Pyrenäensommer - über die Berge vom Atlantik zum Mittelmeer

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Samstag, 4.8.2018
Bach vor Colomers -> Salardu
mein Locus/OSM: 15 km /100 \1100
3:45 Std. unterwegs


Als wir aufbrechen, kommt gerade die Sonne hinter einem Bergrücken heraus und lässt sich in einem Baum nieder.




Ein schöner Start in den Tag!
Es geht ein wenig an unserem Zeltbach entlang, ein paar Felsen rauf und runter.
Dann erreichen wir die Refuge Colomers, an der wir aber nicht anhalten.
Wir passieren den Staudamm. Es geht noch ein Stückchen über einen Pfad hinunter,
dann erreichen wir die Schotterstraße mit Parkplatz.
Die queren wir, folgen einem Trail, auf dem offensichtlich gerade ein UltraRun stattgefunden hat (Fähnchen),
erreichen wieder die Schotterpiste und folgen ihr nun für die nächsten ca. 12 km bis Salardu.
Dabei gibt es die eine oder andere kleine Abkürzung einer Serpentine durchs Gebüsch.
Auf der Piste kommen uns immer wieder Taxis entgegen. Ein großer Parkplatz weiter unten ist für Privat-PKW Endstation.
Wer zur Refuge möchte oder in der Gegend wandern und sich die Schotterpiste sparen möchte, steigt in ein Taxi.
Heute ist Samstag und prima Wetter, daher ist auch ein bisschen Betrieb.

Ab hier geht es für uns über Asphalt. Ich spüre, dass das Profil meiner Schuhe merklich dünner geworden ist.
Entlang der Straße finde ich viele Walderdbeeren, die wahrscheinlich etwas staubig, dennoch sehr lecker sind.
Und genau 1 Blaubeere.
Wie meist auf spanischer Seite sind die Wiesen von hohen Blumen bunt bewachsen, es gibt kaum Weidetiere.

Mittags erreichen wir Salardu!
Durch kleine Gassen gelangen wir auf die Placa Major und zur Refugi Rosta, in der ich übernachten will.













Wie das offensichtlich bei solch langen Streckenwanderungen mit Zwischenzielen der Fall ist (ist ja meine erste, ich finde das also alles erst heraus),
überschlagen sich hier im Ort für den halben Tag, den ich hier verbringe, die Ereignisse.
Immerhin bin ich das erste Mal schon mittags im Dorf und habe also ein wenig Zeit alles zu organisieren.
Trotzdem empfinde ich diese Dorf-Tage als anstrengender als die Wandertage. Ich genieße sie trotzdem.

In der Refugi Rosta treffe ich Manel, den Chef des Hauses.
Er ist sehr nett und bringt uns erst einmal einen Krug Wasser.
Dann holt er mir mein Care-Paket.
Aber - was ist denn das!? Das ist nicht mein Paket! Und auch nicht das Amazon-Paket!
Es steht aber mein Name mit der Refugi-Adresse auf dem Aufkleber.
Ich packe also aus und finde - die bei Amazon bestellte große Gaskartusche.
Ach so, der Versender verkauft nur über amazon, verschickt aber selbst in eigener Verpackung.
Deshalb dachte Manel, das sei das Paket, das ich mir selbst geschickt hatte, nicht das amazon-Paket.
Jetzt habe ich also 2 1/2 Gaskartuschen - aber nichts zu essen.
Vielleicht ist mein Paket ja auch hier noch bei der Post?
Es ist aber Samstag, und Manel sagt, die Post in Salardu sei Samstag und auch Sonntag geschlossen.
:frown1:
Ich kann nun also entweder bis Montag Morgen warten und schauen, ob ich das Paket dann bekomme -
oder ich plündere den kleinen Supermercado "Sol y Neve".
Natürlich kommt nur Zweiteres in Betracht.
Salardu ist hübsch, hier im Zentrum, aber einen ganzen Tag will ich hier nicht herumhängen.

Ich beziehe also ein Bett im Dorm unterm Dach, hänge schon einmal meine Elektronik (Kameraakku, Powerbank) an die Steckdose
und dann geht´s in den Supermercado, der um 13:30 schließt.

Ich habe noch max. 9 Tage Zeit zum Wandern, aber nur für 3 Tage Lebensmittel übrig. Das ist ja so geplant.
Es gibt Haferflocken für ein Müsli, aber keine Trockenmilch.
Also kaufe ich mir nach mehrmaligem Durchstöbern der zwei Regale große Salamis, von denen ich jeden Morgen eine halbe zu essen gedenke.
Es gibt genau 2 Sorten Tütensuppe: Hühnersuppe und Knoblauchsuppe.
Knoblauchsuppe schließe ich aus, davon stinke ich ziemlich doll.
Bleibt also täglich eine Hühnersuppe.
Als Füllmaterial finde ich so kurze, dünne Suppennudeln, die ganz schnell fertig sind.
Mein Speiseplan ist nun also noch deutlich fantasieloser als ohnehin schon.
Müsliriegel finde ich auch nicht.
Ich kaufe ein paar Erdnüsse und ein paar Tüten sowas Gummibärchenartiges in süßsauer.
Nicht toll, aber ich werde überleben.

Dann kümmern wir uns um sofortige Kalorienzufuhr.
Meine am Atlantik recht enge Shorts bräuchte mittlerweile Hosenträger ...
In einem Restaurant an der Placa Major bestellen wir eine Tapas-Platte.
Dann esse ich einen großen Salat mit Ziegenkäse, Walnüssen, Rosinen, ...
Danach ein Omlett.

Hier in Salardu trennen Jörn und ich uns wieder.
Jörn muss sich auf den Rückweg nach Gavarnie zu seinem Fahrrad machen und in die Schweiz zurück radeln.
Daher unterbrechen wir kurz die Völlerei und setzen uns in die Refugi Rosta mit free WiFi.
Wir haben beide einiges zu planen.

Ich bin hier in Salardu tatsächlich 2 Tage früher als geplant eingetroffen.
Das liegt daran, dass wir keinen Pausentag brauchten und dass wir auf der 3-Tage-Variante die 4-Tage-Pässe-Tour umgangen haben.

Ich wollte von hier aus noch bis El Serrat in Andorra laufen und von dort über Barcelona nach Hause reisen.
Wenn ich es schaffe, noch einen Tag rauszulaufen (was ich für gut möglich halte),
könnte ich auch bis l´Hospitalet-pres-l´Andorre kommen.
Das hätte für mich einige Vorteile:
- Ich hätte die alpinen Berge hinter mir.
Da ich die Tour im Oktober fortzusetzen hoffe, ist dann die Gefahr von verschneiten Pässen geringer.
- Ich hätte 2 Tage weniger bis ans Mittelmeer, was die Chance erhöht, tatsächlich dort im Herbst anzukommen und damit das gesamte Projekt HRP in diesem Jahr abzuschließen. Das wäre toll!

Ich finde heraus, dass ich auch von l´Ho-p-l´A gute Anbindung habe.
Das Wetter soll ebenfalls sommerlich bleiben.
Gute Karten!

Bei unseren Internet-Recherchen geht schon meine erste Tüte Gummizeugs drauf.
Nicht schlimm, der Laden macht abends wieder auf.

Als wir uns dann verabschiedet haben, gehe ich erst einmal duschen! Herrlich!
Dann plane ich meine weitere Route auf der Übersichtskarte, trage die Strecke ein,
lese im Guide Book, trage mögliche/empfohlene Zeltplätze in meine OSM ein, ...
Dann ist es so weit, dass der Laden wieder öffnet.
Ich ersetze meine inhalierte Tüte Gummizeugs durch 3 neue, finde nun auch die Trockenmilch (die ich aber jetzt nicht mehr brauche), kaufe mir noch ein Eis, das ich gleich vor dem Laden esse, ...
Mit weiteren Fressalien setze ich mich auf die Placa Major auf eine Bank am Brunnen und esse und trinke weiter.
Es ist wirklich unglaublich, was ich in diesen paar Stunden hier alles in mich hinein stopfe. :eek:




Ein Wildschwein ist passenderweise meine Gesellschaft. :cool:




Dann wird ein Tisch an der Refugi Rosta frei und ich ziehe dahin um.
Ich bestelle einen cafe con leche und beobachte das Dorfleben.
Das ganze Dorf scheint eine große Familie zu sein. Sehr schöne, fröhliche, lockere Stimmung.
Man hat zu tun und trotzdem Zeit, sich mit seinen Nachbarn, Freunden, Bekannten auf der Straße ausgiebig zu unterhalten.

Nun wird es höchste Zeit für´s Abendessen :D
Ich könnte einmal die ganze Karte rauf und runter bestellen.
Schließlich nehme ich ein paar große Brotscheiben, geröstet, mit Tomaten, Oliven, Tunfisch und frischem Oregano.
Sehr lecker!
Und zum Nachtisch noch eine Art Creme brullee.
Dann höre ich mal auf zu essen, weil es erstens nun draußen ziemlich frisch wird und ich zweitens der letzte Gast bin, der noch hier herumsitzt. Sonst hätte ich noch ...

Als ich bei Manel bezahle und ihm sage, dass ich morgen schon um 7:00 Uhr los will und also zum Frühstück (ab 8:15) nicht mehr hier bin,
verspricht er, mir Frühstück hinzustellen, Kaffee in einer Thermoskanne.
Dann bringt er mir einen Karton, in dem einige Reste anderer Wanderer auf Bedürftige warten.
Tütensuppen, Trekking-Mahlzeiten, Müsli-Riegel, Milchpulver, ...
Na toll! Hätte er mir ja auch gleich geben können, als wir darüber gesprochen haben, was ich jetzt mache, da mein Paket nicht angekommen ist.
Jetzt "nötigt" er mich, mir noch mehr Müsli-Riegel, Mahlzeiten etc. unbedingt mitzunehmen. Seien sehr gute Sachen!
Jaja, aber jetzt ist mein Rucksack voll, und ich will ja nicht mehr tragen, als ich essen kann.
Gut, einige holländische Riegel und einen deutsch beschrifteten dehydrierten Gulasch-Eintopf packe ich noch ein.
Dafür lasse ich eine meiner zwei verbliebenen halbvollen Gaskartuschen hier.

