[GB] South West Coast Path - Part II

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assiliisoq

Sehr aktives NF Mitglied
Registriert
South West Coast Path / England
Mittelteil von Newquay nach Plymouth rund um Cornwall
4.4. - 21.4.2019

überwiegend solo, überwiegend im Zelt (wild)


Hallo zusammen!

Da ich gerade umständehalber etwas Zeit habe, möchte ich euch von meiner Frühjahrstour 2019 erzählen.
Im Frühjahr 2018 habe ich begonnen, den South West Coast Path in England zu laufen.
Schon da war es, nachdem alles geplant war, nicht ganz klar, ob das Unternehmen klappen würde, denn der Brexit stand im Raum.
Wie der Name schon sagt, verläuft der Pfad entlang der Südwestküste Englands, Gesamtlänge 1014 km.

Im letzten Frühling 2019 dann wurde, nachdem alles geplant war, der Brexit mitten in meine Tour hinein verlegt. Sollte ich fliegen - oder lieber nicht? Alles ging gut, wieder kein Brexit.

Dieses Mal, Frühling 2020, habe ich mit einem Freund zusammen geplant, den 3. und letzten Teil zu laufen. Der Brexit war diesmal schon erledigt, keine Visumpflicht oder sonstige Hindernisse haben sich bisher ergeben, endlich eine in dieser Hinsicht entspannte Tour.
Bis dann dieses kleine Mistviech kam und schaffte, was der Brexit nicht vermocht hat - die Tour auf Eis zu legen.
Mein Flug wäre übermorgen gegangen, ich hätte dieses Jahr fast 3 Wochen Zeit gehabt, der Wetterbericht ist phantastisch!
Mist! :( :heul: :motz:

Na, dann nutze ich eben die Zeit, endlich vom 2. Teil zu berichten.




Anreise 4.4.2019

Um 4:11 fährt der Bus vor meiner Haustüre weg, mit Regionalbahn und S-Bahn gelange ich nach 1,5 Std. planmäßig zum Hamburger Flughafen. Es dauerte sehr lange, bis die Schalter öffneten, 20 Min. bis Boarding, dann endlich der Gepäckaufkleber, mit dem im Müllsack verpackten Rucksack wie üblich noch zum Sperrgepäckschalter joggen, von da zur Security düsen - glücklicherweise diesmal nur eine kurze Schlange, jetzt flott zum Gate. Passt!

Der Flieger hebt pünktlich ab und um 8:30 sitze ich schon in London Heathrow im Cafe Nero.



Hier muss ich nun 3 Std. warten, bis mein National Express Bus mich nach Newquay bringt. Ich habe extra mit etwas Puffer geplant, da nicht ganz klar war, wie das wohl mit dem Brexit laufen wird, ob evtl. die Kontrollen Zeit kosten etc.

Ich versuche noch, über die Seite von National Express auf einen früheren Bus umzubuchen, aber die können gerade nicht an "Mainland Europe" verkaufen, da die Lage unklar ist ...
Egal, ist ganz gemütlich hier.
Gut, dass der Bus für die Rückfahrt schon gebucht ist!

Ich frage mich, ob ich wohl am Ende der Reise noch in der EU unterwegs bin oder an genau dieser Stelle in einem Drittstaat sitze und in die EU wieder einreisen muss, und was das dann für meine Rückreise bedeutet. Auch da habe ich vorsichtshalber Puffer eingeplant.

Ich trinke ein paar Chai Latte und stelle alle Uhren auf Inselzeit um.

Der Bus bringt mich pünktlich über Plymouth (mein Ziel für diese Reise) nach Newquay, meinen Startpunkt.
Es regnet während der Fahrt andauernd und heftig.
Ich denke an die endlosen Passagen durch knöcheltiefen Matsch im letzten Jahr.
Wie zum Abschluss letztes Jahr übernachte ich wieder im pink dorm des St. Christopher´s Inn. Diesmal habe ich den 8er-Schlafsaal nicht für mich alleine, es sind noch 3 Mädels da.
Übernachten kann man da ganz gut, das Essen - naja.

Der Wetterbericht sagt für die nächsten beiden Tage sehr viel Regen an :(
Nun ja, dafür habe ich mir die Sealskinz-Socken gekauft, die kann ich morgen wohl gleich testen.
Ich entscheide mich, online für St. Ives - sollte ich in 2 Tagen schaffen - ein Hostelbett zu buchen. Zum Durchtrocknen, und auch, weil ich mir den Ort etwas ausgiebiger ansehen möchte.

