Auf der Achse des Bösen

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Über anderes wird ja kaum berichtet.

Ist doch logisch! Wie sonst soll man seinem Volk beibringen, dass kein Weg dran vorbei fuert an einer Bombardierung und "Kollateralschaeden" fuer unsere Sicherheit? Da ist es besser wenn die BILD vom iranischen Hitler schwadroniert, wir nur hoeren, dass die Menschen dort den ganzen Tag auf der Strasse stehen und "Tod Amerika" und "Tod Israel" schreien, alle Frauen staendig auspeitscht werden und sowieso und ueberhaupt das ganze Land aus Fanatikern besteht.

Natuerlich ist da unten auch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber du gibst mit dieser Reportage Menschen ein Gesicht, ganz unverstellt und alltaeglich, abseits der Propaganda westlicher und arabischer Medien.
Vielen Dank dafuer, ich hoffe, dass es all denen die du dort kennst gut ergeht, wenn dort in absehbarer Zeit die Bomben fallen.
 
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Beide Seitenaufgänge zur Apadana sind mit vielen Reliefs geschmückt, deren qualitativ hochwertige Steine den vernichtenden Brand großteils überstanden haben.

Die äußeren Aufgänge zeigen in langen Reihen die Repräsentationen von 23 Völkern wie Meder, Bewohner von Babylonien, Arabien und Ägypten, ferner Griechen, Skythen und Inder – erkennbar an ihrer Tracht sowie typischen Gesten und Waffen, mit denen sie dem König die Gaben ihrer Länder zum Neujahrsfest bringen.

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Hier ist die Delegation der Ionier zu sehen.

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Hier sind Vertreter der Leibwache aus den „10.000 Unsterblichen“ zu erkennen, einer Eliteeinheit, die ausschließlich aus Persern bestand.
Angeblich betrug die Truppenstärke exakt 10.000 Mann, jede adlige persische Familie stellte einen Sohn in diese Truppe ab. Jedes Familienmitglied, das fiel, wurde sofort durch einen weiteren Angehörigen dieser Familie ersetzt.

Als "Unsterbliche" sind sie jedoch nur bei Herodot, der viel später lebte, beschrieben. Evtl. liegt hier auch ein Übersetzungsfehler vor: Das mögliche Namensmissverständnis könnte auf einer Verwechslung zwischen dem altpersischen „anusiya“ (Gefolgsleute) und dem „anausa“ (Unsterbliche) beruhen. Die Historiker sind sich nicht einig.

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Hier zwei "Unsterbliche" aus der Nähe.


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Die Assyrer bringen dem König zwei prächtige Widder.

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Es geht locker zu. Persische (eckige Kopfbedeckung) und medische Edelleute beim Schwätzchen.

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Auch "gewöhnliche" Soldaten bewachen die Szenerie, wieder Perser und Meder im Wechsel.

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Die Baktrier (aus dem heutigen Afghanistan) kommen mit einem Kamel.

Ich komme mit iranischen Studenten ins Gespräch. Man unterhält sich über den Iran, die Kultur und die deutsche Sprache. Drei der vier Männer studieren Deutsch als 2. Fremdsprache an der Uni in Shiraz. Anfangs wird die Unterhaltung auf deutsch geführt, im weiteren Verlauf auf englisch ("deutsch ist so schwer!"). Sie beklagen sich über die fehlende Kultur im Iran. Als ich darauf hinweise, dass die iranische Kulturgeschichte doch viel reicher und weiter zurück reichend ist als die europäische, meint einer trocken: “Das sagen die Europäer. Aber jetzt haben wir nur noch Öl!“ Auch die Politik ist ein Thema. Allgemeine Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen im Land wird geäußert, teils in drastischen Worten. Als ich die kommenden Präsidentschaftswahlen erwähne, meinen sie, das sei keine Wahl, da die Kandidaten vorher aussortiert werden. Als ich dann noch erzähle, dass ich bei der Wahlkampfveranstaltung von Ahmadinedjad in Isfahan war, sagt einer verächtlich:" I´m so sorry you met him !“ Meine Kameraausrüstung ruft noch Erstaunen hervor, sie fragen, für welche Agentur ich arbeite. Es ist nur eine D100 mit Hochformatgriff und drei Objektiven. Ihr Professor ruft, sie verabschieden sich höflich und ich habe mal wieder einen Eindruck von der Offenheit der jungen Menschen hier gewonnen.
 
