AW: anonymes Bild Nr. 388
Ich übertreibe bewusst. In Anbetracht mancher anderer Fotos, wo man nichts Wirkliches sehen kann und die hier hoch gejubelt werden, sage ich mal kühn und frech:
Eine perfekte Symbiose aus zeitloser Ästhetik und technischem Detail:
Vordergründig eine 3-fach Umlenkrolle für Drahtzüge, z.B.
Drähte werden für Kraftübertragung gebraucht oder um Schwingungen (Töne) zu erzeugen.
Oder eine Meßeinrichtung?
Die Rolle ist wohl in Holz verankert, benachbarte Bohrungen weisen wohl auf alternative Verankerungen hin.
Mindestens ein Draht ist zersplissen, also ein Gebrauchsgegenstand, den aber nicht jeder hat, sonst müßten wir nicht rätseln.
Die Drähte symbolisieren eine Vernetzung, man weiss nicht wohin, sie verschwinden in perfekter Unschärfe.
Die Rolle beherrscht das Bild, ohne den Raum zu dominieren, der Blick kann ungezwungen und doch durch die Rolle gelenkt durch das Bild schweifen.
Ein schönes Bokeh in der rechten Bildhälfte (in der Aufsicht) lädt zum Verweilen ein, verrät aber nicht seine Herkunft.
Die Bilddiagonale wird geschickt für den Bildaufbau genutzt. Dies ist kein versehentliches sondern ein voll durchdachtes und präzise komponiertes Bild.
Die Bildaussage ist versteckt, zeigt sich nur in subjektiven Assoziationen eines Betrachters, der gewillt ist, sich auf diese Bildsprache einzulassen.
So, nun bin ich an dem Punkt, wo ich einräumen muss, dass ich auch nicht so recht weiss, was ich davon halten soll:
aber eine gewisse Ästhetik kann man dem Bild nicht absprechen.
Mich hat es zum Nachdenken angeregt, ich finde es durchaus kunstvoll, auch wenn keine konkrete Bildaussage öffentlich per allgemeiner optischer Wahrnehmung transportiert wird.
Durch die Inszenierung ist es eben mehr als nur eine Umlenkrolle.
Martin