Feuerwagen in China

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

Hallo Thomas,
Die Bilder täuschen.
China ist in einen rasanten Umbruch.
Die Stadtzentren werden umgekrempelt.
Überall entstehen Hochhäuser, Einkaufszentren und neue Verkehrswege.
Man muss das Alte schon suchen, um ein paar bescheidene Reste
noch zu finden.
Wir sind auf neuen Straßen durch neue Stadtteile gefahren,
die es auf der vorherigen Reise laut unseres Reiseführers noch gar nicht gab.

Wir verlassen die trostlosen Reste von Alt-Sandaoling.
Da kommt schon JS8225 mit einem Kohlezug angerauscht.
Wir springen auf und fahren das kurze Stück zur Kohlewäsche nach Xuanmeichang.
#83


Mit JS8081 fahren wir den Damm zur Verladestelle hoch
#84


Und werden von der LKW-Konkurrenz eingestaubt
#85


Jetzt sind wir am Ziel.
Auf dem rechten Gleis wird normalerweise die Kohle abgekippt und mit den gelben Maschinen zerstückelt.
#86


Leider ist der Silo wegen Überfüllung geschlossen.
Wir müssen warten, warten, warten ...
Auch Stunden später passiert nix mehr!
Zum Abschluss noch ein Bild von der Kohlewäsche und dem Verladesilo.
#87
 
Kommentar
Anzeigen
Da sich an der Kohlewäsche nicht viel passiert,
gehen wir in das Bahnbetriebswerk der Minenbahn.
Hier werden die Loks gewartet, kleine Reparaturen und auch große Hauptuntersuchungen durchgeführt.
Als sich das Hallentor öffnet, dröhnt uns ein unglaublicher Lärm entgegen.
An zwei Dampfloks JS8081 und im Hintergrund JS8314 werden Wartungsarbeiten und kleine Reparaturen durchgeführt.
JS8081 wird kräftig eingeheizt.
Mit einem Mordsgetöse blasen in der Halle die Sicherheitsventile ab.
Hieran werden Einstellungsarbeiten unternommen.
Gehörschutz trägt keiner …
… vermutlich braucht den auch kein Arbeiter mehr.
#88


Auch Schweißarbeiten am Zylinder werden an JS8081 durchgeführt
Schon am nächsten Tag wird sie wieder schwere Kohlezüge aus der Mine ziehen.
#89


Nach mehreren Einsatzjahren benötigen Dampfloks eine Hauptuntersuchung.
Dafür wird die Lok vollständig zerlegt.
Hier ist JS8030 an der Reihe. Die Radsätze wurden entfernt.
Im Vordergrund liegen Kolben und Bremsteile verstreut.
#90


In der nächsten Halle sind die Radsätze und der Tender von JS8030.
JS6224 schiebt Flachwagen in die Halle.
Da ist Dampf in der Hütte!
#91
 
Kommentar
Nicht nur die Loks müssen gewartet und repariert werden, sondern auch die Gleise.
Dafür werden Dampfkräne eingesetzt, die in Sonderzügen unterwegs sind.
Hier hat JS6224 mit einem Kranzug von der Abraumhalde Einfahrt in Xibolizhan.
#92


Hier ist ein Dampfkran in Aktion und wird von JS8040 verschoben.
#93


Nach einem langen Fototag geht es ins Hotel.
#94


Anschliessend geht es ins Restaurant.
Aber eigentlich könnte man Sandaoling noch ein paar Nachtaufnahmen machen.
Ich habe mich mit einen Mitreisenden von der Gruppe abgeseilt.
Weit sind wir nicht gekommen.
An der nächsten Straßenkreuzung wurde ein rot beflaggtes Gebäude durch zahlreiche Scheinwerfer angestrahlt.
Laute Dudelmusik schallte über die Strasse.
Davor tanzten etwas 100 Mädels.
Drei Vortänzerinnen auf der Treppe gaben die Tanzschritte vor.
Die anderen versuchten mehr oder weniger gekonnt die Schrittfolgen nachzumachen.
#95

Interessant ist wieder die Vermummung bei nächtlichen Minusgraden.
Unsere Knipserei blieb nicht unbemerkt.
#96


