Ermöglicht schnelle und hochwertige Ergebnisse
Unser Community-Mitglied Dieter Doeblin hat die brandneue NIK Collection 3 by DxO getestet. Sein ausführlicher Testbericht geht nicht nur auf das Programm und seine Möglichkeiten ein, sondern gibt auch eine sehr gute Einführung in die Zusammenhänge der nichtdestruktiven Bildbearbeitung.
Lesen Sie selbst:
Vor einigen Tagen hat die Firma DxO eine neue Version ihrer Nik Collection, die „NIK COLLECTION 3 by DxO“, auf den Markt gebracht. DxO hat vor zwei Jahren die Programmsammlung von Google gekauft, um sie weiter zu entwickeln. Google hatte schon vorher die Weiterentwicklung eingestellt und die Collection interessierten Usern kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Programm, im Grunde eine Filtersammlung, konnte als Plugin in verschiedene RAW-Entwickler und Fotobearbeitungsprogrammen integriert werden; funktionierte allerdings auch „stand alone“. Ursprünglich umfasste die Programmsammlung folgende Teile/Module, die man in zwei Gruppen unterteilen kann. Einmal in die Gruppe „Bildoptimierer“ und zum zweiten in die Gruppe der „Effektfilter“. Die Bildoptimierer: Viveza für Farbkorrekturen, Dfine zum Entrauschen und Sharpener zum Schärfen. Als Effektfilter waren da: Analog Efex Pro für Retro-Looks, HDR Efex Pro für HDR-Bilder, Color Efex Pro für Farbeffekte und Silver Efex Pro für die Schwarzweißumwandlung.
Aufmerksam auf die Nik Collection wurde ich damals hauptsächlich durch den guten Ruf von Silver Efex Pro als Programm für die Schwarzweißumwandlung, und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht! Das Programm ermöglichte auf Grund zahlreicher, wirklich guter Presets, die man natürlich noch hinsichtlich des persönlichen Geschmacks verändern konnte, eine schnelle Bearbeitung. Natürlich konnte man, das galt für alle Module, die (fast) gleichen Ergebnisse mit LR, PS oder AF erreichen, nur ging das mit der Nik Collection i.d.R. viel schneller. Die ersten Kaufversionen, die DxO dann auf den Markt brachte, habe ich mir gespart, da mir die Neuerungen zu gering waren, um dafür Geld auszugeben, zum anderen aber auch, weil die alte Version weiter problemlos lief. Erst jetzt, mit der Version 3, wurde es wieder interessant, da doch einiges an Neuem angekündigt wurde und die Ursprungssoftware jetzt doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Die neue Nik Collection
Inzwischen umfasst die Nik Collection 3 by DxO acht Plugins für Adobe Photoshop, Lightroom Classic, dem hauseigenen DxO Photo Lab und Affinity Photo. Laut Hersteller werden dem User fast 200 Effekte und Filter sowie die entsprechenden Werkzeuge geboten. Neu sind ein achtes Modul für geometrische Korrekturen und ein neuer, nichtdestruktiver Workflow für Lightroom. Letzterer funktioniert allerdings auch in DxO Photo Lab und anderen Programmen. Und genau der nichtdestruktive Workflow scheint auf Grund seiner „werbewirksamen“ Formulierungen bei den Usern einiges an Verwirrung zu stiften. Ich möchte daher, bevor ich auf die einzelnen Module eingehe, noch einige Ausführungen zum Thema „nichtdestruktive Bearbeitung von Bilddateien“ machen, die hier hoffentlich Klarheit zu den Neuerungen der Nik Collection 3 bringen.
Nichtdestruktive Bearbeitung
Wir müssen grundsätzlich zwischen Datei- und Grafikformaten unterscheiden. Ein Grafikformat beschreibt (als Datei) den Bildaufbau. Es gibt pixel- und vektorbasierte Formate. Dabei stellen die Pixel- oder Rasterbasierten, dazu gehören z.B. TIFF, JPEG, DNG, GIF und BMG die wichtigste Gruppe für den Fotografen dar. Vektorbasierte Grafikformate finden wir im grafischen Bereich, z.B. mit Adobe Illustrator, Affinity Designer oder auch in Corel-Draw sowie in CAD- und 3D-Programmen. Eine RAW-Datei dagegen, die heute alle anspruchsvolleren Digitalkameras bieten, ist eine reine Datendatei und beschreibt alleine noch keinen Bildaufbau. Vereinfacht gesagt legt die Kameraelektronik eine umfangreiche Tabelle mit Messwerten an, die der Bildsensor liefert. Dazu gehören die Lichtintensität für jeden einzelnen Bildpunkt, die Farbinformationen, und viele andere mehr. Bei z.B. 24 MP kommen da schon sehr große Datenmengen zusammen, die allerdings noch kein Bild darstellen. Ein sichtbares Bild produziert erst der Kameraprozessor, der aus den Daten ein JPEG erzeugt, welches auf dem Kameramonitor betrachtet und abgespeichert werden kann. Zusätzlich erzeugt der Kamera-Prozessor ein Mini-JPEG, welches zusammen mit den Metadaten mit in der RAW-Datei abgespeichert wird.
