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dmachaon

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Lang ist es her, dass ich einen Reisebericht postete - frevelhaft. :)

Ich möchte euch mitnehmen durch das farbenfrohe, wilde, umwerfende Bolivien. Mit diesem Land assoziierte ich zuvor lediglich hohe Berge, den Titicaca-See und Indios, doch das Land hat aufgrund der extremen Höhenunterschiede mehr zu bieten: schneebedeckte Sechstausender im Westen, das trockene Altiplano, farbenfrohe Lagunen, Salzwüsten, ausgedehnte Savannen und tropisch-heiße Regenwälder.
Doch Bolivien steht auch für Streiks und Demonstrationen, Blockaden, Desinformation, Misswirtschaft, Siesta, Stillstand - irgendwas ist immer. Und wir lernen was es bedeutet, ohne elektronisches Zahlungsmittel durch diese Gegend zu reisen und buchstäblich auf dem Trockenen zu sitzen...


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Von San Pedro aus überqueren wir via Jeeptour die bolivianische Grenze und sind froh, einmal nicht selbst fahren zu müssen, aber bekocht zu werden und in einem echten Salzhotel zu schlafen. Ich genieße die Gespräche mit anderen (Leipziger) Touristen, blieb uns doch in den vergangenen Monaten mit Zelt und Mietwagen zumeist „nur“ Zweisamkeit. Fast geraten da die farbenfrohen Lagunen des Altiplanos in den Hintergrund.

#1 Die Laguna Colorada, von roten Algen leuchtend gefärbt.

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#2 Ein bedeutender Lebensraum für Rosa Flamingos.

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#3 Die Laguna Verde - namensgebend ist ein hoher Schwefelanteil des Schlammes, entsprechend auch der Geruch.

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#4 Ziel unserer Tour ist der weltweit größte Salzsee. Noch vor Sonnenaufgang erreichen wir den berühmten Salar de Uyuni, der Fahrer schaltet die Scheinwerfer aus und wir streifen wie Schatten über diese unendliche Salzwüste.

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#5 Während der Regenzeit füllt sich das Becken, gespeist aus dem Wasser der umliegenden Berge. Trocknet die Salzlake, bildet sie hexagonale Strukturen.

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#6

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#7 Am Rande der Salzwüste verdingen sich einige Dörfer durch Salzgewinnung. Ein mühsames, wenig erträgliches Tagwerk.

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#8 Aus dem Nichts tauchen plötzlich Schienen auf, sonst erinnert über hunderte Kilometer kaum etwas an menschliche Zivilisation.

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#9 Über 10.000 Quadratkilometer misst der Salar, ein abflussloses Becken auf etwa 3600 m Höhe. Wir bitten den Fahrer uns auszusetzen und ein großer Traum wird plötzlich Realität: ganz alleine zelten wir in diesem weißen Nirgendwo. Wir vereinbaren eine gedachte Linie zwischen zwei Bergrücken, die am Horizont kaum auszumachen sind – hier soll uns Alberto am nächsten Morgen wiederfinden.

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#10 Ich zahle erst die Hälfte des vereinbarten Betrags, die andere Hälfte soll es am nächsten Tag geben - man weiß ja nie... :rolleyes:

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#11 Dann wird es still… wir bleiben zurück, ganz allein auf dieser riesigen Fläche weißer Ödnis und es gibt nichts, an dem sich der Wind brechen könnte. Nur das Blut rauscht in unseren Ohren.

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#12 Und als es dunkel wird, habe ich vollends das Gefühl, auf einem fremden Planeten zu stehen und in die Unendlichkeit des Universums zu blicken. Der stillste Ort der Reise? Ich fotografiere zunächst den Sonnenuntergang und vom gleichen Standpunkt ca. zehn Stunden später die untergehende Milchstraße. Das Bild ist folglich eine Montage, schlägt jedoch in dieser Form einen buchstäblichen Bogen vom Abend bis zum Morgengrauen.

