Goldener Schnitt und sonstige Ammenmärchen...

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Tecumsee

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Auch auf die Gefahr hin das ich gesteinigt werde :fahne:, möchte ich auch gerade den Einsteigern Mut machen, sich nicht von jeder Bildkritik gleich ins Boxhorn jagen zu lassen und jede Kritik angemessen zu bewerten.

Es gibt in der Regel immer wiederkehrende Vorschläge zur Bildoptimierung. Von der technischen Seite der Bedienung von Kameras und Objektiven einmal abgesehen (inklusive spezieller "künstlerischer Herangehensweisen" wie Langzeitbelichtung usw.) halte ich diese in der Regel für Stereotyp und generell schlichtweg in der Pauschalität für falsch.

Ich versuche einmal aufzuzählen:

- Motiv nicht im goldenen Schnitt

Aus meiner Sicht eine aberwitzige Anmaßung, den goldenen Schnitt als das Nonplusultra der Bildgestaltung zu propagieren. Ich habe nicht unerheblich Erfahrung mit "handgemachter" Malerei, in der häufig ähnliche Ansätze ausgesprochen werden. Der Goldene Schnitt ist einzig und allein EIN Stilmittel von vielen um die Harmonie und Ästetik zu erhöhen. Es kann jedoch genug Gründe geben Ihn nicht zuverwenden. Viele Künstler verzichten bewusst auf diese Form, und auch die Fotographie bildet hier keine Ausnahme.

- Motiv ist zu zentral/mittig

Im Prinzip die gleiche Argumentation wie oben, immer 2/3 - 1/3 ist genauso langweilig wie immer nur mittig. Gerade in Architekturfotographie sind mittige Bildelemente gezielte Stilelement, die alles andere als langweilig wirken.

Meine Grundaussagen:
Wenn ihr ein Foto macht, dann überlegt welche Aussage ihr mit dem Motiv treffen wollt. Dann wählt Stilmittel aus die diese Aussagen unterstreichen, dieses könnte der goldenen Schnitt, eine dezentrale Position oder anderes sein, ein MUSS hierfür gibt es jedoch nicht!

Lag mir mal auf der Seele, musste raus;););)

Wie denkt ihr darüber? Könnt mich auch gerne sachlich zerreissen oder auch anfügen was euch dazu einfällt :up:
 
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ich empfinde die proportionen von 2:3, gs und 3:4 als deutlich unterschiedlich. wenn du das alles über einen kamm scheren willst, brauchen wir über kompositorische feinheiten gar nicht mehr zu reden.
 
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Panorama ,- Rund und Quadrat das sind Unterschiede .
Ich weiß was du meinst , aber den GS als Ammenmärchen zu bezeichnen ist noch verkehrter als göttliches Maß.
Instinktiv Fotografieren wir so lange danach bis wir den Drang verspüren anders werden zu wollen . Das glückt dann oft , noch öfter aber nicht . ( Mich eingeschlossen )
:fahne:
 
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Klassik wird auch "formal" als harmonischer bewertet, aber ich ziehe trotzdem Free-Jazz vor, auch und gerade wenn er nicht den Geschmack der Masse trifft, dies aber nur weil ich seit 25 Jahren selber Musik mache, und das Handwerk dazu gelernt habe.

:fahne: ;););)

Wenn Du Musiker bist, dann weiß Du ja auch, dass die Harmonien der "Golden Schnitt" der Musiker ist. Die meisten Titel sind danach komponiert - es gibt aber auch tolle Ausnahmen.

Das beste Beispiel ist der Mensch selbst, der nach den Regeln des Golden Schnitts gebaut ist; aus diesen Proportionen hat man sicher den Goldenen Schnitt entwickelt und deshalb gefällt uns vieles, was nach diesen Regeln gestaltet ist (3:5 wie 5:8 wie 8:13 usw.).

Nehmen wir mal die großen Maler, sie alle haben den GS beherzigt, Picasso aber wieder weniger - Dürer z.B. war ein ganz großer Vertreter des GS!

Alles ist erlaubt, es muß nur schön sein!
 
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Wenn Du Musiker bist, dann weiß Du ja auch, dass die Harmonien der "Golden Schnitt" der Musiker ist. Die meisten Titel sind danach komponiert - es gibt aber auch tolle Ausnahmen.


