Irgendwo habe ich gelesen, dass wir von der "hier Vollformat da Crop"-Denke weg müssen. Und das stimmt irgendwo.
Als damals die ersten Digi-SLRs kamen, störte uns wohl alle vor allem im Weitwinkelbereich der "Verlängerungsfaktor" (eigentlich nur der Bildwinkelbeschnitt), weil unsere alten Optiken (die wir natürlich ins Digitalzeitalter mitnahmen, wer konnte sich damals bei den Kamerapreisen schon eine von Grund auf neue Ausrüstung leisten?) auf einmal "viel mehr Brennweite" hatten, als draufstand und wir es gewohnt waren.
Dabei vergaßen wir, dass es schon vorher Formate "unter" dem Kleinbildfilm gegeben hatte - erinnert sei an das 110er Pocketformat und an das in den Bezeichnungen der Sensorgrößen bis heute "überlebende" APS-Format - und dass wir da schon mit anderen Verhältnissen von Brennweite und Bildwirkung jonglieren mussten.
Wir sehnten uns nach der über Jahre kennengelernten "Normalität" zurück und übersahen dabei, dass "DX" oder "APS-C" sich zu einem in sich stimmigen System entwickelte. Wer erst mit Kameras wie der D70 oder D2X in das Thema "Spiegelreflex" einstieg, hatte auch nie das Gefühl, dass etwas fehlt, weil er/sie es gar nicht anders kannte beziehungsweise kennt.
Für diese Fotografengeneration ist "DX" normal, "FX" bisweilen schon so exotisch, wie für uns einst das Mittelformat (das die meisten von uns auch hatten/haben, und sei es nur in Form einer billigen 6x6-Kiew oder dem
Rollei-Nachbau Seagull). Das eingelernte Wissen über Brennweiten, Blenden, Tiefenschärfe etc. hat bei einem "DX-Fotografen" einen anderen Hintergrund als bei meiner Generation, die mit dem 24x36-Format als "Normalmaß" aufwuchs. Im Gegensatz zu mir rechnet so jemand keine Brennweiten um - und stellt manchmal komische Fragen zu "FX"-Kameras, weil das gleichsam eine "unbekannte Welt" ist.
Von daher ist "DX", sind die "Cropsensoren" zu dem geworden, was der Kleinbildfilm einst war: Der Standardlevel für die meisten Amateure und Hobbyfotografen und für nicht wenige Profis, wobei letztere bekanntlich die "virtuelle Verlängerung" ihrer lichtstarken Teleobjektive schätzen. "FX" ist, auch wenn die Sensoren inzwischen billiger geworden sind, in diesem Kontext klar "High End" und wird wohl in absehbarer Zeit auch nicht mehr den dominanten Marktanteil erreichen, den der Kleinbildfilm hatte, da ist der Zug einfach vor ein paar Jahren in eine andere Richtung abgebogen.
Und das sagt mir, dass es "DX" bei allen Firmen noch sehr lange geben wird, zumal es Vorteile wie kleinere Kameras und leichtere Optiken birgt, die man beim größeren Format schon aus physikalischen Gründen nicht nachmachen kann - ein größerer Bildkreis braucht auch mehr Glas, um komplett ausgezeichnet zu werden. Zugegeben, Pentax und Olympus (und sogar Nikon) bauten zu Kleinbild-Zeiten auch erfrischend winzige Kleinbild-Kameras. Aber da musste auch kein Miniatur-PC mit im Gehäuse untergebracht werden.
Also: Den DX-Nutzern wird die Hardware in absehbarer Zukunft nicht ausgehen, bei Nikon ist dank der Bajonettkontinuität außerdem weitegehende Austauschbarkeit gewährleistet, so dass bei allen Einschränkungen eine DX-Optik auch an einer FX-Maschine funktioniert - an den kommenden Hochpixel-Modellen mit +24 Mpix voraussichtlich sogar mit einer ordentlichen Auflösung, wenn das bisherige Prinzip wie bei D700 und D3 beibehalten wird.
Fazit: Es kaufe jeder das Format, das ihm die Umsetzung seiner fotgrafischen Vorstellungen ermöglicht. Im Regen stehen gelassen und nicht mehr mit Nachschub in Form von Kameras und Objektiven wird niemand, ob er nun DX, FX oder bald MX auf seiner Maschine stehen hat.
Gruß, Hans