Plötzlich ging die Musik aus.
Innerhalb von Sekunden war der Platz Menschenleer.
So schnell geht man nur, wenn es eine „Pflichtveranstaltung“ ist.
Ein paar Mädels interessierten sich für unsere Bilder, die wir gerne auf dem Monitor gezeigt haben.
Schnell waren wir von ca. 10 Mädels umringt.
Leider konnten die Mädels kein Englisch (oder Deutsch), dafür wir kein Chinesisch (oder Urigurisch).
Mit Händen und Füßen wurde kommuniziert.
Dann wollten die Mädels mit uns zusammen fotografiert werden.
Was wir gerne gemacht haben.
Dabei wurde viel gelacht und rumgeblödelt.
Die Menschentraube muss jemand aufgefallen sein.
Es hielt ein weißer VW-Santana mit blauem Zierstreifen.
Vier Herren stiegen aus und schauten Grimmig.
Einer war der Wortführer und redete in einer mir unverständlichen Sprache auf mich ein.
Die anderen waren eher Beisitzer.
Unsere Englischen Antworten verstanden sie nicht.
Die Mädels konnten auch nicht helfen und verdrückten sich.
Der Oberchef deutete auf sein Auto und wollte uns mitnehmen.
Aber auf eine Stadtrundfahrt hatten wir keine Lust.
Wir haben dann unseren Reiseführer angerufen, der ein paar Brocken chinesisch kann.
Der Stand aber gerade unter der Dusche und war auch nicht gerade erfreut.
Nach einigen unverständlichen Wortgefechten mit den 4 Polizisten an.
Dann kam endlich unser Reiseleiter.
Der sagte nur in einen sehr rauen Ton „Do you speek Englisch?“ zu den Polizisten.
Es kam keine Antwort.
Dann sagte er zu uns „Mitkommen“.
Wir haben und umgdreht und sind gegangen.
Die 4 Polizisten schauten bedröppelt hinterher …
… später kamen sie dann doch noch ins Hotel.
Dort haben sie unseren chinesischen Reiseleiter gebeten, dass wir nicht ohne Übersetzer alleine herumlaufen sollen.
 
Kommentar
Für den Personalverkehr wird auf der Minenbahn auch ein Schienenbus eingesetzt.
Hier hat er unter der ehemaligen Bekohlung in Dongbolishan eine Pause.
#97


Die Minenbahn hat 4 Dieselloks vom Typ DF8B.
Die Dieselloks werden zum Übergabebahn der Staatsbahn und zur Bedienung der Untertageminen eingesetzt.
Hier schiebt Lok 0249 einen Leerwagenzug zur Mine Enjing.
#98


Glücklicherweise folgt wenig später ein Dampfzug.
Auf dem letzten Wagen sitzt ein Rangierer und gibt über Funk Anweisungen an den Lokführer.
Bei Minusgraden ist das kein angenehmer Job.
#99

Neben der Verladeanlage der Untertagemine befindet sich eine große Kohlehalde.
Hier werden die Züge mit Radladern beladen.
#100


JS8368 zieht einen schweren Kohlezug aus der zweiten Untertagemine Jijing nach Enjing.
Im Hintergrund sind die Anlagen des Kohlekraftwerks von Sandaoling zu sehen.
#101
 
Kommentar
Drei JS auf einen Streich.
Rush-hour in Enjing.
#102


Ein beschrankter Bahnübergang sichert eine Strasse.
Die Bahnwärterin hat aber alles im Griff und verzichtet auf die Bedienung der Schranken
Während JS8366 Ausfahrt hat.
#103


Die Bahnwärterin.
#104


Zum Abschluss beobachten wir noch die Rangierarbeiten von JS8314 in Nanzhan.
Nanzhan ist der zentrale Bahnhof im Minensystem.
Von hier aus starten die Kohlezüge zur Staatsbahn nach Liushuguan.
Aber diese Züge fahren in der Regel mit Dieselloks und wir haben die Strecke nicht bereist.
#105


Ein letzter Gruß zum Lokführer .
Hier müssen wir jetzt leider aussteigen.
#106


Wir müssen uns jetzt von Sandaoling verabschieden.
Es ist weltweit der Ort mit den meisten aktiven Dampfloks.
In den nächsten drei Jahren soll es keine Veränderungen geben.
Neue Dieselloks sind noch nicht bestellt.
Aber Sicherheit gibt es keine.
Ganz schnell kann es auch hier mit den Dampfloks vorbei sein.

Aber die Reise ist noch nicht vorbei.
Vor uns liegen 500 km Busfahrt nach Dun Huang.
Eine Fahrt im Soft Sleeper im Nachtzug nach Lanzhou.
Zwei Binnenflüge nach Peking und weiter nach Shenyang
Und eine nächtliche Busfahrt nach Tiefa.
Ich freue mich, wenn Ihr wieder auf den nächsten Zug mit aufspringt.
 
