La Palma - Piraten, Drachen und Vulkane

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assiliisoq

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Hola zusammen!

Wie ihr wisst, bin ich üblicherweise im Norden unterwegs.
Diesmal lande ich auf La Palma. Falsche Richtung. Ob´s trotzdem schön wird?
Gemeinsam mit meiner Mutter will ich die Kanareninsel erkunden.

La Palma kennen sicher einige von euch.
Vielleicht habt ihr trotzdem Lust mitzukommen.

Ich muss sagen, auch im Oktober ist es hier ganz schön heiß!
Besonders am ersten Wandertag, den wir an der Westküste und am Meer verbringen.
Von Tijarafe steigen wir hinunter durch den Barranco del Jurado in die Piratenbucht, über einen kleinen Bergrücken hinüber zur Poris de Candelaria und dann die 700 Höhenmeter wieder hinauf.
Dabei sieht es auf der Karte aus, als ob der Ort Tijarafe direkt an der Küste liegt. Nein, er liegt direkt über der Küste!

Sonnencreme drauf, Wasser nicht vergessen, und los geht´s!



Zwischen Kakteen und anderen interessanten Pflanzen steigen wir hinab




Blick auf die Piratenbucht Playa del Jurado
Ja, durch diese Felswand geht es runter, und drüben wieder rauf.









Mit viel Glück trifft man mal eine Kaktus-Blüte






Unten treffen wir zwar keine Piraten, dafür aber ein paar Krabben, die ihre Bucht verteidigen.











Das Wasser ist so salzig, dass ich vom Spritzwasser bei den Krabben
sofort eine Kruste auf Fotoapparat und Objektiv habe.
In den Pfützen verdunstet das Wasser schnell, zurück bleiben Salzkrusten.
Sogar Stalaktiten aus Salz bilden sich, wo das Spritzwasser die Felsen herunterläuft.





Eine Bucht weiter, getrennt durch ein paar Höhenmeter,
gelangt man in die Poris de Candelaria.
Fischer haben hier Hütten unter eine riesige überhängende Felswand gebaut.
Schon zu Zeiten der Ureinwohner wurde hier wohl gesiedelt.
Ein perfekter kleiner Naturhafen.














Während ich anschließend beim Aufstieg versuche,
die reifen Kaktusfeigen mit meinem Messer zu zerteilen und zu essen,
bin ich plötzlich umringt von einer Schar Ziegen mit Pony und Glocke.







Manche sind ganz schön frech.



Oder lacht sie mich aus?
Geschieht mir recht.
Die Kaktusfrüchte sind wirklich sehr sehr lecker,
aber anschließend habe ich dutzende winziger Stacheln in der Zunge,
zwischen den Zähnen, im Gaumen und überhaupt überall.
Die müssen im Fruchtfleisch gelauert haben!
Denn von der Schale habe ich ganz sicher nichts gegessen!

Davon habe ich dann auf dem Rest der Tour Abstand genommen.



Viele Grüße,
Sylvia​

.​
 
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Ansonsten können wir uns am Wegesrand jedoch prima durchfuttern.

Einmal sind da natürlich die Bananen.
Seit dem 19. Jh. werden sie angebaut.
Kein Fleckchen Erde ist zu steil oder zu klein, um eine Bananenstaude zu tragen. Besonders auf der trockeneren Westseite.
Die Platanos haben hier noch einen größeren Wirtschaftsanteil als der Tourismus.







Mit Blüte



Ich finde das spannend, denn ich habe vorher noch nie Bananen wachsen sehen.

Außerdem knabbern wir im Vorübergehen viel Anis, knacken Mandeln, finden riesige Esskastanienbäume übervoll mit Früchten, Tomaten, Orangen, Zitronen, Mandarinen, Kumquats, Mangos, Guaven, Papaya, Feigen und Avocados.

Feige




Avocado



Bei mir ist so ein Avocado-Baum noch nie höher als einen Meter geworden.
Ich sollte ihn in Lava pflanzen und so viel wie möglich ignorieren, denke ich.


Einiges habe ich noch nie "in echt" gesehen.
Leider sind natürlich nicht alle Früchte reif.
Dennoch empfinde ich La Palma als ein wahres Schlaraffenland!
Die Früchte wachsen uns direkt in den Mund.
Bei so vielen reifen Früchten, die dort unter den Bäumen auf dem Boden verrotten, erlauben wir uns, uns schamlos zu bedienen.



