Wie kommt man auf die Idee, mit 4 Kindern nach Afghanistan zu fahren? Wenn man in Tehran wohnt, der Vater und die Kinder an der dortigen DST (Deutschen Schule Tehran) lehren bzw. lernen und dann im Sommer wegen der großen Hitze 12 Wochen Ferien haben, ist das naheliegend. Afghanistan ist nicht weit - in 1,5 Tagesfahrten zu erreichen -, exotisch, aufregend, spannend. Reisetipps holte man sich damals im Kollegenkreis, andere Quellen gab es kaum. An der DST mit 1500 Schülern waren viele reise- und abenteuerlustige Lehrer. Und so war meinen Eltern bald klar, dass die erste große Fahrt von Tehran aus ins östliche Nachbarland gehen musste. Buchen, Hotels aussuchen? Nein, wie auch? Kinder und Campingsachen einpacken, losfahren. Kinder - das hieß bei uns: 4 an der Zahl im Alter von (bei der 1. Reise nach Afghanistan 1974, von der die weitaus meisten Fotos stammen) 10, 9, 8 und 6.
Unsere Reiseausrüstung: VW 412 Variant, luftgekühlter (keine gute Idee!) Heckmotor mit 68 PS, dahinter ein "Faltwohnwagen". In diesem war fast alles notwendige verstaut, weil man an den Heckmotor immer mal wieder ran musste. Hitze mochte er nicht so. Am Zeltanhänger erkennt man, dass er schon strapaziert war - im Vorjahr begleitete er uns auf der Fahrt von Deutschland nach Tehran. Auf einer Fahrt ans Kaspische Meer wenige Wochen vor der Afghanistan-Reise erlitt er zudem einen Auffahrunfall und wurde notdürftig geflickt. In ihm schliefen wir zu sechst, auch unsere Küche war er.
Am ersten Tag mussten wir Kinder eine lange, etwa 900 km weite Fahrt erdulden bis Maschad erreicht war. Dort gab es sogar einen Campingplatz, schließlich pilgerten damals viele Hippies gen Osten. Am nächsten Tag dann Weiterfahrt nach Herat, nur knappe 400 km, aber eine Grenze, die es in sich hatte. Einen halben Tag musste man einplanen, alles ausräumen, vorzeigen. Auf iranischer Seite war ein regelrechtes Museum eingerichtet, mit einer umfangreichen Ausstellung, wo überall die Zöllner Haschisch, Opium, Heroin und ähnliches gefunden hatten. Afghanistan, das Land der billigen Drogen! Ich weiß noch, wie ich sehr ratlos vor den Exponaten stand.
Direkt an der Grenze fiel schon auf: Die motorisierten Transportmittel im Land sind knapp. Die wenigen werden voll ausgenutzt. Dieses Foto machte ich an der Grenze, während meine Elteren mit Formalitäten beschäftigt waren. Ich nutzte die Contarex mit dem Sonnar 135/4 und hatte keine Ahnung, dass man dann auf eine kurze Belichtungszeit achten sollte. Immerhin wusste ich, wie man die Belichtung misst.
Dann war bald Herat erreicht. Unser "Campingplatz" war der schöne Innenhof eines Hotels im Kolonialstil, dessen sanitäre Einrichtungen wir benutzen konnten. Ich erinnere mich an viele Tauben in den Bäumen des Parks sowie einen ständigen Wind, der die Hitze gut erträglich machte.