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#13 Und um Mitternacht steht der Mond am Horizont - ein Schauspiel, das ich wohl nie vergessen werde, noch heute kribbelt es beim Anblick des Fotos.

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#14 Dennoch sind wir ziemlich erleichtert, als uns der Fahrer am nächsten Morgen auch ohne GPS wiederfindet…

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#15 Gerade rechtzeitig verlassen wir die Stadt Uyuni, bevor Blockaden und Streiks – für Bolivien typisch – den gesamten Busverkehr lahm legen. Wir gönnen uns ein paar Tage Auszeit im schönen Sucre. Zelt, Kocher und Kleidung benötigen eine Generalreinigung. Wir auch. Und beim Kauf erster Souvenirs wird unsere Rückkehr Ende Juli plötzlich erschreckend greifbar.

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#16 Wir reisen weiter nach Cochabamba, in einem Bus, der scheinbar vom Staub der Jahre zusammengehalten wird. Es dauert eine Weile, bis ein jeder seinen Platz gefunden hat. Draußen ziehen namen- und schmucklose Siedlungen vorbei, Müllberge, Pommes-Buden. Nebenan wickelt und stillt eine Mutti ihr Kind, eine Oma transportiert ihren Hundwelpen im Plastikbeutel, irgendwann beginnt es (in den Bus) zu regnen – und uns beschleicht das unheimliche Gefühl, schon wieder in Asien zu sein…

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#17

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#18 Wir flüchten in das beschauliche Bergnest Toro Toro, gelegen im gleichnamigen Nationalpark, der vor urzeitlicher Schönheit strotzt. Die umliegende Landschaft bildete einst weites Grasland, das im Laufe der Jahrmillionen einsackte – die Abbruchkanten ragen nun ringsum in den Himmel, riesigen eingebrochenen Eisschollen gleich.

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#19 Hier läuft alles etwas gemächlicher...

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#20

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#21 Die Menschen der Region sind meiner Kamera gegenüber ausgesprochen misstrauisch, verlangen Geld oder wenden sich gleich mürrisch ab.

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#22 Nur mit viel Geduld und höflichstem Spanisch erhalte ich schließlich die Erlaubnis.

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#23

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#24

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#25

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#26 Hauptattraktion des Parks sind die etwa 2500 versteinerten Dinosaurierspuren und Fossilien, die noch nach über 65 Millionen Jahren an ausgedehnte Wanderungen der Riesen erinnern.

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#27 Versteinerte Klaue eines Velociraptor (oben…!).

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#28 Durch diese Schluchten müssen die Tiere einstmals gewandert sein, hier wird Erdgeschichte greifbar.

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Ich freue mich über jeden Deiner Berichte, sind für mich absolute Highlights! Sowohl Bilder als auch die Texte.
(So auch der Reisebericht Tasmanien in der NaturFoto, da kann ich ja keine Thanks ablassen).
 
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...hab' mich sehr gefreut wieder etwas von Dir zu sehen ... deine Reisedokumentationen sind legendär und ich bin jedesmal sehr beeindruckt davon ...:):up::up::up:
 
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Daniel, Daniel, Daniel, ein Daumenkillerthread...
Ein Bild besser als das andere, aber die 21, was für eine Lichtstimmung!! und die 28 kommt mir vor wie von einem anderen Stern.
Liebe Grüße Axel
 
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Große Bilder und Erlebnisse, diese Reisen fernab der 5 Sterne Hotels.
So versteht man diese Welt besser.

HaWe
 
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Einfach genial. Gut, dass wir hier einen verregneten Ostersonntag haben. So konnte ich mir die Zeit nehmen zu lesen und zu schauen. Es hat sich gelohnt.
Danke, Daniel!
 