Zusätzlich zur JPEG-Speicherung bieten die Kameras auch die Möglichkeit, die RAW-Datei abzuspeichern, um diese dann in externen RAW-Entwicklungsprogrammen in Bilder bzw. Bilddateien umzuwandeln. Dabei verwenden die Kamerahersteller jeweils eigene, sogenannte proprietäre RAW-Formate. RAW-Entwickler arbeiten als parametrische Bildbearbeitung, die die originalen Parameter der Kamerahersteller allerdings nur interpretieren können, da sie i.d.R. keinen Zugriff auf die herstellereigenen Dateisysteme haben. Diesen Zugriff haben nur die von den Kameraherstellern mitgelieferten Entwicklungstools. Daher fallen auch die Ergebnisse der verschiedenen RAW-Konverter immer etwas unterschiedlich aus, und die Daten sind untereinander auch nicht kompatibel. Beim Entwicklungsprozess kann die jeweilige Software auf (fast) alle abgespeicherten Messwerte (der Tabelle) zugreifen und diese auch beliebig verändern. Im RAW-Entwickler wird das eingebettete JPEG als Bild als Bearbeitungsgrundlage angezeigt. Da die entsprechenden RAW-Konverter die Ausgangsdateien (das Abbild der aufgenommenen Parameter) beim Abspeichern als ein Grafikformat in ein Archiv nicht verändern, spricht man hier von der nichtdestruktiven Bearbeitung. Als sichtbares und weiternutzbares Bild gibt das RAW-Programm z.B. ein TIFF aus. Zusätzlich zu der originalen Datendatei speichert ein RAW-Konverter zusätzlich die vorgenommenen Bearbeitungsvorgänge als lesbare Sidecar-Datei mit ab, sodass jederzeit wieder auf die Daten zugegriffen werden kann.
Wichtig: RAW-Konverter können und sollen grundsätzlich nichts in die originale Datendatei, die in der Kamera erstellt wurde, schreiben; und sie speichern ihre Bearbeitungsschritte nicht ebenenbasiert, sondern nur als parametrische Bearbeitungstabelle ab!
Seit einigen Jahren arbeiten aber auch Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop oder Affinity Photo nichtdestruktiv. Da JPEGs hochkomprimierte Dateien sind, hatte früher jeder Zugriff und jede Änderung den Effekt, dass sich die Bildqualität verschlechterte. Heute arbeiten die Programme ebenenbasiert, d.h. wir laden unser JPEG oder TIFF in das Programm. Diese Datei bildet dann quasi die Grundebene, und alle Bearbeitungsschritte, die dann folgen, finden in jeweils eigenen Ebenen statt.
Aktuelle Bildbearbeitungsprogramme können alle Bearbeitungsschritte (Ebenen) in ihrem eigenen proprietären Dateiformat speichern. Dazu wird das Originalbild und die Bearbeitungsschritte als Sidecar-Datei gespeichert und/oder in die neue Bilddatei eingebettet. So kann später jederzeit auf alle Bearbeitungsschritte zurückgegriffen werden. Ein mit Ebenen bearbeitetes Bild kann auch als TIFF mit Ebenen abgespeichert und dann in fremder Software weiterbearbeitet werden. Oftmals werden aber dabei nicht alle Einstellungen erhalten. Erst bei einem Export aus dem Programm heraus, als DNG, JPEG oder TIFF macht das Programm dann das endgültige „neue“ Bild, welches als neue Datei gespeichert wird.
Grundsätzlich arbeitet auch die Nik Collection ebenenbasiert, und jedes Modul bildet quasi eine Bearbeitungsebene in der Bildbearbeitung. Allerdings konnte man früher die jeweiligen Bearbeitungsschritte nicht für den Wiederzugriff abspeichern. Die neue Nik Collection 3 bietet nun in allen Modulen eine ebenenbasierte Speicherung als TIFF an, so dass jederzeit wieder auf die einzelnen Bearbeitungsparameter zurückgegriffen werden kann. Gespeichert werden ein TIFF, welches das ausgewählte Modul für die Bearbeitung erzeugt und die Bearbeitungsschritte als Ebenendaten. Somit bleibt das Original, ob als RAW oder als neu erzeugtes TIFF, unangetastet. Dieses neue Feature meint also mit nichtdestruktiver Bearbeitung nicht das kameraerzeugte RAW!