Nehmen wir mal die großen Maler, sie alle haben den GS beherzigt, Picasso aber wieder weniger - Dürer z.B. war ein ganz großer Vertreter des GS!


Doch gerade auch Picasso der anfangs malte wie Raffaello und später in seiner abstrakten SchaffenPeriode gerade diesen Proportionenstil beherzigte .
 
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Interressant, mit welcher Verbissenheit dieses Randthema hier breitgewalzt wird. Diese "Glaubenskriege" gab es schon immer. Wer sich in der Kunsgeschichte auskennt, der weiß, mit welchem Gezeter die Impressionisten von den Traditionalisten bedacht wurden.
Hier gibt es Leute, die die Fotografie von der Pieke auf gelernt haben. Lehre, Studium und Berufsleben haben sie geprägt. In dieser Zeit haben sie die Grundsätze der formalen Bildgestaltung verinnerlicht. Diese Grundregeln werden vielfach mit der Pädagogik einer Oberrealschullehrers verteidigt.
Wenn ich ein Bild zeige, werden 10 Leute sagen, es sei zu mittig. 10 sagen, es sei genau richtig. Also, was soll's. Wenn Alle sich an Feiniger, Mante und Co. halten würden, wäre unsere Fotografie sehr arm. Wie viele geniale Fotografen haben sich einen Deut um goldene Schnitte und andere Formalitäten gekümmert.
Wenn ich ein Foto mache, dann mache ich es so, wie es mir gefällt. Ob es den Vorstellungen Anderer missfällt, oder ob in Dortmund eine Bratwurst platzt, ist für mich das Gleiche.
 
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Wenn ich ein Foto mache, dann mache ich es so, wie es mir gefällt. Ob es den Vorstellungen Anderer missfällt, oder ob in Dortmund eine Bratwurst platzt, ist für mich das Gleiche.

sicher, dieser Standpunkt ist bequem und auch legitim.

Mich interessiert es hingegen schon wie mein Bild von anderen Betrachtern empfunden wird. Nur so lerne ich :)
 
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ich empfinde die proportionen von 2:3, gs und 3:4 als deutlich unterschiedlich. wenn du das alles über einen kamm scheren willst, brauchen wir über kompositorische feinheiten gar nicht mehr zu reden.

Hmm, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, konvergiert doch der Quotient benachbarter Glieder der Fibonacci-Folge gegen den Goldenen Schnitt, oder? Und die geht halt so: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, und so weiter; jedes neue Glied ist die Summe der beiden vorhergehenden. Insofern ist 2:3 nach 1:2 schon als die zweite brauchbare Näherung an den GS anzusehen.

Burkard
 
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bilder müssen nicht nur keinem goldenen schnitt unterliegen - sie dürfen auch völlig falsch belichtet, fehlfarbig und unscharf sein.

bilder nach so einer richtline aufzunehmen ist allerdings kein qualitätsiegel - ebensowenig wie bilder die diesen kriterien nicht entprechen - sondern genau dem gegenteil.

ja, gute bilder sind leider nicht so einfach auf die reihe zu bekommen wie ein multiple choice test.

;)
 
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Recht hast du schon . @ DATWILLI
Aber es gibt auch Fotos da stimmt die Kritik . Was soll man da sagen ohne gleich als dogmatisch zu gelten .
Selbstbewusst aufgeteilte Fotos können sehr inspirierend und spannend sein aber wenn sie es vom Motiv nicht bringen rettet sie das auch nicht .
 
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das bewerten von bilder ist das ausdrücken einer meinung.

Vincent van Gogh ist arm gestorben - meinungen scheinen also irgendwie auch dem wandel der zeit zu unterliegen.

ich denke aber trotzdem das das kennenlernen der 'regeln' ein guter startpunkt ist sich bewußt davon entfernen zu können.
 
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Aber es gibt auch Fotos da stimmt die Kritik .

Gottseidank, dass das so ist. Ich bin dankbar für jede Kritik. Auch für harte Auseinandersetzungen, wenn es sich um eine faire, sachliche Kritik handelt. Ich meine nur, dass es möglich sein muss über die Dinge zu reden, ohne dass gleich Totschlagsargumente wie goldener Schnitt usw. als Weltanschauung auf den Bildschirm geknallt werden.
 
