NF-Rezension Nina Schnitzenbaumer. Emotionale Porträtfotografie

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AnjaC

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Eine Rezension unseres Community-Mitglieds Holger Pfromm

Einfach nur Porträtfotografie

Zunächst stellt sich die Autorin Nina Schnitzenbaumer selbst vor und verspricht u.a., dass man manuell Fotografieren lernt, einen Blick für das Licht und die Location bekommt, um das gewünschte emotionale Porträt zu machen, wenn man die von ihr beschriebenen Dinge ausgiebig übt.

So positiv eingestimmt geht es zum Kapitel „Technik“. Hier werden die fototechnischen Grundlagen wie beispielsweise Blende, Weißabgleich und Autofokus erklärt. Es folgen Kapitel zu Lichtführung, Bildaufbau und Kommunikation mit dem Modell. Rund die Hälfte des Buchumfangs nimmt das Kapitel „Fotoworkshop“ ein. In diesem Praxisteil sind 44 einzelne Motivthemen aufgeführt wie zum Beispiel „Strick und Locken“ (= Porträt einer Frau mit wunderbaren Haarlocken, die einen grobgestrickten Pullover trägt). Jedes Thema besteht aus dem Beispielfoto und einem erläuternden Text. Dieser behandelt stets die Themen Vorbereitung, Licht, Technik / Bildaufbau und Posing.

Bewertung

Was ist „emotionale Fotografie“? Dieses sich ständig wiederholende Leitmotiv wird nur einmal als „sinnliche Fotografie“ (Seite 8, 2. Abs., 3. Satz) definiert. Das war’s! Ich finde es schade, dass Nina Schnitzenbaumer auf diesem Begriff herumreitet, aber nicht weiter inhaltlich darauf eingeht. So bleibt man als Leser mit seiner Vorstellung über das Thema alleine und wundert sich vielleicht, warum die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Gleich zu Beginn des Buches verspricht die Autorin, dass man auch ohne den Automatikmodus seiner Kamera Fotos machen und einen guten Blick für Licht und Location bekommen kann. Sie besiegelt das mit einem Deal. (Puh, so ein Versprechen und so ein Deal ist schon starker Tobak!) Damit wird die Zielgruppe auf den Anfängerbereich eingegrenzt. Gleichwohl können auch fortgeschrittene Kameranutzer /-innen von den Themen Lichtführung und Posing positiv profitieren.

Wie in guten Büchern üblich werden zunächst die technischen Aspekte der Porträtfotografie behandelt. Das schafft eine gemeinsame Basis. Alles Technische rund um die Bedienung der Kamera ist mir zu oberflächlich. Beispielsweise fehlt mir eine Aussage über Weitwinkelobjektive und wie sie die Proportionen von Porträtierten unvorteilhaft darstellen können.

Und moderne Kameras rauschen erst ab ISO 800, da muss man nicht zwingend die von der Autorin empfohlenen ISO 100 wählen. Die verschenkten Blendenstufen können auch darüber entscheiden, ob man scharfe oder verwackelte Bilder erhält. Gefühlt bewegen die Erklärungen zur Kameratechnik sich knapp auf dem Niveau von Kamerahandbüchern.

Was mir wiederum sehr gut gefällt, sind Schnitzenbaumers Ausführungen zur Lichtführung, zum Posing und zur Kommunikation mit dem Modell. Diese sind sehr gut erklärt, mit sehr guten Beispielfotos untermauert oder sogar mit übersichtlichen Checklisten versehen.

Drei Dinge werden im Buch nicht behandelt: Blitzfotografie, Bildbearbeitung und Make-up. Nun gehen diese Themen sicherlich über die Intention der Zielgruppe (Anfänger) hinaus und natürlich ist es sehr reizvoll, auch mit einfachen Mitteln ansprechende Porträts machen zu können. Dennoch hätte zumindest ein Hinweis auf die drei genannten Bereiche als Tipp zum Vertiefen nicht geschadet und das Thema abgerundet.

Sicherlich hilfreich ist es, wenn man sich der Thematik „Porträtfotografie“ nähert, wenn man einmal sehen kann, wie so ein Shooting abläuft. Vielleicht sind deshalb im Buch einzelne Fotos eingestreut, die zeigen, wie die Autorin fotografierte, wie die Gegebenheiten beim Shooting tatsächlich waren und wie der Reflektor gehalten wurde, um an das gewünschte Ergebnis zu bekommen.

Einen Workshop-Anteil finde ich als Idee sehr gut: Damit kann man das in der Theorie Gelernte praktisch ausprobieren, damit sich das Wissen festigt. Das Konzept finde ich ebenfalls sehr ansprechend.

Zu den im Buch abgebildeten Porträtfotos ist nur eins zu sagen: WOW! Sie sind wirklich gut – leider zu gut: Das hohe Niveau kann man als Anfänger so nicht erreichen. Es liegt nicht nur an der fehlenden Übung, sondern auch daran, dass Schnitzenbaumers Modells allesamt perfekt geschminkt und die Bilder super nachgearbeitet sind. Bei denen gibt es keine Hautpore und kein Fältchen zu sehen. Die passenden Stellen sind im Gesicht gekonnt professionell konturiert. Was sich nach einer Kleinigkeit anhört, hat aber einen großen Anteil am Ergebnis bzw. beim ernüchternden Vergleich zwischen dem (vermeintlichen) Soll – also Bildern der Autorin – und den kläglichen Anfängerergebnissen – also in diesem Fall meinen Fotos.

Fazit

Wer lernen möchte, wie man ohne großen technischen Schnickschnack Menschen ansprechend mit der Kamera porträtiert, ist hier richtig. Nina Schnitzenbaumer vermittelt die notwendigen Kenntnisse von den Grundlagen bis zum Auslösen der Kamera. Die zu perfekten Beispielporträts, die oberflächlichen Erklärungen zur Kameratechnik, der fehlende Bezug zum Titel „Emotionale Fotografie“ und das Fehlen von Ausführungen zu Make-up und zur Nachbearbeitung missfallen mir und mindern die sonst positive Bewertung.

1. Inhalt: 3 Sterne
2. Lesbarkeit: 5 Sterne
3. Grafiken / Bilder: 5 Sterne
4. Kaufempfehlung : 3 Sterne
5. Allgemeiner Eindruck: 3 Sterne
Insgesamt ergibt dies im Durchschnitt knappe 4 Sterne.

Die Daten

Nina Schnitzenbaumer. Emotionale Porträtfotografie erschien am 9. Januar 2017 im humboldt Verlag. 192 Seiten, ca. 150 Fotos, 14,5 x 21,5 cm, Softcover. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN: 978-3-86910-358-7
Preis: 26,99 Euro [D] | 27,80 Euro [A] | E-Book 25,99 Euro
Hier geht es zur Leseprobe

Rezension: Holger Pfromm

Bewertung:
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ISBN: 3869103582

 
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