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Früher dachte ich ja, die Iraner hätten sich verwaltungstechnisch doch ganz schön was von den Europäern abgeschaut – inzwischen weiß ich es besser: Die Perser sind die Erfinder der durchorganisierten staatlichen Verwaltung sowie der Bürokratie! Herzfelds Entdeckung von über 30.000 Tontafeln, quasi der „Buchhaltung“ von Persepolis im Jahre 1934, ist für diese These ein schlagender Beweis.

Persepolis war nicht nur einer der Wohnsitze des Herrschers, der Ort für Repräsentation, sondern hier liefen alle Fäden zusammen. Umgeben von Magazinen für Akten, kontrollierte hier ein Stab von Beamten die Vorgänge im Reich. Lohnlisten, Reiseabrechnungen, Quittungen, Arbeitsverträge, Lieferscheine, Steuern etc. wurden auf ungebrannten Tontafeln in Keilschrift festgehalten. Hunderttausende davon müssen in den Archiven des achämenidischen Großreichs gelagert gewesen sein. Längst wären die Tontafeln, die Daten aus der Zentrale dieses frühen Weltreiches, wieder zu Erde zerfallen, wenn nicht die Truppen Alexanders Persepolis in ein Flammenmeer verwandelt hätte. Dabei wurde ein kleiner Teil der Tontafeln gebrannt und somit erhalten. So wissen wir heute etwas über "Farnaka" den Hofmarschall des Darius: Was er verdiente, welche Reisen er machte, wie sein persönliches Dienstsiegel aussah, mit dem er Belege abzeichnete.

Die Auswertung dieses Schatzes an Information in Keilschrift (die heute, fast 80 Jahre nach ihrem Fund noch nicht abgeschlossen ist) lässt das Bild eines modernen Staatswesens entstehen. So bekamen Männer und Frauen gleichen Lohn. Jeder am Hof war in ein soziales Netz eingebunden, vom Soldaten bis zum kleinsten Kind. Es gab Schwangerschaftsurlaub und Sonderrationen für sozial Schwache.

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Hier Exemplare der Tontafeln im Museum von Persepolis. Tausende warten noch auf ihre Auswertung. Sie befinden sich in Chicago, da das dortige Oriental Institute Herzfelds Grabungen finanziert hatte.

Mittels dieser Tontafeln ließ sich auch nachweisen, dass Persepolis nicht von Sklaven, sondern von bezahlten Handwerkern errichtet wurde. Fasziniert war ich von den verschiedenen Handzeichen z. B. auf den Säulenbasen. Der Steinmetz hat sein Werk signiert, daneben befindet sich das Signum des königlichen Zahlmeisters: „Diese Säulenbasis ist bezahlt.“ Im Jahr 467 v. Chr. waren z.B. 1348 Handwerker beschäftigt, unter der Leitung einer Frau. Sie erhielt den höchsten Lohn.
 
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Über die vielen Erläuterungen des Guide ist es doch recht spät geworden. Nach einem späten Mittagessen im nahe gelegenen Restaurant machen wir uns auf den noch ca. 400km weiten Weg nach Zeinodin.

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Unterwegs besichtigen wir in Arbakuh einen sehr gut erhaltenen Yachtchal (Eishaus). Im Winter wurden darin Eisbrocken aufgehäuft, mit denen man bis zum Sommer Lebensmittel kühlen konnte.

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Auch die mir schon bekannte uralte Zypresse, wo wir von Mansour mit köstlichen Melonen versorgt werden, wird wieder bestaunt.

