Familienreise zum Fuß der Buddhas von Bamiyan

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Die Verbindung Herat – Kabul, knapp 1100 km lang, war damals eine der wenigen befestigten Straßen Afghanistans und mit der Straße von Kabul über Dschalalabad an die pakistanische Grenze die wichtigste Verkehrsroute des Landes. Erbaut wurde die Straße jeweils zur Hälfte von der Sowjetunion (bis etwa Kandahar, mit Beton) und den US-Amerikanern, die für die weitere Strecke nach Kabul Asphalt benutzten. Um von Kabul weiter in die nördlichen Landesteile zu gelangen, musste man früher den 3878 m hohen Salang-Pass überqueren. Erst seit der Eröffnung des Salang-Tunnels 1965 - auf 3300 m Höhe! - ist die Verbindung z. B. nach Kundus und Masar-e Sharif ganzjährig nutzbar.


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Auf den Straßen sieht man wenige Autos, aber manch wunderliches Gefährt, dessen Kapazität immer voll ausgeschöpft wird.


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Bei Ghazni übernachteten wir in einem Camp, das für Bauarbeiter der Straße Kandahar – Kabul erbaut wurde. Auch Ghazni zählt heute zu den besonders unsicheren Provinzen, treffen hier doch die Lebensräume von Paschtunen und Hazara aufeinander.​
 
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Kabul

Die heutige Hauptstadt Afghanistans zählt zu den ältesten Siedlungen der Welt und kann auf eine über 3500-jährige Geschichte zurückblicken. 1504 wurde die Stadt von Babur zur Hauptstadt seines Reiches erkoren, verlor diesen Status aber unter nachfolgenden Herrschern, den paschtunischen Durrani, an Kandahar. Im Jahr 1776 wurde Kabul von Timur Schah Durrani zur Hauptstadt Afghanistans gemacht. Von den Briten wurde Kabul 1839 während des Ersten Anglo-Afghanischen Krieges eingenommen und 1842 beim Rückzug teilweise niedergebrannt.

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Zitadelle Bala Hissar, von den Briten zerstört​

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 wurde Kabul zum Zentrum des Bürgerkriegs, in dem sich die verschiedenen Mudschaheddin-Gruppierungen gegenseitig bekämpften. Dabei wurden große Bereiche der Stadt zerstört, über 50.000 Zivilisten kamen ums Leben.

Bei unseren Besuchen wohnten etwa 500.000 Menschen in der Stadt, heute zwischen 3,5 und 4 Millionen.
 
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Im Gegensatz z. B. zu den großen Städten im Nachbarland Iran verfügt Kabul nur über wenige kulturhistorische Sehenswürdigkeiten. Ich habe auch nur ganz rudimentäre Erinnerungen daran. Viel präsenter sind die Erinnerungen an den Basar, den wir mehrmals und immer stundenlang besuchten. Baulich war er - anders als die iranischen - völlig uninteressant, aber zum stöbern und shoppen einfach unerschöpflich.

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Dieses Dia ist leider unauffindbar und so habe ich einen Papierabzug gescannt.​
 
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Die Geschichte Afghanistans

Vom Zankapfel der Großmächte zum Pufferstaat


Wie so viele Staaten Asiens ist Afghanistan ein künstliches Gebilde aus der Kolonialzeit. In dieser Region kollidierten russische und britische Iinteressen. Seit der Aufstellung der russischen Marine durch Zar Peter den Großen war es Ziel russischer Politik, zum Indischen Ozean vorzustoßen und dort einen eisfreien Hafen zu bauen. Großbritannien wollte Afghanistan seinem Weltreich, genauer: Britisch-Indien angliedern. Die Briten führten mehrere Kriege in Afghanistan, konnten das Land jedoch nie dauerhaft besetzen. Afghanistan wurde 1893 durch die Durand-Linie von den Briten geteilt und das südöstliche Gebiet (heute pakistanische Provinzen) der indischen Kronkolonie einverleibt. Nach einem letzten, dritten, anglo-afghanischen Krieg 1919 wurde das verbliebene Afghanistan unabhängig. Das Land, dessen von den Briten und Russen gezogene Grenzen mitten durch Stammesgebiete verläuft, bildete nun einen Puffer zwischen russischen und britischen Interessen. Beide hielten sich lange weitgehend aus diesen Gebieten heraus.