Kommentar
Jetzt fahren wir mit dem Bus 500 km durch die Wüste Gobi.
Auf der nagelneuen Autobahn kommen wir flott voran.
Ein paar Dokumentaraufnahmen durch die Scheibe:
Autobahnkilometer 2889 und immer geradeaus …
#107


Kurz vor Dun Huang verlassen wir die Autobahn.
Am Rande der Wüste durchfahren wir die ersten Dörfer.
Kamele sind am Straßenrand und ein kleiner Traktor zeigt was er kann
#108


Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir noch eine „Stadtrundfahrt“ mit „Drive-by-shooting“.
Dun Huang hat bereits eine Fußgängerzone mit imposantem Eingangsportal.
#109


Und ein Blick in die Fußgängerzone
#110
 
Kommentar
Die Essenpause nutze ich, um noch ein paar Bilder in Dun Huang einzufangen.
Ich stehe an der Kreuzung vor dem Restaurant und beobachte den Verkehr.
Ein Installateur ist mit seinem Elektro-Trike unterwegs.
Der Kollege sitzt auf der Ladefläche inmitten der Plastikrohre.
#111


Ein flotter Trecker
#112


Und ein Viehtransport
#113


Dann geht es zum Bahnhof.
Es ist ein monumentaler Neubau an einer neuen Eisenbahnlinie.
Um den Bahnhof zu betreten, muss man seine Fahrkarte zeigen.
Dazu den Pass, denn auf der Fahrkarte sind Namen und Passnummer registriert.
Anschließend geht es durch eine Sicherheitskontrolle.
Das Gepäck wird gescreent.
Ich behalte meine Kamera um den Hals und natürlich piept der Scanner.
Anschließend werde ich von einer jungen Sicherheitsbeamtin (!) abgetastet.
Nachdem ich (nicht meine Fotoausrüstung) auf Sprengstoff untersucht wurde,
geht es in den Warteraum erster Klasse.
#114


Kurz vor der Abfahrt des Zuges dürfen wir auf den Bahnsteig.
An einer Engstelle wird nochmals die Fahrkarte geprüft und abgeknipst.
Auffällig ist die große Leere.
Breite Bahnsteige ohne Menschen, kein Bank, keine Werbung, keine Verkaufsbude.
Immerhin gibt es schon Mülleimer.
#115

Unser Zug steht am nächsten Bahnsteig bereit.
Der Blick geht jetzt in die andere Richtung.
Nebelschwaden wabern über die Gleise.
Auch wenn es Mülleimer gibt, entsorgt der Chinese von Welt seinen Dreck daneben.
Jeder Wagen hat eine eigene Schaffnerin.
Nur wer eine Fahrkarte für den Wagen hat, kommt an sie vorbei.
Dann wird die Fahrkarte gegen eine Bettkarte getauscht.
Leider reicht die Zeit nicht, um die Lokomotiven zu fotografieren.
Kurz darauf geht die Fahrt nach Langzhou los.
Allerdings ist der Soft-Sleeper nix für Weicheier.
Die Matratze ist hauchdünn und ich spüre jeden Schienenstoß im Kreuz.
#116


Die erste Hälfte der Reise ist damit abgeschlossen.
Jetzt muss ich eine Halbzeitpause machen und vom weiteren Verlauf der Reise Bilder sichten und bearbeiten.
Aber es gibt auch noch zwei weitere angefangene Reiseberichte („Voodoo Inside“ und „Regenzeit im Regenwald“), die ich gerne weiterführen möchte.
Somit könnte die Pause etwas länger werden.
Ich bedanke mich für Euer Interesse, netten Kommentare, die vielen Thanks und die vielen Daumen.
Ich freue mich, wenn Ihr auch auf dem zweiten Teil der Reise wieder mitfahrt.
 
Kommentar
Danke für Zeigen..

Tolle Bilder,,

bin sicher das dieses Züge in 10 Jahren verschwunden sein, kein Qualm mehr zu sehen,,
 
Kommentar
Mein Zug hatte vier Tage Verspätung, aber ich bin gerade noch rechtzeitig angekommen.
Unglaublich, dass dir aus einer so trostlosen Gegend eine so gelungene Reportage gelingt.
Als eine angenehme Ergänzung zu den vielen Zügen gefallen mir besonders die Menschen auf Seite 2.
Ein erstaunlicher Kontrast zu deinen bisherigen Afrika-Reportagen.
 
Kommentar
Hallo Bernd,

vielen Dank für deinen entführenden Bericht in unbekannte Lande...

Für mich, ein Genuss!

Liebe Grüsse Ueli
 
Kommentar
Danke für das viele Lob und die viele Ehre.

