Tolles Objektiv. Das Schloss aus der Distanz ohne perspektivische Verzerrung. Hast du mal ein formatfüllendes Gebäude probiert? Wenn die Senkrechten dann auch noch senkrecht stehen, wäre das für Architektur spitze?!
Martin
Perspektivische Verzerrung (hier insbesondere stürzende Linien) hat nichts mit dem Objektiv zu tun, sondern hängt ausschließlich davon ab, wie stark du die Kamera nach oben oder unten neigst. Indirekt hängt sie von der Brennweite ab, denn bei kurzer Brennweite steht man wesentlich näher am Gebäude, um es formatfüllend abzubilden, und neigt die Kamera entsprechend stärker. Deshalb kippen Gebäude bei 18mm gnadenlos nach hinten weg, während sie bei 28mm wesentlich gefälliger sind.
Aber nimm mal ein 85mm-Objektiv für Architektur. Die Ergebnisse werden wunderbar, weil perspektivische Verzerrung und stürzende Linien in der Regel kaum wahrnehmbar sind und keine Rolle mehr spielen. Nur wird man meistens kein Foto machen können, weil Bäume oder andere Gebäude bei der nötigen Entfernung den Blick auf das Gebäude versperren.
Eine Lösung, stürzende Linien zu vermeiden, besteht darin, ein Objektiv mit deutlich größerem Bildwinkel zu nehmen (z. B. 18mm an Stelle von 28mm), die Kamera gerade auszurichten - womit das eigentliche Motiv sich nur in der oberen Bildhälfte befindet, aber ohne stürzende Linien - und das Bild nachher am Computer entsprechend zu beschneiden. Die Profi-Lösung ist ein Shift-Objektiv, bei dem dieser Beschnitt vor der Aufnahme erfolgt und deswegen kein Auflösungsverlust eintritt.
Falls du Verzeichnung statt perspektivischer Verzerrung meinen solltest (die beiden werde gerne verwechselt):
Das 28/1,4 AF-S kenne ich nicht, aber ich habe das 28/1,4 AF-D, für welches es kein Lightroom-Profil gibt, aber in Bezug auf Verzeichnung passt das Profil vom 28/1,4 AF-S perfekt, woraus ich schließe, dass die Verzeichnung bei beiden Objektiven identisch ist. (Im Gegensatz dazu werden die Ecken mit dem Profil vom AF-S überkorrigiert, d. h. zu stark aufgehellt, was heißt, dass das AF-S stärker vignettiert als das AF-D. Das aber nur am Rande.) Beide Objektive haben eine leichte tonnenförmige Verzeichnung, die groß genug ist, um bei Architektur zu stören, die aber so klein ist, dass man die automatische Verzeichniskorrektur im Menü der Kamera einschalten kann, ohne dass man deswegen in der Komposition gestört wird, d. h. den Unterschied des Bildwinkels im sichtbaren Bild im Sucher und im korrigierten JPG-Bild bemerkt man nicht.
Aber beide 1,4er sind nur dann eine sinnvolle Investition, wenn man die offenen Blenden auch nutzen will. Wenn es nur um Architektur im abgeblendeten Zustand geht, mein Soligor 28/2,8, für welches ich keine zehn Euro gezahlt habe, ist komplett verzeichnungsfrei (auch ohne nachträgliche Korrektur), und die perspektivische Verzerrung ist sowieso dieselbe.