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Kaum haben wir Arbakuh verlassen, geht die Sonne unter.

Kurz darauf ein Anruf. Das Hotel Zeinodin fragt, ob wir zum Abendessen da sein werden. Der Guide gibt die ungefähre Ankunftszeit durch (23 Uhr) – für die Hotelangestellten wohl kein Problem.

In Zeinodin angekommen, sind wir zunächst etwas sprachlos. So schön haben wir uns das nicht vorgestellt – wir sind quasi in 1001 Nacht, jedenfalls sieht es so aus.

Mehr dazu morgen.
 
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Da ist es besser wenn die BILD vom iranischen Hitler schwadroniert, wir nur hoeren, dass die Menschen dort den ganzen Tag auf der Strasse stehen und "Tod Amerika" und "Tod Israel" schreien, [...]

Zu diesem Thema habe ich später noch was, wenn ich zur eben angedeutete Wahlkampfveranstaltung von Ahmadinedjad komme. Da ich hier Fotos und Erlebnisse aus zwei Reisen mische, geht nicht alles chronologisch zu.

Natürlich hoffe ich, dass keine Bombe fällt. Ich gehe auch davon aus, dass das Schreckensszenario mal wieder beschworen wird, um noch härtere Sanktionen durchsetzen zu können, nicht, um tatsächlich zu bombardieren.
 
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Zeinodin - Hotel aus 1001 Nacht

Etwa 50 km südlich der Wüstenstadt Yazd befindet sich die zum Hotel umgebaute ehemalige Karawanserei Zeinodin. Der Legende nach ließ Schah Abbas I. im 17. Jahrhundert 999 Karawansereien in seinem Land bauen. Die meisten sind verfallen, von vielen sieht man noch mehr oder weniger interessante Reste – und einige wenige wurden zu Hotels umgebaut. Während das bekannte Abassi-Hotel in Isfahan zur Luxuskategorie gehört und nicht mehr den Flair einer Karawanserei spüren lässt, ist Zeinodin sehr geschmackvoll im traditionellen Stil hergerichtet. Wir kamen erst am sehr späten Abend an; genau genommen war es schon lange Nacht.

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die Rezeption

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Anders als alle mir bekannten Karawansereien hat Zeinoddin keinen rechteckigen Grundriss. Um einen 8-eckigen Innenhof sind alle Räume polygonal angeordnet.

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Es gibt keine Zimmer, sondern die Nischen, in denen früher die Kamel- und Eseltreiber schliefen, sind nur mit schweren Vorhängen vom Gang getrennt.

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Man betritt das Schlafpodest über eine kleine Holztreppe und macht es sich auf den Matratzen, die auf den ausgelegten Teppichen liegen, bequem. Möbel gibt es nicht. Das mag zwar spartanisch klingen, jedoch empfinden wir es als urgemütlich – und die sanitären Anlagen sind großzügig und fast luxuriös.
 
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Dein Thread macht übrigens richtig Lust, da auch mal hin zu fahren...ist das ohne Landes- und Sprachkenntnisse überhaupt möglich/sinnvoll? Ihr seid ja Iran-erfahren, wie du schreibst.
 
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Dein Thread macht übrigens richtig Lust, da auch mal hin zu fahren...ist das ohne Landes- und Sprachkenntnisse überhaupt möglich/sinnvoll?

Auf jeden Fall sinnvoll und problemlos, wenn man an anderen Kulturen interessiert und bereit ist, die geschriebenen oder ungeschriebenen Gesetze zu beachten. Das betrifft z. B. die Kleidervorschriften (in Kürze: Frauen müssen Bekleidung tragen, die mindestens bis auf die Oberschenkel reicht, kurzärmeliges ist ihnen genau so verboten wie ein Dekolltée, zudem müsse sie die Haare bedecken; Männer haben zu beachten, dass sie keine kurze Hosen tragen und den Oberkörper in der Öffentlichkeit nicht entblößen) und den unbedingten Verzicht auf Alkohol als Getränk. Generell sind Deutsche im Iran sehr gerne gesehen; warum das so ist, werde ich noch ausführen. Natürlich erleichtert es den Kontakt zu Einheimischen, wenn man etwas ihre Sprache spricht; da gehen ihre Herzen regelrecht auf. Wir hatten jedoch bei beiden Reisen einen Guide. Einer sprach gut Englisch und leidlich deutsch, der andere sehr gut deutsch. Wenn man auf eigene Faust unterwegs ist, ist manches natürlich umständlicher. Aber es geht sicher.