Also, liebe Pyrenäenwanderer:
Wenn ihr nach Salardu kommt, kann ich die Refugi Rosta wärmstens empfehlen!
Manel ist wirklich sehr nett!
Das Haus liegt mittendrin an dem hübschen, alten Platz.
Der Dorm ist prima, die Dusche auch! (Außer mir nur 1 Gast im Dorm.)
Das Haus beherbergt ein regionales Museum, für das ich leider keine Zeit hatte.
Das Haus selbst ist aber auch fast ein Museum. Sehr hübsch gemacht!
Und bevor ihr in den Laden geht, fragt Manel nach dem Reste-Karton!

Damit endet der 3. Abschnitt meiner Pyrenäen-Durchquerung!
Material und Träger sind weiterhin wohlauf und unversehrt!
 
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Sonntag, 5.8.2018 (27.Tag)
Salardu -> Estanyola del Clot de Moredo (nahe Ref. Garcia Airoto)
Locus/OSM: 17 km /1600 \650
9:45 Std. unterwegs


Im Dorm war es trotz geöffneten Fensters ziemlich warm.
Erst spät bin ich eingeschlafen, aber mein Wecker würde um 6:30 Uhr piepen.
Ich bin jedoch kurz vorher wach und stelle ihn aus, um meinen Mitbewohner nicht zu wecken.
(Er ist gestern einen dieser UltraRuns mitgelaufen und will heute einen weiteren mitrennen.
1000 Hm auf einen Berg rauf und gleich wieder runter.
Nichts für mich, da hat man ja gar keine Zeit mal zu gucken und Fotos zu machen :rolleyes:
Das ganze Wochenende sind hier solche Läufe, ein Festival für Schnelle.)
Meinen Rucksack habe ich aus demselben Grund schon abends soweit möglich gepackt.
Nun schleiche ich mich aus dem Schlafraum und die Treppe hinunter und finde




Toll!!!
Ein richtiges Frühstück!
Eine Thermoskanne mit noch richtig heißem Kaffee, dazu Milch und Zucker.
Croissant, Brot, Butter, Marmelade und Frischkäse, eine Birne und ein ganzes Schüsselchen Kirschen, dazu sogar ein paar Stücke Schokolade!
Super! Vielen Dank, Manel & Team!
Eindeutig noch einmal eine Empfehlung für die Refugi Rosta!

Natürlich inhaliere ich alles restlos!
Naja, fast. Die Birne nehme ich mit und einige Stücke Schokolade stecke ich in die Tüte zu den restlichen Trockenfeigen.
Nebenbei packe ich meinen Rucksack fertig und schreibe Manel einen kurzen Abschiedsgruß+Dank auf ein Zettelchen.

Um 7:15 Uhr geht es los.
Beschwingt nach einem halben Ruhetag und mächtig Kalorien-Zufuhr laufe ich los. Bis zum Sonnenaufgang dauert es noch etwas (hier im Tal), aber es ist schon hell genug.

Die Plaza Major am frühen Morgen.



Als ich das Dorf verlasse, treffe ich um diese frühe Stunde tatsächlich einen anderen Wanderer.
Er steht vor dem Laden (wann macht der auf?) und hat seinen Rucksack abgesetzt.
Und der zieht meinen Blick an: Es ist der gleiche wie meiner!
Ein amerikanisches Modell, das ich in Europa noch an keinem anderen Wanderer gesehen habe.

Ich spreche ihn im Vorübergehen an: Nice backpack!
Er schaut, wir grinsen beide. Ich laufe aber weiter, obwohl das die perfekte Gelegenheit zum Gear Talk wäre.
Meine Beine sind aber schon vorbei.

Es geht ein wenig die Dorfstraße hinauf, dann runter an einen Bach, wo die Straße in einen Pfad übergeht.
Auch hier waren oder sind wohl Rennen.




Ein wenig höher habe ich einen netten Blick zurück auf Salardu und die umgebenden Berge.




Über den Pfad erreiche ich Bagergue, ein von der Zeit vergessenes Dorf, in dem aber scheinbar einige der alten Häuser als Feriendomizile restauriert werden.




Ich verlasse das Dorf auf einem Pfad, der mich auf eine holprige Schotterpiste führt.
Dieser folge ich eine ganze Weile leicht bergauf, läuft sich prima.
Unter mir liegt das Skigebiet von Baqueira.
Schließlich muss ich noch einen Ausläufer des Skigebietes queren, einen großen Parkplatz, Lifthäuschen, Liftanlagen.
Schnell bin ich hier durch und nach ein wenig Suchen finde ich den richtigen Pfad, der über eine Wiese und dann durch ein Bachtal bergauf diesen Zirkus verlässt.

Gerade, als es wieder so richtig schön wird, sehe ich vor mir, an einen dicken Stein gelehnt, den Zwilling meines Rucksacks samt seinem frühstückenden Träger wieder.
Der muss über die Straße statt am Bach entlang gelaufen sein.
Nun kommen wir ins Gespräch.
Schnell stellt sich heraus, dass Jan auch aus Deutschland ist und ebenfalls die HRP läuft.
Wir quatschen und quatschen, ähnliche Erlebnisse, Ausrüstung, ...
Jan hat die hohen Pässe gemacht, die ich umgangen habe,
hat sich dafür aber in Gavarnie feste Bergschuhe, Steigeisen und Pickel gekauft und seine Trailrunner an den Rucksack gebunden.
Irgendwann beschließen wir, dass wir mal weitergehen sollten.
Eigentlich bin ich gerade ganz froh, nun wieder alleine unterwegs zu sein. Aber Jan ist total nett.
Naja, wir können uns ja jederzeit wieder trennen, wenn es vom Tempo oder so nicht passt.
Eindeutig ein Vorteil gegenüber einer geplanten Wanderpartnerschaft.

Wir kommen an den ersten See des Tages.




Danach endet der Pfad.
Wir suchen uns den Weg über eine große Grasebene, finden heraus, welches wohl unser Pass ist,
und wie wir am besten weglos über Geröll und Gras dorthin und hoch kommen. Ganz schön steil.
Auch Jan ist natürlich schneller als ich, was keine Kunst ist :p , aber scheinbar nicht sooo viel.
Ich muss wieder aufpassen, dass ich nicht mehr Gas gebe als ich auf den ganzen Tag gesehen durchhalte.

Als ich am Pass angeschwitzt komme, sitzt Jan schon auf dem Gipfel, dem Tuc de Marimanha.
Das ist eine richtige Kletterei über und um kühlschrankgroße Felsblöcke.
Schließlich sitze ich neben ihm obenauf.
Zeit für eine Pause.

Am Pass, dahin geht es weiter.



Daher kommen wir.



Blümchen fotografieren ist immer eine gute Ausrede zum Verschnaufen :grins:




Am Gipfel essen und trinken wir etwas und genießen die Aussicht.
Meine Schokolade vom Frühstück hat sich als Glasur um die restlichen Feigen gelegt.
Ich muss die Tüte auf links drehen und auslutschen. Ziemlich lecker!
Aber anschließend ist sie für weitere Einsätze nicht mehr zu retten.


Am Tuc. Über diesen Grat geht es weiter.



Über den Kamm geht es 70 m runter und natürlich wieder rauf,
dann in einem Bogen um diesen Lac Gelat de Rosari herum und an der Kante entlang auf und ab
bis zum letzten Pass, dem Col de Airoto.




Hier geht es nun steiler an einem Schneefeld entlang hinunter und ein schier endloses Blockgelände beginnt.
Kamera und Stöcke verschwinden im/am Rucksack.
So lässt es sich leichter über die Blöcke vom Format Koffer bis Auto klettern, was wir die nächsten Stunden tun werden.
Erst sind wir vielleicht etwas zu weit abgestiegen.
Dann wird uns klar, dass wir gar nicht so tief runter müssen, denn wir wollen weder an den See noch zu der Refuge Garcia Airoto, die das "offizielle" Etappenende darstellt.
Wir wollen gleich über den Pass und an einem kleinen See zelten.
Daher müssen wir immer wieder versuchen, um große Gebüsch-Areale, Steilstufen, Felder mit zu großen Blöcken, tiefe Geländeeinschnitte ... zu navigieren und trotzdem unsere Richtung einzuhalten.
Es gibt weder Markierungen noch Steinmännchen.
Eine ganz schöne Plackerei.
Ich mag solches Blockgelände eigentlich gerne. Diese Mischung aus ein bisschen klettern, Boulderhopping, Wegsuche - ein bisschen Abenteuer.
Aber als ich dann irgendwann endlich am Pass ankomme, reicht es mir völlig mit Boulderkram für heute.

Am Col de Clot de Moredo.
Unten liegen die Seen, dazwischen muss die Hütte sein.



Auf der anderen Seite geht es für uns hinunter.
Auf meiner Karte sind 2 unterschiedliche Routen eingetragen. Der nun gut erkennbare Pfad geht woanders lang.
Offensichtlich führt er aber ebenfalls in das Tal zum See runter, geht gar nicht anders.
Also nehmen wir ihn.

Er führt am rechten Rand des Tales hinunter und läuft etwas oberhalb des Sees entlang.
Wir steigen zum See hinunter und schlagen unsere Zelte auf.
Der See hat einen Zufluss, aber der Abfluss verschwindet nach ein paar Metern in einem Loch im Gestein.




Ich sehe, dass Jan ein Z-Packs hat, auch ein amerikanisches Modell. In D nicht so leicht zu bekommen.
Das hatte ich auch in der engeren Auswahl, als ich meins gekauft habe.
Ich hatte es noch nie in Natura gesehen und freue mich jetzt, es tatsächlich hier live zu sehen -
und den Hausherrn darüber ausfragen zu können. :cool:
Jan geht es mit meinem Tarptent ähnlich.
So gibt es also erstmal Hausbesichtigungen und beim/nach dem Essen viel zu erzählen.






