Cuba Grande - eine Rundreise im Oktober

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rollertilly

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Das vorneweg: wir sind keine abenteuerlustigen Reisenden und es war unsere erste Fernreise. Die Rundreise war eine organisierte Reise in einer 21-Mann und Frau starken Gruppe. Fotostopps waren deshalb meist vorgegeben und manchmal war die Zeit knapp, an manchem schönen Motiv sind wir auch vorbei gerauscht. Aber alles in allem war es eine tolle Sache. Unser Guide war ein 60jähriger Kubaner, der auch mal kritische und systemkritische Anmerkungen machte und Lebenserfahrung hatte. Trotzdem war er überzeugt vom Sozialismus.

Wieviel ich zwsichen den Bildern schreibe kann ich noch nicht sagen. Schau mer mal. Hier sind unsere Stationen:

  • Havanna (zwei Tage alleine)
  • Havanna (ein Gruppentag)
  • Vinales
  • Trinidad
  • Camagüey
  • Santiago de Cuba
  • Holguin


Am Ende der Reise hatten wir alleine noch ein paar Tage Badeverlängerung am Playa Costa Verde.

Zumindest den Anfang möchte ich hier mal machen. Mit einem Bild, das erst am letzten Tag in Holguin entstanden ist. Irgendwie ist es für mich die geöffnete Tür, durch die ich raus in dieses Cuba bin ;-)

Lust mitzukommen?
#1


D7K_6671 by Stefan, auf Flickr​
 
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Also. Irgendwann sitzen wir dann im Flieger. Ich habe einen Fensterplatz :) und wir fliegen den ganzen Tag mit der Sonne. Über den Bahamas beginnt es zu dämmern, über Kuba ist dann Nacht. Wir warten nach der spannenden Einreisekontrolle im spärlichen Flughafen von Havanna eine Stunde auf unsere beiden Koffer, finden dann unseren Fahrer und fahren im Dunkeln zum Hotel ins Zentrum. Es ist das Ambos Mundos. Sehr zentral gelegen, so zentral, dass sich Hemingway dort in einem Stock einquartierte und unter anderem "Wem die Stunde schlägt" schrieb. Ernest wird uns in Havanna noch häufiger begegnen. Wir sind hundemüde, als wir in der Nähe des Hotels aussteigen, sofort sind zwei Kofferträger da und zerren uns ins Ambos Mundos. Angekommen. Von Havanna nicht viel gesehen. Müde. Keine Bilder mehr.

In unserem Zimmer hängt hinter Glas das Farbband der Schreibmaschine, mit der Hemingway "Wem die Stunde schlägt" getippt hat. Oder das Farbband der Schreibmaschine, mit der Hemingway mal irgendwas getippt hat. Oder das Farbband irgendeiner Schreibmaschine? Es sieht zumindest aus wie ein Farbband. Und im Treppenhaus - der Lift ist außer Betrieb - hängt (vielleicht) seine Schreibmaschine ;-)
#2


D7K_4790 by Stefan, auf Flickr​



Eine Besonderheit des Hotels ist die Dachterrasse, auf der das Frühstück stattfindet. Fünfter Stock, ein Fenster mit Aussicht.
#3


D7K_4787 by Stefan, auf Flickr​


Das Wetter ist etwas bedeckt heute, das unterstreicht den Ruineneindruck, der sich aufdrängt. "Morbider Charme" hatte ich oft gelesen. Ganz ehrlich, der erste Eindruck ist ernüchternd.

#4


D7K_4818 by Stefan, auf Flickr​
 
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Gegenüber des Hotels ist ein Universitätsgebäude. Und ein WLAN-Hotspot. Ja, auch Kuba bekommt so langsam Internet und einen Blick auf die Welt geliefert.


#5


D7K_4816 by Stefan, auf Flickr


Das ist übrigens unser Hotel. Anders hätte ich die Fassade nicht drauf bekommen ;-)


#6


D7K_4827 by Stefan, auf Flickr


Und noch ein Blick vom Dach. Übrigens hatte ich das Tamron 16-300 zum ersten mal dabei. Für langes Testen zu Hause blieb keine Zeit mehr.


#7


D7K_4820 by Stefan, auf Flickr


Ob ich das Ambos Mundos empfehlen kann? Naja. Eine oder zwei Nächte gehen und es ist schon irgendwie besonders in Hemingways Hotel zu übernachten. Vielleicht gibt es ja auch wirklich schöne Zimmer. Unser Zimmer war höher als breit, hatte kein Fenster - außer verschlossene Fensterläden ins Treppenhaus - und es war nicht möglich ohne Ohrenstöpsel zu schlafen. Wegen betrunkener Mitgäste, wegen Unmengen von Klimaanlagen inklusive unserer eigenen, und, und, und ...