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Ich freue mich sehr, wieder einmal einen fantastischen Reisebericht mit atemberaubenden Bildern zu sehen. Deine Landschafts- und Nachtaufnahmen sind vom Feinsten, aber auch Menschen müssen sich nicht vor Dir und Deiner Kamera fürchten - ich bin begeistert und füttere gleich mal die Highlights :up:
 
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Klasse, Klasse, Klasse - endlich mal wieder Bilder dieser außergewöhnlichen Reise!
:up: :up: :up: Jetzt schon, falls Die Daumen ausgehen
 
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Ich freue mich sehr, wieder einmal einen fantastischen Reisebericht mit atemberaubenden Bildern zu sehen. Deine Landschafts- und Nachtaufnahmen sind vom Feinsten, aber auch Menschen müssen sich nicht vor Dir und Deiner Kamera fürchten - ich bin begeistert und füttere gleich mal die Highlights :up:

Und ich freue mich sehr über die Aufnahme in das Portal, Bettina!
Und natürlich über die vielen Mitreisenden und eure Anteilnahme. :)



Nach dem Diebstahl in Chile und der Sperrung der VISA-Karten neigen sich unsere Bargeldvorräte dem Ende. In Santa Cruz empfangen wir zwar pünktlich meine Notfall-VISA, doch die Hetzerei durch sämtliche Banken bleibt erfolglos. Weder die Notfall- noch meine verbleibende EC-Karte funktionieren hier, hinzu kommen streikende Banken und vermeintlich ständige Siestas. Das ganze gleicht einem Strategiespiel, dessen Regeln sich ständig ändern. Völlig entnervt sitzen wir schließlich auf dem Trockenen. Es bleibt nur der kostspielige Transfer über Western Union. Ohne die Hilfe meiner Eltern wären wir hier aufgeschmissen...


#29 Mit einer knattrigen Propellermaschine fliegen wir nach Rurrenabaque, einem schwülen Urwaldstädtchen am Rande des Madidi-Nationalparks im Einzugsgebiet des Amazonas. Dieser zählt zu den weltweit artenreichsten und größten Regenwaldschutzgebieten.

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#30 Hatte ich schon erwähnt, dass Claudia (noch immer) Flugangst hat?

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#31 Rurrenabaque.

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#32 Um fragwürdige Touranbieter zu meiden, quartieren wir uns für vier Tage in einer kostspieligen Ecolodge ein, tief im Amazonas-Dschungel gelegen. Die Angestellten entstammen einer kleinen Urwaldkommune, ein Teil des Geldes fließt in deren Entwicklung. Mit Machete und Gummistiefeln pirschen wir durchs Dickicht, bald tauschen der Guide und ich die Rollen und es bleibt kein Zuckerkäfer, Morpho-Schmetterling und Kolibri unentdeckt. :)

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#33

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#34 Manche Affen sehen fast menschenähnlich aus, total unheimlich (entschuldigt die schlechte Qualität des Fotos)?

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#35 Stundenlang harren wir auf einer Plattform nahe einer Wildschwein-Suhle aus, bei einer der nächtlichen Wanderungen erspähe ich gar aus nächster Nähe einen Ozelot, welch ein schönes Tier! Guide William spricht die Sprache der Tiere und lockt allerhand Dschungelbewohner an.

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#36 Die Camps sind nur per stundenlanger Fahrt im Einbaum erreichbar.

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#37 Spuren einer Jaguarmutter mit Jungem.

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#38 Für uns ein Traum: Zelten im Dschungel.

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#39 Trotz aller Strapazen eine Erfahrung, nach der ich mich mein Leben lang gesehnt habe - die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt des Amazonas hautnah erleben war schon immer mein Traum. :)

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Die Liste meiner Wunschreiseziele wird durch deine Reiseberichte immer länger :rolleyes:

Wie nicht anders zu erwarten super Fotos mit tollen Infos:)
 
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Tolle Bilder von Gegenden, die ich wohl niemals besuchen werde...

Die #6 und die #28 sind meine Favoriten :)
 
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