Das Testequipment
Als Programme nutze ich normalerweise LR 6.14 und DxO Photo LAB 3 für die RAW-Konvertierung und Affinity Photo zur Bildbearbeitung. Die Nik Collection ist in alle drei Programme eingebunden. Das Ganze läuft unter Win10 Pro (aktuelle Version) auf einem Rechner mit AMD FX 8-Kerner, 32 GB Arbeitsspeicher und einer Nvidia GTX 960. Als Bildschirm steht ein 27 Zoll-4k-Monitor zur Verfügung.
Der Test
Die Installation der Nik Collection 3 läuft problemlos. Das Programm bindet sich bei der Installation sowohl in Lightroom als auch in DxO automatisch ein. In Lightroom finden sich die Module unter „bearbeiten in“, DxO Photo Lab erzeugt eine eigene Schaltfläche „Nik Collection“ auf der Programmoberfläche. Um die Collection in Affinity einzubinden, ist dann allerdings etwas Handarbeit nötig:
Hierzu muss man im Einstellungsmodul von Affinity nur die unter DxO abgespeicherten Nik Collection 3 einbinden. Nach einem Affinity-Neustart findet man die Nik-Module dann unter „Filter“ anwählbar wieder.
Die Module
PERSPECTIVE EFEX
Als neues Modul ist Perspective Efex dazugekommen. Dieses Plugin ermöglicht es schon im RAW-Konverter zahlreiche geometrische Korrekturen vorzunehmen und zwar unabhängig von der standardmäßigen Objektivkorrektur. Es steht dabei sowohl eine automatische als auch eine manuelle Funktion zur Verfügung. Geht man manuell vor, kann man zahlreiche Kontrollpunkte benutzen, um Fluchtlinien zu korrigieren oder diese gezielt zu „verbiegen“.
Mit diesem Modul ist es möglich, Körper und Gesichter, die bei Weitwinkelaufnahmen in den Randzonen verzerrt erscheinen, mit einem Klick zu korrigieren. Darüber hinaus lassen sich auch „Tilt-Shift“-Effekte in Landschaftsaufnahmen (z.B. Miniatureffekte) erzeugen. Perspective Efex eignet sich z.B. gut als letzter Bearbeitungsvorgang bei der RAW-Entwicklung unter Einbeziehung der standardmäßigen Objektiv-Korrektur. Interessant hier ist auch, dass das Modul auch auf die DxO-eigene, sehr gute Objektivkorrektur-Datenbank zurückgreift!
COLOR EFEX PRO
Dieses Modul ist das farbige Pendant zum bekannten Silver Efex Pro. Mit diesem Modul ist es möglich, farbige Bilder hinsichtlich der Farbgebung und Stimmung zu manipulieren.
Eine Variante in Richtung Polaroid:
ANALOG EFEX
Mit Analog Efex Pro hat man die Möglichkeit, moderne Digitalfotos auf „alt“ zu trimmen. Die 90 Tools, bestehend aus Filtern, die analoge Kameras, Objektive oder klassische Filme nachbilden, ermöglichen durch die vorhandenen Presets ebenfalls ein schnelles Arbeiten und bringen etwas Abwechslung in die oft kalt wirkenden Digitalbilder.
DFINE 2
Dfine 2, hier mal als „stand alone“-Variante, bietet eine wirkungsvolle Entrauschung, sowohl im Automatik-Modus als auch zu Fuß. Der manuelle Modus ermöglicht erst das Messen mit mehreren Messpunkten, um anschließend die Korrekturparameter festzulegen.
SHARPENER PRO 3
Sharpener Pro ist in zwei Varianten anwählbar. Einmal als RAW Presharpener und als klassischer Output-Sharpener. Hier die Variante als Output-Sharpener; er dient zum abschließenden Schärfen beim Export.
Die Sinnhaftigkeit des RAW-Presharpener erschließt sich mir (noch) nicht. Bei Nutzung dieses Filters kann man zwar ein RAW laden, macht daraus aber immer ein TIFF, ob stand-alone oder als Plugin. Zwar kann man ein erweitertes TIFF zur späteren Weiterbearbeitung abspeichern, wofür mir aber momentan noch keine sinnvolle Anwendungsmöglichkeit einfällt. Eventuell ist diese Variante was Spezielles für Photoshop?
