NF-Rezension Marcel Gautherot. Die Monografie

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AnjaC

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Eine Rezension unseres Community-Mitglieds Ansgar Hoffmann

Fotografie ist Architektur

Der Verlag Scheidegger & Spiess stellt mit dem vorliegenden Werk eine Monografie über den bedeutenden französischen Fotografen Marcel Gautherot (1910-1996) vor. Dieser zog 1939 nach Brasilien und verbrachte den Großteil seines Lebens dort – nur unterbrochen von einigen Reisen. Das vorliegende Werk begleitet die Ausstellung Marcel Gautherot: Brasil – Tradition, Invention, die von Juni bis August 2016 in Paris im Maison Européenne de la Photographie gezeigt wurde.

Es gibt vor allem zwei wichtige Aspekte im Werk Gautherots. Dies ist auf der einen Seite die Architektur. Er, der selbst Architektur und Raumgestaltung studiert hatte und der Jahre später in Brasilien sagte, Fotografie sei Architektur, war der Ansicht, dass nur, wer etwas von Architektur verstehe, ein guter Fotograf sein könne. Oscar Niemeyer, „Architekt“ der Hauptstadt Brasilia, sagte über Gautherot, der über viele Jahre die Errichtung Brasilias begleitete: „Marcel Gautherot war viele Jahre unser Lieblingsfotograf.“

Neben der modernen Architektur geht es dem Fotografen auf der anderen Seite darum, die kulturelle Vielfalt des Landes darzustellen und das koloniale Erbe zu bewahren. Der ethnologische Aspekt nimmt in seinen Fotografien ebenso breiten Raum wie die Architektur ein.

Lesbarkeit
Die einführenden Texte stammen neben anderen von den Herausgebern der Monografie selbst, von Samuel Titan Jr., dem Direktor des Instituto Moreira Salles in Rio de Janeiro, und von Sergio Burgi, dessen Kurator und Restaurator. Sie erläutern den Weg Gautherots vom „Dokumentaristen im Gewand eines Ethnologen“ (Michel Frizot) hin zur Entdeckung der Fotografie als seiner eigentlichen Berufung.
Das Institut Moreira Salles hatte 1999 die gesamte fotografische Hinterlassenschaft Gautherots übernommen und widmet sich seitdem der Bewahrung, Aufarbeitung und Veröffentlichung dieses bedeutenden Schatzes. Die Texte sind auch für den fotografischen, kunsthistorischen und architektonischen Laien gut verständlich, gleichzeitig sind sie aber so ausführlich, dass sie verschiedene Aspekte gut und nachvollziehbar beleuchten: einmal die berufliche bzw. fotografische Entwicklung Gautherots, seine Entscheidung für das bevorzugte Format, das „magische Quadrat“ von 6 x 6 cm, sowie das fotografische Wirken in Brasilien und einigen benachbarten Ländern.

Grafiken / Bilder
Die Herausgeber und der Verlag präsentieren etwa 240 aufwendig reproduzierte Fotografien aus den verschiedenen Bereichen der Architektur, Landschaftsfotografie, Ethnologie und Pflanzen- bzw. Gartenfotografie. Der Druck ist sehr hochwertig. Beeindruckend sind die großformatigen Fotografien im etwa 180 Seiten umfassenden Hauptteil.

Bereits die vorangehenden Einführungsseiten präsentieren eine gute Auswahl an passenden Fotografien, die gelegentlich eine ganze Seite füllen, sich aber meist gut gesetzt im Spaltentext einordnen. Kontaktbögen geben Gelegenheit, einen fotografischen Prozess in Ansätzen nachzuvollziehen.

Kaufempfehlung
Wer ein hochwertiges Fotobuch sucht und sich für das Werk des französisch-brasilianischen Fotografen Gautherot interessiert, dem sei dieses Buch aufs Wärmste empfohlen. Ein Buch, das es lohnt, immer wieder in die Hand genommen zu werden.

Die Daten
Marcel Gautherot. Die Monografie erschien am 11. August 2016 im Scheidegger & Spiess Verlag. Herausgegeben von Samuel Titan Jr. und Sergio Burgi. Mit Beiträgen von Sergio Burgi, Michel Frizot, Lorenzo Mammì und Samuel Titan Jr. 1. Auflage 2016, gebunden, 256 Seiten, 241 Triplex-Abbildungen, 23.5 x 27.5 cm
ISBN 978-3-85881-495-1
Preis: 48,00 € [D] | 49,00 SFR [CH]
Rezension: Ansgar Hoffmann

Bewertung:
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ISBN: 3858814954

 
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