Mailand, Hauptstadt der Lombardei

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Die Kirche 'San Bernardino alle Monache' ist ein hohes und schmales Backsteingebäude, mit einem einzigen Kirchenschiff mit rechteckigem Grundriss und einem kleinen quadratischen Chor, beide mit hängenden Muschelgewölben. Es ist alles was übrig bleibt von dem großen Kloster von Santa Maria von Cantalupo des vierzehnten Jahrhunderts.

Das Innere bewahrt einen bedeutenden Teil der alten Fresken aus dem späten '400 und frühen '500. Die meisten Fresken wurden jedoch aufgrund der wechselhafen und unheilvollen Geschichte der kleinen Kirche entfernt. Die beiden Altarbilder kommen von der Akademie von Brera.


Sonst hat der Raum nicht mehr viel zu bieten, mir bleibt nur folgende Anektote in Erinnerung:
Als ich zufällig an dem Gebäude vorbeilaufe und das Gotteshaus wahrnehme, biege ich abrupt auf das Gelände ein. Ein Mann, der eben noch am Gehsteig herumlungerte, läuft mir aufgeregt zur Kirche hinterher und fragt nach, ob ich mir das wirklich ansehen will.
Es stellt sich heraus, dass es der Wachposten ist, der offenbar nicht oft Touristen trifft oder Gläubige empfängt. Er folgt mir in den einzigen Kirchenraum und bleibt demonstrativ und erwartungsvoll vor dem Altar stehen, als er meine Kamera im Anschlag sieht.
Normalerweise hat so ein Menschenschlag bei mir automatisch verloren - meinen Bildausschnitt crashen geht gar nicht - und auf meine Frage, ob er wirklich auf mein Foto kommen will, antwortet er tatsächlich mit "si".
Das Geräusch vom Spiegelschlag scheint ihn glücklich zu machen und er trollt sich zu meiner Freude hinter die Eingangstür aus dem Bild.​
 
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Danke für die sehr schönen Bilder, Mailand ist wirklich eine Reise Wert. :)(y)

Ich war das letze mal vor über 10 Jahren mit Freunden dort. Damals hatten wir das Vergnügen das kurz zuvor fertig restaurierte "Abendmahl" von da Vinci in der Santa Maria delle Grazie zu besichtigen. Voranmeldung ist wohl nach wie vor obligatorisch.
 
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Santa Maria delle Grazie ist eine Dominikanerkirche in Mailand. Die seit 1980 auf der Liste des Weltkulturerbe der UNESCO stehende Kirche ist insbesondere dafür berühmt, dass sie Leonardo da Vincis in den Jahren 1494 bis 1498 geschaffene Seccomalerei Das Abendmahl beherbergt, das sich an der Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) befindet.

Hier ist der Kreuzgang im Innenhof des Dominikanerkloster S.Maria delle Grazie zu sehen.

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Die Kirche Santa Maria delle Grazie ist eine der schönsten italienischen Kirchen und typisch für die spätgotische Architektur Mailands.
Sie wurde von den Dominikanern zwischen 1463 und 1482 errichtet. Unter der Herrschaft von Ludovico Sforza ('il Moro') begannen die Arbeiten auf einem großen Gelände außerhalb der Stadtgrenzen. Die im spätgotischen Stil gebaute Kirche wurde unter dem herausragenden Künstler Donato Bramante mit der neuen Weltsicht, der Renaissance gestaltet.

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Da zur selben Zeit einige der besten Architekten und Maler in Mailand wirkten, darunter Leonardo da Vinci, der das Letzte Abendmahl im Refektorium der Basilika Santa Maria delle Grazie gestaltete, nimmt man an, dass sich die Arbeiten beider Künstler stark beeinflussten.

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Sowohl von außen als auch von innen sind die beiden zeitlich so nah beieinanderliegenden Bauphasen deutlich zu unterscheiden. Das im Stil der lombardischen Backsteingotik breit lagernde Langhaus vom Typ einer Stufenhalle zeigt sich innen mit einer deutlichen Überhöhung des Mittelschiffs, was außen nur eine minimale Dachstufung zur Folge hat und an der Fassade durch einen einheitlichen Giebel in Breite aller drei Schiffe gänzlich verborgen wird. Die Ausmalung von 1482-1485 ist weitgehend original erhalten, da sie erst in den 1930er Jahren wieder freigelegt wurde.

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Bramantes an Stelle der Vierung positionierter Kubusraum hat die Breite aller drei gotischen Langhausschiffe und wird von zwei seitlichen Konchen und dem Chor umgeben. Darüber erhebt sich die auf einem (außen 16-eckigen) Tambour ruhende Kuppel.

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Die Form der Kirche Santa Maria delle Grazie ist streng geometrisch und unterschied sich dadurch vom romanischen Baustil. Der Platz unter der Kuppel bildet ein Quadrat, das Kirchenschiff selbst ein Vielfaches davon.