HDR EFEX PRO 2
Das HDR-Modul bietet die klassischen Möglichkeiten, ein HDR-Foto zu generieren. Das funktioniert sowohl mit einem einzelnen Foto (als Pseudo-HDR mit Ton-Mapping) als auch über die Zusammenführung mehrerer Einzelfotos. Die Arbeit in HDR Efex Pro 2 erfolgt dabei in zwei Schritten: Zusammenführen der Bilder und anschließendes Verarbeiten der HDR-Bilder mit verschiedenen Korrekturmöglichkeiten. Das Zusammenführen von Bildern nutzt ein eigenes Fenster, in dem die einzelnen Bilder „gestapelt“ werden. Sobald die Originalbilder zusammengeführt wurden, wird das HDR-Bild im Plugin angezeigt.
HDR Efex pro 2 bietet 40 Presets, die jeweils noch nach persönlichem Geschmack verändert und angepasst werden können. Dabei lassen sich die Parameter sehr fein einstellen, so dass man seinen Fotos mit einer minimalen HDR-Einstellung leicht etwas mehr Pep verpassen kann. Das Modul bietet vor allen mit der U-Point-Technologie vielfältige und präzise lokale Einstellungsmöglichkeiten.
Hier ein Beispiel mit „dramatischem HDR Effekt“:
SILVER EFEX PRO 2
Silver Efex ist eine Anwendung, die ich schon öfter eingesetzt habe, da ich SW-Fotos ausgesprochen mag. Das Programm bietet eine Vielzahl an guten Presets, die noch variantenreich modifiziert werden können. Dazu hat man die Möglichkeit, zahlreiche analoge SW-Filmtypen zu simulieren.
Hier noch einige Beispiel zur SW-Umwandlung:
Bei entsprechender Qualität und Größe der Ausgangsdatei lassen sich problemlos auch großformatige Prints anfertigen!
Grundsätzlich arbeiten alle Module in der Nik Collection 3 mit der exklusiven U POINT-Technologie von DxO, die eine präzise Korrektur mit Hilfe von Kontrollpunkten für jedwede lokale Anpassung bietet. Auch die neue TIFF MULTIPAGE Abspeicherung findet sich in jedem Modul. Will man diese Funktion nutzen, muss man allerdings immer die Original-Bilddatei in den jeweiligen Programmen benutzen.
Das Bild zeigt den besonderen Hinweis für diese Funktion. Rechts sieht man die eigene Schaltfläche (in DxO) für die Nik Collection.
Fazit
Beim Fotografieren kann man grundsätzlich zwei Typen Fotograf*innen finden. Den, für den das optimale Ergebnis das Ziel ist, und den, für den der Weg zum Ziel sein fotografisches Schaffen prägt. Diese Anmerkung ist keinesfalls despektierlich gemeint, sondern beschreibt nur die Zielgruppe für die Nik Collection 3. Die Plugins ermöglichen einerseits schnelle, hochwertige Ergebnisse, aber auch andererseits Filter und Werkzeuge, die einfach nur Spaß machen.
Ob man derartige Filter benötigt, hängt einerseits von den Programmen ab, die man bereits benutzt, in einigen Fällen auch vom Alter und der Version der jeweiligen Software. Andererseits ermöglicht die Nik Collection auch dem, der nicht stunden- oder tagelang an der Bearbeitung seiner Fotos sitzen möchte, sich kreativ mit seinen Fotos auseinander zu setzen. Eine wirkliche Verbesserung ist auch die, dass die neue Nik Collection 3 jetzt auch mit hochauflösenden Monitoren optimal zusammenarbeitet. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man sich nicht unbedingt lange einarbeiten muss, da die meist vorhandenen Presets schon ansprechende Ergebnisse bieten. Leider ist die im Programm vorhandene Hilfe-Funktion (bisher) nur in Englisch verfügbar. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist beim Normalabgabepreis leicht grenzwertig, nutzt man allerdings die momentanen Aktionspreise, dann passt es!
Ich vergebe 4 Sterne.
Bewertung
Weitere Informationen
Zur Produktankündigung vom 03.06.2020
Zur Nik Collection 3 bei DxO
Zum Download der kostenlosen Testversion (Laufzeit 1 Monat)
Ausführliche Erläuterung des nichtdestruktiven WorkflowsEinführungsangebot bis 30.06.2020:
Die Nik Collection 3 By DxO (Windows und macOS) kann ab sofort bis zum 30. Juni 2020 über die Website von DxO zum Einführungspreis von 99,99 € anstatt 149 € heruntergeladen werden. Das Update ist in diesem Angebotszeitraum für 59,99 € anstatt 79 € erhältlich.Fotografen, die die Nik Collection 2 By DxO oder eine ältere Version besitzen, können über ihr Kundenkonto ein Update erwerben.
© Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text und Bilder: Dieter Doeblin