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bernhard64

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Heute vor drei Jahren hatten wir die seltene Gelegenheit, einen mehrstündigen Regen live zu erleben.

Ja, wir waren nicht in Deutschland, sondern in Ägypten.

Es begann gegen 08:00, gegen Mittag kam dann schon die Flut und durchquerte die Stadt:

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Es ist ja alles etwas anders als bei uns:
Es gibt keine Regenwasser-Kanalisation. Es gibt keinen Wald. Es gibt keine Humusschicht, die als Wasserspeicher dienen kann.
Es gibt Felsen und Sand.

Und wenns mal regnet, läuft die braune Suppe durch die Stadt.

Aber wie schauts draußen in der Wüste aus, wenns regnet?

Ein Jahr vorher haben wir es erlebt und davon will ich berichten ...

(wer schon mal schmökern will: Paul Carrell, Die Wüstenfüchse, S. 71ff)


 
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Stellen wir also die Uhr gut ein Jahr zurück und finden uns im Januar 2013 auf einer Tour im Sinai.
Das Wetter ist toll, schon warm und die Landschaft imposant.
Wenn Ihr genau hinschaut könnt Ihr unser Tour-Team sehen.

#2

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Es wird Nachmittag und wir schlagen Lager auf.
Damals hatten wir auch Zelt dabei - leider nur das nicht wasserdichte Innenzelt.
Auch der Himmel sah schon irgendwie seltsam aus - in Nachinein betrachtet.

#3

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Wir waren ja ganz schön was gelaufen, müde und sind schnell eingeschlafen.
Irgendwann wachen wir auf, es donnert in der Ferne und die ersten Tropfen klopfen auf unser "Zelt"
Es ist kohlrabenschwarzstockdunkel.

#4

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Mina, unser Guide reagiert schnell und schmeißt zwei Flickenteppiche,
die normalerweise als Sitzgelegenheit dienen als Regenschutz über unser Zelt.
Es ist daraufhin gefühlt an der höchsten Stelle noch etwa 40cm hoch, der Sauerstoff wird schnell knapp.
Am Fußende öffnn wir den Reißverschluß, so dass etwas Luft reinkommen kann.
Das Gewitter ist jetzt bei uns und es regnet auch sehr sehr stark.

Mina gibt uns noch bescheid, das er wach bleiben wird und die Gegend im Auge behält.
Sollte es gefährlich werden oder der Regen in 2 Stunden nicht aufhören,
würde er uns wecken, damit wir in höhere Lagen ausweichen.

Naja, irgendwann werden wir müde und schlafen ein - ist der Reißverschluß auch weit genug geöffnet??
 
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Hat leider etwas gedauert, aber jetzt geht es weiter:

Irgendwann ist auch die längste und schwärzeste Nacht vorbei. Ich riskiere einen Blick aus dem Zelt. Ja, es war kein Traum - es hat in der Wüste geregnet!


#5

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Unseren beiden Guides - Mohamed und Mina - sieht man die lange Nacht glaube ich auch an. Auch wenn vieles nass ist, konnte das die beiden nicht davon abhalten, Feuer, Tee und Frühstück zu machen.

#6

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Die Wärme am Feuer tut gut, die Spiegeleier sind köstlich ...

#7

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Beim Zeltabbauen sieht man gut, dass es darunter noch trocken ist. Alles andere ist nass wie am Strand.

#8

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Man kann gut die "Einschläge" der Regentropfen im Sand erkennen. Ich bin langsam gespannt, was der Regen sonst noch alles bewirkt hat.

#9
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Hinter der ersten Kurve entdecken wir die ersten größeren Rinnsale.

#10
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Man könnte denken, dass sich selbst die Kamele über das seltsame Zeug im Sand wundern.

#11
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Die Spuren von Autos treten überdeutlich hervor.

#12

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Überall sind kleine Minifluten und ihre Überbleibsel zu entdecken.

#13
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Wir versuchen uns vorzustellen, was gewesen wäre, wenn es länger und stärker geregnet hätte ...

#14
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Selten ein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen ist: Die Kamele können Ihren Durst fast überall stillen ...

#15

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Aber so schnell, wie es kam, verschindet das Wasser wieder.

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Die Nässe lässt die Farben schön hervortreten.

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Immer wieder kreuzen wir größere und kleinere Rinnsale.

#18

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Wie überqueren schließlich eine kleine Hügelkette. Die in der Sonne liegenden Felsen sind schon wieder trocken. Der ja praktisch immer im Sinai wehende Wind wird auch seinen Anteil dazu begetragen haben.

#19

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Auf dem Plateau haben sich viele Pfützen und Tümpel gebildet.

#20

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Zeit für ein Päuschen. Das Kamel schiebt Wache ...

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Die Jungs nutzen die Gelegenheit, unsere Brauchwasservorräte zu ergänzen.

