Eignung älterer AF-Objektive für aktuelle FX-Gehäuse?

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Mr2099

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Hallo,
ich fotografiere seit einiger Zeit mit einer D750 (davor mit einer F-601, einer FG, einer FE2). Ich besitze einige moderne AF-S Objektive (teils ohne Blendenring, also "G"). Zur Abrundung am langen Brennweitenende suche ich nun noch ein gutes Micro Nikkor und eine Telefestbrennweite.

Prinzipiell können ja alle Objektive mit F-Bajonett auch an den aktuellen Nikon-Kameras verwendet werden. Es spricht also nichts gegen AF- oder AF-D Objektive mit "Stangenantrieb".

Ein Berater des Fotohändlers meines Vertrauens hat mich jedoch darauf hingewiesen, dass diese Objektive nicht oder nur bedingt für hochauflösende Nikon-Kameras verwendbar sind. Grund sei .- vereinfacht wiedergegeben -, dass der Chip (bspw. der meiner D750) größer sei als das Negativ eines 35 mm Films. Der Lichteinfall älterer Objektive würde bauartbedingt daher nicht die Ecken des Chips erreichen. Um Schärfe, Kontrast und Farbwiedergabe sicherzustellen, würde daher die kamerainterne Software die Bildinformationen in den Ecken / Randbereichen "hochrechnen". Und das hätte bei optischen Fehlern / Schwächen älterer Objektive eine Potenzierung von Bildfehlern zur Folge. Sprich: Unscharfe, verwaschene Bildränder / -ecken.
Nur die modernen Objektive wären so berechnet, dass das volle Potenzial des Chips ausgenutzt würde.

Langer Rede, kurzer Sinn: Stimmt das?

Ich frage deshalb weil ich mit dem Gedanken spiele, noch 2 Objektive zu kaufen (welche genau, ist noch offen):
- ein 105 mm Mikro Nikkor für Makrofotografie
- ein 180er (entweder das 2,8 AF-D von Nikon oder ein Zeiss Objektiv, wobei ich noch vor dem Umbau des Bajonetts zurückschrecke...)
Aber das wird ein anderer Thread.

Es wäre nett wenn ich eure Einschätzung zu der Aussage des Kundenberaters des Händlers bekommen könnte.
Vielen Dank vorab!
Christian
 
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AW: G

Es verhält sich etwas anders:

1) Dem Film war es egal, aus welcher Richtung Licht auf das Silberjodid fällt. Dem digitalen Sensor hingegen ist das überhaupt nicht egal. Jeder einzelne Lichtrezeptor hat eine eigene, winzige Linse, und je schräger das Licht einfällt desto weniger davon wird in Spannung umgewandelt. Das bedeutet - stark vereinfacht - dass Objektive mit kleiner Hinterlinse auf einem digitalen Vollformat-Sensor stark vignettieren. Das ist nicht zwingend ein Objektivfehler, sondern eine Eigenart der Lichtrezeption digitaler Sensoren.

Trifft Licht senkrecht auf den Sensor, so wird es zu 100% in Signal/Strom umgewandelt, Trifft licht mit 45° Einfallswinkel auf den Sensor, so wird daraus nur noch ein Signal mit zB. 50%iger Stärke. Silberjodid im Film ist chaotisch verteilt und reagiert auf Lichteinfall aus jeder Richtung, digitale Sensoren sind hingegen sehr wählerisch und brauchen senkrecht einfallendes Licht. Daher kommt die Unart, irrwitzig lange Weitwinkelobjektive zu bauen. Das 1.8-35G ist länger als das 1.8-85G, da man heute quasi ausschliesslich extreme Rektofokus-Objektive für Digitalkameras anbietet.

Auf Film tritt diese Vignettierung wie gesagt kaum auf, vor einer Vollformat-Digitalkamera verliert ein Objektiv älterer Konstruktion hingegen an Nutzbarkeit. Zur Info (du hast ja eine Vollformat Kamera): vor einem Halbformat- (DX) Sensor ist die Nummer deutlich weniger dramatisch, weil die maximal schrägen Strahlen (bis in die FX-Ecken) hier ja gar nicht eingefangen werden müssen.

2) Die Schichtseite eines Films ist matt, die Oberfläche eines Sensors ist brilliant/spiegelnd. Bei starkem Lichteinfall (Gegenlicht, Reflektionen auf Wasser etc.) wird es auch im Spiegelkasten hell und Licht kann vom Sensor an die Hinterlinse des Objektivs reflektiert werden und dann Geisterbilder oder Lichtschleier auf die Aufnahme zaubern. Ein Problem, dass sich bei Film so nicht gestellt hat. Moderne Objektive haben daher speziell vergütete Hinterlinsen um diese Art Reflektionen zu unterbinden. Es ist also kein Hokus-Pokus, wenn manche Hersteller ihre Objektive mit "DG" (Digital Grade) oder "DI" (Digital Imaging) bezeichnen. Das sind Linsen, die zwar namensgleich seit Jahrzenten produziert werden, jetzt aber in einer Version vorliegen, die den beiden beschriebenen Problemen Rechnung tragen.