 
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Das Hauptstädtchen ist Santa Cruz.
Ich bin ja sonst nicht so ein Freund von Stadtbesichtigung, aber dieser Ort gefällt mir!

Von den Balkonhäusern an der Uferstraße hatte ich gelesen und Bilder gesehen.
Dort wollte ich gerne ganz früh zu Sonnenaufgang sein (Ostküste).
Die Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jh. waren einst hinter einer dicken Festungsmauer verborgen.
Als jedoch nicht mehr mit Piratenübergriffen zu rechnen war, wurde diese Mauer eingerissen
und eine breite Uferstraße gebaut.
Die Balkone wurden ursprünglich nicht gebaut, um von hier gemütlich auf´s Meer zu sehen,
sondern sie waren luftige Getreidespeicher.

Während bei Sonnenaufgang die Einen noch den Bürgersteig fegen, trinken die Anderen hier ihren ersten Morgenkaffee.













Hier vor einem Haus ein erster Drachenbaum




Hinter dieser Häuserzeile in der Avenida Maritima öffnen sich herrliche, kleine, ruhige Plätze.

Plaza de San Francisco




Plaza de Espana














 
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Der Nordost-Teil der Insel ist ein grüner Dschungel.
Durch den Passat bilden sich hier fast täglich gegen Mittag Wolken, aus denen die Pflanzen die nötige Feuchtigkeit filtern.

Lorbeerwälder bedecken hier fast senkrechte Felswände und tiefe Schluchten.




Riesige Farne, dicke Moospolster, Lianen, Bäche und abgrundtiefe Schluchten
machen diesen Wald undurchdringlich, wo kein Weg freigehalten wird.













An einem Aussichtspunkt, leider ohne tolle Aussicht, denn die Sicht war gerade aus.

Man beachte meine hervorragenden neuen Strickgamaschen!






 
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So richtig in den Nebel geraten wir, als wie den Pico Bejenado besteigen wollen,
den einzigen freistehenden Berggipfel der Insel.
Er ist eigentlich schon auf der Westseite der Cumbre, der Wetterscheide, doch wir hatten einfach Pech.
Eigentlich hat man von diesem Weg und dem Berg "einen grandiosen Blick in die Caldera de Taburiente", in den riesigen Vulkankessel, der das Zentrum der Insel bildet.

Wie jeden Tag sind wir gleich zu Sonnenaufgang dort, doch das nützt uns diesmal nichts.

Zu Beginn des Aufstieges haben wir noch richtig gute Sicht mit einer Ahnung von Blau im Hintergrund.







Wir hoffen darauf, 700 m höher über den Wolken zu stehen und auf das Wolkenmeer hinabsehen zu können.

Aber ...



















... kein grandioser Blick in die Caldera.

Allerdings, nun am Ende gehören diese Nebelaufnahmen sogar zu meinen Lieblingsbildern der Reise


 
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Der Südteil der Insel besteht aus einer Kette mehr oder weniger aktiver Vulkane.
Unter sternenklarem Himmel fahren wir morgens los,
um bei schönstem Licht die Vulkane Teneguia und San Antonio zu umrunden.
Kurz vor unserem Ziel finden wir die wohl einzige massive Wolke,
die sich hartnäckig an der Insel festkrallt.

Da es windig ist, sehr sogar, hoffen wir darauf, dass sie sich nicht gar so lange halten kann.
Doch sehen wir eine ziemliche Weile nicht viel.




Unser Wanderbüchlein gibt nur ziemlich vage Auskunft darüber, wie man an den Vulkankrater herankommt.
Und so irren wir eine Weile durch eine bizarre Landschaft.







Plötzlich findet die Sonne durch ein Loch im Nebel und wir den Krater!



Irgendwie ist der aber ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt hatten, und wir sind ein bisschen enttäuscht.
Er riecht nicht mal nach Schwefel.

Erst einige Zeit später, als wir schon eine Strecke weitergezogen sind, hebt sich der Nebel auch dort hinten und wir sehen - den wahren Teneguia!
Der große Krater dort hinten mit dem kleinen Gipfel dahinter.




Na, was solls.
Ich fotografiere noch ein wenig in dieser versteinerten Schlammblasenlandschaft.




Am Volcan San Antonio




Der breite, erkaltete Lavafluss des San Juan, der 1949 ausgebrochen ist, lädt zum Entdecken ein.
Es gibt hier einen großen Lava-Tunnel, durch den man bislang einfach so laufen konnte.
Im Moment ist dort leider eine Baustelle, ein Besucherzentrum wird errichtet.
Aus mit Abenteuer.