Zeit der relativen Stabilität unter Mohammed Zahir Schah

Eine längere Phase unter Mohammed Zahir Schah an der Spitze eines konstitutionellen Königreichs Afghanistan folgte. Zahir Schah öffnete das Land vorsichtig in Richtung Demokratie. Unter seiner Herrschaft wurde unter anderem ein Zwei-Kammern-Parlament, das Frauenwahlrecht, eine Modernisierung der Infrastruktur begonnen und Pressefreiheit eingeführt. 1973 wurde der König von seinem Neffen Mohammed Daoud Khan, der bis 1963 als Ministerpräsident amtierte, gestürzt und eine Republik ausgerufen. Das war also die Zeit, in der wir Afghanistan bereisten. Während unseres ersten Besuchs erlebten wir umfangreiche Feierlichkeiten zum 1-jährigen Bestehen der Republik Afghanistan.

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Niemand ahnte, was sich zusammenbraute.

Wirklich niemand? Auch wenn es für unsere Reisen keine Rolle spielte: Man kann hierzulande nicht an Afghanistan denken und die Zeit nach 1978 ausblenden. Deshalb in aller gebotenen Kürze der Versuch eines Überblicks.

Ministerpräsident Daoud war ein Verfechter der Wiedereingliederung der nun in Pakistan liegenden paschtunischen, also: afghanischen, Stammesgebiete in das Königreich. Dies führte zu Konflikten mit Großbritannien – der Schutzmacht des neu entstandenen Staates Pakistan - , wodurch es in den 60er Jahren zu einer deutlichen Annäherung Afghanistans an den Erzfeind der Briten in dieser Region, die Sowjetunion, kam. Die Wirtschafts- und Militärbeziehungen zum nördlichen Nachbarn wurden intensiviert, Sowjets bauten die Infrastruktur des Königreichs aus, z. B. den Salang-Tunnel. Um die Krise mit Großbritannien zu entschärfen, wurde Daoud vom Schah 1963 entmachtet. 10 Jahre später rächte er sich und stürzte seinen Onkel.

Daoud nannte sich nun Präsident und regierte anfangs mit der Unterstützung der kommunistischen Partei Afghanistans (DVPA), im weiteren Verlauf diktatorisch. Nach Zerwürfnissen mit der DVPA wollte er die Partei verbieten lassen und wurde 1978 Opfer eines Staatsstreichs eben dieser Partei, die dem Verbot zuvorkam.

Nach Daouds Sturz übernahm die DVPA die Macht in Kabul, rief die Demokratische Republik Afghanistan aus und versuchte mit sowjetischer Unterstützung gesellschaftliche Neuerungen wie eine Alphabetisierung der Landbevölkerung, aber auch eine Bodenreform und eine strikte Säkularisierung, umzusetzen. Die Reformen stießen im überwiegend durch Stammesverbände und –traditionen geprägten Land auf heftigen Widerstand. In Folge gründeten sich eine Vielzahl von Mudschahedin-Gruppen und griffen zu den Waffen. Mit der zunehmenden Gewalt überfordert, ersuchte Präsident Amin die Sowjetunion um militärischen Beistand, was aber von Seiten Moskaus (noch) abgelehnt wurde.

Die Sowjets wollten sich zunächst aus den mehrfachen und blutigen Regierungswechseln in Kabul heraushalten. Erst als von sowjetischer Seite befürchtet wurde, Premier Amin könne sich schließlich, mangels Unterstützung seitens der UdSSR den USA zuwenden - was zu einer Stationierung von US-Truppen an der empfindlichen Nordwestgrenze zur UdSSR hätte führen können – beschloss das Politbüro, Amin zu liquidieren, seine Regierung aufzulösen und ein moskautreues Regime zu installieren.

Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Dezember 1979 entwickelte sich der Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Krieg zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamistischen Mudschaheddin. Dieser endete mit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989, nur um einem nochmals entfesselteren Bürgerkrieg Raum zu geben. In diesem Konflikt liegt die Geburtsstunde der Taliban – wobei ich hier die Interessenten auf weiterführende Literatur verweisen möchte. Zu kompliziert ist die Sache und für den hier vorgestellten Bericht spielt das keine Rolle. Nur ein Tipp: Ohne die Bücher von Ahmed Rashid halte ich es für schwierig, das Phänomen „Taliban“ zu ergründen.

1996 setzten sich die Taliban in diesem Bürgerkrieg mit massiver pakistanischer Unterstützung durch und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, ein Staat, der lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 begannen die USA mit der "Operation Enduring Freedom" und stürzten die Taliban. Hauptziel war jedoch, die in Afghanistan nach US-Angaben operierende Terrororganisation Al-Qaida mit ihrem Anführer Osama bin Laden durch massive Angriffe aus der Luft zu zerschlagen.

Noch ein Schmankerl: In Kabul nächtigten wir mit unserem Zeltanhänger im Hof des Hotels "Ariana", das nach der Intervention der USA zum Hauptquartier der CIA wurde.
 
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Wo immer Touristen auftauchen, sind neugierige, aber stets freundliche Kinder nicht weit.


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Rückblickend ist der Kontrast in Bezug auf die Kleidung zwischen Einheimischen und Touristen schon frappierend. Als Kind ist mir das nicht so aufgefallen.​
 
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Ich hoffe, dass ich morgen dazu komme, endlich von der Fahrt nach Bamiyan zu berichten. Von der Haupstadt Kabul geht es dann in die Berge des Koh-e Baba - adé befestigte Straßen, eine Strapaze für Mensch und Material. Meine Mutter spricht heute von einer "Schnapsidee", die Route über den Unai- und den Hajigak-Pass zu wählen, beide Pässe über 3.000 m hoch, übelste Schottterpiste. Soviel vorweg: Dem Auto tat's nicht gut.
 
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Fahrt nach Bamiyan

In den 70er Jahren sollen jährlich bis zu 100.000 Touristen das Tal von Bamiyan besucht haben. Geht man davon aus, dass aufgrund der Höhenlage ein Besuch nur in den Monaten Juni bis September möglich war, kann man von 25.000 Besuchern in diesen Monaten ausgehen. Bamiyan war das touristische Zentrum des Landes. Die Buddha-Statuen (bzw. heute deren leere Nischen) sind nur Bestandteil - wenn auch der bekannteste - der Kulturlandschaft und der archäologische Stätten des Bamiyan-Tals, welches als eine von nur zwei Stätten in Afghanistan als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist.

Zwei Möglichkeiten gab es, das Tal, das abgeschottet von hohen Bergen des Koh-e Baba in Zentralafghanistan liegt, zu erreichen. Üblicherweise wurde die nördliche Strecke über den Shibar-Pass gewählt. Diese Schotterpiste war relativ gut ausgebaut, nicht steil, der Shibar-Pass auf ca. 3000 m Höhe meistens auch im Winter passierbar. Der direktere, aber wesentlich beschwerlichere Weg führte über den Unai-Pass (ca. 3000 m) und den berüchtigten Hajigak-Pass (die Höhenangaben schwanken zwischen 3450 und 3700 m). Die Strecke über den Hajigak wurde 1961 fertig gestellt. Sie sollte den Einheimischen ermöglichen, mit Eseln und Kamelen Bamiyan zu erreichen, aber auch Geländewagen sollten die Route bewältigen können. Der Hauptgrund für den Bau der Straße war jedoch, die Erkundung der riesigen Eisenerzvorkommen in dieser Region (die größten Asiens) voranzutreiben.
Die Globetrotter der 70er Jahre betrachteten es oft als sportliche Herausforderung, diesen Pass auch mit anderen Autos zu überqueren.