#22

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Wahnsinn, Bernhard, das war sicher ein einmaliges Erlebnis und so mancher erlebt das ja wohl nicht ... :):up::up::up:
 
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Wahnsinn, Bernhard, das war sicher ein einmaliges Erlebnis und so mancher erlebt das ja wohl nicht ... :):up::up::up:

Danke Sam,

ja, es war ein eindrucksvolles Erlebnis. Zumal wir zivilisierten Europäer es gewohnt sind, "eingebettet" zu leben. Eine Wüste wie der Sinai ist der ideale Ort um relativ risikolos aus dieser Einbettung mal auszubrechen und Kontakt zur Erde aufzunehmen.

Das mit dem Regen hätte auch schiefgehen können, wenn er länger und/oder stärker gewesen wäre. 2009 sind wir mit dem Auto von Dahab nach Kairo gefahren, hinter uns dunkle Wolken. In Kairo angekommen, haben wir erfahren, dass ein Unwetter über dem Sinai gewütet hat. 250l/m². Einige Tote. Der Flughafen von Sharm el Sheikh war überflutet und ein paar Tage gesperrt. Wenn Du da in der Wüste bist, hast Du ein echtes Problem. Wo willst Du hin? Wer soll Dir helfen?

Man mag jetzt also denken, naja, die paar Rinnsale auf den Photos, was solls?

Wir erleben gerade, wieviel mehr Aufwand getrieben wird, wenn heutzutage in weniger erschlossene Teile Ägyptens vorgedrungen werden soll. Im kommenden November soll eine Erkundungsexpedition vom Roten Meer zum Nil stattfinden (südlich von Hurghada). Wir sind sehr stolz, dass wir da eingeladen sind. Wir werden da - sofern es stattfinden kann - 21 Tage unterwegs sein. Die Organisation wird durch die Royal Geographic Society und die Egyptian Geographic Society durchgeführt. Es werden Satellitentelefone mitgenommen, die ägyptische Luftwaffe steht für Evakuierungen zur Verfügung.

Ziel des ganzen ist die Erkundung neuer touristischer Gebiete. Das wäre natürlich für mich als Photoamateur eine tolle Sache, zumal auch ein englischer Naturphotograf dabei sein soll. Ich werde berichten ...

Du siehst, Nachschub ist gesichert ...

Viele Grüße in die Schweiz
Bernhard
 
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Schmeckts??

#23

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Vielleicht doch noch ein wenig Tahina rein. (Beim Bestellen in arabischen Restaurants übrigens aufpassen bei der Aussprache: Tachina bedeutet "dicke Frau" :hehe:)

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Baba Ghanoush (Auberginencreme) ist immer ein Höhepunkt der Wüstenküche:

#25

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Nach der Pause geht es weiter. In dem Maße wie sich der Wadi weitet nimmt er weitere Rinsale auf und die Flutfläche vergrößert sich.

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#27

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Oft war auch schon jemand vor uns da und hat sich den Spaß gegönnt mal durch Schlamm zu fahren.

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Meist sind wir aber die Ersten.

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Und so wird es irgendwann Abend und wir schlagen Lager.

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Noch ein Tee und ein wenig Aufwärmen vor dem Schlafengehen.

#32

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Wieder eine hochinteressante Reportage mit tollen Bildern von Euren Wüstentouren. Man sieht es den Kamelen irgendwie an, dass sie sehr erfreut über das unerwartete Nass waren :)

Ab in die Highlights :up:
 
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...da bin ich aber gespannt auf die weiteren Bilder und die Expedition im November, Bernhard ... lass Dir dann einfach nicht so viel Zeit für die Bilder .... :):up::up::up:
 
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Tolle Bilder aus der Wüste!

Kriegen wir heute Abend beim Stammtisch noch Bilder deiner letzten Tour zu sehen?
 
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Danke Bernhard, da habe ich doch schon mit gekuckt.

Ich habe gehofft, du hast noch ein paar Leckerli, die du noch nicht hier gezeigt hast, für uns heute Abend. :D
 
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Finde ich auch sehr spannend, eine total andere Wüstendoku!

Hallo Daniel, das geht runter wie Butter. Du bist ja auch viel in Sachen Landschaft und Reise unterwegs. Danke.

Besonders freut mich "total anders".

Einer meiner Lieblingsleitsätze ist nämlich

Wir haben zuviel von ähnlichen Firmen, die ähnliche Mitarbeiter beschäftigen mit einer ähnlichen Ausbildung, die ähnliche Arbeiten durchführen. Sie haben ähnliche Ideen und produzieren ähnliche Dinge zu ähnlichen Preisen in ähnlicher Qualität. Wenn Du dazugehörst, wirst Du es künftig schwer haben.
(Karl Pilsl)
 
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