Es gibt SEHR viele alte Nikkore, die problemlos auch an modernen Digitalkameras benutzt werden können, und es gibt einige wenige Nikkore, die an modernen Kameras suboptimal funktionieren. Grob und aus der Hüfte geschossen sind Weitwinkel-Objektive in dieser Hinsicht insgesamt problematischer als Standard-Brennweiten oder Teleobjektive. Bekannt ist zB, dass das 2-35 an einer FX-DSLR keine gute Wahl ist - hier ist der Umstieg auf das moderne 1.8-35 G ein grosser Fortschritt; an einer DX-Kamera bleibt das 2-35 trotzdem eine Macht! Das spottbillige AF 1.8-50 (D) ist vollkommen OK vor Film und FX-Sensor, und gerade das 2.8-180 braucht sich nirgendwo zu verstecken. Eben dieses zwoacht-180er ist ein ganz, ganz grosser Wurf von Nikon und in jeder Version sein Geld wert.
 
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ergänzend kann ich bestätigen, dass das 180er AF nikkor problemlos an FX-digitalgehäusen funktioniert, auch an der d750. allerdings ist es auch von starken motoren angetrieben (d3s) nicht das schnellste seiner art :)
 
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ergänzend kann ich bestätigen, dass das 180er AF nikkor problemlos an FX-digitalgehäusen funktioniert, auch an der d750. allerdings ist es auch von starken motoren angetrieben (d3s) nicht das schnellste seiner art :)

2016 hatte ich nur ein lichtstarkes Tele, das 180mm AF und habe damit einmal Faustball in der Halle fotografiert (D700, AF-C, Back Button Focus). Wider Erwarten war die Trefferquote bei weitem höher als erwartet.
 
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Ich verwende an meiner D 750 z.B. gerne das alte 28-105/3,5-4,5 AF-D. und das bereits erwähnte 50/1.8 D. Wenn Du schon alte Gläser hast kannst Du diese ja vor einem Kamerakauf beim Händler deines Vertrauens ausprobieren.
 
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Wirklich perfekt erklärt von [MENTION=49919]shovelhead[/MENTION] (Harley-Zylinderköpfe 60er Jahre, oder ?)

11-1965 bis etwa 02-1984 Meine FLH Duo-Glide (vorne und hinten hydraulisch gedämpft) war von "early 73" und hatte keinen elektrischen Fuss (sonst wäre es ja eine Elektra-Glide). Und sie war ein Aussenöler - das war so nicht konstruiert, ergab sich aber mit der Zeit.

Ich zitiere Wikipedia:

Der Shovelhead-Motor litt in den Jahren 1966–73 unter häufigen Motordefekten durch Lagerschäden, die durch schlampige Verarbeitung und überalterte Fertigungsmaschinen hervorgerufen wurde. Lichtmaschine und Getriebe hatten eine durchschnittliche Lebensdauer von 37.000 Kilometer, darüber hinaus konnte es zu einem Ölverbrauch von einem Liter auf 400 bis 700 Kilometer kommen. Öleintritt im Kupplungsgehäuse der Trockenkupplung war „zeitlebens dieser Konstruktion ein Problem

Alles richtig. Ich bin mit meinem Eisenschwein zwischen 1984 und 2006 rund 300'000 km gefahren (und konnte Kupplungsscheiben nachts und im Regen in unter 20 Minuten ausbauen, säubern/entölen und wieder einbauen). Ich hatte 11 Harleys, zeitweise fünf gleichzeitig - und wenn ich dir einen Tip geben darf, dann: Male Aquarelle!

Shovelheads sind Müll, Early-Shovels sind Giftmüll - aber von all meinen Harleys war Big Mama mir die Allerliebste.

See no Evo, hear no Evo, speak no Evo!
 
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Ich möchte kein neues Thema in diesem Thread eröffnen, dennoch eine Frage:
Welche Objektive vor der AF-S (G) Ära sind denn *nicht* geeignet für eine Vollformatkamera mit einem 24 MP Chip (wie meine D750)?

Alles andere erfrage ich dann im Einsteigerforum Kaufberatung.

Danke nochmals!

Christian
 
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Ich habe mir mittlerweile schon eine kleine Sammlung älterer non-ai, ai, ai-s, AF und AF-D Objektive für meine Nikon Df zugelegt.