Aber die Dusche war ok.


#8


D7K_4826 by Stefan, auf Flickr​
 
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Sieht alles noch nicht so richtig nach Kuba und Havanna aus? Ok, gehen wir einfach ziel- und planlos durch die Stadt ;-)

Wir werfen einen Blick in die Farmacia Taquechel, die berühmteste Apotheke Kubas. Ein lesenswerter Bericht dazu ist 2004 in der Deutschen Apotheker Zeitung erschienen. Zwar schon eine Weile her, aber ich glaube, es hat sich gar nicht so viel geändert seitdem. Optisch sowieso nicht.
#9


D7K_4837 by Stefan, auf Flickr


Gegenüber ist ein kleines Einkaufszentrum mit Bekleidungsgeschäften für Damen, Herren und Kinder, daneben ein Supermarkt und eine Eisdiele ...


#10


D7K_4838 by Stefan, auf Flickr


... und ein Schnellimbiss.


#11


D7K_4842 by Stefan, auf Flickr​
 
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Und so sieht eine typische Seitenstraße in der Altstadt von Havanna aus. Endlich alte Autos. Ob man da so seelenruhig auf dem Gehweg laufen kann? Die Gebäude in Havanna sind zu großen Teilen erschreckend marode und täglich brechen Balkone einfach ab. Und manchmal stürzt auch mal ein ganzes Haus ein....
#12



D7K_4839 by Stefan, auf Flickr​





Aber nicht alle Häuser sind so baufällig. Rund ums Capitol wird gebaut und renoviert, was das Zeug hält. Hotels für die zahlungskräftige Kundschaft der nächsten Jahre. Außen bleiben die alten Fassaden, werden blitzeblank hergerichtet, innen ist alles neu und aus Beton. Nicht nur die Häuser, auch die Autos rund ums Capitol sind besser in Schuss. Hier warten die Taxis, wie man sie aus Havanna kennt. Alte US-Schlitten, mehr oder weniger gut in Schuss gehalten und meist knallig bunt lackiert. Vieles ist noch original aus den 50ern, nur keiner der Motoren. Statt 8-Liter-Benzinmotoren werkeln unter den langen Hauben fast ausschließlich russische und chinesische Diesel. Nicht nur dem Autofan tränen hier die Augen, mir auch. Überall wo viel Verkehr ist, hängen dicke Dieselabgaswolken, Havanna riecht nach Heizöl.
#13


D7K_4889 by Stefan, auf Flickr


#14


D7K_4854 by Stefan, auf Flickr


#15


D7K_4857 by Stefan, auf Flickr​
 
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Eigentlich habt ihr ja Glück. Viele meiner Autobilder habe ich aussortiert in ein eigenes Album. Man müsste mehr Ahnung davon haben ...

#16


D7K_4868 by Stefan, auf Flickr


... und zur Abwechslung mal die Fahrgästin als Hauptmotiv ;-)


#17


D7K_4864 by Stefan, auf Flickr


Und noch ein Taxi.


#18


D7K_4866 by Stefan, auf Flickr


In den Städten haben die Dieseltaxis aber auch Konkurrenz, nämlich diese hier. Und da ist nix mit einem elektrischen Hilfsmotor oder ähnlichem. Wenn einer eine Batterie transportiert, dann nur um die Musikanlage zu versorgen. echt jetzt.


#19


D7K_4862 by Stefan, auf Flickr


Und nicht alle Taxen sind poliert. Auch hier scheint der Trend zur Matt-Folierung zu gehen.


#20



D7K_4875 by Stefan, auf Flickr​
 
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Und jetzt gibts mal zwei richtige Postkarten. Capitol, Palmen, Oldtimer.


#21


D7K_4893 by Stefan, auf Flickr


Und gleich gegenüber die typischen, pastellfarbenen Fassaden. Diese hier sind wohl in fast jedem Kuba-Reiseführer. Im Rest von Havanna sehen die Häuser nämlich nur sehr selten so aus, ...


#22


D7K_4905 by Stefan, auf Flickr



... sondern eher so. Ich weiß nur nicht, ob der Lada, wenn er den weißen Pfeilen folgt, in die Zukunft oder doch wieder in die Vergangenheit fährt.


#23


D7K_4901 by Stefan, auf Flickr


Und auch am Gehweg gibt es Motive.