Unsere Iran-Erfahrungen datieren aus der Zeit vor der Revolution. Das ist lange her und in 30 Jahren geht vieles verloren.
 
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Kann jemand von euch eine Infusion legen?

Wir waren kaum angekommen, als uns der Guide dies fragt. Einer der Bediensteten - alles Balutschen - war durch länger anhaltenden Durchfall geschwächt und hatte vom Arzt einen Beutel Infusionslösung samt „Besteck“ bekommen. Und war damit natürlich überfordert. So kam es, dass Christianes Dienste als Krankenschwester gefragt waren. Mangels Infusionsständer wird der Beutel an einen Wandteppich gehängt und Simon hat zum Glück Alkohol zum Desinfizieren dabei (den braucht er für seine Ohrringe). Zur äußerlichen Anwendung ist Alkohol erlaubt.

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Die Balutschen sind ein iranisches Volk im Südosten des Landes. Den benachbarten Paschtunen in Afghanistan ähneln sie in Gesichtszügen und in ihrer traditionellen Kleidung.


Ein köstliches Büffet wird am späten Abend aufgetischt, von dem leicht die dreifache Zahl an Gästen satt geworden wäre.
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Unter anderem gibt es Stör-Filets – am Rande der Wüste.
Wir (mit Guide und Fahrer zu siebt) sind die einzigen Gäste.
 
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Tja, was soll ich sagen. Mir kommen fast die Tränen.
Dein Bericht und die Bilder sind unglaublich schön.
Jedes einzelne Wort und alle Bilder drücken Deine
Liebe zum Iran aus.

Wenn man bedenkt, daß aus Mesopotamien das Wissen für unsere heutige Zivilisation in Europa stammt. Nach so vielen Jahrtausenden kann man fühlen, daß in den Leuten immer noch eine ganz tiefe Leidenschaft nach echter Kultur steckt. Natürlich ist der Iran nicht Teil des alten Mesopotamien gewesen, aber es grenzt daran an. Es hat mit großer Sicherheit damals ein reger Wissensaustausch stattgefunden.

Ich kann nur bekräftigen. Mein Wunsch ist der Frieden für Iran und die ganze Gegend darum herum. Wir alle können noch immer viel von den Menschen und der Kultur dieser Länder lernen. Das muß alles erhalten bleiben!

Dein Beitrag liebe Lydian bringt etwas zum Schwingen, was sich sehr gut anfühlt.
In den letzen Monaten habe ich mich intensiv mit den Wurzeln unserer Kultur befasst.
Es haben sich Vorurteile aufgebaut, weil ich keine genauere Vorstellung von der Kultur aus diesen Gebieten der Welt hatte. Dein Beitrag hier kommt aus Deinem Bauch heraus, einfach so, wie Du es erlebt hast, mit sehr wertvollen Erklärungen als Begleitung. Das hilft mir ungemein mein Herz dafür zu öffnen, was früher dort geschehen sein mag.

Ich fühle: das Eis ist gebrochen.
Die Erde ist ein besonderer Ort.
 
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Jedes einzelne Wort und alle Bilder drücken Deine Liebe zum Iran aus.

Danke. Dennoch würde ich hier nicht von "Liebe" sprechen, sondern von Zuneigung zu den dort lebenden Menschen und Mitgefühl dafür, dass die Völker, die dort leben, (Perser, Kurden, Balutschen, Luren, Bakhtiaren, Ghashgai, Turkmenen, Azari [Aserbaidschaner] und Gilaki) in der westlichen Welt zunächst über einen Kamm geschoren und dann mit so vielen unreflektierten Vorurteilen bedacht werden.

