Sodala ... die Milchstraßensaison hat wieder angefangen. Für diesen Winter hatte ich mir etwas Größeres vorgenommen. Hoch in den Bergen, abgelegen, was Besonderes halt. Fast ein Jahr lang war ich immer mal wieder mit und ohne Kamera vor Ort um die beste Stelle für mein Panorama rauszusuchen. Im Sommer sieht da oben alles etwas anders aus, deshalb waren das nur grobe Abschätzungen. Dazu immer wieder Training für die 1500hm Skitour mit dem 17kg-Rucksack, um mich und die Ausrüstung auf den Berg zu bringen.
Vor zwei Wochen dann war es endlich soweit, dass alles gepasst hat. Keine Wolken, wenig Wind, Lawinenlage wieder entspannt. Ich kurzentschlossen zwei Tage Urlaub eingereicht und ab gings. Der Wetterbericht hatte -10°C in 2000m Höhe vorhergesagt, also hab ich mir um nassen Schnee keine Gedanken gemacht. Leider war an dem Tag alles anders und ich viel zu spät dran. Bei strahlendem Sonnenschein und pappnassem Schnee hat man bei jedem Schritt nicht nur Skischuh und Ski am Bein, sondern gefühlte extra 5kg klebrigen Schnee. Nach 500hm war so langsam klar, dass die nächsten 1000hm mindestens genauso anstrengend sind und das an dem Tag wohl nichts werden würde. Schwer enttäuscht bin ich Wasserski fahrend wieder zurück ins Tal und ab nach Hause.
Eine Alternative musste her. Ich wollte immer nochmal das Panorama von der Mittagsspitze in gut wiederholen. Nach kurzem Check war auch da die Wettervorhersage gut. Also schnell den Rucksack umgepackt und alles für den nächtlichen Ausflug vorbereitet. Gleiches Spiel wie letztes Mal ... nachts raus, ab nach Damüls und mit Tourenski die Piste hoch. Oben angekommen hat mich weit mehr Schnee erwartet als letztes Mal und ich musste mich langsam auf dem Grat nach vorne arbeiten, um die beste Stelle für das Panorama zu finden ohne dabei Fußstapfen im sonst jungfräulichen Schnee zu hinterlassen. Leider ist mir ein Schneehase oder so zuvorgekommen und hat das mit den Fußstapfen schonmal erledigt. Der Grat selbst war von einer dicken Wechte verdeckt, weshalb ich da auch nicht allzu mutig rumstapfen wollte. Am Ende hat sich aber eine ganz nette Stelle gefunden.
Also los, Stativ raus, Tracker drauf, Einnorden, Kamera für's erste Bild ausrichten, Fokus einstellen, los ... und dann das, keine runden Sterne? Kurzer Check, Tracker ist an, Ausrichtung passt. Zweiter Versuch ... ebenfalls nix. Aus welchem Grund auch immer hat der Tracker nichts gemacht. Wenn man schon bis da oben gekommen ist, will man auch nicht einfach einpacken und morgen wiederkommen. Andere Leute können ja auch ohne Nachführung tolle Milchstraßenfotos machen. Also los , dritter Versuch ohne Tracker. F/2.2, 25s, ISO3200 ... garnicht mal so schlecht. Die 10 Bilder waren in nullkommanix im Kasten, das hätte mit dem Tracker ne halbe Stunde gedauert. Für den Vordergrund auf f/8 abgeblendet und auf einen Busch fokussiert, wieder 10 Bilder gemacht und fertig.
Danach hab ich mit einem leicht mulmigen Gefühl bzgl. der Milchstraßenaufnahmen mein Zeug gepackt und bin die vereiste Piste runter.
Zu Hause angekommen war dann die Erleichterung groß, dass die Bilder kein Totalausfall sind. Leider etwas unterbelichtet, ISO5000 oder 6400 wäre besser gewesen und die Lichtverschmutzung ist nicht ohne. Aber CaptureOne's neuer DeepSky-Pinsel hat Wunder gewirkt und mir das Bearbeiten echt erleichtert. Man sieht zwar am Ende, dass die Details nicht ganz so gut geworden sind wie mit der Nachführung und es wesentlich mehr rauscht, aber ich hab schon schlechtere Bilder gemacht.
Der Vordergrund war nochmal ne ganz andere Nummer. Panoramen von fast ausschließlich schneebedeckten Landschaften sind keine gute Idee. Selbst die Spuren von Tier, Ski und Pistenbulli haben wenig geholfen. Auch mehrere hundert von Hand erzeugte Kontrollpunkte halfen nicht. Da ist einfach so wenig Struktur drin, dass sich alle bewährten und zusätzlich getesteten Panoramatools gleichermaßen schwer getan haben. Am Ende musste ich an den Übergängen noch Hand anlegen und sie selbst retuschieren.
Alles in Allem also fast ein Erlebnis nach Murphys Gesetzt: Was schief gehen kann, wird schiefgehen.
So richtig zufrieden bin ich nicht, aber schlecht ist anders. Gelernt hab ich auch wieder was: selbst bei dieser sonst so planungsintensiven Art des Fotografierens ist auch improvisieren angesagt.
Wenn ich andere “Fotografen“ treffe und erzähle was ich so fotografiere, ziehen die meist nur mit einem nüchternen „aha“ die Augenbrauen hoch. Liegt vielleicht auch daran, dass sie sich nichts/wenig drunter vorstellen können.