Nebenbei:
Gerade mal ausprobiert in Locus+OSM:
Der letzte Col liegt auf 2479m (Angabe am Punkt, passt zu den Höhenlinien)
Der See liegt auf 2221m (Angabe der Karte für den Punkt, passt auch zu den Höhenlinien)
Wenn ich nun den Routenplaner diese Strecke "ausmessen" lasse, sagt er mir, dass sie 0m nach oben (richtig) und 194m nach unten geht.
Laut Höhenangaben müsste es aber 258m nach unten gehen. Immerhin auf der kurzen Distanz ein Unterschied von über 60 Hm. ...
Auf der anderen Strecke vom Col zum See habe ich dasselbe Ergebnis.
Wie kommt das? Das ist ja nun innerhalb des Systems, nicht im Vergleich zu einem anderen Gerät/Karte ...
Also, bitte die Angaben zu Strecke und Höhe nicht gar zu genau nehmen.
Meine und Jörns Angaben lagen ja auch immer einiges auseinander.
 
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Jetzt komme ich endlich (nach ausschließlichem Bilder gucken)
mal zum Lesen des spannenden Wanderabenteuers
und musste gerade in mich reingrinsen.

Der gute alte »Reste-Karton«.
Wie oft hat er schon richtig tolle Überraschungen für mich bereitgehalten.
Kaffee für den Koffein-Junkie, Brennstoff für eine ganze Reisewoche,
schwäbische Spätzle in Island, Mehl zum Brotbacken …

Vielleicht sollte man mal ein europaweites Internetportal mit den Inhalten
von Reste-Kartons und -Schränken von Hütten, Gästehäusern, Campingplätzen
und Jugendherbergen anlegen.
Reste-Tourismus gibts meines Wissens noch nicht. :fahne:

Danke Sylvia, für den ausführlichen Bericht.
 
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Hallo Michael!

Freut mich sehr, dass dir der Bericht gefällt!

Der gute alte »Reste-Karton«.
Wie oft hat er schon richtig tolle Überraschungen für mich bereitgehalten.

Ist es nicht wunderbar, wie man sich dann über eine halbe Kartusche Gas, über ein paar Tütensuppen oder Müsliriegel freuen kann!?
Sowas erlebt man nur noch, wenn man lange weit draußen ist und diese Kleinigkeiten wieder so unglaublich wertvoll werden.

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Boah Sylvia, ich bin restlos begeistert über Deinen Bericht, Deine fantastischen Bilder, Deine Abenteuer und Du hast meinen allergrößten Respekt für so eine Tour!!! :up::up::up:

Nun hatte ich das Vergnügen, nach meiner langen Abwesenheit hier, einen ganzen regnerischen Sonntag mit Dir zusammen eine grandiose Bergwanderung zu unternehmen und dafür möchte ich mich ganz herzlich bei Dir bedanken. :)

Nun bin ich ja mehr als angefixt und kann es kaum erwarten, wie es weitergeht... :)
 
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Montag, 6.8.2018 (28. Tag)
Estanyola del Clot de Moredo -> Bassa Sobriu ("tiny lake 3.30 h after Alos d´Isil")
16 km /900 \1050
7 Std. unterwegs


Als ich um 7:00 Uhr aus meinem Schlafsack krabbel, packt Jan gerade sein Zelt ein und ist dann abmarschbereit :eek:
Wir hatten keine Zeit ausgemacht, hatten wohl nicht einmal darüber gesprochen, ob wir heute gemeinsam weiterlaufen wollen.
Jetzt verabreden wir uns jedoch für "später in Alos d´Isil".
Jan will da auf mich warten. Soll aber einfach weiterlaufen, wenn ihm das zu lange dauert.

Ich will frühstücken, muss aber erst einmal den Sonnenaufgang fotografieren. :)







Frühstück gibt es jetzt kalt. Eine halbe Salami und ein Achtel eines festen Schafsmilchkäses der örtlichen Bauern.
Schmeckt nicht schlecht, wäre ein guter Mittagssnack. Jetzt vermisse ich aber mein heißes Müsli.

Über einen herrlichen Wiesenpfad zwischen Blumen geht es recht gemütlich das Tal hinunter.

Unser kleiner Estanyola.






Dann treffe ich auf den Schotterweg. Das Guide book meint, trotz der Abkürzungen folge man besser einfach dem Fahrweg.
Und das mache ich auch. Der läuft sich prima. Die Abkürzungen sind erodierte und überwucherte Rinnen.
Weil sich das so entspannt, locker und knieschonend läuft, verpasse ich an einer Stelle einen Abzweig nach links und folge weiter dem Hauptweg.
Als mir die Serpentine dann doch irgendwann sehr lang zu werden scheint, schaue ich auf die Karte.
Oh, 2 km zu weit gelaufen ... :eek: Ich lande in Bordes de Lapre.
Eine Ansammlung von Almhütten aus Feldsteinen. Hübsch hier!




Gut, dass es hier eine Serpentine gibt, die mich wieder in die richtige Richtung bringt.
Jetzt passe ich gut auf, nicht wieder den Nebenweg zu verpassen.
Der ist aber tatsächlich nicht ganz einfach zu erkennen, denn er ist mit Wiese und hohen Blumen ziemlich begrünt.
Hier ist ewig niemand mehr gefahren. Und gelaufen scheinbar auch nicht.
Sobald ich ihn gefunden habe, kann ich ihm aber leicht folgen. Es ist ziemlich heiß.
Viele große, bunte Schmetterlingen flattern hier von Blume zu Blume.
Der Weg ist richtig schön! Ich bin aber sicher eine gute Stunde länger unterwegs als auf dem rechten Weg.
Jan ist nun sicher längst aufgebrochen.
Ich erreiche dann den Bach, dem ich auf einem Pfad schon längst folgen sollte.
Eine wunderschöne Stelle. Der Bach wird ein wenig gestaut und bildet eine Art kleinen See.
Auf sehr rutschigen Steinen kann ich ihn queren. Hier sollte doch ein Pfad sein!?
Durch Sumpf und Unterholz folge ich dem Wasser und treffe dann tatsächlich auf Wegspuren.
Diese führen mich schließlich nach Alos d´Isil hinunter.

Ein hübsches Dorf, eng aneinander gedrückte, uralte Feldsteinhäuser.
Alles sympathisch schief. :)




. . . .


Unter großen Platanen im Schatten auf einer Bank finde ich Jan!
Er hat tatsächlich die ganze Zeit gewartet!
Toll! Danke! Das ist ja nett!
Eine kurze Pause brauche ich in der Hitze hier aber auch.
Vor der Kirche lädt ein Brunnen zum Trinken ein.







Wir haben noch ein paar Kilometer und ein paar Höhenmeter vor uns.
Den "tiny lake 3:30 h after Alos d´Isil" peilen wir als Zeltplatz an.

Im Dorf treffen wir noch auf lustige Schnitzereien.




Durch ein paar Sträßchen mit hübschen Steinhäusern verlassen wir diesen gemütlichen Ort.







Nun müssen wir einige Kilometer über ein Sträßchen laufen. Puh, ist das heiß!
Dann über eine Brücke und einige Kehren eine Schotterstraße hinauf. Knallheiß.
Auf einem Pfad geht es dann weiter hinauf durch "Wald" und Wiese. Sauna!
Ein Bach! Das Wasser soll hier laut Guide von schlechter Qualität sein.
Sieht aber gut aus. Riecht auch nicht unangenehm oder so.
Ich habe sowieso keinen Filter oder Tabletten und trinke es einfach.
Jan filtert. So lerne ich den Sawyer Mini kennen.
Geht schneller als ich gedacht habe.
Nach dieser inneren Abkühlung steigen wir weiter auf und erreichen ein Plateau.
Von hier müssen wir noch einen letzten Anstieg bei Backofen-Temperaturen meistern.
Als wir an dem kleinen See ankommen, bin ich echt durch. Obwohl der Weg weder weit noch anstrengend war.
Aber die Hitze war heute besonders heftig. Ich habe leichte Kopfschmerzen. Sich auch daher.

Sobald die Zelte stehen, kommen neugierige Kühe und beäugen erst einmal, was da in ihrem Futter steht.




Es ist erst 16:00 Uhr, als wir hier ankommen. Noch reichlich Zeit für den Haushalt und dann ein wenig relaxen, quatschen, genießen.
Fast wie Urlaub :relax:
 
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Nun hatte ich das Vergnügen, nach meiner langen Abwesenheit hier, einen ganzen regnerischen Sonntag mit Dir zusammen eine grandiose Bergwanderung zu unternehmen und dafür möchte ich mich ganz herzlich bei Dir bedanken. :)

Hallo Goody!

Schön, dass ich dir ein wenig Sonne in den verregneten Sonntag bringen konnte.
Ich hoffe, du bist trotz des Wetters gut ins Schwitzen gekommen :D

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Dienstag, 7.8.2018 (29.Tag)
Bassa Sobriu -> Ebene am Riu Guerosso
15 km /1050 \1100
10 Std. unterwegs


Eigentlich bin ich ja gar kein Morgenmuffel oder Langschläfer, sondern ein richtiger Frühaufsteher.
Aber morgens um 6 ist es Anfang August hier noch relativ dunkel. Und ziemlich frisch.
Trotzdem koche ich mir eine meiner letzten verbliebenen drei Müsli-Rationen.
Um 7:30 Uhr sind wir beide startklar und machen uns auf den Weg zum ersten von drei Pässen heute.
Obwohl mittlerweile die Sonne scheint, laufe ich noch mit Mütze und Jacke los.