Den Yogi-Veggie-Burger spüle ich mit Guinness runter und falle ins Bett.
 
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(Newquay) - Perranporth - Portreath 5.4.2019

Das Frühstück war, wie auch letztes Jahr hier, recht trocken und dürftig.

Gerade zur Ladenöffnungszeit stehe ich vor dem Millets, um mir noch eine Gaskartusche zu kaufen.
Ich will überwiegend (wild) zelten.
Es gibt die ganze Bandbreite an Gaskartuschen dort, hatte ich mir letztes Jahr schon angesehen.

Gleich neben dem Laden ist die Bushaltestelle. Nach einigem Warten in der Sonne! bringt mich die 87 in 30 Min. nach Perranporth, wo ich im letzten Jahr meine Tour beendet hatte.
Ich schultere meinen Rucksack und mache mich direkt auf den Weg.




Der erste Anstieg der Tour bringt mich zur Millennium Sundial, einer Sonnenuhr, die gerade außer Betrieb ist.




Kurz danach beginnt es dann auch zu regnen, ich ziehe die Regensachen über und packe den Fotoapparat in den Rucksack.
Da es jedoch auch immer Regenpausen gibt, mache ich doch einige Fotos unterwegs.

Viel felsige Steilküste, ab und zu ein Strand.













Gegen Mittag erreiche ich Porthtowan und gönne mir im Café einen heißen Kakao.
Ich fühle mich noch nicht so richtig in Wander-Form. Ist ja auch der erste Tag nach einem faulen Winter.
Der Weg ist aber recht leicht zu laufen und von der Matschigkeit nicht zu vergleichen mit dem Morast im letzten Jahr.

Es geht durch ehemaliges Minengebiet.

Drahtgeflechte decken offene Schächte ab.




Minen bei Cligga Head (Abbau von Zinn und Wolfram)







Weiter geht es an der Küste entlang.




Der Weg ist insgesamt recht leicht zu laufen. Mal steinig, mal schottrig, trotz Regens kaum matschig.
Nur wenige steile Taleinschnitte sind zu bewältigen, wenn sie mit Treppen versehen sind, dann sind die Stufen nicht über kniehoch, wie so oft im letzten Jahr.
Es regnet weiterhin ab und zu, aber nicht so, dass ich die Sealskinz wirklich testen könnte.

Unterwegs treffe ich nur 1 Wanderer, er kommt von Land´s End und will nach John O´Groats.

Blumenkohl im April? Ein ganzer Acker voll! Wurde der nicht geerntet im Herbst? Ist das so üblich?







Als ich gegen 17:30 mein Zelt aufbaue, schaut sogar einmal die Sonne raus.
Kurz hinter Portreath habe ich ein kleines Tal mit einem Bach gefunden, darin eine zeltgroße, fast ebene Fläche zwischen Primeln und Zwiebeln.





Insgesamt war das ein schöner erster Wandertag.
Das Wetter war besser als angekündigt.
In den Sealskinz bin ich gut gelaufen, habe sie aber nicht auf Wasserdichtigkeit testen können.
Körperlich fühlte ich mich über den Tag immer besser.
Ich freue mich, endlich wieder auf dem Trail zu sein und genieße es, im Zelt zu hocken und zu kochen.
 
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Portreath - St. Ives 6.4.2019


Ich habe meine Strecke nicht mitgetrackt, kann also nicht genau sagen, wie weit ich jeden Tag gelaufen bin.
Wer das für sich planen will, kann auf der Seite des SWCP den Distance Calculator bemühen.
Es waren aber i.d.R. so um die 20-25 km. An einigen Tagen kamen dazu noch etliche Höhenmeter, was man von einer Küstenwanderung nicht unbedingt erwartet. Manche Etappe hatte tatsächlich um die 1000 Hm! Dabei ging es kaum über 100m hinauf, aber immer wieder: Meereshöhe, 100 Hm steiler Anstieg, 100 Hm steiler Abstieg, ... oft mit Treppenstufen, die so hoch waren, dass ich froh über meine Stöcke war, an denen ich mich hochziehen konnte :whis-take0-27735:

Heute will ich bis St. Ives kommen. Das ist eine der längeren Strecken, knapp über 30 km, dafür wenige Höhenmeter.
Zwischendurch muss man durch Hayle, eine unschöne Hafenstadt, deren Hafenkanäle umlaufen werden müssen.