Was meine Eltern geritten hat, mit einem VW-Kombi und 4 Kindern diese Route zu wählen? Möglicherweise Abenteuerlust in Verbindung mit Naivität – da werden sie kaum widersprechen. Immerhin war ihnen klar, dass das mit einem Zeltanhänger unmöglich funktionieren kann. Dieser blieb also im Hof des Hotels stehen und wir verließen Kabul. Es sind nur 180 Kilometer, aber die benötigte Zeit dafür wurde üblicherweise mit 6-7 Stunden angegeben. Die beiden Familien, die uns bis Kabul begleitet hatten, wählten andere Routen. Die eine über den Shibar-Pass, die andere, die früher schon einmal in Bamiyan war, wollte nach Norden, nach Masar-e Sharif.

Noch bevor es richtig in die Berge ging, passierten wir mehrere Volksfeste. Der Jahrestag der Republik wurde drei Tage lang gefeiert.

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Nach Verlassen der Ebenen wurde klar, dass wir nun in eine nochmals andere Welt eintauchten. Eine Welt, die sich in den letzten Jahrhunderten wohl nur wenig verändert hatte.


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Hajigak

Sucht man im WWW nach diesem Pass, findet man jede Menge Informationen zu den gigantischen Eisenerzvorkommen. Entdeckt wurden sie schon vor über 100 Jahren, aufgrund der Lage (geographisch und politisch) bisher jedoch nicht ausgebeutet, obwohl oft Anläufe unternommen wurden. Was man über den Pass noch findet, ist ein Eintrag auf der Seite www.dangerousroads.org:

„The road over the pass is mostly unpaved. It’s called Kabul-Hajigak-Bamyan Highway. Avalanches, heavy snowfalls and landslides can occur anytime and can sometimes block some sections of the road, being extremely dangerous due to frequent patches of ice.”


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Eis und Schnee waren nicht unser Problem, aber sehr steile Sand- und Schotterpisten, enge Kehren, Bäche, die den Weg kreuzten. Ich erinnere mich, dass wir des Öfteren aussteigen mussten, damit der Vater mit dem Auto irgendwie die nächste Steigung hoch kam, manchmal erst im zweiten Anlauf. Und ich erinnere mich, dass es immer mal wieder stank. Der Vater meinte, das sei die Kupplung. Auch über das schlechte Benzin klagte er, russisches, 78 Oktan. Ein Wert, der deutschem Benzin aus den 40er Jahren entspricht. Die Leistung des Motors, vielleicht auch in Verbindung mit der Höhenluft, war nur sehr mäßig. Ich habe keine Erinnerung an andere Fahrzeuge auf dieser Strecke.

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An diesen älteren Mann kann ich mich gut erinnern. Wahrscheinlich, weil sein Portrait viele Jahre als 50x70-Abzug in unserem Haus hing. Heute hängt es im Wohnzimmer meiner Schwester.

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Er klagte über Augenschmerzen und erhielt von uns Tropfen dafür.​
 
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Die Berge sind bunt, rot, schwarz - wie gesagt, die größten asiatischen Vorkommen an Eisenerz befinden sich hier.

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Mein Vater jüngst auf die Frage, warum man sich für die Hajigak-Route entschieden hatte: "Uns wurde gesagt, es sei die schönste und schwierigste Route." So einfach ist das. Meine Mutter meinte nur: "Schnapsidee. Aber du kennst ja deinen Vater. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte ..."

