Pax...ein Wochenende im Tessin

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sam25

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Die Botschaft hat mich am Wochenende erreicht. Nicht im Val Bavona selbst, aber am Abend. Und ich lasse seine Gedanken mit meinen Bildern wirken, welche mir das Wochenende u.a. im Val Bavona gebracht haben.
Es ist für heute das erste und letzte Bild. Nach und nach werde ich in den nächsten Tagen den Thread mit Bildern und Gedanken füllen. Der Thread gehört Ihnen, Herr von Weizsäcker. Leider habe ich Sie nicht getroffen, aber ich mag mich erinnern, dass ich vor dem Fernseher sass, als Sie in der Schweiz weilten. Und die Bitte an die Jungen, geht mich als Erwachsener genau so etwas an.


"Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder gegen Türken,
gegen Alternative oder gegen Konservative,
gegen Schwarz oder gegen Weiss.
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander"


- Richard von Weizsäcker-


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Zu Richard von Weizsäcker kann ich nicht viel sagen, da seine Amtszeit schon zu großem Teil vorbei war, als ich geboren wurde.
Vom hörensagen, ich bin geschichtlich nicht wenig interessiert, kann ich mich nur an gutes entsinnen.
Schön sam, dass du ihm dieses Thema widmest. :up:
 
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Er würde sich über das Bild gefreut haben. Er hat sich stets seine ihm eigene Persönlichkeit erhalten und war ein Mensch mit Würde und in Würde.
 
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Ich mag nach zwei Bilder einstellen bevor ich Schlafen gehe.

Wenn meine Frau und ich ins Val Bavona gehen, dann ist das immer etwas Besonderes für uns. Dann ist es so, als ob wir unsere Welt vor dem Tal niederlegen würden und uns ganz tief in eine neue Welt begeben. Wir sehen Dinge die nicht sichtbar sind, wir hören Dinge die nicht hörbar sind.

Wir geben uns dem Zauber voll und ganz hin. Wir lassen uns berühren von dem was das Tal ausstrahlt.

Zu unserem Erstaunen war die Strasse offen. Wir fuhren nach Foroglio zum Wasserfall. Mitten im Tal. Wir stiegen aus und machten uns zu Fuss auf, die sechs Kilometer auf der Strasse bis ans Ende des Tales zu marschieren. Nach San Carlo.

Die Strasse verliessen wir nie. Wir sahen und hörten Schneebretter, Steinschläge und herabfallendes Eis. Aber es gehörte dazu. Aber eins wurde uns wiederum klar. Hier hinten siegt immer nur einer: die Natur.


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Der Wasserfall und die kleine Madonna bei der kleinen Brücke, welche zum Dorf Foroglio führt.
Letztes Jahr habe ich sie von vorne beim Schneetreiben fotografiert. Und dieses Jahr schien mir diese Wahrnehmung wie angeworfen.

Sie schaut auf den Wasserfall. Jener mächtiger Wasserfall, der durch nichts zu bremsen ist. Man hört ihn von weitem und kann ihn nicht übersehen. Und da steht sie die kleine Dame. Winzig, aber so schien mir, voller Respekt und Bescheidenheit gegenüber dem was die Natur geschaffen hat.

Die Szene kam mir als erstes in den Sinn als ich von Tod von Richard von Weizsäcker gehört habe. Unsere Freunde haben es uns erzählt, als wir vom Ausflug zurück waren. Vielleicht war es das, was mich an diesem Menschen so faszinierte und beeindruckte: seine Art, den Dingen zu begegnen.


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Hallo Sam,

Deine Bilder und Deine Gedanken beeindrucken mich immer wieder.

Vielen Dank hierfür.
 
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Pax, so mein Titel für diese Thread. Aber nicht nur für diesen Thread, auch für dieses Wochenende. Ich und meine Frau mögen Friede in diesem Tal empfinden. Heute fährt man mit dem Auto in das stromlose Tal. Sonnenkollektoren geben etwas Strom für das Notwendigste. Wärme kommt aber vom Holz. Wie immer.

Frieden empfinden bedeutet nicht, das immer alles in Ordnung ist. Frieden empfinden bedeutet nicht, dass man sich immer einig ist, dass des keinen Streit gibt. Vielleicht ist es das was Richard von Weizsäcker auch meinte, mit lernen.

Die Menschen früher im Val Bavona waren - wie in manch andern Tälern der Schweiz - manchmal über Wochen eingeschneit. Die Toten wurden hinter den Häusern zugedeckt "gelagert", bis die einzige Strasse ins Maggiatal frei wahr. Manche Toten konnten erst Wochen nach ihrem Ableben beerdigt werden.

Friede heisst annehmen, das was man vorfindet. Ich begegne diesem Tal mit besonderem Respekt und mit tiefer Demut.


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...das, was mich an diesem Menschen so faszinierte und beeindruckte: seine Art, den Dingen zu begegnen.