Gerade habe ich mein Zelt abgebaut, es ist sehr nass durch den Tau im tiefen Gras neben dem Bach.
Ein erster Aufstieg über Treppen bringt mich zu einem kleinen Parkplatz, dem Ende einer Stichstraße.

Hier parken 2 englische Autos, deren Besitzer sich zu einer Tageswanderung aufmachen wollen.
Das Paar aus dem ersten Wagen spricht mich an und wir schnacken eine Weile. Dabei zeigen sie auf einen jungen Mann mit Rucksack, der mit dem anderen Paar in ein Gespräch vertieft ist. Er sei auch Deutscher.
Der holt mich bald ein, als ich wieder auf dem Weg bin und wir stellen fest, dass wir beide auf dem SWCP unterwegs sind und heute das Cohort Hostel in St. Ives zum Ziel haben. Er ist ohne Zelt unterwegs.
Daher können wir beim Quatschen ja auch eigentlich weiterlaufen.
Thorsten ist schneller als ich, wahrscheinlich muss er ein wenig bremsen. Ich muss mich jedenfalls etwas sputen, damit ich mit ihm Schritt halten kann. Bei dem überwiegend flachen Gelände geht das aber ganz gut und mir wird ordentlich warm.






So könnte Regen gerne immer aussehen. Zumindest beim Wandern.
Ginster und Schwarzdorn blühen, sonst ist die Natur noch recht vorfrühlingshaft.

Godevry Lighthouse










Bis Hayle geht es dann sehr lange durch Strand- und Dünenlandschaften.
Vor lauter Quatschen vergesse ich aber, Fotos zu machen.

Auch von Hayle und der wenig schönen Hafenumrundung habe ich keine Bilder. Es war aber weniger schlimm als erwartet.
Am Anfang stärken wir uns noch mit einem Kakao an einem Kiosk, der heute den ersten Tag geöffnet hat und daher noch keine Marshmellows anbieten kann. Kakao mit Sahne und Mini-Marshmellows - sooo gut! :cool:

Erst als wir St. Uny in Leland auf der anderen Fjordseite erreichen, machen wir die nächste Pause und sehen uns ein wenig um.
Die mittelalterliche Kirche (12.Jh.) ist ganz aus Granit gebaut.




Viele sehr alte Gräber unter keltischen Kreuzen.










Jeder hat seinen eigenen Platz mit seinem eigenen handbestickten Sitzkissen.




Im Turm läuten 6 Glocken.




Am hinteren Ende des Geländes steht eine (Begräbnis?) Kapelle.




Das Haus von Rosamunde Pilcher verpassen wir jedoch. Es ist sicher eine dieser großen Villen mit den parkähnlichen Gärten.
So quatschen wir uns weiter bis nach St. Ives. Die Zeit vergeht wie im Flug, von der heute weniger spektakulären Landschaft bekomme ich gar nicht so viel mit.







Very british.




Vor lauter Erzählen laufen wir sogar zuerst an unserer Unterkunft vorbei. Als wir am Ende des Städtchens ankommen, müssen wir also umdrehen und finden etwas aufmerksamer dann schnell das Hostel.




Wir checken ein, machen uns ein wenig frisch und erkunden dann St. Ives.
Ein sehr hübsches Städtchen. In der Saison wird es angeblich stark von Touristen überrannt. Heute ist es ruhig.







Nach einem ShopStop im Co-op gleich gegenüber vom Hostel (7am-11pm) wollen wir unsere leeren Mägen mit einheimischer Küche beglücken.
Im Castle Inn gibt es keine Pasties auf der Karte.




So wechseln wir nach einem Bier nach nebenan.




Zum 2. Bier wird mir Beef Stew with 2 Dumplings serviert, Thorsten bekommt sein Fish Pasty.
Während wir schlemmen, baut eine kleine Band ihre Instrumente auf.

Die Musik ist nicht so ganz unser Fall.
Wir wechseln wieder ins Castle Inn, wo mittlerweile der Boyfriend der Sängerin aus dem Union Inn E-Gitarre in einer anderen Band spielt. Sie kommen sich in Breaks immer mal gegenseitig besuchen und trinken einen Schluck gemeinsam.