In den Wolken der San Juan.
Man sieht die Lavaflüsse den Berg hinunter ziehen.




Wir essen ein Eis und bekommen sofort Besuch von den allgegenwärtigen Eidechsen.




Eidechsen? Schoko-Monster!
Kaum legt man seinen abgelutschten Stiel zur Seite, um ein Foto zu machen,
schon fällt eine Echse darüber her und holt, was noch zu holen ist.




Bei klarem Wetter, aber nun schon später am Tag, laufen wir über die Cumbre, das vulkanische Rückgrat der Insel.




Auf dem Pico Nambroque, 1924 m
Endlich haben wir einen Blick nach Norden auf den Rand der Caldera de Taburiente.
Meine Mutter steht auf den Resten eines verstopften, versteinerten Vulkanschlotes (Dique),
um den herum der Vulkan langsam wegverwittert.
Links sieht man über einen Kamm bis zum Pico Birigoyo, über den wir gekommen sind.
Dahinter liegt der bewaldete Pico Bejenado, der Nebelberg.
Von rechts, von Osten her, zieht die tägliche Passatwolkendecke herauf.
Im Idealfall kann man beobachten, wie sie wie ein Wasserfall über die Cumbre hinüberschwappt und dort ein Stück hinunterfließt,
bevor sich die Wolken im warmen, trockenen Westen der Insel auflösen.
So schön können wir das leider nicht beobachten.






 
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Ach ja, das Wetter.
Im Reiseführer steht, dass es auf der Westseite immer sonnig und trocken ist (deshalb wohnen wir dort)
und auf der Ostseite jeden Tag gegen Mittag diese Passatwolken aufziehen.
Aber wir "dürfen" eine Ausnahme erleben.
Ein Unwetter. Tagelang angekündigt. Und tatsächlich pünktlich.
Nachts geht ordentlich Regen aus der falschen Richtung herunter, es gewittert sehr hübsch
und wir schalten den Wecker aus.
Morgen ist ausschlafen angesagt. Kein Sonnenaufgang.
Gegen Mittag hört es auf zu regnen, erste Lichtflecken sind über dem Meer auszumachen.
Kein Tag für große Touren, aber noch genug Zeit, sich ein paar Kleinigkeiten auf der Insel anzusehen.
Am nächsten Tag, teilweise noch am übernächsten, sind leider viele Straßen und Wege gesperrt, wegen Erdrutschen und Steinschlag.
Unsere geplante Wanderung fällt so dem Unwetter zum Opfer und wir sehen uns noch ein wenig auf der Insel um.

La Glorieta ist ein kleiner Dorfplatz in Las Manchas,
gestaltet von einem Künstler der Insel, Luis Morera.
Dieser Garten ist mit viel Liebe zum Detail angelegt, und es gibt überall etwas zu entdecken.

Man beachte die künstlichen und die echten Blätter!













San Andres ist sicher eines der hübschesten Städtchen auf der Insel.







Paella





Schließlich finden wir in La Tosca und Las Tricias eine Ansammlung der Kanarischen Drachenbäume.
Sie sind eigentlich keine Bäume, sondern gehören zu den einkeimblättrigen Spargelgewächsen.
Daher sind sie vor mir sicher.
Der Name kommt möglicherweise daher, dass er dort, wo Triebe abbrechen, gleich mehrere neue austreibt -
wie ein Drache, dem man seinen Kopf abschlägt, dort gleich zwei neue bekommt.
Zudem tritt an Verletzungen ein tiefrotes Harz aus, das Drachenblut.
Dieses Harz wurde eine Weile als Wundermittel gegen Knochenbrüche und Zahnkrankheiten sowie zur Holzkonservierung genutzt.
Das hat fast zur Ausrottung der Art geführt.

















 
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Nun bleiben uns nur noch zwei Tage.
Und wir waren noch nicht im eigentlichen Zentrum der Insel.
In und auf der Caldera de Taburiente, dem großen Krater.
Noch immer ist der Weg in die Caldera gesperrt, und so versuchen wir auf den Rand hinauf zu kommen.
Die Straße ist offen.
Von Weitem sieht man schon das Observatorio Astrofisico.
Die fünf Sternwarten gehören zu den weltweit größten und werden von verschiedenen Nationen betrieben.
Der Himmel hier über der Insel ist extrem klar. Wenn er klar ist.
Der Kraterrand ist bis knapp 2500 m hoch.
In den Orten La Palmas dürfen nur bestimmte Lampen zur Straßenbeleuchtung genutzt werden,
um möglichst wenig Licht gen Himmel zu verbreiten.
Autos dürfen hier oben nachts nur mit Standlicht fahren.

