Men@Work (Taucher bei der Arbeit)

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Vorbemerkung: Aufgrund der Mischlichtaufnahmen (Flash/Available light) und der Farbextinktion im Wasser mit Zunahme der Tiefe, der Objektdistanz, der reflektierenden Materialien und der Schwebeteilchen kann keine einheitliche Farbtemperatur gewährleistet werden.
Die unterschiedliche Ausrüstung der Taucher bei den Aufnahmen rührt daher, dass ich zwar eine Story erzähle, diese jedoch aus mehreren Anläufen mit verschiedenen Tauchern stammen. Teilweise war ich selbst bis zu drei Stunden unter Wasser.


Danke Kurt, dann starten wir mit einem kompletten Ablauf einer Aufgabe.
Die Männer mussten alle anstehenden Arbeiten in einem Tauchgang erledigen.
An Bord des Tauchschiffes (Taucherplattform) gab es vor dem Ausrüsten die Aufgabenstellung, welche zu merken war. Dann wurde eine Plakette mit Nummer zum mitnehmen ausgehändigt, diese war zur eindeutigen Zuordung des Prüfungsstückes zum Taucher gedacht und musste angedübelt werden.

Die Ausrüstung anzulegen dauert schon mal 15 min und bedarf fremder Hilfe zweier Kollegen.


Das Ganze von hinten


Kozentration auf die Aufgabe und Warten auf die Stahlschuhe


Noch mehr Konzentration, schliesslich muss man sich die Arbeitsabläufe einprägen, auf den Tauchgang vorbereiten und den Prüfungsstress im Griff haben.


Dann geht's abwärts, die ersten zwei Meter auf der Leiter


Forstsetzung folgt....
 
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Von unten sieht das dann so aus.
Verlassen wir die Leiter, hanteln uns zum Grundtau und suchen daran hinabgleitend den Grund auf.


Unten angekommen, marschiert man los um die "Werkstätte" zu finden.
Das Gehen ist ganz leidlich bewerkstelligbar, da die knapp 50-60 kg Zusatzgewicht durch Ausrüstung, Stahlschuhe und Bleigewichte den Auftrieb kompensieren und die Schwerkraft unter Wasser wieder herstellen.
Die Sichtbedingungen am Tauchplatz waren für die Dokumentation extra gewählt, das Aufgewirbelte wird ihm bei seiner Aufgabe wie im richtigen Leben noch eine Herausforderung darstelllen. Und mir als Fotografen erst recht.
Die Bilder sind übrigens mit UWW zwischen 10,5mm und 12-24mm in sehr geringer Objektdistanz zur Vermeidung von zu viel Schwebeteilchenreflektion aufgenommen.


Dieses bunte Ding, das aussieht wie eine Lakritzschnur, ist die Umbilical-Line, die Nabelschnur des Tauchers. Durch diese erhält er sein Atemgas, hat eine dauerhafte Sprechverbindung (Telefonleine), bekommt Strom für seine Helmlampe und wenn angeschlossen für eine elektrische Heizweste. Sie hat ausserdem ein Videokabel für die Kamera am Helm. Mit letzterer sieht sein Signalmann und der Taucheinsatzführer am Oberdeck genau was er macht, wie die Situation vor Ort ist und kann im Einsatzfall bei Entscheidungen des Tauchers unterstützen.
Es gibt auch Umbilicals mit Heißwasserzirkulation die dann bei langen Einsätzen oder sehr kalten Bedingungen warmes Wasser in Kammern spezieller Anzüge leiten.

 
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I'm walking....
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Angekommen in der "Werkstatt"
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Puuuh... oben drüber klettern und dann erst einsteigen. Vorgabe vom Oberdeck, damit im Notfall die Umbilical aus dem Arbeitskäfig nach oben geht und der Taucher daran ohne Verheddern an die Oberfläche rausgezogen werden kann.

Alles Wunschgedanke, der Taucher hat jetzt schon "Wuhling" (auch Wuling, seemanns-sprachlich) produziert.:frown1:
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Fragen zu diesem sicher nicht alltäglichem Thema? Immer nur her damit.
Fototechnik: Meine olle, mittlerweile 10 Jahre alte D200. Das Seacam-Gehäuse dafür ist so teuer, da wechselt man nicht so schnell. Ein aktuelles (für meine D4) würde mich 6,5k kosten, ohne Frontglas und Sucher.

Fortsetzung folgt....
 
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Wau ... da bin ich aber begeistert ... und relativ sprachlos ... das wäre definitiv nichts für mich ... Chapeau ... :):up::up::up:
 
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I'm walking....

Alles Wunschgedanke, der Taucher hat jetzt schon "Wuhling" (auch Wuling, seemanns-sprachlich) produziert.:frown1:
...

Fragen zu diesem sicher nicht alltäglichem Thema? Immer nur her damit.