Thorsten ist ganz begeistert von der Musik (meins ist es nicht so ganz), es folgt ein 3. Bier, gegen das ich mich zu spät gewehrt habe und mit dem ich ein wenig kämpfen muss. Oder ist es die Müdigkeit? Gegen Mitternacht packt die Band ein und ich falle auch schon fast vom Stuhl.

Vor dem Hostel haben wir Probleme mit unseren Schlüsselkarten (oder wie heißt das Ding offiziell?). Nach einigem Probieren mit beiden Karten müssen wir doch einen Mitarbeiter aus dem Bett klingeln, der daran scheinbar schon gewöhnt ist.

Wir beide verabschieden uns. Thorsten will morgen wieder ordentlich Strecke machen, er muss sein nächstes Hostel erreichen. Ich will ausschlafen und bin mit meinem Zelt viel flexibler.
Als ich im Bett liege, denke ich, wir hätten noch Adressen und Nummern austauschen sollen. Schade! War echt ein schöner Tag zusammen! Danke! Guten Weg noch!
Kurz vor dem Einschlafen werfe ich vorsichtshalber noch eine Aspirin in das Bier und schlafe dann wie ein Stein.
 
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Hallo Sylvia,

toller Bericht und bestimmt auch eine coole Tour. Obwohl es mich eher nach Schottland zieht.

Jedenfalls habe ich das Thema abonniert und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Grüße und bleib' gesund
Rainer
 
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Hallo Sylvia!

Ich habe all Deine Reiseberichte verfolgt und bin noch nie enttäuscht worden. Vermutlich werde ich s auch dieses Mal nicht sein, es fängt ja schon interessant an.

Du wolltest doch im letzten Jahr mal Dein Fotoequiment überdenken. Was ist denn dabei raus gekommen?

Freue mich schon auf die weiteren Beiträge!

Viele Grüsse aus dem Sauerland
Franz-Josef
 
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St. Ives - Pendeen Watch 7.4.2019


Bis auf die Müdigkeit spüre ich keine Nachwirkungen des Gelages der letzten Nacht.
Ich hoffe, Thorsten geht es ebenfalls gut und er schafft seine Etappe heute problemlos.
Ich schlafe erstmal aus. Ist ja Urlaub.
Erst um 9:30 verlasse ich nach 2 Gratis-Kaffees das Hostel.
Es ist eine sehr schöne Unterkunft mit sehr nettem Personal!
Daher ist es nicht dramatisch, dass ich noch einmal zurücklaufen muss.
Nach einigen 100 m bemerke ich, dass ich meine Trekkingstöcke dort vergessen habe.

Einmal um die Landzunge herum, auf der anderen Seite am Strand entlang.
Ich treffe eine Hostel-Mitbewohnerin, die hier heute einen Surfkurs machen will, eine andere wollte einen Malkurs belegen, einer dritten begegne ich später auf dem Pfad, sie wird mit dem Bus zurückfahren.











Erst geht es ein wenig über Asphalt, dann ins Gelände.
Ein toller, wilder Küstenabschnitt erwartet mich!
Immer wieder rauf und runter, aber kaum Treppen.
Ein paar matschige Stellen, aber harmlos und sogar oft durch Trittsteine überbrückt.
Oft ist der Weg sogar felsig.
Der Abschnitt bis Zennor scheint recht beliebt zu sein, danach wird es ruhig.
Auch heute hält sich das Wetter nicht an den Wetterbericht - statt strahlendem Sonnenschein bedecken Wolken den Himmel, ab und zu gibt es auch Sprühregen oder Schauer. Dazu ein kalter NO-Wind. Ich ziehe die Regensachen ein paarmal an und aus.



















Schwierige Gegend zum zelten. Felsig, steil, viel Gestrüpp.
Ich will eigentlich bis zum Pendeen Lighthouse laufen, vermute dort aber mehr Betriebsamkeit.
Dahinter werde ich wieder zu Minenruinen kommen, bei denen auch Arsen abgebaut wurde.
Das möchte ich nicht in Restbeständen in meinem Trinkwasser haben!

Als ich über einen Hügel kurz vor Pendeen komme und die Wiesen, den Bach und die Ruine (einer Mühle?) dort sehe, weiß ich sofort: Das ist mein Zeltplatz! Es ist zwar noch recht früh, aber ich fürchte, einen so guten Platz werde ich lange nicht finden.