Und natürlich Mitgefühl, dass sie - mit nur einer kurzen Unterbrechung in den 50er Jahren - unter repressiven Unrechtsregerimes leiden müssen. Dass es dort Hundertausende von sehr gut ausgebildeten jungen Frauen und Männern gibt - es legen mehr Frauen als Männer einen Abschluss an einer Universität ab - und sie in der Regel keine entsprechende Arbeit finden. Dass die iranische Bevölkerung eine der jüngsten der Welt ist und so schlechte Zukunftsaussichten hat. Das liegt zu einem großen Teil an den Sanktionen des Westens, denen der Staat unterliegt. Gründe dafür sind natürlich vorhanden. Aber es schmerzt, zu sehen, welches Potential diese Menschen haben und wie sie von so vielem ausgeschlossen sind.
 
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Mein Interesse wecken kann man gut mit interessanten Dingen, mich nachhaltig beeindrucken ist schon deutlich schwieriger. Deine Fotoreportage hat dies auf alle Fälle schon geschafft, auch wenn sie noch weiter geht.

Sehr deutlich sieht man den Spiegel seiner Gesellschaft beim Lesen deiner Texte zu den phantastischen Aufnahmen, man lässt sich viel zu sehr durch stark fokussierte Berichte aus den Medien beeinflussen. Mischt sich das mit niedrigem Interesse für die betreffende Region, hat man schon das Bild im Kopf, welches im Sinne der "Berichterstatter" ist. Danke für das öffnen der Augen und das Nachdenklich machen über eine Region, die ich bisher so nicht auf dem Radar hatte. :up:

Viele Grüße,
Stefan
 
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Nachdem wir uns so lange nicht vom Sternenhimmel trennen konnten und entsprechend so spät - eher sehr früh...- ins Bett gingen, lassen wir es am kommenden Tag gemütlich angehen. Ich nutze das jetzt mal, um aufbauend auf der vorherigen (nicht abschließenden) Aufzählung der im Iran lebenden Bevölkerungsgruppen eine Frage zu beantworten, die sich vielleicht schon einige gestellt haben:

Iran oder Persien?

Seit sassanidischer Zeit (3. bis 7. Jh. n. Chr.) wurde das Land von seiner Bevölkerung als "Iran" (Abkürzung des mittelpersischen Eran Schahr) bezeichnet. Die altiranische Form dieses Namens, Aryānām, bedeutet "Land der Arier".

Die im Westen bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf die Region Pars, das Kernland der Achämeniden, zurück, die im 6. Jahrhundert v. Chr. ein erstes Großreich schufen. Von den Griechen Persis genannt, bezeichnete es im Wesentlichen die heutige Provinz Fars um Schiraz. Von ihr leitet sich auch der Name "Farsi" ("persisch") für die Sprache ab. Durch die offizielle Umbenennung in Iran im Jahre 1935 sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass der Staat eine vielfältige Bevölkerung hat und nicht nur aus Persern besteht. Tatsächlich machen sie etwa 50% der Bevölkerung aus.

Land der Arier

Hier ist es notwendig, auf den Begriff "Arier" einzugehen.
"Arya-n" nannten sich Gruppen prähistorischer Nomaden, die sich seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. von ihrer Urheimat in den Steppen westlich des Urals in die zentralasiatische Steppe, nördlich des Kaspischen Meeres und des Aralsees, ausbreiteten. Die Arier traten nicht nur als Eroberer auf, sondern assimilierten auch die unterworfenen Völker. Für die iranischen Arier, die zu den Vorfahren der heutigen Perser, Paschtunen, Kurden und Balutschen wurden, wird die Einwanderung auf das 11. bis 10. Jh. v. Chr. datiert. Die eigentlichen Perser werden historisch zuerst bekannt als Unterstamm der Meder, die im 7. Jh. v. Chr. das assyrische Reich zerschlugen.

