An Michel RT
du schreibst
Bei allen Makroobjektiven dieser Bauart verändert sich im extremen Nahbereich der Auszug und auch die Brennweite. Dadurch verändert sich unter Umständen auch der Bildausschnitt.
Kannst du mir nen Tip geben um wieviel sich da die BRENNWEITE ändern kann oder wo es dazu Wissenswertes zu forschen gibt warum das so ist
wird das 105 dann ein 112 oder 98 das muß ich lernen warum das so ist
Bless
Ich versuche es mal ganz einfach.
Wenn Du ein 50mm Objektiv auf Unendlich fokussiert hast und Du möchtest es jetzt im Nahbereich bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 einsetzen, mußt Du eine Auszugsverlängerung von genau 50mm herbeiführen, um dieses Ziel zu erreichen, also z.B. einen 50mm langen Zwischenring zwischen das weiterhin auf unendlich fokussierte Objektiv und das Kamerabajonett setzen. Dabei tritt ein Lichtverlust von 2 Blenden ein. Das ist erst einmal Physik und Naturgesetz.
Wenn Du ein 100mm Objektiv auf Unendlich fokussiert hast und Du möchtest es jetzt im Nahbereich bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 einsetzen, mußt Du eine Auszugsverlängerung von genau 100mm herbeiführen, um dieses Ziel zu erreichen, als z.B. einen 100mm langen Zwischenring verwenden, s.o.; es tritt ebenfalls ein Lichtverlust von 2 Blenden ein.
Bei einem 25mm Objektiv ist nur ein Auszug von 25mm erforderlich.
Bei herkömmlichen Makroobjektiven gab es einen im Objektiv integrierten Schneckengang, der den Ausszug etwa so weit verlängerte, dass der Maßstab 1:2 erreicht werden konnte, der Rest erfolgte mit Zwischenring. Ein klassisches Objektiv dieser Bauweise ist das Ai-S 2.8/55m Mikro-Nikkor, welches durch Fokussieren bis 1:2 kommt (Auszugsverlängerung 27,5mm Lichtverlust dabei 1 Blende) und einen 27,5mm Zwischenring benötigt, um 1:1 zu erreichen. Die Baulänge des Objektives vergrößert sich von Unendlich bis 1:1 um 55mm! Bei einem 105mm wären 105mm mehr Baulänge erforderlich, bei einm 200mm 200mm = 20cm mehr!
Das ist kaum noch zu händeln.
Deshalb (und um die Abbildungsqualtiät im Nahbereich zu verbessern) haben die Objektivhersteller einen Trick verwendet: Sie benutzen "floating elements", um nicht nur durch Auszugsverlängerung, sondern auch durch Brennweitenverkürzung in den Nahbereich vorzudringen.
Das erste Nikkor dieser Art war das 2.8/105 Ai-S Mikro. Es fokussiert bis 1:2, tut man bei Unendlich den 52,5mm-Zwischenring dazwischen, hat man ebenfalls 1:2 - fokussiert man dann aber den vollen Auszug weiter, kommt man auf 1:0,88, weil das Objektiv in Stellung 1:2 nicht mehr 105mm Brennweite hat und der Zwischenring von 52,5mm daher mehr Auszug liefert, als für die 1:1-Vergrößerung notwendig wäre.
Dies ist immer weiter auf die Spitze getrieben worden, auch unter Verwendung der Innenfokussierung. Die aktuellen AF-S Mikro Nikkore 2.8/105 VR und 2.8/60 haben eine sehr viel geringere Brennweite bei 1:1, dafür bleibt die Baugröße über den ganzen Fokussierbereich gleich, bei kompatken Abmessungen.
Für das alte AF-D 2.8/105mm hatte ich es mal ausgerechnet. Das hatte bei 1:1 noch 89mm Brennweite, das AF-D 2.8/60 noch 55mm. Die aktuellen müssen noch wesentlich weniger Brennweite haben.
Vorteil: Kurze Verstellwege, kompakte Form, auch bei 1:1, sowie geringerer Lichtverlust, da weniger Auszug.
Nachteil: Der freie Arbeitsabstand (zwischen Frontlinse und Objekt) verkürzt sich drastisch.
Deshalb benutze ich noch immer gern die alten Mikros mit Zwischenringen.