Etwas tiefer unten steht schon ein knallrotes Zelt.
Ich fege ein paar mumifizierte Kuhfladen aus meinem erwählten Schlafbereich, einer herrlich ebenen, weichen Wiese.
Ich hole Wasser, koche Tee und genieße die nun gelegentlich hervorblinzelnde Sonne.
Dabei stelle ich fest, dass ich nicht alleine bin, hier warten schon einige auf mich.
Zecken. Diese ganz winzigen, die ich aus Schottland kenne.
Ich finde sie am Topf, im Schuh, am Wassersack, an der Gaskartusche, sogar schon im Zelt.
Wahrscheinlich hat mich die eine oder andere auch schon gefunden.
Regelmäßig Zecken-Check.

Ob sie auch den herrlichen Sonnenuntergang genießen?




 
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Obwohl es mich eher nach Schottland zieht.

Hallo Rainer!

Ja, Schottland ist eine ganz andere Nummer! Das ist einfach großartig! Besonders im Herbst!
Im frühen Frühling stelle ich es mir dort aber noch zu sumpfig vor. Also, noch viel sumpfiger als sonst.
Regen, Schneeschmelze, kalte Temperaturen und gesättigter Boden ...
Ein Monat später muss es da toll sein!
Vielleicht wird es dieses Jahr mal wieder was ...


Gute Idee, Sylvia -ich hatte Deinen Reisebericht schon vermisst.
Freue mich schon auf die Fortsetzung. :)

Hallo Angela,

letztes Jahr bin ich irgendwie gar nicht zum Schreiben gekommen.
Da stehen noch 2 andere an ...
Also nutze ich die Zeit, um hier aufzuholen. :)



Du wolltest doch im letzten Jahr mal Dein Fotoequiment überdenken. Was ist denn dabei raus gekommen?

Hallo Franz-Josef,

vielen Dank für die Blumen!

Ich laufe immer noch mit meiner alten Kamera herum - und halte weiterhin die Augen offen nach Alternativen.
Die 7100 ist aber auch so ein tolles Arbeitstier, ich mag die einfach. ;-)


Schön, dass ihr mitkommt!
Bleibt gesund!
Sylvia
 
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Pendeen - Land`s End 8.4.2019


Ich habe wunderbar geschlafen! Zecken-Check - nichts.
Gegen 9 schultere ich meinen Rucksack und sehe den Nachbarn gerade sein Zelt abbauen. Ich freue mich ein wenig, denn sonst bin ich meist die Schlafmütze und Trödeltante.

Es war genau die richtige Entscheidung hier zu zelten, auf den nächsten Kilometern wird sich nichts Geeignetes finden.
Dennoch ist der Weg nach Pendeen Watch schön zu wandern. Es ist trocken, bedeckt, ein kalter Wind weht, es geht gerade so ohne Gore-Jacke. Den ganzen Tag kommt die Sonne nicht so recht raus.







Pendeen Watch Lighthouse







Bald erreiche ich das ehemalige Minengebiet der Levant Arsenic Mines. Ein Gewirr aus breiten Schotterwegen führt um Ruinen von hohen Häusern und Türmen.
Solche Steinruinen haben immer einen gewissen Charme. Unsere heutigen Beton-Glas-Stahl-Konstruktionen werden niemals schöne, stimmungsvolle Ruinen abgeben.










Das Minengebiet zieht sich fast bis zum Cape Cornwall. Das galt lange als der westlichste Punkt Englands, bis man feststellte, dass Land´s End noch westlicher liegt. Bisher hieß das Meer neben mir Bristol Channel, ab hier wird es zum Ärmelkanal gezählt.




Cape Cornwall




Weiter geht es über offene Höhen und Wiesen, durch Tunnel aus Ginster und Schlehen, es wird zunehmend grüner, immer mehr Blumen blühen. Der Weg ist überwiegend trocken, an chronisch matschigen Stelle liegen Stepping Stones. Welch ein Unterschied zu letztem Jahr!




Immergrün




Weißes Glockenblümchen




Ich finde heute Abend heraus, dass dieses weiße Glockenblümchen Allium Triquetrum heißt - Glöckchenlauch, eine wilde Zwiebel. Es ist aus mediterranen Gegenden hier eingewandert (worden). Alle Pflanzenteile sind essbar und schmecken sehr lecker, wie eine Mischung aus Frühlingszwiebel und mildem Knoblauch. Davon werde ich auf dieser Tour noch sehr viel pflücken und mit Genuss verspeisen.