Der Guide verrät uns schon, dass wir zwei falsche Pässe (nur Geländestufen) zu erwarten hätten,
bevor wir am tatsächlichen Col de la Cornella ankämen.
Und dass es eher wenig Markierungen und Pfade geben würde, dafür aber reichlich Geröll und Schutt.
Ich finde den Aufstieg nicht so schlimm.
Vor dem letzten Aufschwung zum Col machen wir eine "kurze" Pause.
Dabei geraten wir aber immer tiefer ins Philosophieren.
Das macht richtig Spaß!
Schließlich erinnern wir uns daran, dass wir ja noch ein Stück Weg vor uns haben.
Außerdem wird es ein wenig frisch, wir sitzen zwischen einigen Schneefeldern.
Also müssen wir die großen Fragen der Welt erst einmal ungeklärt lassen :D

Den Anstieg finde ich nicht so "schlimm" wie erwartet.




Der Abstieg auf der anderen Seite geht an einer Felswand entlang durch ein etwas steileres Schotterfeld hinunter, aber wenn man vorsichtig geht, ist das auch da kein Problem.

Nun wandern wir zwischen zwei Seen hindurch über ein Plateau, dann am Hang entlang recht gemächlich zum Col de Curios hinüber und weiter hinauf auf den 3. Pass, den höchsten für heute, Col de Calberante.




Wir treffen eine Seekuh, die sich bereitwillig als Vordergrundmodel in Position bringt.
So professionell, wie sie schaut, macht sie das nicht zum ersten Mal. :D






Von hier aus geht es feste bergab zu den Gallina-Seen.
Am Estany Major de la Gallina treffen wir auf eine ganze Herde Einheimischer.
In diesem Teil Spaniens sind scheinbar doch einige Weidetiere unterwegs.




Weiter geht es an dieser schönen Seenkette entlang.




Zum letzten Gallina-See, dem Inferior, geht es noch einmal eine ordentliche Geländestufe hinunter.
Sie ist mit Steinmännchen markiert.
Es sind aber so viele Steinmännchen, die in alle möglichen Richtungen weisen, dass man sich letztlich doch seinen eigenen Weg suchen muss.
Zwischen roten und gelben rund geschliffenen Felsbuckeln fließt ein ganzes Bachdelta hinunter.
Wir verlieren uns bei der Wegsuche aus den Augen, treffen uns in dem Labyrinth wieder,
nehmen einen anderen Felsen, einen anderen Bach und finden beide unterschiedliche Wege hinunter.
Aber die schwierige, ausgesetzte Stelle aus dem Guide finden wir beide nicht.







Am Ufer des Estany Inferior de Gallina geht es entlang, bis wir wieder auf eine spannende Stelle treffen:
Den Ausfluss des Sees.
Hier heißt es, dass es schwierig sein kann, den Bach zu queren. Ein beherzter Sprung über eine Schlucht?
Wer das nicht mag, könne tief hinunter zu einem See am Bach entlang absteigen und auf der anderen Seite wieder rauf,
um zur Refugi Enric Pujol zu gelangen.
Uns ist das eigentlich egal, denn wir wollen nicht unbedingt zu der Refuge und würden sowieso an dem See vorbei laufen.
Neugierig sind wir auf die Stelle aber schon.
Kurz vor der Refuge kommt der kleine Canyon.
Über einen Uferfelsen kann man aber ganz gut zum Bach hinunter klettern.
Bei diesem Wasserstand kann sogar ich mit einem großen Schritt das andere Ufer erreichen.
Bei höheren Wasserständen dürfte der Bach aber nicht nur tiefer, sondern auch reißender und breiter sein.

Ein paar Meter hoch und dann sind wir bei der Refuge.




Eine Blechdose, gegen alle Wetter, Schnee und Stürme gesichert.
Innen finden wir ein paar Etagenbetten mit Matratzen, ein Tischchen, einen Stuhl, Feuerlöscher, 1. Hilfe Kasten.
Spartanisch, aber genug zum Übernachten oder zum Schutz vor den Elementen.

Pause machen wir hier nicht. Ich trage kein Wasser mit mir herum, daher möchte ich bis zum nächsten Bach warten.
Wir steigen also zu diesem toll gelegenen See hinunter und weiter, bis wir ein hübsches Plätzchen gefunden haben, sogar mit Wasserfall.




Auf halbem Weg nach Noarre hinunter beginnt es leicht zu regnen.
Wir stellen uns unter einer großen Kiefer unter.
Erst sieht es nur nach einem Schauer aus, doch es wird ein Dauerschauer, dessen Intensität stetig zunimmt.
Die Kiefer hält nicht mehr dicht und wir müssen die Regengarnitur überziehen.
Wann hatte ich denn die zuletzt an? Kurz mal an der Refuge d´Arlet! Das war Tag 10!
Ist das normal oder habe ich riesiges Glück?

Der Regen wird eher stärker und wir beschließen, einfach weiter zu laufen.
Die Kamera verschwindet im Rucksack.
Etwas vorsichtiger, denn die Felsen und Wurzeln wurden im nassen Zustand natürlich rutschiger.
Und auch der Erdboden, der natürlich matschig wird.
Als wir in Noarre ankommen, schüttet es regelrecht. Es beginnt sogar kräftig zu hageln!
Wir stellen uns in der Einfahrt einer Scheune unter.

Wir warten.
Ich hoffe noch auf Trockenheit, denn ich würde mich hier gerne ein wenig umsehen.
Noarre liegt mitten auf der Wiese. Eine Handvoll uriger Häuser ohne Straßenanschluss.
Zwischen den Häusern gibt es nur Fußpfade.
Mittendrin ein Brunnen. Sehr schön hier! Und sehr nass.

Jan hat mehr Erfolg als ich und bekommt Handy-Empfang.
Der Wetterbericht hat für heute nur noch Regen im Programm.
Morgen bewölkt, aber eher trocken.
Übermorgen Dauerregen :frown1: Dann weiterhin wechselhaft.

Schließlich lassen Hagel und Regen nach.
Ich habe in meiner Karte eine Zeltmöglichkeit eingetragen auf einem Plateau,
von hier ca. 400 Hm und 3 km entfernt.
Da wollen wir hin.
Der Weg ist hübsch.
Erst flach am Hang entlang durch schöne Wiesen, am Schluss die Höhenmeter auf gutem Pfad.

Als wir hier das Plateau erreichen, regnet es nur wenig.
Schnell finden wir eine geeignete Insel im Delta des Riu Guerosso, nicht zu steinig, nicht zu sumpfig, überflutungssicher.
Schnell sind die Zelte aufgebaut und schnell sind sie eingerichtet,
schnell ist nun noch Wasser aus einem Bacharm geschöpft, das für die Nacht und den Morgen reicht.
So ist jeder von uns für alle Wetter gerüstet und braucht nicht mehr nach draußen.
Ich ziehe mich warm an und koche eine der 6 Hühnersuppen mit den feinen Nudeln,
die nur kurz in der heißen Suppe ziehen müssen, um gar zu werden.
Gewärmt von außen, gewärmt von innen. So geht´s gut.

Von der nächsten Tagesetappe (laut Guide) zur Refuge de Certascan haben wir schon 2/3 geschafft.
Bei gutem Wetter hätte ich so bald den zusätzlichen Tag herausgelaufen, mit dem ich bis l´Hospitalet käme.
Bei der momentanen Wettervorhersage bin ich mir aber nicht so sicher ...
 
Kommentar
Hallo Sylvia,
Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Text Du schreibst!
Wer schon mal selbst einen Reisebericht geschrieben hat, der weiß, wieviel Zeitaufwand dahinter steckt, nicht zuletzt auch deshalb, weil man in Deinen Texten keine Tipp- oder Rechtschreibfehler findet.
Mir war an dieser Stelle wichtig, nur mal darauf hingewiesen zu haben, denn allzu oft liest man sich halt so durch, genießt den Text und macht sich über die Arbeit, die da investiert wurde, kaum Gedanken.

Ach ja übrigens: den Wasserfilter haben wir auch ständig im Einsatz; im Gegensatz zu Dir bin ich aber jedesmal ein bisschen genervt, wie lange das dauert...

Gruß Axel
 
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Ich pendle etwas hin und her zwischen Bewunderung und Neid wenn ich mit Dir reise, liebe Sylvia ...:)

Bewunderung, wie Du alleine und akribisch vorbereitet solch' eine Tour unter die Füsse nimmst und Du Dich der Realität immer wieder neu stellst. Dabei denke ich mir oft, wie man sich doch sehr selbst vertrauen muss, um auch den widrigsten Spontanitäten zu trotzen ...

Neid darum, weil ich gerne auch diese Zeit hätte, mich auf andere Art zu fordern ... Ein Sommer lang auf einer Alp, alleine, fotografieren und schreiben würde mir schon reichen ...

Zumindest, und für das bin ich ja dankbar, haben wir nun für ein Jahr unser Ferienhäuschen im Tessin. Und wenn alles gut geht, dann kann nächstes Jahr etwas mehr Ferien nehmen als sonst ...

So oder so kriege mit deinen wunderbaren Texten und Bildern etwas Luft ab, von dem, wie es sein könnte ... ganz herzlichen Dank dafür ...:)
 
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Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Text Du schreibst!

Hallo Axel!

Ja, das stimmt, da geht manche Stunde bei drauf.
Daher hatte ich erst vor, die einzelnen Abschnitte Hendaye - Lescun - Gavarnie - Salardu - ... Banyuls jeweils zusammenzufassen.
Aber ich schreib einfach zu gerne :D und kann mich schwer bremsen ...
Ich schreibe auf meinen Touren auch immer Tagebuch.
Daher kann ich dort einiges abschreiben.
Meist brauche ich aber nur ein Foto sehen und ich fühle mich sofort wieder dorthin versetzt und weiß noch, wie´s war.
Für mich ist das Schreiben auch ein wenig noch-mal-erleben und erinnern, das genieße ich sehr.

Ich lese übrigens meine Reiseberichte nach Jahren auch selbst gerne noch einmal :D und erinnere mich dadurch genau an vergangene Touren.


... in Deinen Texten keine Tipp- oder Rechtschreibfehler findet.