Dass wir auf unserer Reise immer wieder als Deutsche freudig begrüßt wurden und immer wieder betont wurde, die Iraner und die Deutschen seien als Arier verbündet, hat uns sehr irritiert, ist doch der Begriff "Arier" bei uns durch die perverse, historisch und ethnologisch jedoch grottenfalsche Verwendung durch die Nationalsozialisten korrumpiert.
 
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Es ist durchaus angenehm, den Morgen des Geburtstages Tee trinkend in einer ehemaligen Karawanserei zu verbringen.

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Hier würden wir gerne noch länger bleiben. Leider ist nur eine Übernachtung geplant. Aber wir wissen, dass wir wieder kommen werden.

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Der Innenhof bei Tageslicht.

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Die Umgebung ist karg. Wie erwähnt, war Zeinodin eine Karawanserei. Das ganze Land war früher mit einem dichten Netz dieser Herbergen für Mensch und Tier überzogen. Die Abstände zwischen ihnen betrugen jeweils ca. 30km, das ist die Tagesleistung einer beladenen Kamelkarawane.
 
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Wir fahren zu einem in der Nähe befindlichen weitläufigen Gehege, in dem Wildesel zur späteren Auswilderung gezüchtet werden.

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Der Guide spricht von "iranischen Zebras".

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In der Nähe hütet ein Hirte seine Ziegenherde, begleitet von einem weißen Kamel und einem Esel.

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Unser Guide, eigentlich ein sehr zurückhaltender und eher melancholisch wirkender Mensch, erzählt einen Witz:
Kommt ein Junge zu seinem Vater: "Papa, heiraten Kamele eigentlich auch?"
Antwort: "Mein Sohn, nur Kamele heiraten."

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Während wir hier unterwegs sind, wartet unser Fahrer Mansour beim Bus.
 
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Eine kleine Vorbemerkung: In Zeinodin waren wir 2010. Im Jahr davor fuhren wir direkt von Shiraz nach Yazd. Die nun folgenden Fotos stammen von dieser Fahrt.

Die Strecke von Arbakuh nach Yazd geht zunächst (vermeintlich) topfeben durch die Wüstenlandschaft. Als wir jedoch eine kleine Rast machen, entdecke ich unweit der Straße einen kleinen Kanal, in dem das Wasser munter fließt - von wegen eben. Im weiteren Verlauf bestätigt der wiederholte Blick auf den Höhenmesser, dass wir langsam aber beständig an Höhe gewinnen.

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Wir erreichen das Shirkuh-Gebirge, mit Bergen, die über 4.000 m hoch sind. Die Landschaft mit ihren Farben ist immer wieder faszinierend. Oft fotografiere ich aus dem Fenster des fahrenden Busses.

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Schlussendlich geht es über eine landschaftlich sehr eindrucksvolle Gebirgskette (Passhöhe ca. 2.500 m) auf erstaunlich gut ausgebauten Straßen wieder hinunter nach Yazd.
 
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Natürlich ist der Iran nicht Teil des alten Mesopotamien gewesen, aber es grenzt daran an.

Es grenzt nicht nur daran an, sondern ein kleiner Teil des früheren Zweistromlandes / Mesopotamiens liegt in der heutigen iranischen Provinz Khusistan im Südwesten des Landes, die von Arabern (außer hier leben so gut wie keine Araber im Iran), Bakhtiaren, Luren und Kurden bewohnt wird. Der Schatt-el Arab - oder auf farsi Arwandrud - (beides heißt: Küste der Araber) bildet die Grenze zum Irak und damit in etwa die Grenze zwischen Arabern und Iranern. Hier, in der Wiege der menschlichen Kultur, wird heute das meiste Öl gefördert. Es ist die Region, die während des iranisch-irakischen Krieges furchtbar verwüstet und vermint wurde. Zu diesem Krieg kommen ich später noch. Seine Folgen sind bis zum heutigen Tag so gravierend, dass man ihnen im Iran ständig begegnet.
 
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