Lächerlich hat es keiner gemeint.
Natürlich nicht. Ist ja ein ernsthaftes Forum hier.
Ebenso wie Streulichtblende und Stativschelle - Dinge die man bei Gebrauchtware manchmal teuer nachbestellen muss, weil sie bei so manchem gestandenen User gleich mal in den Müll fliegen - ist die Benutzung des Kensington Slots optional. Der Einbau eines solchen kann dem Hersteller nicht als Angriff auf die sensible Psyche des Kunden angelastet werden.
Was die Sicherheit betrifft:
Es gibt immer wieder Meldungen, dass Einbrecher einen 200kg Tresor aus der Verankerung gerissen und abtransportiert haben. Bankomatsprengung gehört mittlerweile zur Folklore wie Böllerschießen. Wer meint, in diesem Umfeld ein wertvolles Gerät mit einem Stück Stahlkabel und einem billigen Fahrradschloss sichern zu können, der hat Sicherheit nicht richtig verstanden. Natürlich ist das nur eine Sicherung gegen dumme Buben, aber auf Messen und in Schauräumen laufen deren genug herum. Gute Schlösser sollten nicht so leicht mit der Nagelfeile zu öffnen sein. Und was das schwere Gerät betrifft, glaube ich nicht, dass damit so unauffällig zu arbeiten ist. "Sagen Sie mal junger Mann, finden Sie unsere Neuvorstellungen so erregend oder haben Sie einen Bolzenschneider in der Hose?". Mist. Ertappt. Immer diese fatale Neigung zu spontanen Erektionen. Im gegenteiligen Fall könnte es bohrende Fragen geben, wenn man vom Security Mitarbeiter beobachtet wurde und eine Z9 in der Manteltasche hat, in der noch das Kensington Schloss steckt. Das geht nämlich nicht runter, wenn man das Kabel durchschneidet.
Ausflug in die Praxis. Wir hatten Kensington Schlösser an den Notebooks. Zusätzlich zur Policy, dass die Türen verschlossen sein mussten, wenn niemand im Büro war. Das hilft gegen den Typen im blauen Overall, der mal eben "die Notebooks zum BIOS Update bringen muss". Oder gegen den Reinigungsdienst, der gar nicht von der Reinigungsfirma ist. Es gibt aber auch andere Besucher. Die kamen des Nachts über das Dach eines Nachbargebäudes, stiegen ganz gezielt in ein bestimmtes Büro ein. Am nächsten Tag hingen die Notebooks auf den Schreibtischen brav an ihren Kensington Seilen. Nur ein Schrank war aufgebrochen und daraus fehlte ein Notebook mit wirklich sensitiven Daten. Da es in den nächsten Jahren keine fremden Patentanmeldungen zu den entwendeten Technologien gab, durften wir davon ausgehen, dass die Festplattenverschlüsselung den Angriffen standgehalten hatte.
Themenwechsel:
Chersonissos, Kreta. Hotelzimmer im hintersten Winkel eines alten Gemäuers. Blick auf den Hof, Diskothek gegenüber. Hier könnte jeder rein, der in der Lage war eine Leiter anzulehnen und ein Fenster einzuschlagen. Das Notebook war alt und wertlos, aber es wäre lästig gewesen, es zu verlieren und die Tagesaufnahmen nicht mehr überspielen zu können. Also verstecken und per Kensington an den Heizkörper ketten. Eines Abends holte ich es raus und es war ungesichert. Die Schlaufe am Seilende war ohne Fremdeinwirkung aufgegangen. Das Ding war nicht einmal so viel wert wie das Schloss eines Poesiealbums für kleine Mädchen. Wenn da der Schlüssel verloren ging, tat es auch eine Haarspange.
Noch einmal zu den Schlössern im Büro. Die hatten keinen Schlüssel, sondern ein Nummernschloss. Dummerweise hatte ich die Zahlenkombination vergessen. Bei ganz billigen Schlössern kann man die richtige Stellung ertasten, aber das war eine bessere Qualität. Trotzdem überraschend, wie schnell man die Dinger durch gedreht hat. Von 0000 bis 9999 sind es nur 10 000 Kombinationen und wenn man das im Büro macht, zahlt es die Firma.
Fazit:
Ein Kensington Slot ist eine Option, wenn es reicht, den Security Level von "gar nicht" auf "sicher gegen Gelegenheitsdiebe" anzuheben. Natürlich ist ein Schloss guter Qualität ein Muss, wenn die Sache Sinn machen soll. Eine elektronische Sicherung, welche Alarm schlägt, wenn das Kabel beschädigt wird, kann ebenfalls nicht schaden. Es erspart einem aber nicht, die wertvollen Messestücke - und da geht es unter Umständen um Prototypen, welche noch gar nicht in Serie vom Band laufen und nicht eben mal ersetzbar sind - am Ende des Tages vom Stand zu nehmen und in einem Raum mit höherem Sicherheitslevel zu verwahren.