Berufskrankheit :p
Ich kann nicht anders ...


Ach ja übrigens: den Wasserfilter haben wir auch ständig im Einsatz; im Gegensatz zu Dir bin ich aber jedesmal ein bisschen genervt, wie lange das dauert...

Jan hat ein wenig daran herum gebastelt. Nach Tipps aus dem Internet/youtube. Was genau weiß ich nicht mehr. Aber er hängt einen Beutel an einen Ast, daran ist der Sawyer befestigt, unten am Filter hängt der Beutel für das saubere Wasser.
Ein Durchlauf von einem Liter dauerte gerade mal ein paar Minuten.
In der Zeit kann man dann das Zelt aufbauen oder so.
Unterwegs hat er aber kaum gefiltert, sondern seinen Wasserbeutel gefüllt mitgetragen, mit Nuckelschlauch. Ich habe dagegen fast nie Wasser getragen (nur mal im Baskenland und in den letzten Tagen zum Mittelmeer) und immer bei Gelegenheit direkt aus den Bächen getrunken.

Ihr habt noch viele tolle Etappen vor euch! Freut euch drauf!
Ich wünsch euch Sonne!

Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Bewunderung, wie Du alleine und akribisch vorbereitet solch' eine Tour unter die Füsse nimmst und Du Dich der Realität immer wieder neu stellst. Dabei denke ich mir oft, wie man sich doch sehr selbst vertrauen muss, um auch den widrigsten Spontanitäten zu trotzen ...


Vielen Dank, lieber Sam!

Ich liebe es Touren so akribisch wie möglich zu planen :)
Wie war das bloß früher ohne Internet? Es gab einen Lexikon-Eintrag von 5 Zeilen zu den Pyrenäen oder so. Und mit Glück fand man einen alten Wanderführer in irgendeiner Buchhandlung auf dem Grabbeltisch.
Heute kann man ja die Route quasi vorher am Schreibtisch schon einmal ablaufen, sich von jedem Punkt Bilder ansehen, die Öffnungszeiten der Hütten googlen, den Wetterbericht abrufen, ...
Ich finde das toll! Auch wenn ein wenig der Überraschungseffekt verloren geht.
Vor Ort ist aber sowieso alles anders.
Und die perfekt geplante Tour hat weder Wetter noch vereiste Pässe berücksichtigt.
Dann beginnt ein wenig Abenteuer, das ich auch liebe: Eine andere Strecke laufen, von der ich weder eine Karte noch irgendwelche Info habe. Dafür sind natürlich heute die Online-Karten und Navi-Systeme super. Je nach Gegend.
Und die ungeplanten Wege laufen sich genauso gut wie die geplanten :p
Ein bisschen improvisieren muss man natürlich können/mögen und einfach mal gucken.
Und vielleicht auch mal wieder umkehren.
Mit ein wenig Erfahrung kann man dann das Gelände, die Verhältnisse und Machbarkeit besser einschätzen.

Selbstvertrauen lernt man ja bei jeder Tour.
Immer wieder geht man an seine Grenzen. Mal kratzt man hart dran, mal kneift man.
Aber man weiß doch ganz gut, was man sich zutraut, was man kann und was man besser lässt.
Man beginnt ja nicht seine Trekking-Karriere mit einer Solo-Durchschreitung des Karakorum, sondern fängt vor der Haustür an und lernt mir jeder Tour dazu. Auch sich selbst kennen.



Mit eurem Tessiner Häuschen wünsche ich euch sehr viel Freude und Erholung - und sehr schöne Eindrücke zu jeder Jahreszeit!

Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Mittwoch, 8.8.2018 (30. Tag)
Riu de Guerosso-Delta -> Ebene vor Refugi Selente (Ruinen)
15 km /1300 \1300
ca. 9 Std. unterwegs


Wir starten heute etwas später um kurz nach 8 Uhr.
Es ist kalt und windig. Ich trage so ziemlich volle Montur incl. Regenschicht.
Es regnet zwar aktuell nicht, ist aber sehr feucht und die dunklen Wolken hängen tief.
Wir gehen heute Vormittag getrennte Wege zur Refugi Certascan.
Jan möchte der Aussicht wegen über einen Gipfel steigen, der Weg ist als HRP in meiner Karte eingetragen.
Ich mag die Seen der Pyrenäen sehr und möchte den Weg laufen, den Ton Joosten als HRP beschreibt.
Der hat sogar ein Schild und einen Namen: Porta de Cel.
Von der Länge sind die Wege etwa gleich, sie treffen am Col de Certascan wieder zusammen.
Wir verabreden uns für mittags an der Refugi.

Der Anfang meiner Strecke ist recht interessant.
Es geht ziemlich steil einfach die Felsen rauf.
Ein Weg ist da nicht, aber Markierungen.
Die steilen Platten bieten gute Tritte, es macht richtig Spaß hier hoch zu steigen!

Die Wolken hängen tief, ich fürchte, Jan hat nicht viel von seiner erhofften Aussicht und steckt in den Wolken.
Ich steige von See zu See die Geländestufen hinauf, oft direkt an einem Bach entlang.
Ab und zu sehe ich irgendwo einen sonnigen Lichtfleck, die Sonne selbst aber nicht.
Immerhin bleibt es trocken.
An einem der Seen grast eine Herde halbwilder Pferde.
Bei einer Bachquerung rutsche ich mit einem Fuß von einem glitschigen Stein ab.
Der Wassereinbruch hält sich glücklicherweise in Grenzen.
Der Weg ist insgesamt sehr schön und läuft wenig steil dem Pass entgegen.

Auf der Insel in der Mitte haben wir gezeltet.












Kurz vor dem Col de Certascan



Als ich mich gerade dem Col de Certascan nähere (und immer mal nach oben schaue, ob Jan nicht gerade da herunter kommt),
sehe ich eine Bewegung über den Felsblöcken.
Ich bleibe stehen. Da, wieder. Das sind Hörner! Lange Hörner!
Und schon kommt der Kopf eines ? zum Vorschein.

Bestimmt 5-6 Tiere tauchen zwischen den Bouldern auf.
Aber was für welche?
Gämsen/Isards sind es ganz klar nicht.
Steinböcke gibt es in den Pyrenäen nicht. Die Größe stimmt aber. Die Hörner nicht.
Mufflons kenne ich auch 1. kleiner, 2. kompakter/kräftiger, 3. auch mit anderen Hörnern, wenn auch ebenfalls so lang und länger.
Wilde Ziegen sehen auch anders aus, zumindest die, die ich bislang kenne.
Sie tragen Ohrmarken, aber ich kann keine Nummer oder ähnliches erkennen.

Ich schleiche mich gaaanz vorsichtig und gaaanz leise an.
Natürlich völlig sinnlos, die Tiere haben mich längst gesehen.
Und es interessiert sie scheinbar recht wenig, dass ich mich ihnen nähere.













Muffel-Steinbock? Gams-Ziege?
Weiß das jemand?
Die Tiere lassen mich bis auf wenige Meter heran, ich kann in aller Ruhe fotografieren.
Leider haben sie meist die Nase hinter Felsen oder ich sehe sie von hinten.
Das Licht ist leider auch katastrophal.
Trotzdem freue ich mich natürlich riesig über diese Begegnung!
Außer Murmeltieren, Geiern und Milanen habe ich in den Pyrenäen bisher nicht viele Tiere getroffen.
Nach einer ganzen Weile steigen sie grasend über einen Steinwall hinweg und außer Sicht.
Ich hoffe, Jan hat die auch getroffen. (Ich gehe natürlich davon aus, dass er schon längst hier durchgekommen ist :) )

Nun geht´s hinunter an den großen Lac/Estany de Certascan.
Der Abstieg ist oben mit zwei Schneefeldern gewürzt.
Das erste umgehe ich auf Bouldern, das zweite, größer und steiler, nehme ich mittig.
Dazu schnalle ich mir seit längerem mal wieder die Microspikes unter die Schuhe.
Die Spikes greifen in dem heute kälteren Schnee gut.














So gelange ich an die Refugi de Certascan.
(Seltamerweise mache ich hier offensichtlich kein Foto ... )
Fast stolpere ich über einen riesigen schwarzen Fellberg, der die Türe bewacht.
Es ist noch Vormittag, außer mir ist kein Gast hier.
Jan auch nicht.
Draußen ist es immer noch sehr kühl und windig, ich setze mich also nach drinnen.
Hier ist es sehr gemütlich!
Zwei junge Frauen wirtschaften in der Küche.
Die eine spricht gut Englisch, die andere gar nicht.
Beide sind total nett! Ich bekomme einen richtig großen Milchkaffee und beginne mich auszubreiten.
Meine Powerbank schließe ich an die Steckdose an, ich bekomme einen WiFi-Code und damit den Wetterbericht.
Ab mittags etwas sonniger, nachmittags Gewitterneigung.
Morgen wie heute, weiterhin wechselhaft.
Die Wirtin erzählt, dass das Schneefeld Anfang Juli, als sie auf die Hütte kam, noch vom Pass bis runter zur Hütte ging!
Ich zeige ihr meine Fotos der Horntiere vom Pass. Sie weiß auch nicht, was das ist. :nixweiss:
Wir unterhalten uns über das Wandern in den Pyrenäen.
Sie meint, die HRP-Wanderer erkenne sie sofort.
Ich vermute: am Geruch :hehe: :ignore:
Nein, sie meint, die hätten irgendwie eine andere Ausstrahlung oder Ruhe.
Vielleicht, weil sie schon so lange zu Fuß unterwegs sind? Weil sie daher entspannter sind?
Ich bin jetzt auch seit einem ganzen Monat zu Fuß in den Bergen unterwegs.
Man findet da schon zurück zu seinem ganz eigenen Rhythmus ...
So viele begeisterte Berichte - nun will sie die HRP auch einmal laufen.

