Botswana, Wild Dogs und mehr

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herbert.smrcek

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Im Juni haben wir einen kleinen Teil von Botswana bereist. Das Land im Süden Afrikas stand schon lange auf unserer Wunschliste, da es dort noch eine grosse Wildhund-Population gibt. Im Juni kommen üblicherweise die Jungen zur Welt, das war der Grund für die Wahl der kalten Jahreszeit. Und wie es kalt war! Null Grad am Morgen war keine Seltenheit. Die Wildhunde haben uns für alles entschädigt, wir sind tief beeindruckt vom sozialen Zusammenhalt der Wild Dog Packs und dem cleveren Verhalten dieser Tiere.


#1 Wildhunde nach der Jagd auf dem Weg zurück zum Bau (Kwara Concession)

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#2 Das Alpha-Weibchen mit dem Wächter vor dem Bau

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2004 ereignete sich im Kwando Konzessionsgebiet im Norden Botswanas eine Tragödie. Ein Wild Dog Pack mit 18 Hunden hatte seine Höhle dort, um die Jungen zu gebären und aufzuziehen. Das Pack wurde bei seiner Höhle von einem kräftigen männlichen Löwen angegriffen. Die Hunde haben sich mutig auf den Löwen gestürzt, jedoch ohne Chance. Jeder Prankenhieb des mächtigen Löwen kostete einem der Hunde das Leben. Am Ende der Schlacht waren 16 Hunde tot, nur zwei konnten flüchten.


#3 Wild Dogs geben selten auf, das wurde ihnen zum Verhängnis.

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#4 Keine Angst, er ist nur am Gähnen

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Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, dass dieses tragische Ereignis der Beginn eines der erfolgreichsten Packs werden sollte. Die beiden Überlebenden waren zum Glück ein Männchen und ein Weibchen, die nicht aus derselben Blutlinie stammten. Verwandte Wild Dogs paaren sich nicht.


#5

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Die Beiden waren ab diesem Zeitpunkt Alpha-Weibchen und Alpha-Männchen. In einem Wild Dog Pack paaren sich nur die beiden, alle anderen müssen Futter für die Mutter und die Jungen heranschaffen. Mit cleveren Jagd-Strategien reissen die Wild Dogs Impalas, Warzenschweine, junge Kudus und weitere Tiere dieser Grösse. Wenn das verfolgte Tier erschöpft ist durch die Treibjagd, wird es zu Boden gerissen und in kurzer Zeit lebendig gefressen. Die Hunde füllen ihren Magen, rennen zur Höhle und würgen dort die Fleischhappen wieder heraus für das Alpha-Weibchen und ihre Jungen. Dann rennen die Jäger wieder zurück zum Kill und füllen erneut den Magen. Das geht so lange, bis nichts mehr da ist, oder der Kill gestohlen wurde.


#6

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#7

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Die beiden Überlebenden waren in den folgenden Jahren sehr erfolgreich. Das Pack wuchs bis auf 35 Tiere an, wobei sich immer wieder einzelne Männchen und Gruppen von Weibchen abgesetzt und ein eigenes Pack gegründet haben.

2013, die beiden Dominanten waren jetzt etwa 11 bis 12 Jahre alt, sind sie zum Ort der tragischen Löwenschlacht zurückgekommen, um dort ihre Jungen zu gebären. All die Jahre zuvor hatten sie diese Region gemieden. Die lokalen Guides haben sich zuerst gewundert, es dann damit erklärt, dass sie zurückgekommen sind, um am selben Ort zu sterben wie ihre Brüder und Schwestern. So geschah es dann.

Nachdem das Alpha-Weibchen zehn junge Hunde zur Welt gebracht und gesäugt hatte, starb sie an Altersschwäche. Das Alpha-Männchen hatte zu wenig Kraft, um an der täglichen Jagd teilzunehmen. Er bekam immer wieder einige Happen von den Jägern, verschlang aber nur noch wenig. Irgendwann hat man ihn nicht mehr gesehen.

Nach fast einem Jahrzehnt war das Pack ohne Führung und war massiv geschrumpft. Die Ratlosigkeit führte zur Aufspaltung in zwei Gruppen: ein kleineres Pack bestehend aus vier Weibchen und ein grösseres mit einer gemischten Gruppe von acht Tieren. Als die Weibchen der grösseren Gruppe in Hitze waren, haben sich vermutlich alle gepaart, da die Rangordnung noch nicht klar war. Das hat dazu geführt, dass es im Juni 2014 in einem Durchmesser von nur 30 Metern drei Höhlen mit je 10 bis 16 Jungen gab. Die Mutter bleibt jeweils in der Höhle mit den Jungen, der Rest geht jagen. Es sind also nur fünf Jäger, welche die drei Mütter und sich selbst versorgen müssen.