Leider sind die Observatorien für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.







Heute ist der Himmel leider nicht klar, das Licht ist fürchterlich.










Es ist dennoch eine beeindruckende Wanderung mit tollen Tiefblicken.
Der Krater hat einen Durchmesser von etwa 9 km und einen Umfang von 28 km.
Der tiefste Punkt in der Caldera ist 430 m hoch, der Calderarand etwa 2430.
Man blickt also bis zu 2000 Meter fast senkrecht in die Tiefe!

Auf dem Rückweg fahren wir an der Zufahrtstraße in die innere Caldera vorbei.
Die Straßensperre scheint aufgehoben!
Haben wir an unserem letzten Tag Glück und kommen doch noch hinein!?



 
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Alles scheint gut zu werden!
Der Wecker klingelt. Es ist sternenklare Nacht.
Eine Dämmerung gibt es hier nicht.
Die Sonne springt über den Horizont und steht gleich mitten am Himmel. So kommt es mir oft vor.
Wir fahren zum Infozentrum am Eingang der Caldera, von wo aus man mit einem Shuttle-Taxi weiter hineinfahren kann.
Das erste fährt erst nach Sonnenaufgang
Ich hoffe noch darauf, dass die hohe Bergkette um uns herum das wettmacht.
Aber eigentlich sind wir ein bisschen zu spät. Schade.
Der Chauffeur kann nur Spanisch, wir nicht. Auch schade.
Auf einem Parkplatz auf 1000 m Höhe kommen wir an,
springen aus dem Wagen und machen sofort ein paar Bilder, bevor das Licht noch höher steigt.




Bald wandern wir durch die Caldera und es wird ein wunderbarer Tag!
Die Mischung aus Kaktus und Kiefer fasziniert mich immer wieder.



















Roque del Huso







Playa de Taburiente













Gelbes Wasser.
Hier führt der Bach auf kurzer Strecke etwas wie Lehm mit, der sich im Bachbett ablagert.







Cascada de colores










Roque Idafe,
heiliger Felsen der Ureinwohner



So haben wir am letzten Tag tatsächlich noch Glück und können durch die Caldera wandern.
Das ist wirklich eines der Highlights der Insel!


Insgesamt war es wirklich schön auf La Palma.
Die Insel ist sehr abwechslungsreich.
Zum Wandern gibt es viele gut ausgebaute und beschilderte Wege und Karten.
Zum Fotografieren gibt es zwar zahllose Motive. Das Licht fand ich aber oft schwierig. Es ist entweder stockfinster oder grell hell. Es gibt weder morgens noch abends eine nennenswerte Dämmerung, einen epischen Sonnenaufgang oder eine Blaue Stunde. Das Licht geht einfach an und wieder aus.

Einen ganz herzlichen Dank an Elmar, dessen 12-24er ich mitnehmen durfte, um bloß alles auf´s Bild zu bekommen! :4you:

Ich danke euch allen, die ihr hier hereingeschaut habt!

Hasta la vista!
Sylvia
 
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Danke für die schönen Aufnahmen, die mich an unseren Urlaub auf La Palma im letzten Sommer erinnern - nur dass deine Aufnahmen viel schöner gelungen sind, obwohl wir im Sommer weniger mit dem Nebel zu kämpfen hatten (mit Ausnahme der Ostseite). Mit den Kakteen haben wir uns allerdings nicht angelegt.
 
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Eine wunderbare Reise, Sylvia. Wie immer hoch informativ und wunderbar in Szene gesetzt ... :up::up::up:
 
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Schöne Eindrücke, danke dafür, Sylvia!
Die Bilder wecken schon die Vorfreude auf die Weihnachtsferien…
Das mit dem Unwetter ist wirklich Pech gewesen! Im Oktober ist das eher selten, aber auch in dieser Ecke bemerkt man eine Veränderung des Klimas, wie an so vielen anderen Stellen der Welt auch...
 
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Auch wenn´s mit dem Licht/Wetter manchmal etwas schwierig war hast du tolle Aufnahmen mitgebracht (die Caldera ist schon ein ganz besonderer Ort) - aufgenommen in unsere Highlights :up:
 
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Sehr sehens- und lesenwerter Bericht!

Und zeigt, dass schlechtes Wetter manchmal die schönsten Bilder zum Vorschein bringt :up:
 
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