Erstmal beginnt es nun aber feste zu regnen.
Irgendwo bekomme ich Handy-Empfang und rufe den Wetterbericht für die kommenden Tage ab: Dauerregen, morgen und ein wenig noch übermorgen. :(
Ich komme kaum an geeigneten Zeltplätzen vorbei, während ich mich Land´s End nähere. Dort kann ich natürlich auf keinen Fall zelten, Touristen-Rummel-Magnet No.1
Über einen Strand gelange ich nach Sennen Cove und gönne mir im Inn einen heißen Kakao. Immer noch keine Marshmellows.
Hier schaue ich im hauseigenen WiFi nach einer festen Unterkunft in der Umgebung als Plan B.
84 GBP für ein DZ hier im Haus sind mir zu viel. Im Land´s End B&B finde ich ein Bett im Dorm für 28 GBP, buche und bekomme die Zusage.
Das ist nicht mehr weit, ich laufe eine Runde im strömenden Regen durch die Disney World Anlagen von Land´s End und mache ein schnelles Foto mit dem Handy an dem obligatorischen Schild. Dabei hoffe ich, dass ich morgen vielleicht ein bisschen Glück habe und hier noch einmal zumindest im Trockenen stehen kann.
Es ist außer mir kein Mensch hier und alles geschlossen.
Die Scilly Island sind natürlich nicht zu sehen, ich kann gerade so das Longships Lighthouse auf einem vorgelagerten Felsen erahnen.

Ich laufe den km in das Dorf hinein, finde das sehr hübsche B&B, bekomme ein 4er Dorm (ohne &B) für mich alleine. In einem anderen Zimmer überwintert wohl ein weiterer Mensch, den ich jedoch nicht treffe. Die sehr nette Wirtin zeigt mir auf der Karte 2 Pubs, wo ich zum Abendessen hingehen kann. Ich drehe erst einmal die Heizung voll auf und nehme eine Dusche.




Land´s End bei Sonnenschein




Im First&Last Inn sitze ich, esse Fish&Chips mit pürierten Erbsen und Minzsauce (wer sich sowas ausdenkt!? - lecker! :hunger: ) und beobachte, wie die Sonne herauskommt! Mit der habe ich ja nun gar nicht mehr gerechnet!
Auf dem Rückweg zum Hostel ist der Himmel sternenklar und es ist ziemlich frisch.
Mein Zimmer ist jetzt herrlich warm, meine Sachen trocknen, ich koche mir noch einen Instant-Kaffee und falle dann ins Bett.
 
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Liebe Sylvia

Ich liebe deine Reisen in Bild und Wort .... und freue mich auf die Fortsetzung .... :) :) :)
 
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Die Scilly Island sind natürlich nicht zu sehen

Hallo Sylvia,
Kate Penrose hat drei Krimis geschrieben, die auf den Inseln spielen: https://www.amazon.de/Nachts-schweigt-Meer-Scilly-Inseln-ermittelt/dp/3596703492/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&keywords=nachts+schweigt+das+meer&qid=1585297055&sr=8-1
Band 1 habe ich schon gelesen und kann ihn empfehlen.

Freue mich auf die weitere Tour, so kann ich mitwandern, ohne das Gepäck schleppen zu müssen ;) .
 
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Land´s End - Penzance 9.4.2019


Mit dem Wetterbericht klappt es auf dieser Tour nicht so recht.
Strahlender Sonnenschein! Statt des gestern angesagten Dauerregens.
Da bin ich nicht traurig.
Um 8 breche ich schon auf, brrr, noch ziemlich kühl!
Ich will aber die Sonne nutzen, um noch einmal nach Land´s End runterzugehen - bevor der Rummel vermutlich losgeht.

Unterwegs treffe ich die endemisch cornischen Giraffen-Schafe.







Vorbei an einem großen, noch leeren Busparkplatz komme ich nach Land´s End City.




DAS Schild!
Der westlichste Punkt Englands. Ab hier laufe ich nach Osten (und noch ein wenig nach Süden).