#8 Die fünf Jäger unterwegs

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#9

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#10 In 80% aller Fälle sind die Wildhunde erfolgreich. Hier sahen wir einen Misserfolg.

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Sobald die Jungen die Augen öffnen, ihre Höhle verlassen und neben Muttermilch auch anfangen Fleisch zu fressen, wird sich erneut eine Tragödie ereignen. Die fünf Jäger müssten dann bis zu 50 hungrige Mäuler bedienen. Zudem hat sich inzwischen ein neues Alpha-Männchen herauskristallisiert. Damit ist vermutlich auch ein neues Alpha-Weibchen festgelegt. Die Guides vermuten, dass sie versuchen wird, die Jungen der beiden anderen Würfe zu töten, um die Überlebenschancen ihres eigenen Wurfes zu erhöhen. Sollten die anderen Mütter das nicht zulassen und sich ihr in den Weg stellen, wird es einen Kampf auf Leben und Tod geben. Die Jungen der toten Mütter werden nicht mehr versorgt und sterben ebenfalls. Das klingt brutal und hart, ist aber für die weitere Existenz des Packs notwendig.


#11 Das neue Alpha-Männchen

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#12 Er ist der Dominate im Rudel

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Tolle Eindrücke.
Da ich keinen Daumen mehr habe, möchte ich noch erwähnen, dass Bild #12 ein fantastisches Porträt dieser wilden Schönheiten ist.
 
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Hallo Herbert,

du bist wahnsinnig. Wieso zeigst du uns so unverschämt, sorry, GEILE Fotos? :up::up::up:

Jetzt muss ich ins Reisebüro und für nächstes Jahr Juni eine Reise buchen. ;)
Ich bin wirklich schwer beeindruckt. Die Story zu deinen Fotos macht das ganze dann noch lebendiger. Einfach nur unglaublich toll! Das Thema ist abonniert und kommt hoffentlich direkt in die Highlights!!!

Gruß
Stefan, der jetzt erstmal nur noch von Afrika träumen kann
 
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Wie immer, großartige Bilder! :up:
Und dann auch noch so detaillierte, profunde und interessante Hintergrundinformationen!
Danke!

(Botswana ist auch mein absoluter Favorit, Moremi, Savuti, Chobe, ein Traum für Selbstfahrer!)
 
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Ich habe leider auch keine Daumen mehr:up::up:
Dankeschön für diese tollen Aufnahmen eines vom Aussterben bedrohten Tieres.
 
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Jetzt muss ich ins Reisebüro und für nächstes Jahr Juni eine Reise buchen. ;)

Hallo Stefan

Besten Dank für das positive Feedback. Wenn du wirklich eine Afrikareise buchst, ist mein Ziel erreicht. Nur wenn es genügend zahlende Besucher gibt, werden die Behörden und die lokale Bevölkerung die Wildtiere schützen und ihnen einen genügend grossen Lebensraum zugestehen.

In Botswana ist die Hälfte des Landes als Naturschutzgebiet deklariert. Ian Khama, der amtierende Präsident, hat 2013 die Jagd auf Wildtiere verboten. Die Tiere in der Grenzregion zu Namibia sind schlau und migrieren über die Grenzflüsse nach Botswana. Die Wilderer folgen ihnen. Nun hat der Präsident das Militär angewiesen, ganze Kompanien an der Grenze zu stationieren, um die Wilderer abzufangen. Das kann nur finanziert werden, wenn es genügend Wildlife-Touristen gibt.

Grüsse, Herbert

PS: Stefan, deine kleinen Luchse sind auch ganz grosse Klasse, auf jeden Fall ein Highlight :up:
 
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... eines vom Aussterben bedrohten Tieres.

Und dann auch noch so detaillierte, profunde und interessante Hintergrundinformationen!

Die Tatsache, dass die Geschichten von einzelnen Wildhund-Rudeln fast bis ins Detail bekannt sind zeigt, wie wenige es heute noch gibt. Die Art ist stark gefährdet und je nach Literatur wird die Gesamtzahl auf nur noch ca. 5‘000 geschätzt.