#24


D7K_4907 by Stefan, auf Flickr​
 
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Arbeit ist bei den Kubanern manchmal halt da und wird dann auch gemacht. Immer mit der notwendigen Ruhe. Und selten arbeitet jemand alleine. Das wichtigste beim Arbeiten ist nämlich, sich dabei auch unterhalten zu können. Den Begriff "burn out" und die dazugehörigen Symptome sind den Kubanern völlig fremd. Und selbst das Zuschauen bei der Arbeit entspannt den Fotografen irgendwie. Und immer wieder mischt sich dieses Capitol ins Bild ....
#25


D7K_4909 by Stefan, auf Flickr


... sogar, wenn man mal nur ein Stück Auto fotografieren will.


#26


D7K_4911 by Stefan, auf Flickr​
 
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Nur eine Straße weiter sieht es dann so aus.


#27


D7K_4913 by Stefan, auf Flickr


Hier erkennt man etwas havanna-typisches: Wohl aus Mangel an Wohnraum und wegen der sehr hohen Räume, gibt es viele Stockwerke, die man einfach unterteilt. Eine Zwischendecke eingezogen und fertig. Aus eins mach zwei.

#28


D7K_4915 by Stefan, auf Flickr


Und auch dieses Gebäude ist bewohnt, man soll es nicht glauben. In diesem Zustand ist (leider) die große Mehrzahl der historischen Gebäude. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie La Habana vor 70, 80 Jahren ausgesehen hat - und wie es in ein paar Jahren aussehen wird. Carlos, unser Guide, wird uns übermorgen erzählen, dass mehr als die Hälfte der alten Gebäude unbewohnbar sind und viele davon auch "unrestaurierbar".


#29


D7K_4916 by Stefan, auf Flickr


Hier wurde irgendwann zumindest begonnen, die stehengebliebene Fassade vor dem Einstürzen zu bewahren. Wie lange der Versuch schon dauert, davon zeugt der Bewuchs auf dem Gerüst.


#30


D7K_4921 by Stefan, auf Flickr​
 
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Kuba hat ein sehr gutes Schulsystem, selbst auf dem flachen Land gibt es alle paar Kilometer eine Schule, auch wenn sie manchmal nur aus einem Klassenraum besteht. Und auch auf dem flachen Land tragen alle Kinder, wie in der Großstadt hier, Schuluniform. An den verschiedenen Farbkombinationen erkennt man die Schulart bzw. Altersstufe.

Diese Mädels haben gerade Schulschluss.
#31


D7K_4925 by Stefan, auf Flickr​


Und dann beginnt es warm zu regnen. Es muss so gegen elf Uhr sein, Zeit für einen Frühschoppen und den ersten Mojito auf dieser Reise.


#32


D7K_4943 by Stefan, auf Flickr​


Wir sitzen am offenen Fenster, ich sehe den Oldtimern und den Fahrrädern zu, die vorbei fahren und fotografiere immer mal wieder auf die Straße. In der Bar beginnt prompt eine kleine Band zu spielen, wir bestellen den zweiten Mojito. Ich fotografiere wieder durchs offene Fenster hinaus, als mir versehentlich eine Frau durchs Bild läuft. Sie bleibt stehen, gestikuliert entschuldigend für ihr Fotobombing, kramt in ihrer Handtasche und posiert zur Wiedergutmachung mit einer dicken Zigarre.Sie grüßt nochmal und geht weiter. Schade, dass genau in diesem Moment kein Taxi sondern ein weißer Lieferwagen durchs Bild fährt.


#33


D7K_4948 by Stefan, auf Flickr​


Kaum ist sie weg, die nächste Zigarre. Was für ein Glück. Vor mir steht Commandante Che Guevara himself! Und ich dachte, der wäre längst tot. Ich glaube, ich habe 20 Bilder von ihm machen müssen und ihn dann mit einem CUC auch noch davon überzeugen müssen, das ich nun genug Bilder habe. Aber egal. Er hatte Spaß, ich hatte Spaß und der wahre Commandante wirds verzeihen. ;-)


#34


D7K_4956 by Stefan, auf Flickr​
 
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Es hörte nach dem dritten Mojito dann doch auf zu regnen und wir sind weiter durch Havannas Gassen geschlendert ....
#35


D7K_4962 by Stefan, auf Flickr​



... haben bei der Autopflege zugesehen ....
#36


D7K_4968 by Stefan, auf Flickr​



... und sind irgendwann an der Hafeneinfahrt angekommen. Also es gibt einen Hafen. Aber es fahren kaum Schiffe. Es gibt nichts zu bringen und nichts zu holen. Nena kann ganz ruhig vor sich hin schaukeln. Im Hintergrund das Castillo de los Tres Reyes del Morro.


