou vor über 20 Jahren als Guide habe.
Im Hintergrund der Canigou.




Von hier bin ich schnell an der Refuge Cortalets, die aber geschlossen ist.
Der GR10 und auch meine eingetragene HRP führen nun über eine Fahrstrecke zur Ras de Prat Cabrera, einem Pass.
Ton Joosten aber empfiehlt eine Alternativ-Strecke oben am Hang entlang über einen kleinen Pfad.
Den nehme ich.
Ein ganz wunderbarer Weg! Vorbei an Resten eines abgestürzten Flugzeugs.




Erst etwas hinauf, dann mehr oder weniger eben, schließlich über Wiese steil bergab zur Prat Cabrera.
Leider steigen die Wolken herauf, während ich hinunter steige.
So sind sie bald über mir und um mich herum.
Der folgende Weg ist einfach klasse!
Es geht fast völlig eben an einem steilen Hang entlang in ein Tal hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus.
Der Weg läuft sich herrlich!
Die Aussicht wäre sicher auch herrlich, aber ich sehe leider nicht viel.




Ich treffe einen Mann, der am Boden liegt und Fotos macht.
Ich frage ihn, was er gefunden hat, und er erzählt mir ganz aufgeregt und glücklich,
dass er eine Ameisenart entdeckt hat, die es eigentlich nur südlich der Pyrenäen gäbe.
Die letzte Eiszeit habe dann vermutlich die Population getrennt
und diese hier seien vielleicht die einzigen nördlichen Verwandten.
Auch ein Hobby :cool:

Ich überquere ein paar Bäche am Ende des Tales und wandere wieder hinaus,
immer über gute, schöne Waldwege.
An der Maison Forestiere finde ich wieder so einen Auerhahn - äh, Wasserhahn.




Nun geht es wieder bergan.
Durch den Nebel wird es schon ganz schön kühl.
Nur ab und zu gibt es etwas Licht durch eine Wolkenlücke.




Über sehr schöne Waldwegserpentinen steige ich nun noch einmal zum Col Cirere hinauf.
Je höher ich komme, desto nebliger wird es leider.
Als ich oben ankomme, kann ich kaum 20 m weit sehen.




Es ist mittlerweile 18:00 und durch den Nebel noch dunkler als es um diese Zeit sowieso Mitte Oktober wäre.
Es ist nicht mehr weit, und so gebe ich Gas und schaue, dass ich flott hinunter komme.
Der Nebel legt sich als feuchter Niederschlag auf mein Shirt, aber ich mag die Regenjacke nicht überziehen.
Ich muss den Weg ab und zu etwas suchen.
Dennoch erreiche ich schneller als gedacht eine Schotterpiste,
die mich zu einer Fahrstraße bringt, auf der ich bald die Refuge Mines de Batere erreiche.
Die scheint nicht nur für den Winter geschlossen zu sein, sondern wirkt auch sonst ein wenig ruinös.
Ich erfahre später, dass die den ganzen Sommer schon geschlossen war.

Ich wollte dort sowieso nicht schlafen, sondern am nächsten Bach zelten, wo laut Guide biwakieren möglich sein soll.
In der Straßenkehre finde ich nach einigem Suchen im Nebel den abzweigenden Pfad,
der durch eine Wiese tatsächlich an einen kleinen Bach führt.
Das Gelände ist hier zwar kaum irgendwo eben, aber nach einer Weile finde ich doch eine Stelle, die für mein Zelt reicht.
Schnell baue ich es auf und schöpfe Wasser aus dem Bach,
bevor es hier schon um 19:30 echt dunkel wird.

Gerade beginne ich im Zelt zu kochen, als es von der anderen Bachseite her erst grunzt und dann quiekt. :eek:
Oh. Ich fürchte, ich stehe ein paar Wildschweinen im Abendessen? Oder auf ihrem Wanderweg?
Sorry, aber da müsst ihr heute Abend einen anderen Weg nehmen,
ich ziehe jetzt nicht mehr um.
Zur Abwehr hänge ich meine Socken ins Vorzelt :D
 
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