#13

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Die vier Weibchen, die sich von der Gruppe abgesetzt hatten, haben wir gefunden und sind ihnen gefolgt. Die rasante Off Road Fahrt hatte auch von den Reifen ihren Tribut gefordert. Ein platter Reifen stoppte uns und wir waren traurig, dass wir die Hunde nun verloren hatten. Die waren aber sehr neugierig und haben sich dem Land Cruiser genähert.


#14 Dieses Halbohr war besonders neugierig

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Irgendwann mussten wir dann aussteigen und den Reifen wechseln. Die Hunde haben sich in den Schatten eines Busches gelegt und dem Treiben rund ums Auto zugeschaut.


#15

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Hallo Herbert,

vielen Dank für diese sehr informative und wunderbar bebilderte Reportage über eine der gefährdetsten Wildtierarten Afrikas !

Sie weckt schöne Erinnerungen an eine Botswana-Reise, die ich zusammen mit meiner Frau vor einigen Jahre unternehmen durfte.

Dabei hatten wir auch einige Wildhunde gesehen, bis auf ein Einzeltier an einem frisch erlegten Impala-Kadaver allerdings immer nur aus weiter Ferne...

MfG,
Ralf
 
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Hallo Herbert,
als ich diesen Thread gesehen habe, wusste ich (jedenfalls fototechnisch) sofort, was mich erwartet:
Bilder in hervorragender Qualität und vor allem aber im besten Licht und ich bin nicht enttäuscht worden!
Ich hab mir die Exifs angeschaut und das bestätigt bekommen, was ich vermutet hatte: Du zeigst hier ausschließlich Fotos aus den frühen Morgen- und späten Abendstunden, was sich unbedingt gelohnt hat, ein wahrer Augenschmaus!
Ich gehe mal davon aus, dass Du 2 Kameras dabei hattest und die Objektive nicht gewechselt hast: D4 + 600m und D800 + 70-200?!
Falls Du noch Bilder zum hier zeigen hast, lass dich nicht davon abbringen :D

Gruß Axel
 
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Wow!
Da sind ja Wahnsinnsbilder, die Du hier zeigst!
Ich freue mich auf auf weitere Bilder von den "Wild Dogs und mehr"
:up::up::up::up::up::up::up:
 
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Immer wieder eine Freude von dir Berichte und Fotos zu sehen. Auch und gerade im Hinblick auf die Zielsetzung deiner Bilder und die Hintergrundinformationen. Botswana ist traumhaft, in jeder Beziehung, Wilddogs, auch noch mit Jungtieren, ein aboluter Traum. Ich werde im November wieder mit 14 Tagen Krüger vorlieb nehmen müssen, aber du verkürzt die Wartezeit bis zur nächsten Afrika-Erfahrung wieder einmal in bester Qualität und höchstem Anspruch. Ich Danke dir dafür!

LG
Dirk
 
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Ich hab mir die Exifs angeschaut und das bestätigt bekommen, was ich vermutet hatte: Du zeigst hier ausschließlich Fotos aus den frühen Morgen- und späten Abendstunden, was sich unbedingt gelohnt hat, ein wahrer Augenschmaus!
Ich gehe mal davon aus, dass Du 2 Kameras dabei hattest und die Objektive nicht gewechselt hast: D4 + 600m und D800 + 70-200?!
Falls Du noch Bilder zum hier zeigen hast, lass dich nicht davon abbringen :D

Gruß Axel

Hallo Axel

Die Wildhunde sind jeweils bei Sonnenaufgang und Untergang für ca. 1 bis 2 Stunden aktiv, also genau zur richtigen Zeit für gute Bilder. Aktiv heisst, sie sind unterwegs auf der Jagd. Entsprechend schwierig sind sie zu beobachten. Einmal haben wir sie verloren, da sie einfach zu schnell waren.

Bei der D4 hatte ich während den ersten Tagen noch eine falsche Zeit eingestellt, das ärgert mich jetzt noch.

Du hast die Exif Daten genau richtig interpretiert. Nur ganz selten habe ich die D4 vom 600er entfernt. Action ist meist in etwas Entfernung und dann will ich Geschwindigkeit. Die Kombination D800 mit 70-200 ist sehr handlich und ergibt scharfe Bilder aus der Hand. Das 600er braucht einen Bohnensack als Auflage. Als drittes Objektiv war das 24-70 dabei. Das habe ich für Landschaftsaufnahmen auf die D800 geschraubt.

Grüsse, Herbert
 
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