Ist das nicht lebensgefaehrlich, dieses "Geschlaeuch" zu vertoernen ? Zwei Leute, die wechselseitig aufpassen, waere doch sicherer, oder sehe ich das zu vorsichtig ?
 
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Hallo Kai,
ja, klar kann das gefährlich werden. Es ist sowohl Aufgabe des Tauchers als auch seines Signalmannes (der an Bord alles den Taucher Betreffende überwacht und seine Umbilical händisch führt), dass eben immer eine saubere Verbindung herrscht. Man muss auch wissen, dass bei Ausfall der Technik durch standardisierte Zugsignale an der Leine eine Kommunikation aufgebaut wird. Berufs- und Einsatztaucher sind vom ersten Tauchgang an daran gewöhnt alleine zu tauchen. Feuerwehr- und Rettungstaucher sind z.B, bei normalen Einsätzen nur mit einer Signalleine,ohne Sprechverbindung alleine unterwegs und kommunizieren ausschlieslich durch Leinenzugsignale.
Man kennt es nicht anders bzw, an manchen Einsatzstellen irrt man sich auch nur zu zweit. Ich habe schon oft zwei in sich verdrillte Leinen/Versorgungsleitungen erlebt, weil Taucher bei 0-Sicht ohne Orientierung eben dann sich gegenseitig im dreidimensionalen Raum verstricken.
Jetzt haben die hier extra für mich gute Sicht, normalerweise hängen sie in miesen Seen irgendwo auf der Welt.
Und das alles freiwillig, ohne Bezahlung, in der Freizeit. Für diesen Lehrgang haben sie Urlaub von ihrem Arbeitgeber genommen! Wir sehen hier THW Taucher. Gilt auch für Feuerwehr- und Rettungstaucher
Manche machen das dann zum Beruf/Nebenberuf und stecken in Baustellen beim Unterwasserbetonieren in irgendwelchen Schalungen und Löchern, oder steigen ohne Sicht in Kläranlagentürme bzw. in Bohrlöcher etc..

Im Hintergrund ist übrigens ein zweiter, der von der anderen Seite abstieg. Die kamen sich kurz darauf schon in die Quere, beim Arbeiten.

Endlich am Arbeitsplatz angekommen, beginnt man mit seiner Aufgabe.
Als Basis-Werkstück diente am Lehrgang 2016 eine handelsübliche 5cm Betonrandeinfassung vom Baumarkt. Günstig, schwer, vielseitig bearbeitbar.:D

Hier sieht man schon wie man sich das Leben schwer machen kann. Es ist eng im Arbeitskäfig in dem die Werkbänke und -stücke sind. Ausserdem versaut man sich gerade die Sicht :rolleyes:


Aufgabe 1: den Plan anreissen, bzw. mit Blei/Wachsstift aufzeichnen. Dazu gab es einen Metallmeterstab. Soll ja am Ende alles passen.
Ein quadratisches Stück muss es werden. In der Mitte ein Kernloch gebohrt und an der Stirnseite mittels 8er Dübel und Schrauben das Namensschild ran.


Aufgabe 2: Dann die Löcher bohren. Bei diesem Bild blieb anscheinend der Blitz stumm oder es reichte einfach nicht. wohl wegen dem aufgewirbelten Schlamm. Ich war nur knapp über dem Boden positioniert um den Taucher nicht zu stören. Im Hintergrund sieht man den regulären Arbeitstisch mit etwa 90cm Höhe als Vergleich.

Bohren der vorher genau angerissenen, stirnseitigen Dübellöcher mit einem 8-er Steinbohrer, die Maschine wird hydraulisch betrieben (Strom wäre ein bischen blöd da unten)


Fortsetzung folgt.....
 
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Danke an alle die bisher so fleissig dabei sind und ihre Likes bekunden! Freut mich!


Dann werden Dübel gesetzt und die Plakette (nicht im Bild sichtbar) festgeschraubt.
Wehe die Schrauben fallen ihm auf den Plankenboden, zwischen die Ritzen und sind im Schlamm weg.
Leichtsinnig die da so parat zu legen, ein Wasserstoss aus einer unbedachten Bewegung reicht
und er hat Punktabzug wegen fehlender Befestigung.



Bischen diffizil mit den Handschuhen.
Es war September und der See hatte wenigstens noch 20°,
so konnte auf dicke Isolationshandschuhe verzichtet werden
und damit kamen nur dünne Neoprene-Handschuhe als Schutz zum Einsatz.



Fortsetzung folgt...
 