Manche funktionieren noch gut, manche aber nicht, denn die mit den Letzteren gemachten Fotos zeigen vor allem Schwächen im Randbereich.

Ich musste also einiges an "Lehrgeld" bezahlen.

Wie shovelhead schon ausgeführt hat, sind einige Objektive, die für analoge Nikkore konstruiert wurden, für digitale Kameras nicht gut geeignet, weil der Sensor der digitalen Kameras bei den schräg auftreffenden Lichtstrahlen nicht so viel "verzeiht" wie der Film in den analogen Kameras und Schwächen am Bildrand auftreten können.

Vor allem bei sog. Weitwinkel-Retrofokus-Objektiven, die eine sehr kleine Austrittspupille aufweisen, würde ich in Zukunft vorher genau testen, ob sie wirklich noch geeignet sind.

So liegen halt jetzt einige dieser alten Nikkore in der Vitrine.


Aber es gibt darunter auch Nikkore, die an meiner Df noch so einigermaßen gut funktionieren, so z. B.

das schon erwähnte noch etwas neuere und sehr gute AF-D Nikkor 180/2.8 IF ED, das ich für Zooaufnahmen mit Hilfe des Adapters KENKO N-AF1.4x TELEPLUS PRO 300 quasi in ein Objektiv mit Brennweite 270 verwandeln kann;

das Nikkor-Q.C Auto 1:2.8 f=135mm für Porträts;

das Nikkor 105mm 1:2.5, mit dem Steve McCurry das berühmte Foto vom Afghan Girl gemacht hat;

das non-ai Nikkor-S.C Auto 1:1.4 f=50mm, das zwar ein cremiges Bokeh erzeugt, aber leider auch einen starken Blaustich der Fotos bewirkt;

das AF-Nikkor 85mm f/1:1.8.

Hierzu kommen sicher noch einige AF-D-Objektive, die ich aber nicht besitze, weshalb ich darüber nichts aussagen kann.


Vom Kauf eher abraten würde ich wegen der Schwächen am Bildrand vom

Ai-s Nikkor 28mm/2,8 CRC,

das im analogen Zeitalter ja als eines der schärfsten Nikkore angesehen wurde.
Ich kann damit zwar gut Blumen mit einem Abstand von nur 20cm zur Sensorebene fotografieren, aber bei Landschaftsaufnahmen muss ich dann schon auf mindestens f/8 - f/11 abblenden, um eine einigermaßen genügende Schärfe über das ganze Bild zu erreichen.

Wegen der Schwächen am Bildrand würde ich auch vom AF-Nikkor 20mm f/1:2.8 abraten. Es steht nur noch in der Vitrine.

FAZIT:

Anstatt in der Summe doch einiges Geld für die vielen älteren Objektive auszugeben, hätte ich mir für das Geld besser ein einziges sehr gutes, modernes Objektiv kaufen sollen.
Aber ich möchte die Erfahrungen, die ich mit dem "Altglas" gemacht habe, letztlich doch nicht missen.

Eine andere Möglichkeit zur Verwendung der alten Nikkore wäre, mir eine analoge Nikon zu kaufen und damit in die Analogfotografie einzusteigen...

Gruß
Hans
 
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Vom Kauf eher abraten würde ich wegen der Schwächen am Bildrand vom

Ai-s Nikkor 28mm/2,8 CRC,

das im analogen Zeitalter ja als eines der schärfsten Nikkore angesehen wurde.

Was wohl daran liegt, dass die Problematik der schräg auftreffenden Strahlen (genauso wie die Reflexionen der Hinterlinsen) eigentlich nur im WW-Bereich vorkommt. Bei Teles ab ca. 85mm ist der Winkel so schmal, dass das kein Rolle mehr spielt. weshalb sich ein 180/2,8 immer noch sehr gut macht.
 
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Hi,

zu dem 105 Makro kann ich von dem alten 105/2.8 AF-D nur gutes berichten. Habe es oft und viel an der D750 dran und immer wieder Freude mit.
Die Ergebnisse sind 1a.
Der Stangen-AF ist nicht der schnellste, ist aber auch im Makrobereich mit der D750 durchaus einzusetzen. Manch einen Käfer hätte ich ohne AF nicht so gut auf den Sensor bekommen ;-)

Gruß
Kaefer84
 
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Hallo,
ich bin mit der optischen Leistung des 60mm f:2.8 AF-D Micro Nikkors und des f:2.8 16mm Fisheyes an der D800 sehr zufrieden. Letzteres setze ich fast ausschließlich für Kugelpanoramen ein.
Herzliche Grüße
Nic
 
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