Dieter Klössing hat sehr schöne Berichte über seine mehrmaligen Reisen nach Afghanistan geschrieben. Ich erlaube mir ein Zitat seiner Schilderung der Hajigak-Überquerung (in einem allradgetriebenen Landrover mit Untersetzung, Sperrdifferential etc.):
"Wo gibt es auf der Welt noch solche Landschaften? Und solche gemeinen Wege? Die steilsten Steigungen waren in den Kehren, oft 10 m hoch und man sank bis zur Achse in puderfeinem Sand ein. Nach so einer Fahrt musste jeden Abend der Staubfilter ausgeklopft werden. Haare waschen wäre ja auch nicht schlecht gewesen.... Na klar: Kamele hatten da keine Probleme. Für Autos war die Piste ja auch nicht angelegt."
http://www.dieter-kloessing.com/afghanistan-zentraler-hindukusch.html

Aber irgendwann erblickten wir ein unglaublich grünes Tal.

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Bis zum Ort Bamiyan (heute eine Stadt mit über 60.000 Einwohnern) war es nicht mehr weit. Wir bezogen im Feriendorf in phantastischer Lage eine Jurte im usbekischen Stil, während der Vater mit dem angeschlagenen Auto einen Mechaniker suchte, einen "Mohandes" (Ingenieur). Wobei mir eine seiner Aussagen (bezogen auf den Iran) heute noch im Ohr klingt: "Hier bezeichnet sich jeder als Mohandes, der einen Schraubenzieher richtig herum halten kann."

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Die Jurten waren innen vollflächig mit dicken Teppichen ausgekleidet. Leider gibt es davon keine Fotos, vielleicht, weil es so dunkel war. Wir empfanden sie als urgemütlich. Die Schokoladenseite des Feriendorfes folgt morgen.
 
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Dein Thread ist mein Highlight während meiner gesamten Forumszugehörigkeit.

Vielen Dank fürs Zeigen, vor allem aber auch fürs Erklären.
 
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Welch ein cooler Thread, der wäre ja beinahe an mir vorbeigegangen - das waren noch Reisezeiten, mit einfachen Mitteln, Auto ohne Klimaanlage, Kinder in Afghanistan... das Bild der westlichen Frau neben einer Burkaträgerin wäre wohl heute undenkbar in diesem Land. Danke für diesen Bericht, toll! :)
 
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... das Bild der westlichen Frau neben einer Burkaträgerin wäre wohl heute undenkbar in diesem Land.

Afghanistan heute ist nicht mehr das Land, in dem die Taliban alles bestimmen. Im Hazarat, bei den Usbeken, Aimaken und den Tadschiken ist die Burka völlig unüblich. Auch die Kuchi-Frauen, nomadische Paschtunen, tragen niemals Burka. Dass die Taliban, ein fanatischer Teil einer Ethnie, die Sitten und Gebräuche eines Landes so bestimmen konnten, wird hoffentlich nie wieder geschehen. Sicher bin ich mir da aber nicht.

Zu unserer Reise: Was die Frauenkleidung betrifft, denke ich vielmehr, dass wir damals ziemlich unbedarft oder auch naiv waren, uns so zu zeigen (auch die Männer, in kurzen Hosen ...). Wir kamen aus dem Iran der 70er und da waren westlich und extrem modisch gekleidete Frauen völlig normal im Straßenbild Tehrans. Aber Afghanistan war nochmal eine völlig andere Welt.
 
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Hazaradschat

Die Hazara sind eine Ethnie in Afghanistan und umliegenden Regionen, deren Hauptsiedlungsgebiet das zentralafghanische Hazaradschat mit der Hauptstadt Bamiyan ist. Die Hazara sind persischsprachig und gehören - eine Besonderheit in Afghanistan – der schiitischen Richtung des Islam an. Das Wort Hazara wird mit dem persischen Wort „hezar“ (tausend) in Verbindung gebracht, als persische Entsprechung der mongolischen Bezeichnung für „Tausendschaft“ als Terminus für die Mongolenarmee unter Dschingis Khan. Eine teilweise (turko-)mongolische Abstammung der Hazara ist in der Fachwelt unstrittig, jedoch wurde die Bezeichnung Hazara im Laufe der Geschichte für unterschiedliche Gruppierungen verwendet. Fachleute sprechen heute eher von einem Volk, das sich im Zuge der mongolischen Eroberung Chorasans aus turk- und mongolischsprachigen Gruppen und ihrer Vermischung mit der einheimischen, iranischsprachigen Bevölkerung gebildet hat.