Startpunkt für LEJOGer, Ziel der JOGLEer. (Land´s End - John O´Groats 874 miles)
LE ist die Südwestspitze der Insel, JOG ist die Nordost-Ecke in Schottland.
Die 874 miles (1407 km) ist die Radfahrer-Distanz.
Off road walker werden eher mit ~1200 mi/~1900 km rechnen.
Es existiert keine markierte Route.
Die Engländer wären natürlich keine Engländer, wenn sie nicht auch hier ein paar spleenige Rekorde aufstellen würden: mit dem Rollstuhl, per Anhalter, auf dem Skateboard, schwimmend, Rekordzeit mit Öffis, oder die Strecke in total direkter Linie - komme was wolle ... Hauptsache verrückt genug! :cool:


Longships Lighthouse




Enys Dodman Arch




Ein herrlicher, wenig anstrengender Weg, klasse Aussichten, phantastisches Wetter!
Der erste Tag ohne Mütze :cool: Später habe ich sogar Fleece-Jacke und Leggins ausgezogen und bin im langen Merinoshirt und kurzer Hose gelaufen!
Es hätte hier jede Menge herrliche Zeltplätze gegeben!

Gwennap Head




Gwennap Head Lookout der National Coastwatch













Cornish Chough




Dieser Vogel (Pyrrhocorax pyrrhocorax - Alpenkrähe) war aus England verschwunden und kehrt nun durch verschiedene Projekte zurück, besonders Wiederherstellung seines Habitats, kurz beweidete Wiesen.
Die Leute hier sind total verrückt nach ihm, jeder Einheimische erzählt mir, wo er welche gesehen hat, oder fragt mich, ob ich welche gesehen hätte. Hier auf dem Küstenabschnitt habe ich jede Menge davon gefunden.

2002 hat nach 50 Jahren Abwesenheit das erste Chough-Paar hier gebrütet und wurde rund um die Uhr bewacht. Jetzt brüten hier wieder 100 Vögel. Einige Infotafeln informieren darüber.


So viele herrliche Zeltplätze!







Moose und Flechten überziehen große Felsbrocken.










Was für ein herrlicher Tag!
Ich genieße die Sonne, die Aussichten, den Weg, das Unterwegssein. Das Leben!

... Oh, ich darf nur 20 Bilder pro Beitrag posten? ... dann brauche ich heute wohl ein paar mehr Beiträge ...
 
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Kunst?









Nein. Landmarken zur Navigation. Die Runnelstone Navigational Markers.


In Porthgwara freue ich mich, dass das kleine Cove Cafe geöffnet ist.
Bei einem Pott Tea in der Sonne plaudere ich ein wenig mit der Betreiberin und einem Paar auf Tageswanderung.




Sternmiere



Ich habe das Gefühl, heute blühen viel mehr Blumen am Weg.
Liegt das daran, dass ich nun an der Südküste bin? An der Sonne? An meiner guten Laune?




Das Minack Theatre in Porthcurnow schaue ich mir nicht näher an. Es ist mir zu berühmt, kostet 5 GBP Eintritt, nur zum Gucken, ohne Aufführung, und ein Bus hat gerade eine Ladung Leute davor ausgekippt. Es ist ein Amphietheater, in dem vor der Kulisse der Meeres Konzerte und Theaterstücke dargeboten werden.




Statt dessen genieße ich lieber weiterhin den herrlichen Weg mit vielen blühenden Büschen und Blumen.




Mitwanderer, Dartmoor Ponies




Penberth Cove













Gangspill




 
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Weiter geht es durch blühende Hecken.




Bunte Treppen rauf und runter. Der 2. Teil des Tages wird anstrengender, die Höhenmeter nehmen zu.










Heute mache ich mehr Fotos als in all den letzten Tagen zusammen!

Ich treffe auf den ersten Wald seit dem diesjährigen Start!




Durch ein tropisch anmutendes, großartiges Urwald-Bachtal gelange ich an einen Strand mit Riesen-Kieseln.







Ein Grüppchen von Malern (ein Kurs?) sitzt verstreut mit Skizzenblöcken zwischen den Riesenmurmeln.







Wilde Calla an einem Bach, der in den Kieselstrand mündet.




Wieder genieße ich den Frühlingswald.




Immer wieder nasche ich von den wilden Zwiebeln.







Tater Du Lighthouse







Bluebells und Zwiebells




Felsige Abschnitte lockern den Weg auf.







Ich sehe unterwegs sogar einige Eidechsen und eine Schlange! Eine große mit Zackenmuster. Ein Einheimischer sagt mir, es ist eine Adder, eine Kreuzotter, die einzige Giftschlange Englands. :oops: Na, gut, dass ich die nicht gebissen habe!