Und gerade das ist, was mich an dir so fasziniert und immer wieder beeindruckt, lieber Sam:
deine Art, den Dingen zu begegnen.


Vielen Dank, dass du deine Sichtweisen mit uns teilst, uns mitteilst.
Mich zumindest bereichern sie.

Sylvia
 
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Sam,
das erste Bild finde ich absolut stark, weil es aussieht wie eine Radierung!

Sehr schön, und ich glaube, dass dir, dass euch diese Tage im Tessin wirklich gut getan haben!
 
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Nein, dem Tessin gehts nicht gut. Zunehmend schlechter, so dass auch unsere Freunde um Existenz fürchten.

Der Anblick der Steinhäuser, der kleinen Dörfchen oder besser gesagt Weiler ist für mich schön. Aber in den Schuhen der ehemaligen Bewohner bin ich noch nie gegangen. Ein altes indianisches Sprichwort heisst: wenn Du die Sorgen und Nöte von Menschen spüren willst, dann geh' einen Monat in seinen Mokassins.

Aber dennoch taten mir die Füsse weh nach drei Stunden. Weil ich meine Schuhe zu Hause vergessen hatte, musste ich mir welche auslehnen. Eine tolle Erfahrung in diesem Tal, eine tolle Erfahrung mit mir selbst.


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Nein. Die Häuser wurden nicht aus Stein gebaut, weil sie besser in die Landschaft passen. Und sie wurden auch nicht so nahe zusammen gebaut, um Platz zu sparen.

Den Konjunktiv gibt es hier nicht. Hier lebt und lebte man nach den Gesetzen der Natur. Die Häuser aus Stein waren sehr viel stabiler als jene Holz. Und zum Holz trug man Sorge, benötigte man es doch für den Winter zum Heizen. Und die Menschen wussten schon sehr früh, dass die lebende Bäume die losen Steine mit ihrem Wurzelwerk zusammen halten. Und das verhinderte Steinschlag im Sommer. Und im Winter können Bäume die Wucht der Schneelawinen brechen, ihnen die Kraft und die Breite nehmen.

Die Kirche stand oft am Hang, hinten am Dorf. Als grösstes Bauwerk eines Dorfes. Auch nicht für die Touristen. Die Kirche wurde als stabiles Bauwerk als Pfeiler gegen Lawinen aller Art gebaut. Und vor der Kirche wurde eng gebaut. Nähe bedeutet Schutz, die Lawine hat nicht so viele Angriffsflächen. Das wussten die Menschen.

Vielleicht ist es das auch, was die einleitenden Worte von Richard von Weizsäcker meinen: Nähe suchen und wenn man sich nahe ist, dann ist man gemeinsam stark.


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Wenn man die Vorstellung hat, dass das Leben immer gerade läuft, dann hat man es im Bavona schwer. Man kriegt nichts gerade, nicht in den rechten Winkel. So schräg aber auch brachial das Leben hier war und noch ist für den einen oder andern Bauern, so ist die Landschaft und sind die Häuser.


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Hier ist man sich selbst. Drei Stunden waren wir unterwegs im Val Bavona. Meine Frau und ich reden dann oft nicht sehr viel. Wir gehen oftmals nicht auf gleicher Höhe. Jeder von uns bleibt stehen, sieht Dinge und ist mit sich selbst beschäftigt. Das ist heilsam.


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Ich habe leider Richard von Weizsäcker nie getroffen. Aber es schien mir ein Mensch zu sein, welcher Interesse für die Menschen hatte. Es schien mir, dass er zuhören konnte. Und es schien mir, dass er neugierig war.

Es ist mir klar, dass wenn ich im Bavonatal arbeiten muss, ich für solche Dinge wohl kaum einen Blick habe. Aber vielleicht ist gerade das, was diese Magie dieses Tales ausmacht.


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Da stehen sie, jene Findlinge. Tonnen schwer und unverrückbar.
Als Kind habe ich mich immer wieder gefragt, wer die Berge gemacht hat. Ich habe mir vorgestellt, dass der liebe Gott eine Heerschar Engel auf die Erde geschickt hat mit den Auftrag Berge zu bauen. Und ich habe dann gedacht, dass es nur menschlich sei, wenn man halt den einen oder andern Stein vergessen würde.


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Ich verstehe hier jede Art von Gläubigkeit hier. Den Bauern welche den Kühen und den Schafen Heu gebracht hat, hat nur sich. Sein Vieh ist sein Alles, das ist sein Lebensunterhalt.

Auf den Rest hat er keinen Einfluss, nur eben seinen Glauben.


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Manchmal stehe ich vor einem Motiv und weiss, es redet mit mir. Wie vor diesem auch. Aber manchmal ist es auch so, dass ich es nicht verstehe.

Aber es ist auch so, dass ich nicht alle Menschen verstehe. Vielleicht ist das die Botschaft von diesem Motiv.


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