#37


D7K_4985 by Stefan, auf Flickr​
 
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Das ist der Malecon, der eigentliche Prachtboulevard der Stadt. Obwohl kaum Wellen sind oder Wind geht, peitscht ohne Pause Gischt und Salzwasser über die Straße. Keine Ahnung, wie das bei Sturm aussieht. Das Salz hat die Fassaden der Häuser zerfressen, zerstört, nur die allerweingsten sind noch bewohnbar, viele nie mehr zu retten. Zwischen zerfressenen Fassadenfragmenten findet man immer mal wieder einen Neubau.
#39


D7K_5007 by Stefan, auf Flickr​




Wir kommen ans Museum der Revolution, glanzvoll saniert und fast fertig, aber schon am Nachmittag geschlossen. Davor steht der Panzer, mit dem Fidel Castro selbst, mit einem einzigen Schuss, das US-Schiff Houston versenkt hat. So steht es zumindest auf der Tafel dazu. In Wirklichkeit wurde das Schiff wohl von einem Flugzeug versenkt. Aber der Revoltionsführer war zumindest auch dort. Nachzulesen unter anderem hier.

#40


D7K_5036 by Stefan, auf Flickr​




Das Museum schließt um 16:00 Uhr, mir bleibt nur noch ein Kurzer Blick durch die schwere Tür, dann wird abgeschlossen. Auch die Reste abgeschossener US-Flugzeuge, die als Trophäen hinter dem Museum lagern, sind baustellenbedingt nicht zu sehen.
#41


D7K_5042 by Stefan, auf Flickr​
 
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Übrigens fängt es wieder an zu regnen und wir müssen, ja, echt, wir müssen in so eine kleine Bar. Und natürlich spielt dort gerade Musik ;-)
Immer drei Stücke, dann ein bisschen Pause, dann geht der Hut rum. Bleiben die Gäste länger, geht die Kapelle, wechseln die Gäste, beginnen sie wieder zu spielen. Sicher auch Großverdiener in kubanischen Maßstäben. Es ist zwar fast ein bisschen Touri-Nepp, aber ausnahmslos alle machen schöne Musik und machen gerne Musik. Und es macht Spaß, zuzuhören.
#47


D7K_5051 by Stefan, auf Flickr​




Aufgefallen ist mir bei allen, dass der Hutinhalt immer sofort aufgeteilt wird. Vielleicht wechselt ja die Besetzung auch von Zeit zu Zeit. Bei unserer Band kommt jedenfalls ganz spontan ein Posaunist dazu, der vorher eine ganze Weile von der Straße aus zugesehen hat.
#48


D7K_5056 by Stefan, auf Flickr​
 
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Und diese Kneipe war - so schließt sich der Kreis - in der Nähe des Capitols.


#49


D7K_5065 by Stefan, auf Flickr​





Und nach kurzem Überlegen haben wir dann halt gemacht, was so typisch in's Touri-Programm passt. Eine kleine Rundfahrt in einem 59er Ford Thunderbird Convertible, hinüber auf die Festung. Schon irgendwie cool :)

#50



D7K_5066 by Stefan, auf Flickr


Und so sieht La Habana von der anderen Seite aus. Gut zu sehen unser Ambos Mundos, etwas rechts von der Mitte in Schweinchenrosa.


#51


D7K_5076 by Stefan, auf Flickr



Und hier Panorama Nummer 2. Havanna und sein Hafen. Da wäre Platz für viele, viele Schiffe.


#52


havanna_2_600 by Stefan, auf Flickr


Hier in ganz groß zu sehen




Kurz darauf ist er wieder bereit für neue Fahrgäste. Die Taxifahrer sind Spitzenverdiener. Auch wenn sie viel von ihren CUCs auf dem Schwarzmarkt für Treibstoff und Ersatzteile brauchen, es bleibt genügend übrig. Nachdem sie das aber auch alle versteuern, sind sie für Raoul eine gute Einnahmequelle.
#53


D7K_5100 by Stefan, auf Flickr



Es war schon eine interessante Fahrt. Die Lenkung hatte dermaßen viel Spiel, dass unser Chauffeur permanent am Kurbeln war und der Donnervogel trotzdem geradeaus gefahren ist ;-)


Und fotografieren konnte er auch so halbwegs. Für das Aussehen des Models kann er ja nix ;-)


#54


D7K_5106 by Stefan, auf Flickr​
 
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