Schließlich gelange ich über felsige Pfade mit ein wenig Kraxelei nach Lamorna.
Als Krönung dieses großartigen Abschnittes bekomme ich hier endlich den ersehnten Kakao mit Marshmellos!



Leider ist die Sprühsahne etwas kalt, sodass der ganze Kakao nicht richtig heiß ist. Aber man muss sich ja auch noch steigern können. Ich genieße es hier dennoch sehr.
 
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Doch bald muss ich weiter, es liegt noch ein ganzes Stück Weg vor mir.
Ich habe beschlossen, nach Penzance durchzuziehen. Das sind ab Land´s End 29 km. Ich reserviere mir im Backpackers das letzte Bett. Es folgt ab hier laut meiner Karte ein unbezeltbares, steiles Küstenstück und dann ein dicht bewohnter Abschnitt ohne die Möglichkeit wild zu zelten.
Ich bin gespannt, ob ich evtl. Thorsten wiedertreffe. Nach seiner Planung müsste er dort auch eine Nacht verbringen.







Grasnelken







Ich erreiche Mousehole, ein sehr hübsches Hafendorf.
Da es schon spät ist und ich noch 7 km Straße vor mir habe, kann ich mir leider nicht die Zeit nehmen mich gründlicher umzusehen. Palmen!




Das Mauseloch




Ich mache mich also auf, um den wenig spannenden Rest hinter mich zu bringen.
Es geht endlos an einem Bauzaun entlang.
Da ab jetzt Straßenhatsch angesagt ist, will ich meine Stöcke einpacken.
Gerade, als ich den Rucksack abgesetzt habe, sehe ich einen Bus ankommen.
Die Anzeige sagt: Penzance.
Ohne zu überlegen halte ich meine Hand raus, der Bus hält an, ich zahle 3,60 GBP und werde höchst bequem in der Nähe des Hostels rausgelassen! Wow, das ging schnell und unerwartet. Perfekt!
Das EasyPZ ist unauffällig in einer typisch englischen Häuserfront getarnt.
Es gibt einen sehr netten Empfang, total gemütlich eingerichtet, richtig zum Wohlfühlen!
Ich fragte gleich nach einem anderen deutschen Hiker und mir wurde bestätigt, dass der letzte Nacht hier war.
:(
Und, ähm, warte mal, dass er heute Abend noch einmal hier übernachtet. :yahoo:

Ich werde ins gleiche Zimmer einquartiert, unterm Dach, in dem schon ein schottischer Rentner sitzt, der jetzt mit Rucksack durch die Welt zieht.




Nach dem Duschen habe ich gerade begonnen mein Abendessen zu köcheln, als Thorsten hereinkommt.
Überraschung!!! :cool:
Wir freuen uns beide riesig. Er hatte mir an irgendeinem der 2537 Gatter eine Nachricht auf einem Zettel eingeklemmt - den ich leider komplett übersehen habe :(
Heute ist er die nächste Etappe gelaufen und mit dem Bus zurückgefahren. Und gibt mir den Tipp, den Anfang durch die Stadt morgen auch per Bus zurückzulegen. Ist nicht soooo schön ...

Natürlich sitzen wir kurz danach im Pub ... :beerchug:

Wow, was für ein rundrum großartiger Tag! Welch ein Kontrast zu den letzten Tagen ...

Diesmal vergessen wir auch nicht Kontaktdaten auszutauschen.
Hatten wir an dem Abend schon die Idee, den letzten Abschnitt gemeinsam zu laufen?
Morgen würde unser Flug nach London und der Bus nach Plymouth gehen, wenn da nicht so ein kleines Mistviech dazwischengekommen wäre - diesmal keine Zecke... :(
 
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Hallo Sylvia,

schön wieder etwas von Dir zu lesen.:thumbsup:
Eine interessante Tour, die ich auch wieder auf Google-Maps verfolge.

Viele Grüße
Thomas
 
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Hat wieder Spaß gemacht, Dich zu begleiten. :)

Die Landschaft ist traumhaft schön -Deine Bilder auch.......ich ärgere mich, dass ich
mein 18-105 Objektiv weggegeben habe, als ich meine D7200 mit dem 18-140 kaufte.
Die allgemeine Meinung ist ja, dass das Objektiv besser wäre -sehe ich nicht so und Deine Bilder
beweisen es.(y)
 
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