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Bramante entwarf eine Tribüne unter der Kuppel der Kirche, die als Grabstätten für Ludovico il Moro und seine Frau, Beatrice d'Este dienen sollten. Bei der Geburt des 3. Kindes starb Beatrice d'Este 1497 sehr jung mit 21 Jahren und wurde in einer seitlichen Apside der Kirche beigesetzt, während Ludovico il Moro in Gefangenschaft in Frankreich starb, nachdem die Franzosen Mailand erobert hatten.​
 
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Die Kirche von Santa Maria bei San Satiro befindet sich in einem kleinen Hof halbversteckt und ist von außen ziemlich unauffällig, mit ihrer Fassade aus grauem Stein.

Die ursprüngliche Kirche 'Santa Maria presso San Satiro' (Hl. Maria beim Hl. Satyrus) aus dem 9. Jh. war san Satiro gewidmet, dem Brunder von Sant'Ambrogio. Die Kirche Santa Maria wurde von 1476 bis 1482 gebaut. Der Fürst Galeazzo Maria Sforza hatte u.a. den jungen Architekten und Maler Donato Bramante aus Bergamo beauftragt, was an der für Bramante typischen Kuppel gut erkennbar ist.

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Das Inneren der Kirche von Santa Maria bei San Satiro, die eine T-förmigen Planimetrie und drei Schiffe besitzt, ist reich verziert. Das Dach des Hauptschiffes ist mit Gold verkleidet und es schenkt der ganzen Kirche eine schöne, warme Atmosphäre.

Der Schatz ist jedoch die falsche Apsis, die hinter dem Altar zu liegen scheint, und in Wirklichkeit nur ein Bassrelief auf der Rückwand ist.

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Erwähnenswert auch der schöne trichrome Marmorboden unter der Kuppel, der deren Projektion schematisch darstellt, das Baptisterium (voreher Sakristei) und die Terrakotta-Gruppe aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert, Die Beweinung Christi, die derzeit sich im Schrein von San Satiro befindet.

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Die Illusion der falschen Apsis ist so stark, dass man wirklich nah ran kommen muß, um sie als solche zu erkennen.
Sie entstand aus rein praktischen Gründen, da für eine echte Apsis einfach kein Platz zur Verfügung stand.
Die falsche Perspektive von Bramante wurde teilweise in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts von Pizzogalli verdorben, der den heutigen Altar baute und hinter ihn, in einem Rahmen, das Bild von der Jungfrau mit Kind und zwei Spendern plazierte, das zuvor auf der Außenseite stand.

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Im westlichen Winkel zwischen Lang- und Querhaus steht die Sakristei von Bramant, sie diente auch als Taufkapelle. Diese Bauaufgabe wurde seit frühchristlicher Zeit meist als separates, rundes oder vieleckiges Gebäude ausgebildet. Da nun der Zentralbau auch eine Lieblingsidee der Renaissance war, lag es nahe, dass Bramante für dieses Projekt auf eine solche antik-frühchristliche Konzeption zurückgriff, zumal mit San Satiro eine nur wenige Schritte entfernte Anregung gegeben war.

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Auf außen quadratischem, innen achteckigem Grundriss türmen sich, nach oben feingliedriger werdend, die Bogenstellungen der Nischen im Erdgeschoss, die Doppelarkaden im Obergeschoss und das Muldengewölbe der Kuppel (letztere ähnlich dem Baptisterium in Florenz) übereinander.

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Das linke Seitenschiff führt mit leichter Achsendrehung in den Sacello di San Satiro, heute auch Cappella della Pietà genannt, den Gründungsbau aus dem 9. Jahrhundert mit vierpassförmigem Grundriss. Auf Säulen mit teils römischen, teils karolingischen Kapitellen vor ehemals vier Exedren ruht die Kuppelkonstruktion nach byzantinischem Schema.

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Das Innere betritt man von Norden her. Das Gebäude besteht aus einer Stufenhalle mit tonnengewölbtem Mittelschiff, schmalen Seitenschiffen und dem tonnengewölbten Querschiff. Die Vierung ist durch eine Pendentifkuppel überwölbt, Vorbild dafür war die Pazzi-Kapelle des Filippo Brunelleschi an Santa Croce in Florenz.

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Die geniale Scheinarchitektur des Chores der Santa Maria presso San Satiro von Donato Bramante.​
 
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Nach dem spirituellen Leben nach dem Tod folgt nun der irdische Tod nach dem Leben.

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Der Cimitero Monumentale in Mailand ist nicht nur ein Friedhof, sondern ein gewaltiges Freiluftmuseum mit Statuen, Obelisken, Tempeln und vielen Geschichten, die sich um berühmte Mailänder Persönlichkeiten ranken.

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Als Architekt des 1866 eröffneten Zentralfriedhof mit zahlreichen künstlerisch interessanten oder sonst berühmten Gräbern fungierte Carlo Maciachini.