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Dieses Foto (Ausschnitt) zeigt Hazara in Festtagskleidung. Es stammt aus dem Hazaradschat, aber nicht aus Bamiyan. Es wurde auf der Etappe danach aufgenommen.

Nach dem Machtverlust der schiitischen Safawiden im 18. Jahrhundert und der Gründung des modernen Afghanistan, wo sie eine ethnische und konfessionelle Minderheit darstellen, wurden die Hazara immer wieder, besonders durch die paschtunische Mehrheit, diskriminiert. Literarisch fand dies auch im Roman „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini seinen Niederschlag. Seit dem Sturz des Taliban-Regimes gilt das Hazaradschat als vergleichsweise sichere Region, kaum Anschläge, kaum Schlafmohnanbau. Frauen haben bei den Hazara mehr Rechte und Freiheiten als bei anderen Volksgruppen Afghanistans. Die Provinz Bamiyan ist die einzige, die von einer Gouverneurin geführt wird, der Hazara Habiba Sarabi. 2013 wurde sie mit dem Ramon-Magsaysay-Preis ausgezeichnet, der als „asiatischer Friedensnobelpreis“ gilt.
 
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Bamiyan

An einer Nebenroute der Seidenstraße gelegen, war Bamiyan eine bedeutende Handelsstation zwischen China und dem Perserreich und entsprechend von großer strategischer Bedeutung. Laut einer alten indischen Inschrift wurde im Jahr 261 v. Chr. der buddhistische Mönch Maharakkita in diese Region gesandt, um das Gebiet zu missionieren. Um etwa 100 n. Chr. festigte sich der Buddhismus allmählich in den Bergen des Koh-e Baba. Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden entlang der damaligen Handelsroute eine Vielzahl von Stupas, Tempeln und Klosteranlagen. Das Bamiyan-Tal war die größte und bekannteste dieser buddhistischen Stätten.

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Die Zahl der im Tal vorhandenen noch bestehenden Höhlen wird auf etwa 1.000 geschätzt. Die meisten von ihnen entstanden im 5. bis 7. Jahrhundert. Einige der Wandmalereien wurden auf das 7. Jahrhundert datiert und gelten damit als die ältesten bekannten Ölgemälde der Welt. Eine frühe Chronik schätzt die Anzahl auf 12.000 Höhlen. Da es die Höhlen nicht nur im zentralen Tal, sondern auch in den angrenzenden Seitentälern gab bzw. immer noch gibt, wird diese Zahl von Wissenschaftlern als durchaus realistisch betrachtet.
 
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Die Aussicht auf die beiden großen Buddha-Statuen, für die Bamiyan so berühmt ist, konnten wir schon vom Jurtendorf aus bewundern.

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Die Buddhas wurden im 6. Jahrhundert in der großen Felswand an der Nordseite des Tals errichtet. Sie wurden aus dem Fels modelliert, die Feinheiten mit einem Lehmputz gearbeitet. Sie waren bunt, teilweise ist in frühen Berichten von Blattgold und Juwelenschmuck die Rede. Es wird vermutet, dass die Statuen entstanden, um den Reisenden ihren Schutz zu geben. Der deutsche Offizier Oskar von Niedermayer fertigte 1916 die ersten Fotos der Statuen an, aus früheren Zeiten gibt es nur Erzählungen sowie einzelne Zeichnungen.

Die 35 m hohe Statue stellte den Buddha unseres Zeitalters, also Buddha Shakyamuni (Siddhartha Gautama), dar.

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Damit bin ich jetzt auch beim Titel des Reiseberichts angekommen.


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Die 53 m hohe Statue war ein Bildnis des Buddha Dipankara, also des mystischen Buddhas aus dem unseren vorangegangenen Zeitalter.



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