Langsam mache ich mir etwas Sorgen um Jan. Alles in Ordnung da oben?
Da unsere Strecke ca. gleich lang ist, seine aber sicher schlechter zu laufen, er dafür aber deutlich schneller ist als ich, hatte ich ihn eher vor mir vermutet.
Aber er hat ja auch sein GPS, verlaufen wird er sich da oben im Nebel schon nicht.
Nach etwa einer halben Stunde kommt er. Das ist gut.
Ich bestelle noch einen Milchkaffee, der ist hier echt prima, und beide essen wir hier ein richtig fettes Omelett. Lecker!!!
Es ist wirklich gemütlich hier drinnen, aber irgendwann müssen wir doch weiter ziehen.

Da wir noch ins nächste Tal hochsteigen wollen, nehmen wir den direkten Weg hinunter zur Pla de Boavi und lassen den Umweg an den Romedo-Seen entlang aus.




Blick steil hinunter zur Pla de Boavi.



Hier unten läuft es sich herrlich entspannt über diese Ebene. Das Wetter ist auch ganz freundlich.
An der Brücke über den Fluss machen wir noch eine Trinkpause, bevor es in das nächste Tal wieder hinauf geht.

In der Karte sieht der Weg durch das Bachtal ziemlich steil aus, in Natura jedoch ist es ein wunderbar angelegter Weg,
oft sogar etwas breiter und mit mäßiger und gleichmäßiger Steigung.
Wie ein alter Handels-/Eselspfad.
Sehr angenehm und entspannt gewinnen wir so wieder an Höhe.
Erst in langen Serpentinen durch den Wald, dann durch Blumenwiesen und später Grasflächen am Bach hinauf.

Leider zieht es auf einmal ziemlich in meinem Oberschenkel-Muskel.
Ich muss mit meinen Bewegungen regelrecht etwas vorsichtig sein.
Eine Zerrung?
Hoffentlich ist das morgen wieder weg. Ganz schön lästig!
Und eine echte Bremse.







Auf der Karte haben wir uns das Plateau vor dem Aufstieg zu den Ruinen der Refugi Selente zum Zelten ausgeguckt.
Als ich oben ankomme, sitzt Jan schon auf einem kleinen Wall, der die Ebene überblickt.
Genau in dem Moment, als ich eintreffe, beginnt es etwas zu nieseln.
Schnell laufe ich ein Stück weiter, und während Jan noch ein paar Sachen einsammelt,
suche ich in der recht sumpfigen Umgebung einen geeigneten Zeltplatz.
Fix bauen wir die Zelte auf, doch erst während des Kochens setzen Regen, Hagel und kräftiger Wind ein.
Dann kommen die angekündigten Gewitter hinzu. Eines nach dem anderen zieht über uns hinweg.
Das haben wir gut abgepasst!
Den ganzen Tag über hatten wir Glück und es blieb trocken.


Wir haben es bisher geschafft, jeden Tag ein Stückchen weiter in die folgende Etappe hineinzulaufen.
Die nächsten beiden Etappen sind lang, da wollen wir den Status Quo halten.
Nach El Serrat kommen 3 kürzere Etappen bis l´Hospitalet-pres-l´Andorre.
Wenn das Wetter mitspielt, sollte ich es schaffen, tatsächlich bis dort zu kommen! :cool:
 
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Donnerstag, 9.8.2018 (31. Tag)
Ebene vor Selente -> Pla de Boet
9,5 km /560 \770



Die ganze Nacht lang hat es geblasen, geregnet, gehagelt, gewittert.
Die Zelte haben das gut ausgehalten, aber ich habe nicht gut geschlafen.
Morgens regnet es immer noch. Der Wetterbericht von gestern versprach aber Besserung.
Wir warten ab. Immer wieder kräftige Windböen, heftiger Regen, Gewitter, Wolken mal knapp über uns, mal sind wir mitten drin.

Als es etwas besser zu werden scheint, packen wir unsere Sachen ein und warten auf eine Wetterlücke,
um schließlich auch die Zelte abzubauen und loszugehen.
Aber es geht wieder los mit heftigem Regen und Wind.
Nach einer Weile rollen wir Isomatten und Schlafsäcke wieder aus und machen es uns wieder warm und gemütlich in den Zelten.
Erst um 11:30 Uhr brechen wir tatsächlich auf.

Erste Ziele: Der Col de Selente und die Blechdose Refugi Baborte. Dann mal weitersehen.

Da unten am Rande der Ebene haben wir gezeltet.



Kalt ist es nicht, und in den Regensachen schwitze ich ganz gut beim Anstieg.
Jeder Versuch, sie auszuziehen, wird aber sofort mit wieder einsetzendem Regen beantwortet.
Der Weg ist gut. Die Refugi Selente, die in einigen Karten als Hütte eingetragen ist, in anderen Infos als Ruine genannt wird,
ist tatsächlich nur noch ein zusammengefallener Steinhaufen.
Ab hier wird der Weg zu einem schmalen, wilderen Pfad.

Auch der Abstieg zur Biwakschachtel Baborte (auch Cinquantenari) ist leicht.
Als "steep scree" empfinde ich das selbst jetzt bei den nassen Verhältnissen nicht.
Die Blechdose ist ein winziger oranger Punkt links oberhalb des Sees.




Im Regen kommen wir an der Refugi an.
Wir beschließen, drinnen im Trockenen mal auf die Karte zu schauen und unsere weiteren Optionen abzuwägen.
Drinnen sind schon ein Franzose und ein Spanier, die dort übernachten wollen.
Das ist nichts für uns, es ist erst Mittag.
Wir entscheiden uns dafür, ins Tal abzusteigen und das Zelt an der Pla de Boet aufzubauen.
Oder, je nach Wetter, ein Plateau weiter aufzusteigen.
Bis zum Baiau-See würden wir wohl wegen des späten Starts und wegen des tendenziell nachmittags wieder schlechter werdenden Wetters nicht kommen.
Wir wettern in der Biwakschachtel noch ein heftiges Gewitter mit ordentlich Wind und Regen ab, dann machen wir uns wieder auf den Weg.

Estany Baborte



Über den Pass mit den zwei Schneefeldern sind wir gekommen;
ein schwach oranger Punkt rechts oberhalb des Sees auf einem Felsen ist die Refugi.



Eisenschild, ausgesägt



Während des Abstiegs beginnt ein Muskel in meinem Oberschenkel zu ziehen. Gleich oberhalb des Knies.
Das Ziehen wird immer stärker, dass ich langsam wirklich Probleme mit dem Laufen bekomme.
Ich kann das Knie unter Last nur noch mit großen Schmerzen beugen.
Es wird so heftig, dass ich das Gefühl habe, dass bei einer falschen Bewegung da drinnen irgendwas reißt oder platzt.
Der Muskel scheint beim Bewegen regelrecht zu knarren, so hart ist er.
Hatte ich noch nie.
Das ist total lästig.
Ich nehme meine Stöcke schon fast wie Krücken her.
Ich werde natürlich immer langsamer, laufe wie mit angezogener Handbremse, dabei wird das Laufen trotzdem immer anstrengender.
Ich bin total genervt.
Aber auch Versuche mit Pausen oder Dehnen helfen nicht wirklich.
Im Schneckentempo krieche ich den Berg runter.
Jan ist so lieb und wartet immer wieder. Danke schön!! Er könnte jetzt schon längst über alle Berge sein ...
Sorry, man!
Voll doof! Ich komme mir vor wie meine eigene Uroma am Rollator.

Immerhin wird das Wetter langsam besser. Erst trockener, dann sogar mit Sonnenflecken.




Ganz langsam und vorsichtig klettere ich also den Berg runter. Eigentlich ein guter Weg.
Unten in der Ebene geht es besser, bergauf ist es auch besser.
Aber weiter als zur Pla de Boet gehe ich heute nicht mehr!
Ich bin froh, als wir dort ankommen.
Ich baue mein Zelt auf und bin erstmal total fertig.
So ein Mist! Das geht jetzt gar nicht! 1 1/2 Etappen vor El Serrat! Und ich kann nicht mehr laufen!
Ich sondiere die Möglichkeiten, von hier wegzukommen. Wir kamen gerade an einem Parkplatz vorbei.
Hier würde ich sicher jemanden finden, der mich mitnimmt bis zur nächsten öffentlichen Anbindung.
Ich mache endlos Dehnübungen, massiere den Oberschenkel, setze den heißen Teetopf auf die schmerzende Stelle ...
Jan filtert in der Zeit für mich Wasser mit. Der Bach, der an unseren Zelten vorbei fließt, ist doch arg mit Kuhmist gefüllt.
Da nehme ich gefiltertes Wasser gerne mal in Anspruch.




Ich will unbedingt noch über den Col de Baiau und nach Andorra!
Und wenn ich dafür einen ganzen Tag brauche oder zwei.
Mal sehen, wie das morgen früh ist.
L´Hospitalet-pres-l´Andorre kann ich so aber auf jeden Fall vergessen! Und das, obwohl wir so gut im Plan liegen!
So ist nicht einmal El Serrat sicher.
Ich dehne, massiere, heize weiter.
Mist. :motz:

Abends gibt es noch ein lustiges Programm.
Eine Gruppe Pfadfinder oder so kommt auf unsere Wiese und baut riesige Zelte etwas entfernt von uns auf.
Dann verschwinden sie alle wieder. Das Abendessen scheint es woanders zu geben.
 
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Freitag, 10.8.2018 (32. Tag)
Pla de Boet -> Pla de l´Estany über Col de Baiau und Comapedrosa
15 km /1250 \1050
8 Std. unterwegs


Ich wollte versuchen, mit Jan um 7:30 Uhr aufzubrechen zur Port de Baiau.
Aber schon beim Aufstehen zieht es noch so doll im Oberschenkel, dass ich das lieber lasse.
Ich beschließe, lieber ganz langsam alleine Richtung Pass zu steigen, ohne Jan den ganzen Tag auszubremsen.
Vielleicht muss ich ja auch unterwegs umdrehen, wenn es nicht geht.