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Wehe die Schrauben fallen ihm auf den Plankenboden, zwischen die Ritzen und sind im Schlamm weg.
Leichtsinnig die da so parat zu legen, ein Wasserstoss aus einer unbedachten Bewegung reicht

Nur so als Tipp: Ich steck mir Schrauben und Nägel so lange zwischen die Zähne oder notfalls in die Hosentasche :D

Nee, im Ernst, hat man eine Werkzeugtasche oder sowas zum Verstauen, Mitführen und Aufbewahren von Kleinkram?
Als Kletterer über Wasser kann man sich ja mit Eimern, Säcken etc. behelfen, die man sich am Gurt befestigt. Aber man muss ebenfalls höllisch aufpassen, dass nichts runterfällt. 1. ist es dann weg. 2. kann es jemandem auf den Kopf fallen.

Ganz spannende Reportage aus einer Welt, über die ich mir bislang nicht sonderlich viele Gedanken gemacht habe ...

Vielen Dank dafür!
Sylvia
 
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Danke Daniel.
Ja Silvia, jeder Jeck ist anders. Der hatte halt Vertrauen, dass die Schräubchen noch da sind wenn er sie braucht ;-)




Die Nummerierung fehlte noch: Aufgabe 3: war Dübel setzen, Aufgabe 4: war anschrauben.
Aufgabe 5: Jetzt kam die Sache mit Kernlochbohren. Der Bohrer mit Maschine war fast einen Meter lang, die Maschine wieder hydraulisch betrieben.
Um zu treffen und ein sauberes Loch zu bekommen werden die Stahlschuhe als Führung genommen. Der Taucher stellt sich auf das Werkstück, setzt den Bohrer am Schuh schräg an damit der Bohrer durch die Drehung nicht wegwandert (was bei planem ansetzen wäre) und sorgt mit ersten Drehstößen für eine Kerbe in der der Bohrer später weiter geführt wird. Kling leicht, aber der Körper muss durch Muskeleigenspannung alle Bewegungen übertragen. Fliehkräfte der Maschine müssen über den Körper abgeleitet werden. Der eigene Schwerpunkt ist durch die Gewichte der Ausrüstung nicht vergleichbar mit dem was wir an der Oberfläche kennen. Wie Astronauten im All. Actio et reactio ... oder so
Es gab Taucher die fielen mangels Gleichgewicht beim Einschalten schon mal vom Werkstück bevor sie den 'Dreh' heraus hatten.





Fortsetzung folgt....
 
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Das Loch ist gebohrt.
Aufgabe 6: Der Taucher muss jetzt das quadratische Stück abtrennen.
Dazu nutzt er eine ebenfalls hydraulisch betriebene Ringsäge mit diamantbesetztem Schneidring.
Als Führung hat er eine zweite Steinplatte genau am Strich abgelegt und nutzt das als Lineal. Somit wird sein Schnitt, obwohl er im dreidimensionalen Raum im Wasser deutlich unbeholfener mit schwerem Gerät hantieren kann, dann doch ein gerader.
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Endlich durch mit allen Arbeitsschritten präsentiert er mir noch unter Wasser sein fertiges Prüfungsstück.
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Schluß für heute, der Arbeitskäfig wird mittels Hebegeschirr angeschlagen. Dabei wieder peinlichst darauf achten, dass die eigenen Versorgungsschläuche nicht irgendwie mit hineingeraten.
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Und hoch damit am Feierabend.
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Ich hoffe Euch hat diese Reportage gefallen.
Gerne stelle ich noch Einzelbilder zu diversen anderen Tätigkeiten und zu einem besonderem Event, einem abendlichen historischen Helmtauchen mit 100 Jahre altem Equipment.

Fortsetzung folgt....
 
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Schöne Reportage! Ich kann ein wenig mitreden, habe ich doch bei der Marine die Schwimmtaucherausbildung/Einsatzleiter absolviert. Im Gedächtnis geblieben sind Arbeiten wie das Sägen trockenen Holzes unter Wasser oder das Schießen mit dem Bolzensetzgerät, ebenfalls unter Wasser. Stabilisierung über Flossenschlag, da war das ASG - mit dem wurde auch getaucht - recht schnell leer.

Gruß

Thomas
 
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Holz sägen, mit Bügelsäge mit reiner Manneskraft, kenne ich selber zur Genüge. Ohne Schraubstock nur mit Halten mit der anderen Hand und Gegenlegen auf die Plattform oder einen Stein.
Da das trockene Holz sehr rasch Wasser aufnimmt, schwillt noch während des Sägens der Sägespalt zu. Das bedeutet das Sägeblatt klemmt mitten unter dem Sägen plötzlich im Spalt fest wenn man nicht schnell genug ist und sehr zügig durchzieht.

Die Jungs hier nehmen das weniger sportlich mit geeignetem Gerät.
Druckluftbetriebene Kettensäge.
Aber auch höllisch gefährlich, denn Schnittschutz ist da nicht drin.
Als Fotograf war ich teilweise nur 15cm mit dem Frontport von der Schneidkette weg. Wenn der ausrutscht oder ich durch Wasserbewegung näher angetrieben werde, habe ich einen mittleren 4stelligen Betrag geschrottet.
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