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Im Zentrum des Monumentalfriedhofes, auf der Linie zwischen Famedio und Krematorium erhebt sich das Ossarium. Es besteht aus einem von Terrassen überdachten unteren Teil und einem oberen quadratischen Korpus mit einer achteckigen Kuppel.

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Dies ist das Grabmal für Antonio Bernocchi, ein italienischer Politiker, Textilunternehmer und Mäzen, aus dem Jahr 1936.

Der Famedio (Ruhmestempel) dient als Grabstätte für einige der berühmtesten Italiener. Von künstlerischem und generellem Interesse sind allerdings auch zahlreiche andere Grabstätten, in denen das Mailänder Großbürgertum sich gegenseitig an Prunk und Pomp zu übertreffen suchte.

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Der Monumentalfriedhof umfasst eine Fläche von 25 ha. Zum Vergleich: Der Wiener Zentralfriedhof hat einer Fläche von fast 250 ha.


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Der Architekt Carlo Maciachini (1818-1899) gewann 1860 die Ausschreibung für den neuen Friedhof Mailands und schuf ein klares Projekt mit den drei Hauptkomponenten in Längsrichtung Famedio, das zentrale Ossarium mit der Nekropolis und am Ende das Krematorium. Das Famedio mit der Front zur Stadtmitte und die beiden Laubengänge schließen wie große Arme den großen Vorplatz ein, um die Besucher zu empfangen.

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Das Eingangsgebäude setzt sich aus dem Famedio und den zwei von ihm abgehenden Galeriearmen zusammen. In beiden Armen befinden sich sowohl Gallerie superiori als auch Gallerie inferiori.​
 
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Finanzstarke Persönlichkeiten Mailands haben sich mit einfallsreichen Bauten durch bekannte Architekten ein einmaliges Denkmal setzen lassen.

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Künstlerische Skulpturen in den Galerien links und rechts neben dem Famedio geben dem Friedhof die Aura eines Museums. Das Famedio befindet sich am Eingang des Cimitero Monumentale und ist das Pantheon der illustren Persönlichkeiten. Die Konstruktion aus Marmor und Backstein war ursprünglich als katholische Kirche gedacht, wurde aber als Ort der Erinnerung an herausragende Mailänder Persönlichkeiten eingerichtet.

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Die Hauptattraktion des Friedhofs ist für viele Besucher der Sarg Alessandro Manzonis (Schriftsteller) in der Ehrenhalle. Dieser wurde 1883, zehn Jahre nach dem Ableben Manzonis, hierher verlegt. Hier befinden sich auch die Grabsteine von Carlo Cattaneo (Philosoph), Luca Beltrami (Architekt) und Salvatore Quasimodo (Nobelpreisträger). Tafeln erinnern an Giuseppe Verdi, dessen Grab sich in der von ihm gegründeten Casa degli Musicisti befindet.

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Wie eine Festung erhebt sich der Ruhmestempel nördlich des Zentrums. Er ist das Herz des Cimitero Monumentale. Alessandro Manzoni, der Schöpfer der "Verlobten", der Goethe Italiens, liegt in einem Marmorsarkophag unter der mächtigen Kuppel. In der Marmorhalle mit den steilen Wänden, die jedes Wort und jeden Schritt verschlucken, kommt kein Lärm von der Straße.

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Stellvertretend für viele, viele sehenswerte Grabdenkmäler ist hier die Ruhestätte von Tullo Morgagni zu sehen (gestaltet von Enzo Bifoli).
Er war ein italienischer Journalist und Sportdirektor der 'Gazzetta dello Sport' und 'Lo Sport Illustrato'.
Tullo Morgagni konzipierte und organisierte historische Radrennen wie den Giro di Lombardia, den Milan-Sanremo und den Giro d'Italia.

Er ruht hier mit seinem Bruder, Manlio Morgagni, einem Bürgermeister von Mailand, Senator Italiens, bekennender Faschist und glühender Mussolini-Anhänger.

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FAZIT: Das Kombiticket um EUR 13,- für den Dom ist sein Geld auf jeden Fall wert und gut investiert. Bei den anderen Museen kommt mir die Preispolitik dagegen etwas übersteigert vor und das hat mich von einem Besuch eher abgeschreckt.
Zwei Tage vor meiner Visite haben sich die Rechtsnationalen am Domplatz getroffen. Daher war leider (noch immer) teilweise abgesperrt und Bühnen und Gerüste aufgebaut. Verdammte Politik.

Geraucht wird dort auch an allen Ecken und Enden, somit verschandeln Kippen und sonstiger Müll das Straßenbild.
Die Touristen kommen trotzdem und das wirkt sich auch auf die Preise für Speis und Unterkunft aus.

Die Stadt ist sicherlich einen Besuch wert, einen zweiten muss ich aber nicht haben.

 
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Vielen Dank für Deine ausführliche Reisereportage mit vielen interessanten Impressionen dieser Stadt und Deinen ergänzenden Begleitinformationen. Aufgenommen in unsere Highlights (y)
 
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