Wir verabschieden uns herzlich.
Hey, danke, du warst ein prima Wanderkumpel!!!
Alles Gute für deinen weiteren Weg ans Mittelmeer!
Schade, dass wir nicht zusammen weiterlaufen können.

(Jan wird es in rund 2 Wochen bis ans Mittelmeer schaffen!
Er hat von seiner Tour ein kleines, feines Video zusammengestellt.)

Es ist noch ziemlich neblig, sieht aber dennoch nach einem guten Tag aus.
Als Jan losläuft, beginnt es jedoch erstmal zu regnen.
Ich krieche in den Schlafsack zurück und bin frustriert.
Ich will auch weiter!
Ich koche noch einen Tee, dehne, massiere und beheize meinen Oberschenkel noch ein wenig.
Schließlich bessert sich das Wetter und meine Laune und ich packe ein und mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg.
Bergauf läuft es sich erstaunlich gut und zwickt erfreulich wenig. :)
Sehr gut, das macht Hoffnung!
Es ist ziemlich frisch, bis auf die Daunen- und die Regenjacke habe ich so ziemlich alles an.

Erste Sonnenstrahlen fallen auf die Pla de Boet, wo wir gezeltet haben.




Ein wunderschöner Pfad steigt Stufe um Stufe das Gelände hinauf.
















Blick zurück



Schließlich erreiche ich die Refugi de Baiau, wieder eine Blechdose in großartiger Landschaft.




Jetzt wird es noch einmal spannend.
Ton Joosten schreibt, "the climb to the Port de Baiau is by no means easy" und bewertet die Etappe mit 1, schwierig.
Der letzte Aufschwung sei "extremely steep on loose scree slope, take great care".

Zuerst geht es runter zum Estany Baiau.
Bergab meldet sich sofort heftig mein Oberschenkel.
Ich denke an den langen Abstieg vom Pass aus und fürchte Böses ... :frown1:
Einmal aufgeweckt, tut er jetzt auch bergauf weh. Mist!
Aber nicht so doll wie runter.
Also los. Erst geht es über Gras, dann über Geröll hoch, bis ich die steile Schuttrinne erreiche.
Jo, steil ist die schon. Aber nicht dramatisch. Es geht sogar ein Pfad in engen Serpentinen rauf.
(Hier geht auch der GR11 rüber.)
Hoch ist eh einfacher als runter, und die Latte vom Col de Lia bleibt unverrückt.













Am Pass angekommen!




Hier verläuft die Grenze zu Andorra! :yahoo:
Ich hab´s bis hier geschafft!
Oben treffe ich einen Spanier, der mir erzählt, dass im Tal um die Pla de Boet, wo wir letzte Nacht gezeltet haben, etwa 50 Braunbären leben.
50? Da habe ich mich bestimmt verhört, so viele gibt es doch in den ganzen Pyrenäen nicht.
Spanisch kann ich noch viel weniger als Französisch, und sein Englisch war auch nicht so gut.
Vielleicht 15?
Die Bären sind in den Pyrenäen ein umstrittenes Thema.
Immer wieder haben wir Plakate und Graffitis für und wider die Bären gesehen.

Der Abstieg ist an sich leicht.
Keine Schneefelder mehr.
Für meinen Muskel krame ich mein Merino Langarm raus, binde es mir feste um den Oberschenkel
und verknote es mit den Ärmeln. Wie eine Bandage oder Kompresse.
Und wahrscheinlich ist die zusätzliche Wärme auch nicht verkehrt.
Ob´s geholfen hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nur psychologisch.
Jedoch sind die Schmerzen beim Abstieg nicht so heftig wie gestern.
Ich mache aber auch wieder ganz langsam und finde nach und nach heraus,
welche Bewegungen gut und schlecht sind.
So geht es dann ohne zu großes Reißen.

Am Estany Negre quere ich noch ein paar kleinere, harmlose Schneefelder.




Zur Refugi de Comapedrosa steige ich nicht hoch.
Ich hätte zwar gerne einen Cafe con leche getrunken und den Wetterbericht für die kommenden Tage abgerufen, aber die zusätzlichen Höhenmeter erspare ich meinem Bein.
Außerdem würde mich das ziemlich viel Zeit kosten und ich habe mich noch nicht entschieden, wohin ich heute laufen will.
Durch ein schönes, enges Tal geht es an einem Bach entlang, der aber meist tief unter mir fließt, noch einmal 500 Hm hinunter.







Beim Abstieg begegnet mir rennend ein junger Mann, der mich fragt, ob ich eine Frau mit einem lila Shirt gesehen habe.
Nein, habe ich nicht, vielleicht ist sie auf der Hütte ...
Er rennt auf die Hütte rauf.
Kurze Zeit später kommt er wieder an mir vorbei gerannt, mit der lila Frau, die hinter ihm her rennt.
Nach einer Weile kommt er mir bergauf wieder entgegen.
Ich frage ihn, ob er noch eine Frau verloren hat. :hehe:
Er lacht, und meint dann genervt, seine lila Begleiterin sei so langsam, er würde noch einmal zur Hütte rauf und wieder runter laufen, damit er nicht ewig auf sie warten müsse. :eek:

Gut, dass der nicht mit mir unterwegs ist ... :D

Ich komme irgendwann am Ende des Pfades an eine Brücke und kurz danach auf eine Schotterpiste.
Hier muss ich mich nun entscheiden.
Ich kann nach rechts runter ins Tal steigen und die Tour beenden :frown1:
Oder ich kann links einen steilen, erodierten, grobkieseligen Fahrweg hinaufsteigen und die Tour auf der HRP bis El Serrat fortsetzen.
Ich frage meinen Oberschenkel.
Wir haben uns beim Abstieg heute ganz gut arrangiert. Es war besser als gestern.
Also, rauf da! :yahoo:

Noch einmal 300 Hm Anstieg, erst auf dieser nicht besonders angenehmen, steilen Piste, zum Schluss über Wiese.




Um kurz vor 6 erreiche ich die Pla de l´Estany.
Was für ein herrlicher Platz!!!




Etwas oberhalb steht eine Refugi, in der offensichtlich auch ein Mensch ist.
Doch ich bin der einzige Zelter auf dieser wunderschönen Wiese zwischen den Bächen.
Ich bin riesig froh hier zu sein!
Bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet, genieße ich noch die letzten Strahlen. Soooo schön!

Beim Abendessen trifft es mich dann wie kleiner Schock!
Das wird ja nun meine letzte Nacht im Zelt sein. Zumindest für diesen Sommer :frown1:
Durch die Vollbremsung mit dem Bein ist l´Ho-p-l´A jetzt definitiv nicht mehr drin.
2 Etappen in 3 Tage werde ich so nicht schaffen.
Egal, mein ursprünglicher Plan war ja auch, nach El Serrat zu kommen.
Jetzt habe ich viel zu viel Essen dabei und werde früher als geplant in El Serrat ankommen und aussteigen.
Ich kann also morgen gnadenlos ohne Rücksicht auf Rationierung alles aufessen, was ich noch habe.
Besonders die Tages-Snacks. Klasse!
Und ich koche mir einige zusätzliche Liter Tee, denn Gas habe ich auch zu viel.
Meine Shorts, die in Hendaye noch recht bequem, aber eng, saß, halte ich schon länger mit einem Stück Kordel als Gürtel um den Bauch, um sie nicht zu verlieren.

Einerseits freue ich mich riesig, dass ich diese längste meiner bisherigen Wanderungen bis hierher so gut geschafft habe.
Aber andererseits kann ich mir gar nicht vorstellen, morgen den letzten Tag zu laufen.
Und dann?
Ich hoffe auf "statistisch korrekten" oder sogar späten Wintereinbruch, um die Tour in 2-3 Oktoberwochen zu Ende laufen zu können.
Trotzdem ein eigenartiges Gefühl, so mittendrin einfach aufhören zu müssen, auch wenn es nur eine Unterbrechung sein soll.

Ich hätte vielleicht gerne einen Tag Pause zur Erholung, besonders wohl für den Muskel, aber am liebsten würde ich ewig weiterlaufen ...
 
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Ach Sylvia, was für eine blöde Sache mit Deinem Muskel :frown1:
Hoffentlich hat sich das wieder gegeben und Du konntest beschwerdefrei weiter laufen?
Ich sage nochmal danke für den schönen Ausflug in die Berge, es ist superschön, Dich ein Stück zu begleiten :)
 
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Samstag, 11.8.2018 (33. Tag)
Pla de l´Estany -> El Serrat
14 km /800 \1250
8 Std. unterwegs (viele längere Pausen)



Als ich morgens aufwache, ist es noch lausig kalt. Extrem viel Tau und Kondens hat sich im und ums Zelt niedergeschlagen.
Die Nacht war phantastisch! Ganz klarer Himmel und unendlich viele, riesige Sterne.
Ich frühstücke meine letzte Müsli-Ration. Die hatte ich mir zwischen den Salami-Käse-Diäten für einen besonders kalten, ungemütlichen Morgen aufgehoben.
Wieder trifft es mich wie ein Schlag: Das ist mein letztes Frühstück im Zelt! :frown1:
Mein letzter Wandertag in diesem Sommer. :heul:

Er beginnt mit strahlend blauem Himmel.
Um kurz vor 8 bin ich startklar.
Ich stehe noch lange herum und schaue in die Berge, ich kann mich einfach nicht losreißen.
Schließlich mache ich mich auf den Weg.

Einzelne Wolken ziehen ab und zu durch ein Tal.




Der Weg ist leicht und wunderschön. Er führt fast auf einer Höhe um den Berg herum.
Erst durch Wiesen, dann durch Wald.
Meine Hangseite ist noch im Schatten.