Ein erstaunlicher Kontrast zu deinen bisherigen Afrika-Reportagen.
Eigentlich sind die Afrika-Reportagen ein erstaunlicher Kontrast zu meinem bisherigen fotografischen Wirken. Über viele Jahre bin ich erst mit dem Tramper-Monats-Ticket durch Deutschland, dann durch Europa und schließlich durch die Welt gereist, um ausschließlich Eisenbahnen zu fotografieren.
Die meisten Eisenbahnfotografen sind reine Dokumentarfotografen, die nur Augen für Loks, eventuell auch Wagen, Gebäude und Signale im Kopf haben.
Ich habe mich inzwischen etwas „weiterentwickelt“ und fotografiere auch abseits der Schienen.

Die Zeit zwischen den Jahren habe ich genutzt und reichlich Dampf gekocht.
Die USB-Stick ist wieder voll mit bearbeiteten Bildern.
Die Reise kann also weitergehen.
Bitte einsteigen, Türen Schließen und Vorsicht bei der Abfahrt!

Mit dem Nachtzug ging es von Dun Huang nach Lanzhou, mit dem Bus zum Flughafen,
zwei Inlandsflüge nach Sheng Yang und mit dem Bus nach Diaobingshan (ehemals Tiefa) in
den Nordosten.

China ist ein Land der Kontraste. Hier fährt in Diaobingshan ein Pappensammler mit dem Dreirad am Hotel vorbei.
#117


Der Bahnhof ist sehr schlicht.
Aber wenn es dunkel wird, dann erstrahlen tausende von Lämpchen.
Der Bahnhof wechselt die Farbe, Lauflichter, Blitze.
Man möchte meinen, jede chinesische Stadt möchte Las Vegas übertrumpfen.
#118


Blick vom Bahnhof zum Internati nal Hotel (links) und normalen Wohnblock (rechts).
#119


Im Foyer ist mir der mächtige Kronleuchter mit hunderten von Glaskugeln aufgefallen.
Also habe ich mich im Foyer auf den Boden gelegt und ein Bild gemacht
#120


Das ist wohl im Land nicht üblich.
Ich bin also mal wieder aufgefallen.
Die Dame an der Rezeption hat gleich etwas in ihrem Übersetzungscomputer getippt
#121


Darauf stand dann für mich zu lesen:
„You are extremely warm“.
Beim Anblick der Dame kann es einen schon warm werden.
#122
 
Kommentar
Rund um Diaobingshan befindet sich das Streckennetz einer Minenbahn.
Dieses ist aber bereits weitgehend verdieselt. Zwei Dampfloks werden noch für gelegentliche Rangieraufgaben eingesetzt.
Für den Werksverkehr gibt es auch Personenzüge.
An Sonntagen werden jeweils zwei Zugpaare mit Dampfloks befördert.
An Werktagen können die Dampfloks für die Personenzüge gechartert werden.

Zwei Lokomotiven vom Typ SY (Shang You = Hohes Ziel) warten in Diobingshan auf den nächsten Einsatz.
#123

Die beiden Loks SY1770 und SY1771 sind erst Ende der 90er Jahre gebaut werden.
SY1772 war die letzte Maschine. Sie steht aber schon im Museum.

Ausfahrt des Personenzuges nach Daqing
#124


Tempel, Windräder und Handy-Funkmasten zieren die Hügelkette im Hintergrund.
Auch wenn die Kombination in China zusammengehört und kein „Stilbruch“ ist,
bin ich froh, dass der Dampf die modernen Errungenschaften etwas verdeckt.
#125


Auch die Bahnübergänge an Hauptstraßen werden gesichert, indem ein Bahnwärter mit einem Stoppschild winkt.
#126


Und dann kann der Zug durchrauschen …
#127
 
Kommentar
Zwei weitere Personenzüge fahren in die Gegenrichtung nach Dongguantun.
Kurz nach der Ausfahrt aus Diaobingshan wird eine Brücke überquert.
#128


Bei Xiganzi wird ein See passiert
#129


An einem Bahnübergang bei Zhaozhengwopu
#130


Die Fahrt führt auch an einen Stausee bei Hanjiagou vorbei.
Am Rand des Sees steht ein mächtiger Obelisk.
#131


An den Endpunkten könnend die Loks nicht gedreht werden.
Daher findet die Rückleistung dann Tender voraus statt.
Bei der Bespannung der Züge wird darauf geachtet, dass sie aber bei bestem Licht mit der Loks voraus fahren.
Abends wird wider Diaobingshan (Tiefa) erreicht.
#132


Wir haben in den beiden Tagen in Diaobingshan auch die Werkstatt und das Eisenbahnmuseum besucht.
Auch sind weitere Aufnahen von den beiden Dampfloks bei Rangieraufgaben und von Dieselzügen gelungen.
Trotzdem möchte ich die Reise ins deutlich interessantere Fuxin fortsetzen, damit der Reisebericht nicht zur „Unendlichen Geschichte wird“.
 
Kommentar
-Anzeige-