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Hmm, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, konvergiert doch der Quotient benachbarter Glieder der Fibonacci-Folge gegen den Goldenen Schnitt, oder? Und die geht halt so: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, und so weiter; jedes neue Glied ist die Summe der beiden vorhergehenden. Insofern ist 2:3 nach 1:2 schon als die zweite brauchbare Näherung an den GS anzusehen.

Burkard

was soll uns das jetzt sagen? ein quadrat ist mehr kreis als ein gleichseitiges dreieck, oder was?
 
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Der goldene Schnitt ist eine Ästetische Größe . Das irgendwelche Gefühlkalte Mathematiker der Antike versucht haben ihn auf den Millimeter zu berechnen ist für mich totaler Unsinn . Deswegen entspricht für mich das Postkartenformat der 16 : 9 Fernseher sowie unser Gesichtsfeld ihn in etwa.
 
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sicher, dieser Standpunkt ist bequem und auch legitim.

Mich interessiert es hingegen schon wie mein Bild von anderen Betrachtern empfunden wird. Nur so lerne ich :)

Ich glaube, dieser Standpunkt ist eher unbequem, weil die Anerkennung seltener ist. Und Anerkennung ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Viele Threads hier im Forum laufen doch in Richtung Anerkennung und Harmonie. Viele entschuldigen sich schon, bevor kritisiert wird, vielleicht auch aus Höflichkeit. Harsche Kritik wird als störend empfunden.
Alles mein persönlicher Eindruck.

Grüsse Leo
 
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Wenn ich ein Foto mache, dann mache ich es so, wie es mir gefällt. Ob es den Vorstellungen Anderer missfällt, oder ob in Dortmund eine Bratwurst platzt, ist für mich das Gleiche.
sicher, dieser Standpunkt ist bequem und auch legitim.

Mich interessiert es hingegen schon wie mein Bild von anderen Betrachtern empfunden wird. Nur so lerne ich :)
Ich glaube, dieser Standpunkt ist eher unbequem, weil die Anerkennung seltener ist. Und Anerkennung ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Es kommt immer auf das richtige Maß an. Wenn es jemand zu sehr darauf anlegt, dass seine Bilder möglichst vielen gefallen, dann nähert er sich vielleicht im besten Fall dem gerade geltenden ästhetischen Ideal an, möglicherweise aber nur dem guten Durchschnitt der Gruppe, der er seine Bilder zeigt. Aber immerhin.

Wie sieht es mit hoher Kunst aus? Den von allen völlig unverstandenen Künstler halte ich für einen Mythos, aber es ist schon oft vorgekommen, dass große Künstler zu ihren Lebzeiten von der breiten Basis unverstanden blieben. Die einen von diesen Künstlern sehnten sich nach Anerkennung, die sie aber nur von wenigen erhielten, und waren dadurch verletzt. Trotzdem blieben sie sich selber treu. Anderen verletzte die fehlende Anerkennung nicht so und blieben sich selber ebenfalls treu. Wären sie sich untreu geworden, würden wir ihre Werke heute nicht so bewundern. Ich denke aber, dass sich alle dafür interessierten, wie ihre Werke empfunden wurden.

Das Problem an der hohen Kunst ist halt, dass der Platz auf dem Gipfel sehr eng ist. Die großen Künstler haben außerdem den handwerklichen Teil ihrer Kunst beherrscht und von der Pike auf gelernt (ja, genau: das sind die unbeliebten Regeln). Wenn jemand weitgehend unverstanden bleibt, dann ist die Wahrscheinlichkeit enorm groß, dass es nicht daran liegt, dass er so ein genialer Künstler oder ein von allen verkanntes Genie ist. Willkürliches Abweichen von allen Regeln und breites Unverständnis anderer gegenüber den eigenen Werken ist halt noch lange nicht Kunst.

Ach ja, die hohe Kunst! Mögen täte ich ja schon wollen, aber können habe ich noch nicht geschafft. Ich bin mir sehr sicher, dass ich weder ein genialer Künstler, noch ein verkanntes Genie bin. Ich fotografiere extrem gern und möchte darin immer besser werden. Indem ich meine Bilder herzeige und der Kritik stelle, kann ich lernen. Kritik kann ich annehmen oder auch begründet ablehnen, nachdem ich darüber reflektiert habe und der Meinung bin, dass sie nicht zutrifft. Auf diese Weise werde ich vielleicht nicht zum genialen Künstler, aber möglicherweise zu einen besseren Fotografen.
 
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