Als dann die Sonne herum kommt, verpasse ich im Gegenlicht fast den Abzweig zur Refugi de les Fonts.
Nun geht es gut hinauf.
Bald verlasse ich den Wald und komme in Wiesen. Hier endet der Weg, es gibt nur noch hier und da eine Markierung.
Die sind im niedrigen Gegenlicht auf den vom Tau nassen Felsen aber kaum auszumachen.
So muss ich immer wieder stehen bleiben und suchen.
Schließlich finde ich zur Refugi.
Hier gibt es einen verschlossenen Raum, einen offenen mit Bettgestellen und einem Ofen und einen dritten Raum mit Feuerholzvorräten.
Alles schön ordentlich gefegt; hier könnte man halbwegs angenehm eine Nacht verbringen, wenn es zum Zelten mal zu widrig wäre.
Draußen plätschert Wasser in einen Brunnen.
Ich mache kurz Rast, ziehe die warmen Kleiderschichten aus und bediene mich am Trinkwasser.
Ein wenig nehme ich sogar mit, da ich eine Strecke über einen Kammweg laufen will.

Anschließend muss ich immer wieder suchen, um Wegezeichen zu finden.
Schließlich wird mir das zu dumm und ich schaue mit dem Kompass einfach, welches wohl die Stelle sein müsste,
an der ich auf den Bergrücken klettern muss.
Dann mache ich mich direkt dahin auf den Weg.
Unterwegs treffe ich immer wieder auf Kuhspuren, denen ich eine Weile folge, dann auf den Weg,
der nett steil bergauf zu einer Art Pass führt.

Ganz links neben der Kiefer liegt die Refugi.
Rechts am Hang entlang bin ich herauf gekommen.




Ein Stückchen geht es wieder bergab, nun auf einem Pfad, dann wieder nach oben zum Col de Percanela.
Von hier aus geht es nach einem Schluck Wasser und einem Müsliriegel geradewegs den Bergrücken hinauf.







Ich lasse mir Zeit, besonders weit ist es heute nicht.
Mein Muskel macht bergauf wenig Probleme. Sehr gut! Wird wieder!
Nun geht es weiter über einen herrlichen, leicht zu gehenden Kammweg!




So gelange ich viel zu schnell an einen kleinen Pass vor einem steilen Anstieg.
Ich muss aber nicht rauf, sondern runter.
Unten sehe ich im nächsten Tal schon die drei Angonella-Seen.
Am untersten der drei Seen führt mich mein Weg entlang.




Ich nehme den direkten Abstieg durch das steile Schotterfeld, statt den Bogen durch die Boulder zu laufen.
Sofort merke ich meinen Oberschenkel wieder.
Aber ich meine, es wäre schon wieder besser als gestern. :up:
Ich habe es nicht eilig und gönne ihm immer wieder Pausen.







Ton Joosten: "Today the Haute Route enters a little known part of Andorra and as a result you won´d encounter a lot of walkers."




Ich habe wohl auf der ganzen HRP nicht so viele Leute getroffen wie heute seit dem Aufstieg zum Kammweg :eek:
Geführte Gruppen, Trailrunner, Familien, Paare, Freundesgruppen, ...

Ich futtere meine letzte Tüte Gummitiere auf, die bei den Temperaturen zwar recht warm, aber erstaunlich wenig klebrig sind.
Die schmecken warm sogar besonders gut. :winkgrin:

Als ich hier in dieser herrlichen Landschaft sitze und mich umsehe, kann ich mir wieder gar nicht vorstellen,
morgen nicht mehr in den Pyrenäen zu wandern, sondern nach Hamburg zu fliegen.

Beim Abstieg kam mir immer wieder der Gedanke, ob ich nicht doch vielleicht bis l´Ho-p-l´A kommen könnte ...
Ich will einfach noch nicht hier weg. :heul:
Aber die Vernunft siegt doch. Und das Bein.
Und noch zwei Tage zu Hause zu sein, bevor ich wieder mit 150% in die Arbeit eintauche, ist vielleicht auch ganz gut.

Beim Abstieg mache ich noch viele Bilder. Alleine unterwegs fotografiere ich wieder deutlich mehr.




Die Brücke führt zur kleinen Refugi Angonella, links hinter dem Hügelchen.















Immer wieder drehe ich mich um und sauge förmlich das Panorama, das Licht, die Farben, die Düfte in mich auf
wie Frederick, die Maus, und seine Freunde.
Für die lange Zeit im flachen Norden.

Dann tauche ich in einen Wald ein.
Bei einer Pause an einem Himbeerstrauch kommen doch tatsächlich 5 Cross-Mofas mit einem Höllenlärm und Gestank an mir vorbei geknattert!
Die Abgaswolke hängt noch lange in der sonst so reinen Bergluft. :mad:

Gegen halb 3 komme ich in Llorts an.













Ein hübscher Ort mit Gastronomie.
Im ersten Restaurant werde ich allerdings mit der Auskunft beschieden es sei voll.
Ich sehe wohl nicht gediegen genug und etwas zu verfilzt aus. :vampir: :hehe:
Freundlicherweise bekomme ich die Info, dass die Straße runter noch ein Cafe sei.
Es ist noch früh, ich mag noch nicht ankommen, in El Serrat, also versuche ich es dort.
Im Fijat darf ich mich auf die Terrasse setzen. Hier bin ich der einzige Gast.
Die Küche ist geschlossen, einen Cafe kann ich aber bekommen.
Und ein Eis. Das habe ich mir verdient, denke ich! :cool:

Hier finde ich per WiFi heraus, dass offensichtlich alle Zimmer in El Serrat
a) zum gleichen Betreiber Bringus gehören, egal wie das Haus heißt.
b) ausgebucht sind. :eek:

Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Das ist ein Wintersportort, da kann im Sommer nicht so viel los sein.

Nach reichlich einer Stunde Pause mache ich mich dann auf zum vorläufigen Zieleinlauf.
Knapp eine Stunde laufe ich nun noch erst rechts, dann links des Baches hinauf nach El Serrat.
Dort will ich immer noch nicht so recht ankommen und trinke noch einmal vor einem der Hotels einen Cafe.
Das Personal ignoriert mich ziemlich penetrant. Hier werde ich nicht nach einem Zimmer fragen.
Gegenüber liegt das Hotel Pradet. Ah, kommt mir bekannt vor, aus Reiseberichten anderer HRP-Wanderer.
Dort frage ich nach einem Bett für eine Nacht und bekomme auch problemlos ein Zimmer.
Für 110€ die Nacht!!! :eek: Puh! So viel habe ich auf der ganzen 5-Wochen-Tour nicht ausgegeben.
Was solls.

Den Nachmittag verbringe ich nun damit, mein Zelt quer durch das Zimmer vom Sicherungskasten zur Nachttischlampe zum Trocknen zu spannen.
Ich wasche meine Reisegarderobe. Und natürlich mich!
Dann kommt der Orga-Teil. Ich habe meine Rückreise noch nicht gebucht, da ich nicht wusste, wann ich von wo aus zurückreisen würde.
Nun brauche ich einen Flug von Barcelona und eine Busverbindung dorthin. So ein mobiles Internet ist schon genial!
Abends esse ich unten im Hotel - sehr lecker!
Die Nacht ist nicht so erholsam, unter meinem Zimmer befindet sich offensichtlich die Küche.
Bis spät in die Nacht klingt es dort wie Tellerschlacht, und schon in frühester Morgenstunde wieder.
Ich bin also früh aus den Federn, packe mein Habe nun trocken wieder in den Rucksack, sortiere dabei Gefahrgut wie Shampoo und Nagelschere,
Powerbank und Trekkingstöcke, Zeltheringe und Gaskocher, Messer und Microspikes zweckdienlich an.
(Ich will meinen ganzen Rucksack als Handgepäck mitzunehmen versuchen. Hochriskant, ich weiß. Er dürfte aber nun nicht mehr als 8 kg wiegen.)

Als Erster stehe ich an der Rezeption, als die öffnet zahle ich sofort, dann bin ich Erster und Einziger am Frühstücksbuffet, so früh morgens, um 8:00 Uhr.
Innerhalb von 20 Minuten verputze ich 3 Croissants mit Butter und Käse, 4 Schokocroissants, ein halbes Tablett Melonenscheiben, 3 Gläser O-Saft und 4 Tassen Kaffee. :D

Die Rückreise verläuft wie am Schnürchen.
Ich halte den kleinen Minibus nach Ordino an, zahle 1,50€ für die 20 Min. Fahrt, warte dort 15 Min. auf den Bus nach Andorra la Vella, zahle für 25 Min. Fahrt noch einmal 1,85€.
Mache dem Fahrer klar, dass ich zum großen Busbahnhof will, um einen Bus nach Barcelona zu nehmen.
Er macht mir klar, dass er da nicht vorbeifährt, aber auch, wo ich aussteigen soll und wie ich dann in wenigen Fußminuten dorthin komme.
Hier habe ich noch 1 Std. Zeit, dann steige ich in einen Direktbus zum Flughafen nach Barcelona, ca. 3,5 Std. Fahrt, 34€.
Dort steige ich wohl am falschen Terminal aus (mit allen anderen), aber sofort kommt ein Transfer-Shuttle und bringt mich zum T2.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das Wagnis mit dem Handgepäck eingehen soll.
Ich habe aber noch genug Zeit, dass ich im schlimmsten Fall noch die Prozedur durchziehen könnte, den Rucksack aufzugeben.
Ich versuche es. Bei mir piept der Körperscanner. Hosenknopf oder so.
Der Rucksack mit all den hochgefährlichen Sachen aber gleitet problemlos durch die Röntgenkontrolle. Yeah!
Mit Lufthansa fliege ich 20 Min. verspätet nach Frankfurt, dort direkt vom Nachbargate mit ebenfalls 20 Min. Verspätung nach Hamburg.
Dort lande ich fast pünktlich und bin 1,5 Std. später zu Hause.
Die gesamte Rückreise hat rund 12 Stunden gedauert, von oben in den Pyrenäen bis hier in die Pampa außerhalb von HH. Nicht schlecht.




Die folgenden beiden Tage werde ich auf meiner Couch sitzen, alle Viere von mir strecken, ununterbrochen futtern und die Fortsetzung der HRP im Oktober planen.
Hoffentlich schneit es nicht zu früh dort oben!
 
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