Die Kirche von Santa Maria bei San Satiro befindet sich in einem kleinen Hof halbversteckt und ist von außen ziemlich unauffällig, mit ihrer Fassade aus grauem Stein.
Die ursprüngliche Kirche '
Santa Maria presso San Satiro' (Hl. Maria beim Hl. Satyrus) aus dem 9. Jh. war san Satiro gewidmet, dem Brunder von Sant'Ambrogio. Die Kirche Santa Maria wurde von 1476 bis 1482 gebaut. Der Fürst Galeazzo Maria Sforza hatte u.a. den jungen Architekten und Maler Donato Bramante aus Bergamo beauftragt, was an der für Bramante typischen Kuppel gut erkennbar ist.
Das Inneren der Kirche von Santa Maria bei San Satiro, die eine T-förmigen Planimetrie und drei Schiffe besitzt, ist reich verziert. Das Dach des Hauptschiffes ist mit Gold verkleidet und es schenkt der ganzen Kirche eine schöne, warme Atmosphäre.
Der Schatz ist jedoch die falsche Apsis, die hinter dem Altar zu liegen scheint, und in Wirklichkeit nur ein Bassrelief auf der Rückwand ist.
Erwähnenswert auch der schöne trichrome Marmorboden unter der Kuppel, der deren Projektion schematisch darstellt, das Baptisterium (voreher Sakristei) und die Terrakotta-Gruppe aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert, Die Beweinung Christi, die derzeit sich im Schrein von San Satiro befindet.
Die Illusion der falschen Apsis ist so stark, dass man wirklich nah ran kommen muß, um sie als solche zu erkennen.
Sie entstand aus rein praktischen Gründen, da für eine echte Apsis einfach kein Platz zur Verfügung stand.
Die falsche Perspektive von Bramante wurde teilweise in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts von Pizzogalli verdorben, der den heutigen Altar baute und hinter ihn, in einem Rahmen, das Bild von der Jungfrau mit Kind und zwei Spendern plazierte, das zuvor auf der Außenseite stand.
Im westlichen Winkel zwischen Lang- und Querhaus steht die Sakristei von Bramant, sie diente auch als Taufkapelle. Diese Bauaufgabe wurde seit frühchristlicher Zeit meist als separates, rundes oder vieleckiges Gebäude ausgebildet. Da nun der Zentralbau auch eine Lieblingsidee der Renaissance war, lag es nahe, dass Bramante für dieses Projekt auf eine solche antik-frühchristliche Konzeption zurückgriff, zumal mit San Satiro eine nur wenige Schritte entfernte Anregung gegeben war.
Auf außen quadratischem, innen achteckigem Grundriss türmen sich, nach oben feingliedriger werdend, die Bogenstellungen der Nischen im Erdgeschoss, die Doppelarkaden im Obergeschoss und das Muldengewölbe der Kuppel (letztere ähnlich dem Baptisterium in Florenz) übereinander.
Das linke Seitenschiff führt mit leichter Achsendrehung in den Sacello di San Satiro, heute auch Cappella della Pietà genannt, den Gründungsbau aus dem 9. Jahrhundert mit vierpassförmigem Grundriss. Auf Säulen mit teils römischen, teils karolingischen Kapitellen vor ehemals vier Exedren ruht die Kuppelkonstruktion nach byzantinischem Schema.
Das Innere betritt man von Norden her. Das Gebäude besteht aus einer Stufenhalle mit tonnengewölbtem Mittelschiff, schmalen Seitenschiffen und dem tonnengewölbten Querschiff. Die Vierung ist durch eine Pendentifkuppel überwölbt, Vorbild dafür war die Pazzi-Kapelle des Filippo Brunelleschi an Santa Croce in Florenz.
Die geniale Scheinarchitektur des Chores der Santa Maria presso San Satiro von Donato Bramante.